Unterdessen bei StudiVZ

February 27th, 2008

In der Sphäre der Justiz mag es Bedenken bezüglich Überwachung und auch ernstgemeinte Versuche der Beschränkung geben; im freien Spiel der Kräfte zwischen Anbieter, Nutzer und Exekutive sieht das viel einfacher aus. Der StudiVZ-Geschäftsführer berichtet aus jener Welt, die aufgrund des Umfangs und der Freiwilligkeit der Nachbarschaftsspionage viel eher das Etikett “Stasi 2.0” verdient als jede Maßnahme des Innenministeriums oder der Großen Koalition:

>>SPIEGEL ONLINE: Konkret: Zu Ihnen kommt ein Staatsanwalt mit 30 Fotos aus StudiVZ-Profilen, die Leute anscheinend beim Kiffen zeigen. Er verlangt Klarnamen zu den Profilen und allen Kommentaren. Was machen Sie?

Riecke: Gott sei Dank dürfen wir bei Ermittlungsersuchen solche Daten nun herausgeben. Nutzungsdaten speichern wir bei allen Nutzern, die uns das erlaubt haben durch ihre Einwilligung.

SPIEGEL ONLINE: Wie viele sind das?

Riecke: Sehr viele. Weit über 90 Prozent.<< Der Weisheit letzter Schluß bleibt auf dem Markt das Ergebnis der gleichnamigen Forschung, wie Riecke später im selben Gespräch klarstellt: >>Die Marktforschung zeigt klar, dass personalisierte Werbung besser akzeptiert wird. Deshalb wollen wir auch die zehn Prozent unserer Nutzer, die noch nicht zugestimmt haben, davon überzeugen.<< Es ist alles zu Ihrem Besten, denn wir verdienen mehr! (via dissi)

23 Responses to “Unterdessen bei StudiVZ”

  1. RazziaVZ - tobes blog Says:

    […] Spiegelonline gibt StudiVZ-Chef Riecke ein Interview zu Status und Zukunft seines Pseudo-Studentenverzeichnis’. Er hat keine Angst vor Facebook, erläutert warum die AGB zuletzt […]

  2. unkultur » Blog Archive » STASI und kein Ende Says:

    […] Nur geht die Gemeinsamkeit kaum über die Kombination von 2 Buchstaben hinaus. Anders sieht das classless, der die Datenweitergabe von StudiVZ an Ermittlungsbehörden wegen Lappalien kritisiert. Nur mit […]

  3. nada Says:

    http://www.youtube.com/watch?v=Cy-AQ98dvWA
    😉

  4. Stev Says:

    Oh man … in manchen Foren schreiben Leute sogar öffentlich über Kiffen oder dass sie irgendeinen Film runtergeladen haben und bei StudiVZ hat plötzlich jeder Angst?
    Wenn ein Anwalt keine Arbeit hat, muss er sich nicht extra bei StudiVZ anmelden um Kiffbilder zu suchen, sondern kann in jeder beliebigen Community suchen. Irgendwo schreibt immer jemand über solche Dinge und die IP-Adresse wird nunmal überall gespeichert und sagt auch mehr aus wie die paar Daten bei StudiVZ.

    Abgesehen davon:
    Es ist ziemlich lustig, wie die ganzen Blogs diese Nachricht einfach weiter kopieren, ohne darüber nachzudenken, dass erstens im Internet viel Schrott geschrieben wird und zweitens dass auch große Onlinezeitungen Fehler machen können, denn StudiVZ sagt das:
    ———————————
    Einige von Euch haben es sicher mitbekommen und waren – wie auch wir – geschockt. In der Online-Ausgabe eines Nachrichtenmagazins mit professionellem Image wurde unser Geschäftsführer Marcus Riecke falsch zitiert.
    Auf der beständigen Jagd nach einem neuen Skandal im Hause studiVZ wurden mal wieder Zusammenhänge aus unserer Sicht mutwillig falsch dargestellt.
    In diesem Artikel hieß es zum Beispiel, dass wir Euch – salopp formuliert – an die Polizei verpetzen wenn wir Bilder von Euch beim Konsum von Cannabis sehen.
    Diese Schlagzeile wurde eine halbe Stunde nach Veröffentlichung und einer Aufforderung zur Richtigstellung durch uns zwar abgemildert, was die Weiterverbreitung über andere Medien aber nicht verhindert hat.
    Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sauer wir über diese Art der Berichterstattung sind.

    An dieser Stelle möchten wir Klarheit schaffen:
    Fakt ist: Ihr möchtet Sicherheit.
    Niemand möchte nationalsozialistische Parolen im studiVZ sehen oder der rechten Szene einen Nährboden bieten. Niemand will belästigt, bloßgestellt, bedroht oder verleumdet werden.
    Um Euch eine sichere Plattform zu garantieren, haben sich alle Beteiligten an einige wichtige Regeln zu halten. Diese stammen nicht von uns, sondern sind für alle gültige und bindende Paragraphen der deutschen Gesetzgebung, wie zum Beispiel der Jugendschutz und das Strafrecht.
    Dass wir Daten an Strafverfolgungsbehörden – also Polizei und Staatsanwaltschaft – herausgeben müssen, wenn diese uns ein schriftliches Auskunftsersuchen zukommen lassen, ist weder neu noch unseriös, sondern dient letztlich Eurem Schutz.
    Es geht hier um Morddrohungen, radikales Gedankengut, Verleumdungen, schwere Beleidigungen und weitere heftige Dinge, welche in unserem Land genauso wie im studiVZ eine klare und zu ahndende Straftat darstellen.
    Ein Auskunftsersuchen ist immer mit einer Anzeige verbunden, die von den Geschädigten erstattet wurde, zum Beispiel einem Nutzer aus Euren Reihen.
    Das wird überall genauso gehandhabt und hat nichts mit Spionage zu tun!
    Dass wir Bilder und Daten an die Polizei geben, weil Ihr Euch darauf ein gemütliches Tütchen ansteckt, ist komplett erfunden und gelogen.
    So etwas tun wir nicht!
    Das betrifft nicht nur das von der Presse bewusst gewählte und wunderbar plakative Beispiel Cannabis. Nebenbei gesagt gab es noch nie eine Anfrage zu Cannabiskonsum.
    Wir bitten Euch, solchem Journalismus keinen Nährboden zu geben – er schadet nicht nur uns, sondern ist eine gezielte Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Veröffentlichung falscher Informationen.
    —–

  5. börk Says:

    wow. das klingt wie o-ton schäuble, wenn man das saloppe herausbügelt. bla es dient nur zu eurem schutz bla und es trifft auch nur die fieslinge die ihr auch nicht mögt blablabla

    sehr lustig.

  6. classless Says:

    @Stev

    Dass wir Daten an Strafverfolgungsbehörden – also Polizei und Staatsanwaltschaft – herausgeben müssen, wenn diese uns ein schriftliches Auskunftsersuchen zukommen lassen, ist weder neu noch unseriös, sondern dient letztlich Eurem Schutz.

    Es ist nicht dein Ernst, daß du das jetzt als Gegenargument bringst, oder? Egal, ob sie dementieren, daß es auch mal um Dope geht – sie haben generell eingewilligt, also ist generell alles Strafbewehrte betroffen, z.B. auch Urheberrechtsverletzungen.

  7. Stev Says:

    Klar will ich auch nicht, dass StudiVZ meine Daten an irgendwelche Personen weitergibt. Aber was im realen Leben verboten ist, ist nunmal auch im Internet verboten! Das Internet ist keine rechtsfreie Zone und wer meint, er könne mit seinen zig Joints oder runtergeladenen Filmen im Internet prahlen, dem geschieht es recht, wenn die Polizei mal vor der Türe steht.
    Und nicht nur StudiVZ muss bei einer solchen Anfrage die Daten rausrücken, sondern jeder Community-Betreiber. Also, warum auf StudiVZ auf einmal so rumhacken, wenn das eigentlich gar nichts neues ist ???
    Meine Kritik bezog sich lediglich auf diesen Teil!

    Das mit der Werbung ist dann natürlich eine andere Geschichte und da stimme ich dir zu. Aus dem Grund schreib ich auch nicht meine ganze Adresse oder Telefonnummer bei VZ rein.
    Aber bezüglich personalisierter Werbung ist Google (v.a. Google Mail und Analytics) viel schlimmer wie StudiVZ.

  8. classless Says:

    Dir ist aber schon klar, daß das Foto mit dem strafbewehrten Inhalt nicht von dir selbst sein muß, damit du drauf zu sehen und per Einkringelung identifizierbar bist?

  9. godforgivesbigots Says:

    Ha, der Nazismus ist der Kinderporno der Intellektuellen – der Türöffner mit dem sich im Haustürgeschäft der Sicherheitspolitik jede noch so nutzlose Kontroll- und Bespitzelungsmaßnahme verkaufen läßt. Der Volksverhetzungsparagraphen gehört endlich mal ersatzlos gestrichen, Ahmadinejad wird ja deswegen doch nicht verhaftet sobald er deutschen Boden betritt.

    Bemerkenswert auch dass der Sprecher der Website seine willige Helferschaft bei der Denunziation von Cannabisverbrauchern theologisch begründet. Im Rückzieher hingegen fehlt diese Argumentationsebene völlig und es wird versucht rein praktisch zu argumentieren. Vielleicht sollte der Mann mal zur Datensammelwut des Kaisers Augustus während der Zeitenwende nachlesen.

  10. Stev Says:

    @Classles:
    Entweder ich hab ne Straftat gemacht, dann bin ich selbst Schuld, wenn ich mich dabei erwischen lass, oder ich hab keine Straftat begangen, dann werden die ja schnell bemerken, dass das Foto ein Fake ist bzw. nicht der Wahrheit entspricht.
    Ich bin nicht auf der Seite von Schäuble, aber ich bin definitv auch nicht auf der Seite derjenigen, die das Internet zur anonymen Verbreitung von Straftaten nutzen bzw. die Straftaten im Internet begehen.

  11. sashque Says:

    @stev: gings nicht eben noch ums Kiffen?

  12. classless Says:

    Naja, Stev, wenn das deine komplexe Position zu staatlich sanktioniertem Handeln ist, dann brauchen wir uns nicht wirklich weiter unterhalten.

  13. Jakob Says:

    Bin jedenfalls froh, mich da nie angemeldet zu haben … sowieos die beste Methode, um sich um solcherlei Scheiß nicht allzusehr den Kopf zerbrechen zu müssen!

  14. unkultur Says:

    Naja Classless, die Argumentation ist aber auch nicht gerade kohärent: was ist denn deine super-komplex-durchdachte Position zu staatlichem Handeln? Der Punkt ist doch vielmehr ein anderer: dir stößt auf, dass der Geschäftsführer es IM INTERVIEW BEGRÜSSTE, dass Daten jetzt rausgegeben werden können. Auch auf anderen Websites können keinen Bilder – und da hat Stev durchaus Recht – mit Ordnungswidrigkeiten/ Straftaten eingestellt werden ohne die Gefahr, dass der Staat da einschreitet. Nur dass hier die Siteverantwortlichen auch erstmal die Möglichkeit haben, die Daten nicht rauszugeben und eben nicht mit staatlichen Organen zu kooperieren (und evtl. dafür selbst Sanktionen zu kassieren).

  15. saltzundessick Says:

    naja, unkultur, pass mal lieber auf, dass die polizei nicht bei dir vor der tuer steht. du mit deiner prahlerei von deinen zig runtergeladenenen joints auf deinem narzististischen blog.

  16. godforgivesbigots Says:

    Jaja Kiffersolidarität ist ein rares Gut. Wieviele nutzen Internet oder Telefonie oder SMS für Schwarzmarktgeschäfte? Jetzt mit der Vorratsdatenspeicherung ist eine krasse Eskalation des Drogenkriegs auch in Deutschland durch Einsatz von Datamining nur noch eine Frage der Zeit. Vorfälle wie kürzlich die Aachener Datei könnten Vorboten für ein Hereinbrechen weißrussischer Verhältnisse sein. Vielleicht ist es so daß viele Studenten Antworten auf diese Problematik wünschen, und das inhaltliche Versagen von Marcus Riecke deswegen überproportional Aufmerksamkeit abbekommt.

  17. unkultur Says:

    Oh ja… ehm… da muss ich gleich mal die Fotos veschwinden lassen, die mich beim kiffen gegen rechts zeigen.

  18. classless Says:

    Keine Ahnung, war vielleicht auch etwas schnell und scharf geschossen. Irgendwie werde ich aber den Eindruck nicht los, daß ein paar Basisfunktionen des lieben Web 2.0 in ihrer Tragweite nicht ganz bekannt zu scheinen. Im Falle von StudiVZ zum Beispiel diese: Bilder von anderen Leuten machen, sie veröffentlichen, die Personen einkringeln und anklickbar machen, das gesamte “Sozialprofil” nachvollziehbar machen. Dazu müssen die betreffenden Personen nichtmals was davon mitbekommen.

    Das Gruseligste bleibt für mich auch eher die Selbstverständlichkeit von Veröffentlichung und damit einhergehend sie Reibungslosigkeit, mit der Anbieter, Nutzer und Exekutive zusammenspielen. Das Problem ist nicht StudiVZ allein, das ist schon klar.

  19. godforgivesbigots Says:

    Studentenverbindungen gab es ja auch schon in der analogen Zeit. Von daher sind die interessanten Fragen vielleicht: Wie kommen Aussteiger aus diesem Projekt auf ihrem weiteren Weg zurecht, und welchen Marsch durch die Institutionen werden diese sozialen Netzwerke einschlagen wenn sie fertigstudiert haben?

  20. sahra sahara Says:

    das beispiel mit den kiffbildern ist schon deshalb total schwachsinnig, weil ein bild mit einem kiffenden unbekannten, selbst als profilfoto, keine strafanzeige gegen den inhaber des profils stützt: auf dem bild kann ja jeder sein. mit eine so schwachen beweislage wird sich kein nüchterner staatsanwalt zufrieden geben – was er aber müßte, um die anzeige zu übernehmen und beim internetprovider die ip-entschlüsselung, also die persönlichen daten zu verlangen. denn kaum jemand mit kiffbildern wird ins beschissene studivz seine echte beschissene addresse eintippen…

  21. nonono Says:

    @sahra
    Deine Argumentation ist auch total schwachsinnig, weil sie völlig verfehlt, worum es hier gerade ging: dass jemand anders dich bei Straftaten fotografiert, du per “Einkringelung” identifizierbar wirst und danach teil eines entsprechenden “sozialprofils”, was dich ermittlungswürdig macht. See?

  22. sahra sahara Says:

    denkst du ich les mir das hier alles durch, ja? denkst du das im ernst??

  23. hamletmaschine ad ultimo Says:

    äh: die “einkringelung” heißt übrigens verlinkung, und wer es versteht, häkchen zu setzen, kann sie ganz einfach unter “privatsphäre” sperren. so wirst du auf ewig bei deinen straftaten uneingekringelt bleiben…

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