Berlin -> Budapest

July 30th, 2009

So schnell, daß ich mich fragte, warum ich mir für die Rückstrecke dicht beieinander liegender Termine wegen einen Flug gebucht hatte.

Doch wieder ab Potsdam, weil die Regionalbahn, die die ausgefallene S-Bahn ersetzt, an Nikolassee vorbeifährt und man dann zwanzig Minuten auf die S1 warten müßte. Nö!

Der ältere Mann auf dem Weg nach Michendorf war leicht nervig, weil er mich die ganze Zeit ausfragte und dabei penetrant Vorstellungen übers Trampen aus längst vergangener Zeit zugrundelegte. Egal: als ich in Michendorf ein Pärchen an der Auffahrt stehen sah, ließ ich mich gleich zur Brücke unter der Autobahn bringen und lief zum Rasthof. Dort waren zwar mehrere Tramper am Anquatschen im Tankstellenbereich, aber es war auch Stau auf der Autobahn, so daß ich mich einfach an die Ausfahrt stellte und nach kurzer Zeit einen von denen rausfischte, die sich im Stau über den Rasthof vordrängelten.

Und der fuhr nach München und erzählte von der Biotechnologie, Lebensmitteltests und davon, wie seine kleine Familie immer seinem Job hinterherziehen muß. Am letzten Rasthof vor München hatte ich (wieder) den Eindruck, daß in Bayern erheblich mehr Frauen anhalten, wenngleich sie hier alle in die falschen Richtungen oder einfach nach München hineinfuhren. Es hielt gar eine Frau, die mich von der Autobahn aus gesehen hatte, und elegant auf die Rasthofausfahrt rüberschwenkte.

Mitgenommen wurde ich von drei jungen Leuten, von denen derjenige neben mir auf dem Rücksitz gerade im Begriff war, Pilze zu rauchen und mich ein wenig mittun ließ. Ich war vorsichtig und hatte auch nur einen sehr leichten Optik-Film für die nächsten drei, vier Stunden. Die Auztobesatzung war zwar auch nur auf dem Weg nach München, brachte mich aber nach Vaterstetten, wo ich sofort einen Holländer anhielt (kommt ja auch nicht so oft vor), der auf der kurzen Fahrt bis Holzkirchen sehr positiv über Polen sprach.

In Holzkirchen wimmelte es nur so von begriffsstutzigen Polizisten, die dafür sorgten, daß ich bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht an der Ausfahrt wegkam (und meine Optik nur in Intervallen genießen konnte), sie störten aber nur und wurden nicht wirklich unangenehm. Als ich an der Tanke dann ein Brandenburger Ehepaar auf dem Weg in den Urlaub ansprach, sagten sie überraschend ja: sie hatten nur sehr wenig Gepäck mit, das sich leicht komprimieren ließ.

Sie setzten mich am ersten österreichischen Rasthof raus, wo man prima im Licht am Anfang der sehr langen Ausfahrt steht. Ich bereitete mich mit richtigem Red Bull auf eine lange Nacht vor, wurde dann aber von einem türkischen LKW-Fahrer mitgenommen, mit dem ich mich fast gar nicht verständigen konnte, so daß ich irgendwann in nächtlicher Beifahrersitz-Hypnose wegdämmerte. Als der LKW eine Stunde stehen mußte und der Fahrer schlief, bekam ich kein Auge zu. Erst als er wieder fuhr, schlief ich sofort ein. Und wachte erst an der ungarischen Grenze auf, wo ich mich am letzten Rasthof vorher noch eine Viertelstunde lang von wirklich fiesen Mückengeschadern die teilweise unbekleideten Waden zerstechen ließ, dann aber bei einem Rumänen einstieg, mit dem ich mich auch nicht unterhalten konnte und der trotz seiner Beteuerungen nicht nach Budapest hineinfuhr, sondern mich an der M0 raussetzte.

7 Responses to “Berlin -> Budapest”

  1. alex Says:

    Hört sich nach einem guten Trip an, aber wie schnell war es nun? 🙂

  2. classless Says:

    16 Stunden.

  3. mt Says:

    Warum über München und Österreich – hat sichs so ergeben? Wäre nicht Dresden -> Prag viel kürzer gewesen?

    Klingt jedenfalls nach nem guten Trip

  4. classless Says:

    Die A9 und die A8 sind einfach sehr schmuf, über Prag probier ich’s vielleicht das nächste mal.

  5. mt Says:

    Ne Freundin von mir hats auf der Strecke Dresden-Budapest mal ohne Umsteigen geschafft. In Dresden eingestiegen, in Budapest ausgestiegen. Aber sowas passiert wohl auch nur alle Jubeljahre.

  6. classless Says:

    Wie gesagt, in meinem regressiven “Der Weg ist das Ziel”-Romantizismus, benebelt von Virillos Trajektbegriff, Teilnehmender Beobachtung und ähnlichem postmodernem Schnickschnack weiß ich gar nicht, ob ich sowas dann für Trampen halten soll.

  7. tfbb Says:

    hatte anno ’00 mal budapest -> dresden in 7 stunden – mit einem recht netten bmw-fahrer, der seiner letzten freundin nicht böse dafür war, dass sie auf einmal ihre lesbische seite entdeckte.
    für den hinweg hatten wir drei tage gebraucht, war auch lustig.

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