Das Fräulein bedient sich

February 22nd, 2010

Ich mochte Helene Hegemann auf Anhieb für einige ihrer Äußerungen; das war vor etwas über einem Jahr. Als nun ihr Buch “Axolotl Roadkill” gehypet wurde, fand ich das größtenteils absurd bis belustigend:

>>Sie zaubert Dialoge wie Mamet, schwärmt von einer Welt jenseits dieser Welt wie Kerouac, halluziniert so sadistisch wie de Sade – und ist am Ende dann doch Helene Hegemann, die ein Deutsch schreibt, das es noch nie gab: suggestiv wie Sowjetpropaganda, himmlisch rhythmisch, zu Hause in der Hoch- und Straßensprache und so verführerisch individuell, dass ab morgen bestimmt hundert andere deutsche Schriftsteller – manche sogar gegen ihren Willen – den Hegemann-Sound nachmachen und dabei natürlich absolut scheitern werden. Wie Hegemann die Schussfahrt einer ganzen – halb echten, halb erfundenen – Lost Generation ins tiefe Tal des Gewaltsex, des schlechten Drogen- und Alkoholrauschs, des Horrorfilm-Wahnsinns, der masochistischen Schlaflosigkeit beschreibt, wie sie Mifti und ihre Mitte-Bande bei ihrem lächerlich defätistischen Kampf gegen die Egoistenwelt der Alten zeigt, hat die Überzeugungskraft jeder großen, kaputten, idiosynkratischen, seherischen literarischen Phantasie. Sollte das Leben der Jugend noch nicht so schrecklich sein wie bei Hegemann – nach diesem Buch wird es das sein.<< (Maxim Biller: Glauben, lieben, hassen)

Auf die ersten Reaktionen nach der Enthüllung von Hegemanns Scham, sie habe zum Teil längere Passagen ohne Quellenangabe aus “Strobo” von Airen (wie übrigens auch mein “Kapitulatus!” bei Sukultur erschienen) übernommen bzw. nur leicht modifiziert (aus dem Gedächtnis wiedergegeben?), reagierte ich meinerseits erstmal mit breitseitigem Beschuß und Cut-up-Propaganda, obwohl mich das Buch wenig reizte.

Axolotl

Nun stellt sich heraus, daß in der nächsten Auflage zusätzlich zu den Stellen aus “Strobo” und Airens Blog laut Tagesspiegel etwa noch einmal so viele Quellen aufgelistet werden sollen:

>>Es folgen weitere Zitate, die gleichfalls schon die Runde machten, aus Büchern von Malcolm Lowry, Rainald Goetz, Kathy Acker, Jim Jarmusch, Jean-Luc Godard, Maurice Blanchot und David Foster Wallace sowie neben dem von Hegemann ins Deutsche übersetzten Song „Fuck You“ der britischen Band Archive der weitere Song einer Band, dessen englische Lyrics Hegemann in ihren Text montiert hat. Der Rest sind private Quellen, modifizierte Leserkommentare zu einem Hegemann-Interview und einer Hegemann-Kurzgeschichte, und „Inspirationen ohne genauere Quellenkenntnis“, unter anderem auch von Kathy Acker, die Hegemann nicht mehr parat hat.<< Und es wird noch besser: >>Übermäßig viel Neues ist nicht dazugekommen, wiewohl Verlag und Autorin einräumen, möglicherweise nicht alle Inhaber von Urheberrechten ermittelt zu haben. Deshalb hat man wohlweislich den Zusatz angefügt: „Dieser Roman folgt in Passagen dem ästhetischen Prinzip der Intertextualität und kann daher weitere Zitate enthalten“.<< Da beschließe ich, mir noch die jetzige Auflage besorgen, weil ein Buch zu lesen, bei dem ich nie weiß, woher die Gedanken und die Formulierungen stammen – das ist ja wie bei Hegel! Yay!

Nach den ersten Seiten: Je mehr nicht von ihr ist, desto besser hat sie’s montiert. Und je länger alle brauchen, bis sie rausgefunden haben, woher alles stammt, desto breiter ist sie basiert. Und überhaupt: Eine Teenager-Bestsellerautorin, die sich möglicherweise einfach nichts dabei gedacht hat, ohne Verweis zu sampeln! Um das Ressentiment mal auf den Punkt zu bringen, gegen das sie damit verstößt:

>>Sich unerlaubt anderer Menschen Kopfarbeit zu bedienen, ist doof, wer mit Copy-Paste jegliche Art von Content erzeugt, ist faul oder ahnungslos, wer das glaubt, was bei Wikipedia steht, ohnehin.<< (Jenny Zylka bei Spon)

In einem Reigen kurzer Äußerungen zogen für den Kölner Stadtanzeiger verschiedene Schriftsteller überwiegend die gleiche Linie: Zitieren ohne Quellenangabe ist Diebstahl, meist unausgesprochen sowohl im Sinne des bürgerlichen Rechts wie universaler moralischer Maßstäbe. Ulrike Draesner: “Da gibt es offenbar gar kein Bewusstsein, dass Inhalte Geld kosten könnten.”

Axolotl

Jetzt erfahre ich, daß Hegemann schon vor der großen Aufregung Airen in die Dankesliste aufgenommen hat und dieser erklärt, er wäre mit der Quellennennung in der nächsten Auflage – die ja bald kommen wird – abgefunden:

>>Da ich meine eigenen Texte natürlich besser kenne als Deef Pirmasens, der als erster über die Parallelen berichtet hat, sind mir schon sehr viel mehr Stellen aufgefallen. Ich habe heute gehört, dass diese Stellen in zukünftigen Ausgaben von „Axolotl Roadkill“ gekennzeichnet werden sollen. Wenn das wirklich geschieht, ist das Thema damit für mich vom Tisch.<< Gleichzeitig schlägt er in die Authentizitäts-Kerbe: >>Das ist kein Roman, das ist mein Leben gewesen. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Helene Hegemann hat das nicht erlebt. Ich habe das so erlebt.<< Aber abgesehen davon, daß zum Beispiel die Wiedergabe homosexueller Erlebnisse durch eine junge Frau selbst bei gleichem Wortlaut nicht bloße Übernahme sind, halte ich doch diese tatsächlich wörtliche Übereinstimmung für zentral: >>Axolotl S.15: Berlin is here to mix everything with everything.

Blog 5.6.09: Berlin is here to mix everything with everything.<< In "Axolotl Roadkill" folgt nach diesem Sample dieser Wortwechsel: >>“Ist das von dir?”
“Berlin is here to mix everything with everything, Alter? Ich bediene mich überall, wo ich Inspiration finde und beflügelt werde, Mifti. Filme, Musik, Gemälde, Wurstlyrik, Fotos, Gespräche, Träume…”
<< Sowas sagt Hegemann außerhalb des Buches zum Thema: >>„Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir (dieser Satz ist übrigens von Sophie Rois geklaut)“. Der Roman sei „eher regiemäßig“ entstanden. „Ich bin nur Untermieter in meinem eigenen Kopf.“<< (taz, via oby)

New York Times: Author, 17, Says It’s ‘Mixing,’ Not Plagiarism

>>Although Ms. Hegemann has apologized for not being more open about her sources, she has also defended herself as the representative of a different generation, one that freely mixes and matches from the whirring flood of information across new and old media, to create something new. “There’s no such thing as originality anyway, just authenticity,” said Ms. Hegemann in a statement released by her publisher after the scandal broke.<<

Wolfgang Tischer schreibt im Literatur-Café:

>>So wurde offenbar Helene Hegemann Roman hochgeschrieben, weil eine minderjährige Autorin darin über Drogen und Geschlechtsverkehr mit eindeutigen Worten schreibt, von denen sich die über 30-Jährigen vorstellen, dass das das wahre Leben der Jugend sei, und der fast 50-jährige Maxim Biller warnt kokett in der FAZ in einer lobenden Besprechung die über 30-Jährigen vor der Lektüre.<< Und: >>Kein Journalist hat nach tagelanger, genauer Recherche etwas herausgefunden, sondern ein Mensch einer anderen Berufsgruppe hat durch Zufall eine Merkwürdigkeit entdeckt und diese im Internet kundgetan. Es kann ein Arzt, ein Rechtsanwalt oder ein Gabelstaplerfahrer sein, spätestens dann, wenn er seine Entdeckung im Internet kundtut, wird er für Journalisten zum »Blogger«.<< Gegen einen angeblichen Feuilleton-Mainstream, der "Abschreiben ohne Quellenangabe voll OK" finden soll, essentialisiert auch Tischer wieder den Respekt vorm Privateigentum: >>Allerdings ist es eine Frage der Ehre, des Anstands und des Respekts gegenüber den anderen Künstlern, dass man sie als Quellen der Inspiration (oder mehr) nennt.<< Andrea Diener im FAZ-Blog “Ding und Dinglichkeit”: “Das gilt im Übrigen auch für die Hip-Hop-Kultur, die aber ziemlich gerne kenntlich macht, weil das da eine Art der Respektsbezeugung ist.” Aber spricht nicht am ehesten gegen die Kenntlichmachung der Samples, daß sie überhaupt erst dadurch als solche erkannt und dann kostenpflichtig werden?

>>Helene Hegemann ist deshalb echt zerknirscht, aber sie weiß auch, wer schuld ist: “Wenn da die komplette Zeit über reininterpretiert wird, dass das, was ich geschrieben habe, ein Stellvertreterroman für die Nullerjahre ist, muss auch anerkannt werden, dass der Entstehungsprozess mit diesem Jahrzehnt und den Vorgehensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablösung von diesem ganzen Urheberrechtsexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Transformation.”<< (SZ: Der Ruhm gebührt den Haaren)

Nach der Hälfte des Buches finde ich vieles darin durchsichtig und ein bißchen plump, einiges aber auch sehr gut getroffen.

Das Problem soll sein, daß sie damit Geld verdient, das nach herrschender Rechtsauffassung teilweise anderen zusteht. Doch – auch wenn das albern klingt – sie hat ihr Buch ja nicht viele Tausend mal gekauft. Und sie hat es nicht lektoriert, gedruckt, veröffentlicht und beworben.

Als “Fräulein Hegemann” wird sie immer wieder bezeichnet, und das zeigt noch einmal, wie brutal diese einfache Anrede sein kann. Bloß wegen eines von ihr inszenierten Theaterstücks und eines von ihr gedrehten Kinofilms müsse sie ja jetzt nicht glauben, sie könne sich alles erlauben, wo sie doch noch nicht mal wie ein Star aussieht. Egal, daß sie diesen pädagogischen und projektiven Bedürfnissen mit der Wahl des Titeltieres (siehe Bilder) schon kokett entgegengekommen ist. In den Augen der Rechtsbewußten hat sie eine Dummheit angestellt, die Erwachsene entweder romantisierend verklären oder streng bestraft sehen wollen – oder beides.

P.S. Lyzis’ Welt sieht im Beitrag “Der Autor heute” wenig überraschend sein virtuoses satzgirlandenknotendes Schaffen von den “Cut-up-Punks” in der Tradition des “Drogendealer[s] und Scientologen William S. Burroughs” bedroht, die er gewohnt undifferenziert mit “Textern” und vielem anderen zusammenhaut, was er nicht leiden kann. Diese Angst vor der eigenen Auflösung, vorm Überflüssigwerden, vorm Absurdwerden! Dieser Produktionsfetisch, dieses Haufenmachenmüssen, dieses theoretische Aufpusten eigener literarischer Vorlieben! Dieses Bedürfnis nach Kanon (das, was er mag) und Schändung (das, was er nicht mag)!

56 Responses to “Das Fräulein bedient sich”

  1. Joy Rob Says:

    das schreckliche an diesem Helene Hegemann-Hype ist, das plötzlich alle Menschen über sie reden/schreiben und es dabei ausschliesslich zwei Reaktionen und nichts anderes dazwischen gibt. Entweder sie hassen sie, oder sie finden alles toll was sie macht.

    Das ist so öde.

  2. Philip Says:

    Yay, endlich ein Artikel zu dem Thema von dir. Und genau die richtigen Zitate. 🙂

    Wunderbares Popcornkino der Printmedien.

  3. Words of Wisdom « tous et rien Says:

    […] Pop ist ein Schlaganfall, der einen im Stehen ereilt, nicht im Sitzen. Julian Weber zu den Diskussionen um Helene Hegemann. […]

  4. Wendy Says:

    Gegen einen angeblichen Feuilleton-Mainstream, der “Abschreiben ohne Quellenangabe voll OK” finden soll, essentialisiert auch Tischer wieder den Respekt vorm Privateigentum:

    “Allerdings ist es eine Frage der Ehre, des Anstands und des Respekts gegenüber den anderen Künstlern, dass man sie als Quellen der Inspiration (oder mehr) nennt.”

    Wo steht da was vom Privateigentum?

  5. lasterfahrer Says:

    warum sprichst du immer von samples? das hat mich schon bei anderen genervt. sampling ist ein technisches verfahren um klang digital aufzuzeichnen. das dann einfach so auf text zu übertragen find ich ja falsch und anbiedernd.

    “Aber spricht nicht am ehesten gegen die Kenntlichmachung der Samples, daß sie überhaupt erst dadurch als solche erkannt und dann kostenpflichtig werden?”

    im hiphop wurde erst kenntlich gemacht als klar wurde was da eigentlich abläuft, als klar war man muss fragen und das dann auch so auszeichnen. ausserdem siehste das fast nur auf major label produktionen oder kleineren die sich einbilden welche zu sein.

    zu hegemann ist zu sagen: ich versteh ihre künstlerische praxis da nicht. jetzt rumzuheulen und zu sagen das ist “der zeitgeist” also die sogennante sharing gesselschaft, da bin ich völlig hilfloss das das so gekommen ist usw. ist echt schwach. die ablösung von diesem “Urheberrechtsexzess” hat auch schon viel früher angefangen, das ist kein phänomen der 00 jahre. frage mich ja in wie weit da der verlag vorher nicht doch alles wusste. hegemann hätte jetzt eigentlich auf den tisch hauen müssen und sagen “ätsch das ist alles zusammen kopiert und geklaut und der verlag hats nicht mal gecheckt. mein kalkühl ist voll aufgegangen.”

  6. classless Says:

    @ Joy Rob

    Und welche von den beiden Sachen mache ich jetzt?

    @ lasterfahrer

    Vielleicht sagt sie das auch, bloß nicht jedem. Heult sie denn rum?

    Das mit dem Wort “Sample” ist vielleicht ein bißchen wie mit “Rave”. Then again, wie würdest du denn sprachliche oder literarische Kurzzitate ohne (unmittelbare) Quellenangabe nennen wollen, ohne jedesmal diese Wortgirlande hinzuschreiben? Ich würde eine die komplett umgestrickten und mit ebensolchen Samples teilweise überhäuften neuen Versionen von “Warum schlug Marek seinen Kopf gegen die Mauer?” auch weiterhin als Remixe (oder Ummischungen) bezeichnen, obwohl mir klar ist, daß da nur im übertragenen Sinn Spuren vorhanden sind, die umgemischt werden können.

  7. lasterfahrer Says:

    1. ja kommt schon etwas theatralisch was sie von sich gibt. so wie “Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir”. das mag ja teilweise richtig sein, aber ist so eine opfer rolle. sie sagt ja ganz richtig das sie regiemässig vorgegangen ist, aber das ist doch auch entweder dann auch nicht aus ihrem kopf, den es ja garnicht gibt (siehe vorher) oder hat sie da schon mit willen etwas zusammengelegt. irgendwie heult sie doch rum,oder? , teilweise.

    2. ich würde einfach sagen da hab ich was geklaut oder sagen kopiert und eingesetzt. copy and paste einfach, heisst das nicht so? diese art von verwurstung? verwurstung fand ich ja letztens einen guten begriff.
    warum sagst du nicht “ich würde eine die komplett umgestrickten und mit ebensolchen Worten und Sätzen teilweise überhäuften neuen Versionen von “Warum schlug Marek seinen Kopf gegen die Mauer?” auch weiterhin als umgestrickt (oder Neugeschrieben) bezeichnen.” warum die anleie zur musik/tontechnik? weil das nicht popig genug ist? wenn ich spagethi bolognese mit kapern mache, sind dann die kapern samples die ich aus königsberger klopsen genommen habe und so einen remix des alten pasta gerichts gemacht habe die ich dann auf tellern auflegen kann?

    in der musik als auch mit texten würde ich das collage nennen, im weiteren, oder das arrangieren und montieren von daten. die corruption der daten ist dabei das wichtigste.

    letztendlich ist das ja mit allen worten so. wie zb “kommunismus” für die einen ein paradis das vorne liegt ist und für die andere ein wort für misslungene soziale bewegungen ist. das ist ja das wunderbare an der kommunikation, das man über ein thema spricht und feststellen kann jeder spricht über etwas anderes oder das man am ende garkein inhalt hat sondern sich einen kampf um begriffe hingibt.

  8. lasterfahrer Says:

    achja bei dem allseits beliebten weltwissensserver hab ich das geklaut:
    “Urheberrechtlich ist die Collage umstritten. Man kann in ihr eine unfreie Bearbeitung, bei der die Genehmigung der Werke fremder Urheber eingeholt werden muss, oder eine freie Bearbeitung sehen. Eine freie Bearbeitung liegt vor, wenn der Eindruck des Originals gegenüber demjenigen der neuen Werke „verblasst“.”

    das schlägt ja den nagel auf dem kopf. wer soll den das “verblassen” entscheiden? die erzeugerin der collage (wenn es jene überhaupt gibt) oder stimmt man so unter allen betrachtern ab und macht dann so mehrheitsmässig eine entscheidung. und wenn die mehrheit sagt “dit verblasst ja garnicht” müssen die anderen 49% dann sagen, “ja dit stimmt, verblasst ja garnicht also weg damit”.

  9. classless Says:

    Kunst ist alles, wo du nicht sagst: Is ja keine Kunst. Alles andere ist Kunst. 😉

  10. lasterfahrer Says:

    Genau: Der sagt das ist kunst ist der künstler, demnach hat jeder die chance ein künstler zu sein.

  11. lasterfahrer Says:

    ich sag ja immer, von kunst ha ick keine ahnung, fragen sie mal meinen hund, der weiss es besser.

  12. classless Says:

    Lustig, daß wir mit “Aufschneider” jetzt fast einen tauglichen Soundtrack zu der ganzen Diskussion gemacht haben…

  13. lasterfahrer Says:

    lustig auch weil ein aufschneider ja volkstümlich dem scharlatan nahesteht. noch lustiger das ich gerade eine zeitmaschine gebaut habe mit der wir morgen nach gestern zurückreisen um die diskussion in einen soundtrack zu packen.

  14. Xenu's Pasta Says:

    Ich bin dann mal gerne Krümelkacker: “sampling”ist natürlich nicht von der Musik gepachtet. “To sample” ist erstmal im weitesten Sinne ein Stück bzw. eine Probe von etwas nehmen. Danach wurde es dann für A/D-Wandlung benutzt (48KHz 16bit-sampling bedeutet nix weiter als 48000 Proben=Messungen pro Sekunde mit 16 Bit Auflösung), was dann direkt zur Musik führte.

    Ja, auf Parties mit mir kann anstrengend sein.

  15. Joël Says:

    Interessante Sichtweise, auch wenn ich persönlich damit schon meine Probleme habe – Quellenangabe sollte dann doch schon sein, wenn es nicht eh (pop)kulturelles Zitat/eine Anspielung ist. Mal ganz abgesehen von irgendwelchen Verwertungsrechten, ich pers. finds einfach ehrlicher. Kann aber auch daran liegen, dass ich es selbst nicht mag, wenn man Ideen Anderer für meine Eigene hält.

    Reine Verständnissfrage: Ging es bei Cut-Up nicht ursprünglich nur um die Collage von eigenen Texten, oder hat Bourroughs auch fremde Texte mit eingebracht?

  16. e.r. Says:

    >>“Ist das von dir?”
    “Berlin is here to mix everything with everything, Alter? Ich bediene mich überall, wo ich Inspiration finde und beflügelt werde, Mifti. Filme, Musik, Gemälde, Wurstlyrik, Fotos, Gespräche, Träume…”<<

    ich hab die dritte auflage, da geht es dann weiter: ” “…Licht und Schatten, genau, weil meine Arbeit und mein Diebstahl authentisch werden, sobald etwas meine Seele berührt. Es ist egal, woher ich die Dinge nehme, wichtig ist, wohin ich sie trage.” “Es ist also nicht von dir?” “Nein. Von so´nem Blogger.” ”

    Airen wird in der Danksagung erwähnt – ich bin geneigt, das ganze als eine großartige marketingkampagne wahrzunehmen (hat ja offensichtlich funktioniert)….

    und @lasterfahrer: finde den begriff sampling schon passend, sie hat ja nicht einfach nur copy and paste gemacht, sondern umformuliert und auch einen anderen kontext hergestellt

  17. w Says:

    haha, diese oben zitierte andrea diener war schon in ihrer zeit als studentin eine dermaßene honkesse, dass ihr weg zur “zeitung für deutschland” nicht wundert.

    u.a. hatte sie mit ihrem racket damals eine kampagne gegen den frankfurter asta losgetreten, als sie für sie überraschend bei der organisation einer revisionistischen lesung irritiert wurde:
    http://gig.antville.org/stories/839371/

  18. lasterfahrer Says:

    xenu: was heisst den natürlich? so eine technische beschreibung eines vorgangs kann doch nicht für eine praxis von anderen vorgängen benutzt werden. bzw. solltest du deine synaptischen vorgänge nicht an so simplen technischen dingen festlegen. da ist doch mehr was da abläuft. nicht das was ist bedeutend sondenr das warum oder weshalb.

  19. Xenu's Pasta Says:

    @lasterfahrer
    Spontane Nachinterpretation des “ist natürlich nicht” lässt daraus ein “nicht natürlicherweise” deuten. Es gibt kein a priori, welches die Bedeutung von sampeln auf den A/D-Vorgang so wie in der Musik festlegt. Samplen ist eine Probe nehmen, etymologisch Latein: exemplum.

    Insofern ist m.E. Hegemanns Praxis durchaus vom Begriff “sampeln” gedeckt. Warum, wie und was es bedeuten soll ist erstmal überhaupt nicht Gegenstand des Begriffs.

  20. Cyrano Says:

    Die sogenannte “Causa Hegemann” verschließt sich scheinbar der Kritik, verleitet stattdessen dazu, das geschehene affirmativ ins eigene Kunstverständnis zu integrieren. Richtig ist natürlich: die Gegner Hegemanns speilen sich vor allem als reale oder verkappte Verteidiger der Eigentumsordnung auf, pochen Konkret auf Airen angeblich entgangenen Verdienst (Welcher Verdienst?), oder auf das stehlen des Originellen Gedankens. Ihre Parteigänger sind einerseits die, die zuvor einen Roman, der angeblich der Bürgerlichen gesellschaft ihren Spiegel vorhalte, oder sie in ihren Grundfesten erschüttere, hoch gelobt haben, wo doch tatsächlich nur in einem recht vorhersehbaren, tausendmal dagewesenen Stil reproduziert wird was an der Oberfläche liegt. Erschüttert, hinterfragt, zur Kenntlichkeit entstellt? Nun, wenn man sich denn wirklich daran hochziehen muss, dass eine werdende Kulturschaffende den Roman geschrieben hat, den man selbst nicht schreiben konnt, weil längst im Betrieb etabliert, daher unglaubwürdig, bitte.
    Zu den Parteigängern gesellen sich nun die Sampler, Cuttupper etc, wobei mal schnell über die konservativ gesprochen, Klassenlage der Autorin, die es ihr erst ermöglichte, “gesampletes” so viel leichter und teurer zu verkaufen als all die Prekären, hinweggesehen wird. Das Argument, dass gegen Hegemanns Sampling gerne hervorgebracht wird, “warum keine Quellenangaben?”, wird dann damit vom Tisch gewischt, dass es zum “Spiel” gehöre, die Samples zu entdecken. Nun gut, aber welche Erkenntnis ziehe ich in “Roadkill” daraus, außer eben “na gut, die hat halt Zitate zusammengeschrieben”. Naja.

    Wenn sich daraus irgend etwas ergibt dann das viel zitierte “wir sprechen alle in Zitaten”, oder “ich bin nichtmal von mir selbst”. Jenes Bewusstsein der Warenmonade, die als KaufendeR wie als zu Kaufendes gerade noch soviel an Subjektstatus bewahrt, wie eben nicht stört um Widerspruchsfrei zwischen den sich klaffend auftuenden Widersprüchen (man möchte auf Odyssees mehrfaches Menschenopfer zwischen Scylla und Chabrydis verweisen), hindurchzusegeln. Verantwortung, nicht nur im Bürgerlichen Sinne als Verantwortung das Eigentum anderer zu respektieren, sondern Verantwortung für das eigene Reden und Denken, das die Welt eben doch durchs Subjekt kanalysiert und mehr ist als Zitat, und wenn Zitat, dann bewusstes Zitat, wird von sich gewiesen. Das wäre ein so viel Spannenderes Spiel wenn es nicht so wundervoll in jenem der vom automatischen Subjekt getriebenen SachzwangverwalterInnen aufginge, die den ganzen Tag nichts andres tun als Helmut Kohl zu samplen, “was kümmert mich mein dumm Geschwätz von gestern…”

    Lysis Argumentation kann ich da in Stellen (es soll noch Wunder geben), nachvollziehen. So wie Derrida das begriffliche Denken aus der Theorie drängte, geschieht es hier mit der Literatur, nicht in der Technik der Kollage an sich, sondern mit der Verschiebung des auktorialen Blickes von der materiellen Realität, zu der das gesprochene gehört auf die “Spur”, der Sprache, der in einer unzulässigen verdrehung de Sauccures eine entkoppelung von der Dingwelt (radikal sogar das erschaffen der Dingwelt), eingeschrieben wird.
    Nochmal zur Klarstellung: Ich habe nichts gegen Textcollagen u.a.. Daraus einen universell progresiven Anspruch herzuleiten halte ich für fatal. Wer glaubt, nicht von sich selbst zu sein trifft ein richtiges. Wer glaubt das liege daran, dass er/sie in Zitaten rede, und nicht daran, dass a) Der Mensch sich gleichzeitig als Betrachtetes und betrachtendes ist, und b) dass der Mensch als objekt im Kapitalismus sich subjektiv notwendig entfremdet sein muss, reproduziert das falsche ganze indem er es als conditio humane und als linguistisches Problem essentialisiert.

  21. lasterfahrer Says:

    e.r.: “sie hat ja … umformuliert und auch einen anderen kontext hergestellt” hat sie das? oder hat sie zu einem thema eine sammlung angelegt. allerdings glaube ich nicht das sampling nach deiner formulierung quasi automatisch irgendwas in einen neuen kontext stellt.

    ihr könnt das meinetwegen auch so nennen. ich finde es falsch, denn wenn ich die technik des sampling verwende, ist das eine praxis mit klang umzugehen, welche vor der dsp so nicht gab. wiederum texte sammlungen erstellen, das war auch vorher möglich. das war auch schon möglich bevor es eine schreibmaschine gab. ein sample ist auch erstmal nichts, so wie ein tonband erstmal nichts ist, kommt ein sampler hinzu oder ein computer oder beim tonband ein tonband gerät, da ist der moment wo es ein instrument wird. daher frage ich wie sample ich den einen text? sprech ich ihn ins mikrophon und ein spracherkennungsprogramm druckt das dann aus? oder scanne ich den text ein? müsste es dann nicht einscannen heissen? oder tippe ich ihn ab, dann müsste es tippseln heissen. oder mach ich eine auswahl auf einer webseite, lass den computer das copieren und setze ich es in meine textdatei ein.

  22. Aktionskletterer Says:

    Dass der Applaus aus einer derart kulturpessimistischen Richtung kommt deutet darauf hin dass der Text ein autoritäres Bedürfnis nach spätrömischer Dekadenz beliefert. Das urbane Gefühlschaos von dem er zu handeln beansprucht wird nicht als schöpferischer Freiraum
    gewürdigt, sondern als abschreckendes Beispiel zum konformistischen Distanzkonsum abgejubelt. Es stellt sich daher die Frage ob die Verfasserin vorhatte das Selbstverständnis einer Generation zu parodieren, oder den sich darauf stürzenden Paternalismus
    einer anderen. Oder überhaupt den Anspruch hat zu Themenfeldern wie Subkultur oder Sadomasochismus eine andere Perspektive einzunehmen als der Militärbischof.

    Ich lese derweil lieber Hanna Poddig.

  23. e.r. Says:

    @lasterfahrer: mir ist schon bewusst, das die hegemann einen grenzfall darstellt, genau das macht sie ja interessant 🙂 – viral at its best……

    @cyrano: bitte nicht so verschwurbelt, kannst du das gesagte auch in zwei klar vormulierte sätze fassen, sonst wirk es etwas bemüht 🙂

  24. e.r. Says:

    @lasterfahrer: ich würde jetzt sampling nicht als rein technischen vorgang sehen, tucholskie hat schon gesagt: es gibt keinen neuschnee

  25. e.r. Says:

    du suchst dir ja mehr oder weniger bewußt die samples aus, oda so

  26. lasterfahrer Says:

    xenu’s pasta: ja das ist ja schön und gut. ist mir klar das ein begriff nicht auf irgendwas festgelegt ist. aber es ist nun mal so das gerade dieser begriff eine geschichte hat. der kommt eben genau aus der musik in diesem fall. das fand ich schon damals falsch als es aufkam den begriff so auszuweiten. wenn du den soweit etymologisch zuruecksetzt frag ich mich was “eine probe nehmen” und dinge zusammenführen den miteinander zu tun haben. proben werden untersucht, in irgendeiner art registriert und dann weggeworfen. die regestrierung der probe wird dann entweder mit anderen proben verglichen oder auch mit einer skala die mal erstellt wurde. der begriff des samplen, als technik irgendwas zu verarbeiten, wurde aber damals eben aus popkultureller hipness eingeführt. weil eben das instrument da war das da eben hiess sampler. und dann ging es eben doch darum worum es ging, war aber meiner meinung nach durch die benutzung dieses begriffs, nicht mehr erreichbar.

  27. lasterfahrer Says:

    “du suchst dir ja mehr oder weniger bewußt die samples aus, oda so”

    das ist gut! ja oder nein. fragt sich in hinblick worauf bewußt.

  28. lasterfahrer Says:

    e.r. im bewusstlosen zustand kann man sich schlecht was aussuchen.

  29. cyrano Says:

    @ e.r.: was ich dir gebe: speilen sich auf heißt natürlich spielen sich auf. Auch ansonsten schleichen sich mir bei schnellem tippen mal Fehler, vielleicht auch in der syntax, ein. Das kann tatsächlich das Lesen erschweren.

    Ansonsten: verschwurbelt? bemüht? Kritik, zumal schriftlich, hat bemüht zu sein schon um dem nicht wenig “verschwrubelten” Gegenstand gerecht zu werden. Der setzt sich hier aus nicht weniger Zusammen als Helene Hegemanns Text, der Wahrnehmung von Person+Text, deren Gegnern, und deren früheren und späteren Apologeten. Da die nun wiederum sich in die Tradition einer Literaturtheorie stellen, die ich als Un-theorie kritisiere, die wenn nur konsequent angewandt die negative Aufhebung des Subjekts in der Warenwelt realisiert, habe ich nicht vor meinem Gedankengang Gewalt anzutun (und wahrscheinlich auch dem darin enthaltenen), um eine “Allgemeinverständlichkeit” zu realisieren deren reduzierter Wahrheitsanspruch sich schon darin kundtut, dass das zu sagende doch bitte in 2 “klaren” Sätzen Platz haben soll, ohne das vorher geprüft wurde ob das denn angemessen wäre.
    Wer Sprachkritik übt sollte doch wenigstens versuchen auszuweisen wo die Sprache das zu begreifende verhüllt, sonst klingts sehr nach Ressentiment, und das ist vor allem: langweilig.

    Inhaltlich zur 3. Auflage: die Danksagung ist eben eine erzwungene, die Einwürfe die die Montage tatsächlich vielleicht enthüllen könnten, sind allgemeinplätze. Das Hegeman “montiert”, bestreite ich gar nicht, doch die Art der Montage spiegelt eben im besten Fall bestehendes, und weist weder durch die individuelle Gestaltung, noch durch das montieren an sich darüber hinaus. Gespiegelt wird eine Zirkulationssphäre, ein “Markt der Ideen”, auf dem sich die besten, d.i. konsumierbarsten, durchsetzen. Hinzu kommt, dass die Autorin (als gerade bekanntest, nicht als Einzige), dann mit Barthes´ “Tod des Autors” entschuldigt, wenn sie “erwischt” wird (oder das “Spiel mit den Zitaten” dekodiert wird), und noch den bewussten Gestaltungswillen hinter einem “ich bin nicht von mir” verschwinden lässt. (du, e.r. sagst ja selbst: man sucht sich samples aus, das zumindest!)

    Und hier kommt dann eben wieder ins Spiel, was ich oben schon moniert habe. In gewisser Weise reflektiert der Roman das “nicht von sich sein”, tatsächlich, präsentiert eine Beliebigkeit, die gerade den gesellschaftlichen Grund dieser Beliebigkeit (um nicht das Ö-wort ins Spiel zu bringen), ausblendet und meines erachtens aus der Perspektive des Romans auch nicht kritisierbar macht.

    Nun kann man diese Beliebigkeit ja als Unterhaltsam empfinden, und jedeR Künstler/in der oder die sich nach dem alles ist Kunst –> nichts ist Kunst Muster stilisieren will soll das ruhig mit sich selbst ausmachen.
    Den Roman Hegemanns aber als Beispiel eines vorgeblich antibürgerlichen Auflösens der Kunst zu stilisieren, das halte ich für den Versuch, auf einen Zug aufzuspringen, der längst abgefahren ist, angekommen ist und im Kaufhof entladen wurde, denn dort stehen sie zu hunderten, die Romane die sich schon im Titel und gar in der Covergestalltung “zitieren”, deren Autoren bis auf wenige, die selbst zur Marke werden, viel eher hinter ihrem Text verschwinden als Helene Hegemann, stehen dort gutbürgerlich aufgereit und schreien der “Avantgarde” zu “bin schon da”, wie der Igel dem Hasen.

  30. e.r. Says:

    @lasterfahrer: bewußt im sinne von eine aussage treffen wollen

    @cyrano: keiner hier hat behauptet, hegemann sei subversiv antikapitalistisch, oder gar sie löse die kunst antibürgerlich auf. sie produziert halt die ware literatur, behauptet dabei nicht, das produkt sei ergebnis ihrer schöpferischen genialität und stellt damit das bürgerliche konstrukt urheberschaft innerhalb der bürgerl. gesellschaft in frage (ob nun gewollt oder nicht sei mal dahingestellt), sie verwendet somit einen materialistischen kulturbegriff im gegensatz zum mehr verbreiteten idealistischen – – –

  31. cyrano Says:

    Einen “Materialistischen Kulturbegriff” in dem aber die Produktion eben nur als kompilieren von bestehendem Begriffen wird. Das Ideen, Geschaffenes aber in gleicher weise ausgebeutet werden können (sollen) wie Rohstoffe ist doch selbst urbürgerlich. Dazu passt auch, dass die Eigentumsordnung eben da außer Kraft gesetzt wird wo es genehm & einfach ist, das für das Endprodukt das gleiche aber nicht gelten soll. Interessant wäre mal herauszubekommen, ob aus diesem Grund (Angst vor Urheberrechtsverletzung), das Wallace Zitat angegeben wurde, oder weil Wallace zitieren halt cool ist. Ob man das abtrennen der idealistischen Sphäre der Kultur in einen selbstreferenziellen Zitate-raum materialistisch nennen kann, halte ich aber so oder so für sehr zweifelhaft. Und die Bürgerliche Kritik spaltet sich doch in zwei Lager: Die Kulturpessimisten die sich freuen das Subjekt, das ihrer Sehnsucht nach Unvermittelter Gemeinschaft noch im Wege steht, einen weiteren Schlag erlitten hat, und die “liberalen”, die jegliche Auseinandersetzung auf die Formel “beklauen eines Unbekannten Autors” (Böss), herunterbrechen.

  32. lasterfahrer Says:

    @e.r.: naja dann suche ich sie bewusst nur in 10% der fälle aus. weiss nichtmal ob ich da eine aussage treffen will. meistens eher nicht. das geht ja meistens eh schief, soweit ich das aus erfahrung sagen kann. das meisste passier aus scheiss heraus. so hingeklatscht. unsinn eben.

  33. lasterfahrer Says:

    “bürgerliche konstrukt urheberschaft.” und “Das Ideen, Geschaffenes aber in gleicher weise ausgebeutet werden können (sollen) wie Rohstoffe ist doch selbst urbürgerlich.” pfff. sie ist da nicht beteiligt. die quatschköpfe im feuilleton fungieren als multiplikator eines wertes, den die händler aus dem verlag festlegen, die verleger sind die, die ausbeuten. wenn man ideen überhaupt ausbeuten kann, schliesslich bleiben sie immer bestehen. oder meinst du geld daraus ziehen? wenn du nicht selber dein geld zum leben mit deinen ideen verdienen kannst – dann tun es eben andere. das ist das “bürgerliche” konstrukt urheberschaft. was soll eigentlich immer dieses “bürgerlich”? ich hab den eindruck die es benutzen versuchen immer auf etwas äussere zu zeigen , ohne sich miteinzuschliessen.

  34. copyriot Says:

    hey, das ist ja mal ne interessante disco – rave on!
    was “ist” denn eigentlich unsinn?

  35. e.r. Says:

    wie gesagt, die hegemann stellt einen, sagen wir ruhig, radikalen grenzfall dar – materialistisch gesehen verwertet sie nur vorhandenes neu – nach lesen des romans würd ich schon sagen collagenhaft, aneinandergereiht, schöne sätze samplelnd, schöne bilder sammelnd – und ich behaupte, du verwertest musiksamples schon erst nach geschmacklicher vorauswahl……

  36. cyrano Says:

    Das Hegemann das “bürgerliche Konstrukt Urheberschaft” subversiv aushebelt tragen ja gerade die menschen an sie heran, die sagen “iss halt sampling / montage”. Ich hab drauf hingewiesen dass diese Idee der Subversion an dem Was Hegemann macht vorbei geht. Wenn man aber die Kritik der Urheberschafft direkt an die der Eigentumsordnung koppelt, oder, wie es Classless eingangs tat Urheberideal/Autorenschafft u. Privateigentums in Eins zu denkt, muss man sich die Frage doch gefallen lassen wie mit denn Eigentum dann definiert u. kritisiert wird, oder eben nicht.
    Dass Hegemann selbst an dem ganzen Quatsch so sehr beteiligt ist bezweifle ich auch, und wenn ich darauf hinweise dass eben das “Ausbeuten” von Ideen wie Rohstoffe bürgerlich ist (im Sinne von: die Ideologie die den Kapitalismus in einen scheinbar koherenten Begründungszusammenhand drängt), und eben im kapitalistischen Alltag Gang und Gebe (und nicht subversiv), muss ja zwangsläufig der Verlag in den Blick geraten, der die Ressourcen hat das frei Erlangte gewinnbringend in die Form des Eigentums rückzuüberführen und so zu sichern. Ursprüngliche Akkumulation 2.0. Und was wird los sein wenn nun jemand daher kommt und “Roadkill” u. ähnliches ein wenig “sampelt”/montiert.

    Urheberschaft geht in einem Begriff des Bürgerl. tatsächlich nicht auf. Urheberschaft versucht eben auch Subjektivität festzuhalten u. wieder in die Welt zu werfen, u. den Versuch eines Begreifens zu dokumentieren das in der Spiegelung der Phänomene nicht aufgeht. Mit Urheberschafft gespielt wurde spätestens in der Romantik, und vor der Aufklärung hat U. wenig bedeutet. Dass diese Subjektivität nun hinwegerklärt werden soll mit dem Verweis daruaf, dass wir eh alle nur in Zitaten reden, dass dieses “den Zeitgeist Ausdrücken” dann auch noch als Progressivität gelesen wird, die einer Kunst die versucht aus subjektiver Perspektive Gesellschaftliche Totalität zu begreifen u. begreifbar zu machen den antiautoritären Spiegel vorhält, das kritisiere ich. Dass dem so sei ist wie gesagt vor allem die Interpretations u. Erklärungsleistung der FeuilletonistInnen. An denen hat sich Kritik abzuarbeiten, meines Erachtens ohne den festen Punk des “Yeah, Sampling!” zu beziehen.

  37. lasterfahrer Says:

    @copyriot: gute frage! also das bürgerliche objekt bewegt sich in einem raum des sinnes, also die der eigenen konstruktion, alles was darüber hinaus geht, bildet ein anderes dar. das ist der unsinn, welcher die möglichkeit innehat, modelle zu erstellen, die nicht unbedingt ein wolkenkuckugsheim sind, die aber genauso hoch liegen, wie sie scheinen oder innehaben, sie zu erreichen. daraus erfolgt, das unter der berücksichtigung der emanzipation des eigenen, womöglich ein anderes existiert, das wiederum das eigentliche zu einer letztendlichen emanzipation und damit einen fortschritt bringt.

  38. Aktionskletterer Says:

    @cyrano – Der Böss hat gar nicht so unrecht übersieht aber etwas sehr wesentliches – seine Kriminalitätsvorwürfe sollte er sich für Autor_innen aufheben welche sich nicht aus öffentlich zugänglichen Quellen bedienen sondern aus Verwandtschaften mit dem Überwachungsstaat.

  39. Lasterfahrerei Says:

    e.r.:ich würde ja behaupten das klänge sampeln von der auswahl was man samplet und was man am ende damit macht viel komplexer ist als zb texte. zumindestens sehe ich kaum das jemand in irgendeiner weise experimentell arbeitet. sachen wie tinestratching, umkehrung, granulation, loops usw. ein snare sample wähle ich anhand seiner funktionalität aus oder um ein stilistischen fixpunkt zu erstellen. das hat alles nichts mit geschmack oder aussage zu tun. wie würde man den einen text zb destruktiv sampeln? ich könnte mir da was vorstellen, aber ich finde das die meisten die meinen texte zu sampeln die möglichkeit die es in der musik gibt nicht erreichen. daher schlage ich vor da einen anderen begriff zu suchen. naja texte sind aber auch nicht meine baustelle, da bin ich sehr schlecht drin.

  40. Aktionskletterer Says:

    @Lasterfahrerei – so

  41. Xenu's Pasta Says:

    Yay! Ich habe ansonsten noch das gefunden: http://www.netzliteratur.net/werlen/textsampling/uebr.html .

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich so mit dem konform gehe, aber interessanterweise hat der mensch sich auch Sampling in der Musik als Angelpunkt genommen.

    Ich denke auch, ein wesentlicher Unterschied ist noch, dass es für Texte noch nicht wirklich fortgeschrittene Methoden der technischen Bearbeitung über gibt. Ich hoffe da ein wenig auf die nexten Jahre. Im Moment sind die Anwender technischen Textsamplings hauptsächlich Suchmaschinen und Leute, die sich mit automatisierter Urheberschaftserkennung beschäftigen (ha!, da isse wieder)

  42. e.r. Says:

    @lasterfahrer: du beschreibst ja eher die mikroebene (wörter austauschen, satzbau ändern), ich meinte eher die makroebene (neue zusammenhänge herstellen), irgendwie so…

    @xenu: sehr geiler tipp

  43. cyrano Says:

    @ Xenu: Warum auf die nächsten Jahre hoffen, und implizit, auf die Technik, wenn noch nichtmal ne Idee existiert wozu das ganze? Zugegeben, meistens entwickelt sich sowas parallel … aber zerstückeln lassen sich Texte jetzt schon ganz gut per Schere (oder txt-programm), und zusammensetzen gehrt auch. Ist es nicht eher so dass man auf gedruckte Texte nicht tanzen kann, weshalb eben das rein gefühlsmäßige “Samplen”… schon wieder dieses Wort … so oder so auf Grenzen stößt? Und wenn es nicht auf Grenzen stößt, dann werden die Surealisten und Dadaisten behaupten, die Technik längst gehabt zu haben 😉

  44. Xenu's Pasta Says:

    So wie ichs mir vorstelle, war beim Musiksampling auch nicht von vorherein klar, was wozu und wie gemacht wurde. Ne ganze Reihe heute ziemlich geläufiger Sounds sind als Nebeneffekt der Technologie entstanden (übersteuerte TR 909-Bassdrums z.B.). Das war so nicht geplant.

    Dass man auf Texte nicht tanzen kann, ist wahrscheinlich. Genauso halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich 100 Leute in einen Saal setzen, 80 min z.B. der Mucke vom Lasterfahrer zuhöhren und anschliessend zivilisiert-bedächtig klatschen. (Aber möglich 🙂

    Ich denke auch nicht, dass das Lesen linearer Texte die passende Konsumform ist.

  45. Verzerrung Says:

    Geht das bloß mir so, oder ist das eine seltsame Diskussion im Blog von jemandem, der die ganze Zeit schon Texte sampelt und remixt und so weiter?

    Habt ihr mal da drauf geklickt? http://www.classless.org/remix/

  46. cyrano Says:

    @Xenu: sagte ich ja – real gehen solche Entwicklungen sicher zusammen, aber dennoch stellt sich für mich die Frage nach dem “Warum” einer Maschinengestützen Cut-upperei.
    “Ich denke auch nicht, dass das Lesen linearer Texte die passende Konsumform ist.”
    Konsumform passend wozu / wofür? Zur nicht per se progressiven Funktion von Montage, hatte ich oben schon das ein oder andre gesagt, gerade zum gern positiv Besetzten Ziel der Sprachzerstörung lohnt es sich vielleicht auch mal bei den Futuristen gegenzulesen, die proklammierten langfristig sicherlich auch den “Tod des Autors”. Wenn ich also cutte und uppe, dann versuche ich doch sicherzustellen, dass die Methode nicht zum Selbstzweck verkommt, sonst knocke ich mich mit einem schlecht geziehlten Uppercut möglicherweise ganz schnell selbst aus…
    @Verzerrung: Der Lasterfahrer hat ja gerade in Frage gestellt, ob Textmontagen un Sampling überhaupt in Analogie zu setzen sind. Warum soll das hier nicht diskutiert werden? Des weiteren ist es doch OK sowas auf der Page von jemandem zu diskutieren, der Selbst Verfahren anwended die gerade diskutiert werden. Oder siehst du Classless als “Beleg” an, dass es eben funktioniert und gut ist, und jegliche weitere Diskussion überflüssig ist?

  47. Verzerrung Says:

    @ cyrano

    Nein, es klang nur streckenweise so, als würde es das gar nicht geben. Ist aber wie gesagt vielleicht auch nur mein Eindruck.

  48. Xenu's Pasta Says:

    @cyrano:
    Warum? Weil’s geht? (Dann, wenns geht)
    Konsumform (== Rezeptionsweise) künftiger hypothetischer Ergebnisse maschinengestützten Textsamplings verlangt möglicherweise vom User mehr als nur die Seiten umzudrehen bzw. auf “weiter” zu klicken.

    Dabei stelle ich mir eben nicht nur Cut-Up-Prosa vor, sondern tatsächliche Transformation von Fragmenten. Es ergibt sich eher die Frage, was geht. Und der “Tod des Autors” wird dabei ebensowenig rauskommen wie der “Tod des Komponisten” bei der Musik.

    Was den Zweck angeht, dann würde jener, was “die Methode” betrifft, eh nicht unter meiner Kontrolle sein. Ich finde es ist alles offen: Musik ist ja erstmal nicht vordergründig bedeutungsbehaftet. Texte schon irgendwie. Das kann sowohl Richtung Agit-Prop gehen als auch Richtung Dada. Erstmal rumspielen und kucken was Spass macht.

  49. lasterfahrer Says:

    xenu’s pasta: das schau bild ist ganz lustig, ich mag ja sowas. aber “leser als sampler” oder “autor als sampler” das geht mir dann doch zu weit menschen mit maschinen zu vergleichen. kann man machen, muss man aber nicht und sollte man vor allem nicht.

    die verzerrte bassdrum der 808 mag jetzt nicht unbedingt vom sampler kommen, da kann ich auch ein distortion hinter den ausgang packen. aber es stimmt schon das die technologie nicht dafür wohl gedacht war, irgendwelche platten abzusampeln und zu collagieren. erstmal ging es den herstellern hauptsächlich darum die akkustiche musik so möglich wie getreu nachzubauen. so wie vorher schon mit substraktive synthese und fm synthese oder meinetwegen auch dem mellotron.

    ich weiss halt immer noch nicht wie sich ein text liest wenn man ihn in der bit rate auf 2 stellt und die samplefrequenz auf 11 khz.

    ich gebe aber auch zu das mein rumgenöhle vielleicht etwas kleinkariert ist. aber mir geht es vielleicht um andere dinge.

    muss jetzt pommes essen!

  50. Schnipsel × Gruselgrotte.de Says:

    […] sollte weniger über die Hegemann-Situation lesen und lieber selbst Texte […]

  51. e.r. Says:

    “ich weiss halt immer noch nicht wie sich ein text liest wenn man ihn in der bit rate auf 2 stellt und die samplefrequenz auf 11 khz. ”

    lies mal rules of attraction von bret easton ellis, oder luna park, oder a.l. kennedy oder sowas

  52. Samuel von Reiflingen Says:

    Man muss ja Stalin nicht mögen, um Lyzis’ Welt recht darin zu geben, dass die Welt ohne den klasselosen Kulla eine bessere und die Abschaffung des Immergleichen, die auf das Einzigartige hofft, einen Schritt weiter wäre. Jemand, der wie er die eigene Verachtung von Schönheit und Wahrheit nur dünkelhaft verarbeiten kann; jemand nämlich, der Künstlerschaft mit dem Zungenschlag des Volksfreundes durch Abschaffung der Person unmöglich machen will, kann

    “Ach, zur Hölle mit Autorenschaft und Urheberrecht und Eitelkeiten und dem Bestreben von Verlagen zu wissen, wem sie den Scheck zustellen sollen! Sich bis zur Unidentifizierbarkeit aus dem eigenen Text zurückziehen! Die Poesie soll von allen gemacht werden, nicht von einem! Woher stammen denn deine Wörter, deine Grammatik, dein Kontext?”

    schreiben, anstelle wie jeder anständige Lump im Bewußtsein der eigenen Hässlichkeit, Unfertigkeit, Roh- und Dummheit die Fresse zu halten bzw. dort seinen Gedankenmüll abzukippen, wo es niemandem schadet und auch kein Text, den jemand lesen muss, entsteht, am Bartresen nämlich; so jemand also kann nur noch verabscheut werden, wenn die Option Gulag und kommunistische Internetzensur sowie Stalin als Krücke des Selbstbewusstseins eines an der Welt verrückt gewordenen Citoyens entfällt.

    Kulla, Sie sind ein ganz abscheulicher Volksfreund. Bei Ihnen reicht die Subjektfeindlichkeit soweit, dass Sie noch nicht mal den Kultur-Mitscheißer namens Lasterfahrer, dem die Produktion mittelmäßiger Musik langsam zu langweilig wird und das mit den gedruckten Worten machen möchte, was er mit den Tönen machen darf, wenn ihm keiner zuhört, zusammen mit dem ganzen anderen Pack verbal hinrichten. So kann die Hoffnung, Sie würden das Bloggen irgendwann beschämt aufgeben, natürlich nicht einmal keimen.
    Sie sind als Blogger bzw. als Kulla Mitwirkender am bzw. Propagandist für das Ende der Poesie, weil sie nur noch das Wort zulassen wollen, das aus dem Mund des Volkes und ihrem stammt. Sie bringen es fertig, zu schreiben, was der Kulturbetrieb mit der Vernichtung des Autors ohnehin tut, jedoch ohne einen Scheck dafür zu wollen. Durch solchen Willen zum Opfer beweisen Sie ihre Zugehörigkeit zum Mob. Sie machen die Drecksarbeit freiwillig und fordern, weil sie das natürlich nicht können ohne sich im Dienst einer größeren Sache zu sehen (wie jeder, der Drecksarbeit macht), öffentlich ein Ende jeder Urheberschaft und damit das der Verantwortung des Künstlers für das eigene Tun. Sie träumen von einem Ende der “Angst vor der eigenen Auflösung, vorm Überflüssigwerden, vorm Absurdwerden”, obwohl Sie wissen oder wissen müssen, dass die Auflösung der Einzelnen, die hinterher niemals Urheber des Getanen gewesen sein möchten und deren ökonomische Grundlage die Erfahrung der eigenen Überflüssigkeit ist, in den Nationalsozialismus mündet.

    Sie Blogwart der Geistlosigkeit, der das Wort, das für sich stehen soll und kann, mit Ermahnung an seine Herkunft auslöschen und mit ihm die Poesie in die Tonne treten möchte, in der ihm zuvor schon die depravierten Einzelnen, deren Besonderheit er nur “bis zur Unidentifizierbarkeit” (an)erkennt und sie deshalb in Texte aufgelöst sehen möchte, in denen von ihnen nichts mehr vorkommt, am liebsten sind.

  53. Xenu's Pasta Says:

    Herr von Reiflingen, Sie müssen unbedingt kundtun, was Sie konsumieren, bevor Sie sich auf solche Art verbreiten. Ich will das auch ausprobieren. Vielleicht ist das Geheimnis ja nicht die Technologie, sondern die Chemie…
    Das war ein Start-Ziel-Troll mit allem drum und dran inklusive Godwin.

  54. lasterfahrer Says:

    e.r.: lesen ist doof, ich glotz nur internet.

  55. e.r. Says:

    glaube von reiflingen hat die neue konkret-kolumne vom gremliza konsumiert…..

  56. derivat Says:

    der beleidigte vom reifling haut ja ganz schön auf den putz um die deutsche sprache zu retten – rofl

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