Anmerkungen zu Haiti

January 27th, 2010

>>Dass die Helfer in einem Land, in dem es auch vor dem Beben kaum staatliche Institutionen und Infrastruktur gab, unter fast vorindustriellen Bedingungen arbeiten müssen und viele der Überlebenden nun wohl zum ersten Mal seit Jahren satt werden, ist jedoch nicht zuletzt die Schuld jener, die sich nun mit Mitleidsbekundungen und Hilfsversprechen gegenseitig überbieten.(…)

Als im Jahr 2008 die Nahrungsmittelpreise immens stiegen, revoltierten die Haitianer und belagerten den Präsidentenpalast. Die UN-Soldaten schützten Préval, doch musste er sich mit dürftigen zwölf Millionen Dollar Nothilfe begnügen. Ähnlich geringe Beträge flossen für den Aufbau politischer Institutionen und Entwicklungsprojekte. Es ist daher kein Wunder, dass viele Haitianer die Blauhelme als Besatzungsmacht betrachten. Als nach dem Erdbeben die UN-Soldaten wieder Patrouille fuhren, ohne Hilfsgüter zu verteilen, errichteten Protestierende in mehreren Straßen von Port-au-Prince Barrikaden aus Leichen. Dass die Entsendung von Soldaten, nun vorrangig von US-Marines, wieder Prioriät hat, sorgt für Unmut. (…)

Die Landwirtschaft wurde durch die Freihandelspolitik geschädigt. Die Kleinbauern, noch immer etwa zwei Drittel der Bevölkerung, konnten mit den ausländischen Agrarkonzernen nicht konkurrieren, viele zogen in die Armenviertel der Hauptstadt, wo sie nun unter den Trümmern ihrer Hütten begraben wurden. Da das Geld für Importe fehlt, ist Holzkohle auch für die Armen die einzige Energiequelle geblieben. Wegen der Entwaldung gibt es nach dem Beben »ein extrem großes Risiko von Böschungsbrüchen und Erdrutschen, die sehr ausgedehnt sein können«, sagt der Geophysiker Colin Stark.<< Jörn Schulz: Die Stunde der Heuchler

2 Responses to “Anmerkungen zu Haiti”

  1. Aktionskletterer Says:

    Bemerkenswert auch die bigotten amerikanischen Prediger welche komischerweise bei irgendwelchen Naturkatastrophen in Kalifornien nicht auf solche fiesen Ideen kommen.

  2. Martin Says:

    Ich hab gehoert, die Marines waeren da, um eine Immigrationswelle in die USA zu verhindern…

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