Deconstructing Dresden, Heidefriedhof

February 13th, 2007

Heute gibt es das umgekehrte Szenario von letztem Jahr: erst das Rumgeopfer am Heidefriedhof stören, dann die Demo mit anschließendem Blockadeversuch. Das heißt auch: erst feiern und dann arbeiten. Denn für die Störung des morgendlichen Kranzabwurfs wurde treffenderweise auf Party gesetzt, auf das Feiern der deutschen Niederlage von ’45 und auf Verspottung der unpersönlichen und instrumentalisierten Kollektivtrauer.

Das ging jedoch vielleicht auch wegen der umgekehrten Reihenfolge dieses Jahr trotz etwas größerer Beteiligung etwas schleppend. Die Sprechchöre dürften nur selten bis zur Trauergemeinde vorgedrungen sein, die Stimmung war nur punktuell ausgelassen. Dabei gab es diesmal sogar musikalische Beschallung, die sich überwiegend allerdings aus Kalauern wie “Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund” und “If I Had a Hammer” zusammensetzte.

Heidefriedhof Eingang
Ganz zu Beginn stehen die Kundgebungsteilnehmer direkt am Friedhofseingang, dann doch wieder wie letztes Jahr auf der anderen Straßenseite, wo die Aktion von den passierenden Autos aber besser zu sehen ist

Für etwas Stimmung sorgten die kleinen Contests – Vorschläge für Abriß der Frauenkriche und Weiterverwendung der gewonnenen Baumaterialien, ein Zeichenwettbewerb und Open-Mic-Beiträge über Dresdner Mythen zur Bombennacht, meist mit Zootieren, die es damals im Dresdner Zoo gar nicht gab.

Feierlaune kam kurz auf, als “Ten German Bombers” gespielt wurde (was letztes Jahr ja noch niemand mitsang) und eine beinahe komplette Luftflotte durch die Kundgebung tanzte.

Insgesamt trotzdem ein guter Auftakt, die Friedhofsbesucher dürfte die Aktion ohne Frage gestört haben. Auch überraschende Mitwirkung an der Kundgebung gab es: ein Rentner stellte sich ans Mikrofon und sagte ein kurzes Gedicht über das Schrumpfen der NPD-Fraktion auf.

Opfer vorm Heidefriedhof
Opfergruppe

In der lokalen Presse findet sich heute in der meist mehrseitigen Berichterstattung über den Tag zwar jede Menge Gemahne und Erinnern, aber diese Erinnerung reicht weder in der DD noch in der SZ bis in die Zeit vor dem 13. Februar 1945. In einer DNN-Rezension des Kreuzkirchen-Konzerts heißt es:

>>Und es sind nicht nur (!) jene, die in Dresden gestorben sind, derer gedacht werden sollte. In den letzten Jahren hat mancher (!) als ein Zeichen der Versöhnung (!) bedacht, dass das Leid alle Seiten im Krieg gleichermaßen (!) traf.<< (Bonus: Bildschirmarbeitsplatz macht sich Gedanken über den Handy-Ticker zur Demonstration).

3 Responses to “Deconstructing Dresden, Heidefriedhof”

  1. you know Says:

    ich hoffe dir gehts gut, wir haben uns irgendwann aus den augen verloren…

  2. classless Says:

    Allet schick…

  3. nada :: Ulrike? Dresden? Antifa? :: März :: 2007 Says:

    […] musikalischen Gestaltung des morgendlichen Friedhofsbesuchs zusammen. Egal ob bei Venceremos oder Classless, überall wurde gelogen bis die Balken brechen. Es war nämlich keineswegs “tolle […]

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