TOP, Alexandertechnik, Max Klebb @ Basso

April 23rd, 2009

Unter der Überschrift “Keine Nation in meinem Namen – Vom Kampf gegen die nationale Repräsentation” sprachen heute abend im Rahmen der Kampagne “Staat Nation Kapital Scheiße” ein Moderator von TOP Berlin, Alice Creischer von Alexandertechnik und Johannes von Max Klebb im Basso. In der Einleitung verwies der Moderator auf die Rolle der Künstler als Avantgarde der Prekarität, in der schon immer so flexibel gearbeitet wurde bzw. werden mußte, wie das mittlerweile für die meisten Menschen verbindlich wird.

Alice Creischer stellte dann ihre Gruppe vor, von der einige bereits an den Protesten gegen die Flick-Sammlung beteiligt waren und die sich nun gegen das Humboldt-Forum engagieren. In der Wiederherstellung des Schlosses sieht die Gruppe eine historische Anknüpfung an Preußen, Beutekunst aus der Dahlemer Sammlung füllt für sie die Leere des “Preußen-Disneys” Unter den Linden. In einem offenen Brief an Claude Levi-Strauss, der das Humboldt-Forum möglicherweise eröffnen soll, will die Gruppe auch den Zusammenhang zwischen der Beutekunst und dem Schloß als Repräsentationsbau aus der Hochphase des Kolonialismus herstellen.

Bei Max Klebb liegt der Schwerpunkt auf der Rolle der Kunstproduzenten bei der “Kulturalisierung der Nation”. Der Pausenclown sei einfach zum kritischen Pausenclown geworden, Kritik wird nun teilweise eingeladen, weil eine Nation, die sich kritisieren läßt, als stärkere Nation dasteht. Es ginge daher um die Ablehnung der eigenen repräsentativen Funktion.

Alice Creischer schilderte ihre Erfahrungen aus den Neunzigern, als sie von der Bundeskulturstiftung gefördert wurde, die sich damals stark am britischen Nation Branding (Brit Pop, Cool Britannia, Labor umgibt sich mit sich Künstlern etc.) orientierte. Ihre Mitstreiter hätten eine “Projekt-Asozialität” entwickelt, sie seien “von solidarischen Zusammenhängen weggefördert” worden. Nachsatz: “Vielleicht wären wir auch sowieso auseinandergegangen…”

Die Einladung zu “Vertrautes Terrain” habe sie ausgeschlagen, weil sie befürchtete, dort als Antifa-Künstlerin die psychische Disposition zur Kritik belegen zu sollen. International würden viele Städte Künstler einladen, ihre Probleme zu begutachten und dann Lösungen anzubieten.

Auf die Frage, warum sie dann überhaupt weiter Kunst machen würde, antwortete sie, daß sie den Kampfplatz nicht räumen will, daß sie ihre “Person nicht als Strategie zur Disposition stellen” kann. Überhaupt sei Militanz im Kunstbetrieb eine herrliche Sache, es würde viel Spaß machen, die angebliche Freiheit an sich selbst zu blamieren.

Die weitere Diskussion fand ich nicht so ergiebig, viel drehte sich um Begrifflichkeiten, zu denen dann die vorhersehbaren Positionsmeldungen zu hören waren, und darum, den Pausenclown-Status “ein Stück weit produktiv zu machen”. I don’t know, ich hab die Diskussion auch nicht bis zum Schluß verfolgt, vielleicht mag noch jemand, der auch dort war, in den Kommentaren was dazu ergänzen.

(Vom Infotisch mitgenommen: eine Zeitung, die so heißt wie eine Textstelle aus einem Frittenbude-Song…)

One Response to “TOP, Alexandertechnik, Max Klebb @ Basso”

  1. Cannabis Kommando Says:

    Zum Thema Kunstproduktion habch da noch eine Fundsache.

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