2. Tag des Schreibmonats

June 13th, 2003

Schreiben? Naja, ich füllte ziemlich viele Zettel.

Einen mit dem Entwurf für die Geschichte meines Opas, die ich heute schreiben will.
Weitere vier Zettel mit der Analyse der Olsenbande-Filme Teil 4 bis 7, ganz unter dem Blickwinkel, sie als Hackerfilme zu sehen: gewaltfreier Einstieg in kontrollierte Systeme, Lockpicking, Ausnutzung von Automatismen (Uhrzeiten, technischen oder betrieblichen Abläufen, Gewohnheiten, Maßen und Besitzverhältnissen), dabei unter Ausnutzung der legendären Inventarlisten: “Wir brauchen einen Schweißbrenner, Bandmaß, Zollstock, Stoppuhr, eine Würstchenbude, Enten, einen Vorschlaghammer und 26 Kegel.” Immer sind sie nett: als sie den Bus klauen, halten sie extra noch mal an, um das Frühstück des Fahrers zurückzulassen. Zusammenfassend Egon: “Es ist nämlich alles eine Frage der Dienstmützen.”

Am Nachmittag stellte ich fest, daß ich Englisch nach der Birkenbihl-Methode gelernt habe. Das erklärt eine Menge. Ich habe mich selbst immer gewundert, wie mir das in der Gründlichkeit gelingen konnte, ohne je wirklich im englischsprachigen Ausland gewesen zu sein. Aber Frau Birkenbihl empfiehlt: englische Sprecher auf Band oder aus Filmen und Musik hören, wobei sie von Hip Hop noch nichts mitbekommen zu haben scheint – das hat bei mir neben dem Britischen Armeebrotkasten BFBS den Ausschlag gegeben. Ich habe mich statt mit originalen Briten und Amerikanern mit ihren Medien unterhalten. Funktioniert. Ich werde mich an Russisch auffrischend heranwagen, indem ich erst mal das Tatu-Gesamtwerk vor mich hinsinge.

Die netten jungen Damen waren bei der saublöden VIVA-Show Interaktiv mit dem saublöden Mola und zerlegten ihm die Sendung. Nachdem Julia dauernd sein Mikrofon anschaute und anfaßte, wurde Mola immer hysterischer, während Publikum und Anrufer irgendwann anfingen, direkt auf Russisch mit den Mädels zu reden, so daß Mola nichts mehr mitbekam. Frage aus dem Telefon: “Warum spielt ihr nicht in Berlin?” Lena: “Wir spielen morgen in Bonn. Fahr doch dahin. Das ist doch hier alles nicht so weit.” Frage: “Was macht ihr nach Tatu?” Lena: “Erst mal weiter singen, dann schreibe ich Bücher, werde Psychoanalytikerin, dann Präsidentin und sterbe. Ich werde Präsidentin der schwulen Weltkultur. Ich werde die Welt heilen!” Im weiteren Verlauf boten sie, sollte es im Publikum wirklich noch Jungfrauen geben, an, da “Entwicklungshilfe” zu leisten. Dann malten sie auf weite Teile der Studioeinrichtung mit Edding FUCK WAR auf Russisch. Mola mußte dreimal in Panik die Werbung förmlich zu Hilfe rufen. (Die beknackte Word-Autokorrektur hat Präsidentin beide Male in Präsidenten umgewandelt)

Wir schippten Sand für die neue Terrasse, aßen väterlichen Hackbraten, ich war Frankreich bei Europa Universalis 2 (nachdem ich tags zuvor das Timuridenreich gewesen war und an meinen inneren Widersprüchen zerbrochen war; Neid auf Bush: als ich schließlich versuchte, das Kalifat an Euphrat und Tigris zu überfallen, gab es im Hinterland Bürgerkrieg) und Griechenland bei Play The World.

Immerhin begann ich mit der Übersetzung des “Corporate Body”, des zweiten Textes für das “Menschenrechte für Unternehmen”-Heft. Ich fragte meine Ma, ob wir ein englisches Wörterbuch im Haus hätten und sie sagte, nein. Außer dem kleinen eben (55.000 Wörter) und dem anderen, das Vati mal bestellt hat (350.000 Wörter) – praktisch nichts. So kann ich nicht arbeiten!

Nu ja. Wenigstens hat es des Nachts etwas geregnet, so daß ich jetzt nur noch alle Stunde das T-Shirt wechseln muß.

Abschließend eine Telefonfrage an Charlotte Roche: “Hast du dein Musikwissen eigentlich aus der VISION?” Antwort: “Ja, ich habe es auch aus der VISION. Sehr große Musikzeitschrift. Aber ich habe es auch aus der SPE und der INTR.”

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