Und das war im Oktober

November 7th, 2007

Das hätte ich ja mal zum heutigen Jahrestag des bolschewistischen Putsches gegen die Russische Revolution bzw. zu ihrer Rettung (je nach Standpunkt) fertig gebastelt haben können: meinen Cut-up über Rußland 1917, mit dem Schwerpunkt auf der Unterrepräsentation der gloriosen Februarrevolution und, nun ja, kommunistischem Antibolschewismus. (Material habe ich auch schon gesammelt.)

Stattdessen cutte ich gerade etwas ganz anderes mit dem Arbeitstitel “Joy of Regression”, was in den nächsten Tagen hier zu lesen sein wird.

Und lese – bis ich Bini Adamczaks neues Buch in die Finger bekomme – über den “Roten Oktober” bei den Muggle Nutters: in der heutigen Sonderbeilage der “jungen Welt” und im Sonderheft des kaum verbrämten Nazimagazins “Deutsche Geschichte”, von dem ich weiterhin nicht ganz verstehe, warum das an jedem Kiosk gut sichtbar ausliegt.

5 Responses to “Und das war im Oktober”

  1. ghost Says:

    Wenn du noch an Literatur zum Thema des Cutups interessiert sein solltest
    es gibt von Solschenitzyn eine Trilogie(Das Rote Rad), deren drei Bände so heißen wie die Zeit ist in der sie spielen:

    August Vierzehn
    November Sechzehn
    März Siebzehn

    wobei natürlich März=Februar ist.

    Ich habe nur den ersten band auf deutsch, März siebzehn ist zu bezahlbaren Preisen nicht zu bekommen, den zweiten les ich wenn ich meinen Ünersetzungsekel überwunden habe und den ersten durch hab.

  2. classless Says:

    Zumindest teilweise gibt es das hier in der Bibo. Looks like material.

  3. godforgivesbigots Says:

    Ich gehe mal hierauf ein:

    “Wer weitere Versionen kennt, bitte melden, gerade an stalinistischen und auch außereuropäischen Darstellungen besteht Mangel wie Interesse. Alle Quellen, die auch die Ereignisse in der ersten Jahreshälfte 1917 ernstnehmen, sind von besonderem Interesse.”

    Das wichtigste Ereignis der ersten Jahreshälfte 1917 ist die Entschlüsselung des Zimmermann Telegramms. Texas bleibt mexikanisch! Daraufhin korrigiert das Weiße Haus diametral seine bislang pazifistische Haltung. In der gleichgeschalteten deutschen Öffentlichkeit ahnt niemand etwas von dem Codebruch, selbst Rosa Luxemburg scheint der amerikanische Kriegseintritt unerklärlich:

    Wilson mahnte auch zum Frieden. Wilson wollte auch „Verständigung“, Wilson forderte auch die Bekanntgabe der Kriegsziele, Wilson war auch gegen jede „Vergewaltigung“, Wilson drang auch auf „internationale Abkommen“ über Schiedsgerichte und Einschränkung der Rüstungen. Und auf Wilsons Aktion beruft sich eben das Manifest der Haase, Ledebour, Kautsky als auf das entscheidende Moment, das einen Vorstoß der proletarischen Internationale als „an der Zeit“ erscheinen lasse.

    Hier erfolgt aber einer der gelungensten Witze der Weltgeschichte: Kaum hatte die „Arbeitsgemeinschaft“ eine sorgfältige Kopie des Friedensprogramms des amerikanischen Präsidenten ausgefertigt, als dieser, der eben den Mund zu einer dritten Friedensbotschaft aufgetan hatte, einen Moment schwieg und dann plötzlich erklärte: „Meine Herrschaften, ich habe mir’s überlegt: Ich mache nicht mehr Frieden, ich mache Krieg!“

    Daraufhin entschließt sich Zimmermann, Lenin per Reichsbahn aus der Schweiz nach Rußland zu befördern, aber verfehlt sein Ziel durch einen Separatfrieden mit den Putschisten genügend Truppen gegen den verfrüht ins Spiel gekommenen Hauptfeind verfügbarzumachen. In Deutschland kommen sog. Dolchstoßlegenden auf.

    Dieses Ereignis wiederholt sich ca. 60 Jahre später als Farce, als nach dem Jonestown-Massaker Gicard d´Estaing Ayatollah Khomeini nach Persien einfliegen läßt.

  4. topi Says:

    “In diesen Tagen feiert die große sozialistische Oktoberrevolution [Wiki] in Russland ihr 90. Jubiläum. Die Erhebung unter der Führung von Lenin [Wiki] war Ausgangspunkt für zahlreiche Arbeiteraufstände und Revolten in der ganzen Welt. Auf die Revolution folgte 1922 die Gründung der Sowjetuion. Sie gab globale Orientierung für ein Leben in Würde, Gleichberechtigung und fern ab von Kolonisation, Unterdrückung und Kapitalismus.”

    die alb im jahre 2007, mir fehlen die worte.

  5. godforgivesbigots Says:

    Soso. Die Antifa Berlin empfiehlt also, sich in weltgeschichtlichen Fragen auf Wikipedia zu verlassen.

    Nunja. Ein Flugblatt auf der Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherung empfahl sogar sich auf Google zu verlassen.

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