Anti-Antideutsches als Material oder auch nicht

January 19th, 2010

Vielleicht machen wir mal einen Track aus “Der Antideutsche” von Wojnas Bandbreite und schildern darin, wie das für mich und viele andere gelaufen ist, die heute unter das Label fallen: welche Positionen jemand üblicherweise vertrat, bevor es hieß: “Und schon bist du Antideutscher.”

Nicht mal als Détournement– bzw. Rekuperations-Material (je nachdem, wofür es dann wieder gehalten wird) taugt hingegen diese andere Zurschaustellung eines simplen Gemüts (“vielleicht ist das nicht P.C.”), das sich nur die einfachsten Parolen vornimmt und darin nicht die eigene One-Point-Analyse (“der Nationalstaat ist die Wurzel allen Übels”) erkennt:

11 Responses to “Anti-Antideutsches als Material oder auch nicht”

  1. meyah. Says:

    http://rap.de/reviews/1809

  2. xconroy Says:

    Hui, da hat sich ja jemand mal richtig ausgemährt. Hab ich ganz übersehen, dabei schau ich fast täglich bei rap.de rein…

    Wojna schreibt relativ simple Texte. Man kann, wenn man will, vieles darin leicht kontern (den “Antideutschen”-Song aber eher weniger, wenn man davon ausgeht, daß er auf einem persönlichen subjektiven Erlebnis beruht. Und viele selbsternannte Antideutsche tun ja nun mal auch alles, um diesem Klischee zu entsprechen). Nur kommt beim Versuch bis dato, soweit ich das überblicke, nicht viel Substanzielles raus – wenn das ein Battle wäre, würden alle gähnen. Wojna reichen seine einfachen Phrasen, weil die “Gegenseite” es nicht gebacken kriegt, mit Inhalt statt mit Empörung zu antworten.

    Ich geh dann mal K.I.Z. hören. Die sind auf ihre Art viel politischer als Bandbreite und Antideutsche und haben im Gegensatz zu Vorgenannten keinen Stock im Arsch.

  3. Cyrano Says:

    Lustig, wie Bakunins “Gott und der Staat”, und die Androhung deutscher Gemütlichkeit an die Restwelt “Ein Volk ein Reich ein Führer” zu “Kein Gott kein Reich kein Vaterland” eingedampft werden. Das Volk und Führer unter den Tisch fallen bei dieser “Staatskritik” (den Staat versteh ich mal als im Reich aufgehoben), mag Zufall sein, scheint aber allemal symptomatisch für das, was “in den Schädel” dieses Musikers nicht “reingeht”… naja.
    Einfache Sprache, “one-point Analyse” etc… das gehört bei diesem pseudoaggressiven Geklampfe ja schon zum musikalischen Habitus, daher gibts Extrapunkte bei der Form, die die inhaltlichen Defizite allerdings nicht wett machen. Ein linkes “well made play” sozusagen, tausendmal gesehen… gähn.

  4. Jaycee Says:

    Fänd ich fein, wenn du mal dir dem mal annehmen würdest 🙂
    Wobei Wojna es ja vielleicht auch garnicht wert ist, auf ihn einzugehen!

  5. Tweets that mention classless Kulla » Blog Archive » Anti-Antideutsches als Material oder auch nicht -- Topsy.com Says:

    […] This post was mentioned on Twitter by Hitchhiking Planet, planet olifani. planet olifani said: [planet feed] classless: Anti-Antideutsches als Material oder auch nicht: Vielleicht machen wir mal einen Tr… http://tinyurl.com/yf2gqg2 […]

  6. Flausen Says:

    Hehe, das klingt ganz gewaltig nach dem “Vegan Vegabound” aka Antspe-Liedermacher “Fidel Kunterbunt”, genauer gesagt sein Lied “Good bye Lenin”: http://www.youtube.com/watch?v=1kvLXVPrjBw So klingt sein “Dresden calling”: http://www.youtube.com/watch?v=JP-2X-6fYe4

  7. Aktionskletterer Says:

    Das finale “Nie wieder Palästina auch” versöhnt schon beinahe für die Publikumsbeschimpfung. Aber es bleibt ein Nachgeschmack dass der Sänger es nicht ganz ehrlich meinen kann, denn vor dem Hintergrund dessen was sich sonst noch so alles unter der Fahne der “Politischen Inkorrektheit” versammelt (von Beisicht über Koch bis Sarrazin) sind die Antideutschen lupenreine Antifaschisten. Wer mit seiner Staatsangehörigkeit nichts anfangen kann aber dennoch nicht die Staatenlosigkeit gewählt hat befindet sich notwendigerweise in einer widersprüchlichen Situation, und muss immer in Betracht ziehen dass es für die innerliche Kündigung der Staatsbürgerschaft nicht den einen für alle richtigen Weg geben kann, sondern einer solchen Lage ohne ein bestimmtes Maß an diskordischem Pluralismus und Solidarität kaum beizukommen ist. Auch die Einschätzung dass die Nationalstaaten nicht erwachsen genug sind ihre Konflikte untereinander alleine auszutragen, sondern individuelle Einmischung auch dann sinnvoll sein kann wenn keiner Konfliktpartei in jeder Hinsicht recht zu geben ist, hat ihre grundsätzliche Berechtigung – das ist Stand der Diskussion bei der sexualisierten Gewalt, die ja auch treibende Kraft hinter dem Konflikt der Nationalstaaten ist, vielleicht mehr noch als die wirtschaftlichen Motivationen. Aber wer anstelle der Familie den Nationalstaat für “das Fundament einer jeden Hierarchie” hält wird das wohl eher nicht wahrnehmen.

  8. ich Says:

    “nie wieder deutschland” heißt also auch “nie wieder israel”?

    wow, mir fehlen die worte…

  9. Hagbard Says:

    typisch anarchistisch das ganze…

  10. stock Says:

    @ xconroy – in welchem nacktscanner bist du denn hängengeblieben?

  11. ohma Says:

    @Flausen:
    same problem – different day:
    http://agizprop.blogsport.de/2010/02/23/ausgekotzt-rein-ins-bunte-vergnuegen/
    😉

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