Entschwörung, Definitionsmacht, Thomas Maul u.a. – die Themen zuletzt

August 20th, 2010

Nachlese zur Verschwörungsveranstaltung

Relativ ausführlich schreibt “Analyse, Kritik & Aktion” über den Dienstagabend im Tristeza (so viele Leute waren es ja gar nicht, dort ist einfach nicht so viel Platz), aber auch von den anwesenden Verschwörungsdenkern gibt es beleidigte Texte. “Ein besorgter Mensch”, der die Veranstaltung schon im Vorfeld als “Hetze” angekündigt hatte, scheint ausweichlich seines Blogberichts das Gesehene und Gehörte so beflissen mit dem Wikipedia-Artikel über Antideutsche abgeglichen zu haben, daß er mich – wie auch die anderen – fast ausschließlich mit Sachen zitiert, die ich nicht gesagt habe (z.B. solchen Quatschformeln wie “böser Verschwörungstheoretiker”), die aber besser ins Bild passen. Diese Sachen, die ich nicht gesagt habe, soll ich dann auch noch ständig wiederholt haben, eine “widerliche Propaganda-Methodik”, um suggestiv – nein:

“SUGGESTIV eben jenes erwähnte “Dogma”, als stets und ständig zusammengehörige “Gedanken-Verbindungsschranke”, in die Köpfe zu “pflanzen”.”

Der “Berliner Informant”, der sich gerade noch gefreut hatte, daß das Fachmagazin für alles, Focus Money, die bekannten 9/11 Golden Oldies mehrseitig ausbreitete, ärgert sich noch mal wie vor Ort im Tristeza, daß auf seine unschuldigen Bemerkungen über berechtigten deutschen Haß auf Israel merkwürdigerweise nicht mit Offenheit reagiert wurde.

Anderswo wurde zumindest die Behauptung zurückgenommen, daß Tristeza sei unseretwegen eine Nazikneipe – wir selbst hingegen, die Veranstalter, sind dennoch “quasi Faschisten”. Je nun.

Die meisten inhaltlichen Reaktionen gab es im Nachhinein auf meine Unterscheidung zwischen dem eher konservativ-rechtsanarchistisch-libertären “Infokrieg” und den Öko-Technokraten vom Zeitgeist-Movement. Auf der deutschen Bewegungs-Webseite gibt es von Vordenker Jacque Fresco ein paar erhellende Äußerungen dazu zu lesen, was “ressourcenbasierte Ökonomie” bedeutet:

Soziales Design muss sich auf die Tragfähigkeit der Erdressourcen stützen und nicht auf die Philosophie, das Begehren, die Ästhetik oder Vorteile von einzelnen Menschen.

Für den angestrebten Gesellschaftsentwurf gilt dann:

Das Einzige, was nicht von Computern verwaltet und gesteuert wird, ist die Überwachung von Menschen.

Entwickelt hat Fresco sein “Venus Project” übrigens unter anderem aus Enttäuschung über den Kommunismus, den er – wie soviele andere – an der gesellschaftlichen Praxis des Realsozialismus mißt:

Im Kommunismus gab es Geld, schwere körperliche Arbeit, soziale Gliederung und gewählte Repräsentanten, die die kommunistischen Traditionen wahrten. (…) Kommunismus kennt Geld, Banken, Armeen, Polizei, Gefängnisse, charismatische Persönlichkeiten, soziale Gliederung und wird von ernannten Führern geleitet.

Als kleiner Verschwörungssnack sei hier noch ein Teil von “Der 11. September entschlüsselt” verlinkt, in dem wir erfahren, warum wir bei South Park, den Simpsons und bei Geldscheinen genauer hinschauen sollten, wenn wir auf Kommendes vorbereitet sein wollen.

Vergewaltigungsdebatte

Alice Schwarzer schrieb einen öffentlichen Brief an Jörg Kachelmann, in dem sie mutmaßte, ob Kachelmann aufgrund seiner Sexualpraktiken “alles durcheinander” ginge und er deshalb gar nicht wisse, “dass das kein Spielchen ist, wenn eine Frau im Ernstfall Nein sagt.”

Julia Seeliger kritisierte Schwarzer in der taz für diese Gleichsetzung von SM mit Vergewaltigung und bemerkte außerdem:

Wenn die Frau „Ja“ sagte und „Nein“ meinte, ist das auch noch keine Vergewaltigung, so sehr Beziehungen mit ungleich verteilter Macht zu kritisieren sind.

Dieser Satz wurde im Mädchenblog knapp mit der Empfehlung beantwortet, “über Definitionsmacht” zu lesen. Daraufhin brach dort in den Kommentaren – begleitet von Totalausfällen wie dieser Plakatparodie und allerlei Getwitter – eine Diskussion aus, (Dutzende von übelsten antifeministischen Beschimpfungen und Verharmlosungen von Vergewaltigungen wurden nicht freigeschaltet), die sich zu großen Teilen um die Definitionsmacht drehte und zu der sich Julia Seeliger noch einmal in ihrem Blog äußerte.

Darin wandte sie sich dagegen, “das Problem der Ungleichheit von Frauen und Männern viel zu sehr gesamtsystemisch” zu betrachten und beharrte auf dem Prinzip des Rechtsstaats. Wenige wiesen wie Bigmouth daraufhin, daß es “bei definitionsmacht (…) zumeist nicht um gefängnisstrafen” geht, “sondern darum, leute aus linken zusammenhängen rauszuschmeissen (szenekneipen, konzertlocations, politgruppen usw), sofern das opfer das wünscht, um dem täter nicht mehr über den weg laufen zu müssen. und das opfer wissen, dass ihnen geglaubt werden wird.”

Noch weniger wurden so konkret wie Posiputt, der “Im Zweifel für den Zweifel” plädierte und außerdem bekundete:

ich finde es sinnvoll, lieber auf sex zu verzichten, als ein unehrliches “ja” als ehrliches misszuverstehen.

Zu meiner Verwunderung kam – soweit ich das überschauen kann – die Idee der aktiven Zustimmung (“Active Consent” im Sinne etwa des amerikanischen Sammelbands “Yes Means Yes“) in der Debatte nicht vor.

Was für eine Leerstelle sich da auftut, zeigen Les Madeleines mit ihrem Dossier zur Definitionsmacht in der Jungle World, in dem sie – neben manchem Bedenkenswertem, aber seltsam wenig Verständnis für den Notcharakter des ganzen Konzepts – schreiben:

Heißt »Ein Blick wird dann anzüglich, wenn er als solches (sic) empfunden wird«, dass man sich eigentlich gar nicht mehr anschauen darf? Zugleich wird deutlich gemacht, dass man sich auch auf ein »Ja« kein bisschen verlassen kann: »Auch wenn jemand vielleicht ›Ja‹ gesagt hat, dann aber ›Nein‹ empfunden« habe, gelte dies als Nein.

Das klingt alles, als würde kein Gespräch stattfinden, als gäbe es keine Möglichkeit zur Äußerung und als stünde etwas Schlimmes auf dem Spiel, wenn es schließlich nicht “weitergeht”, zu “nichts kommt”. Weiter heißt es dort:

Was bedeutet das überhaupt, ein Nein zu akzeptieren, und wie lässt sich das beim Flirten oder im Bett umsetzen? Dass man lieber eine andere Berührung versucht? Oder sofort die Hände von der Person lässt und auf dem schnellsten Weg nach Hause geht? Dass man sich der Person nie wieder annähert? Oder dass man zwei Wochen wartet? Oder eine halbe Stunde?

Das sind natürlich keine banalen Fragen, aber es fehlt wieder die Idee, sie in der konkreten Situation zu stellen. Das Vergewissern währenddessen taucht im Dossier nur in der Form einer rhetorischen Frage auf:

Müssen Frauen nun unentwegt beim Sex plappern, um ihrer Zustimmung Ausdruck zu verleihen?

Metertief in die Subjekte versenkt sind die Vorstellung vom “richtigen Mann”, der ohne zu fragen weiß und auch wissen muß, was die Frau will oder braucht, wie auch die komplementäre Vorstellung von der Frau, die sich wortlos diesem Mann überläßt, der es dann eben hinkriegt oder nicht. Es ist nicht zu erwarten, daß sich diese Vorstellungen ohne weiteres abstellen lassen – wo das jedoch klappt, scheint es ein Klima zu schaffen, in dem die Frage “Was hat sie denn jetzt gemeint?” auch einfach gestellt werden kann. Wie so oft verweise ich auf Wolfgang Neuss: “Üben, üben, üben!”

Für die Zwischenzeit und die Abreaktion am sexistischen Alltag gibt es einen Ego-Shooter, in dem “Girls with Guns” Sprüche zu Grabsteinen machen.

Thomas Maul

Im höchst geschätzten Ca Ira Verlag erschien zuletzt das Buch “Sex, Djihad und Despotie” von Thomas Maul, dessen Cover ich zunächst für eine böswillige Montage von Antideutschenhassern hielt, das aber doch in all seiner hetzerischen Pracht das Buch ziert. Wer wie ich das Buch nicht gelesen hat – vielleicht weil er wie ich an diesem Cover nicht vorbeikommt – und auch die Veranstaltungen mit dem Autor nur aus zweiter Hand kennt, kann nun einen Text von ihm aus der neuen Bahamas online lesen, in dem er eine “Dialektik der Aufklärung für den Orient” ins Auge faßt, dann aber doch zahllose vermeintliche islamische Spezifika benennt, die einfach nicht auf den Islam beschränkt sind und auch nicht einfach für unterschiedslos alle seine Anhänger behauptet werden können.

Georg Klauda, mit dem ich bekanntermaßen in vielem nicht übereinstimme, hat mit Mauls Buch noch ein anderes Problem: es verwendet Quellen sinnentstellend, darunter Klaudas eigenes Buch, auf das Maul umfangreich auch als Quellenlieferanten zurückgreift. In zwei Postings (1, 2) geht er auf diesen Umgang mit dem Material ein.

Misc

Spon meldet: “Neun von zehn Deutschen fordern neue Wirtschaftsordnung.” Darf ich raten, welche?

Holly Pervocracy hat ein “Male Orgasm Project” ausgerufen, das Wortmeldungen zum männlichen Orgasmuserleben sammeln soll.

Dan Ilic ist von Seattle nach New York getrampt.

Frittenbude brachen einen Gig ab, nachdem das Publikum eine Frau auf der Bühne zum Ausziehen aufrief und diese dem nachkam. (Zeitungsbericht, im Blog von Saalschutz)

Und zum Schluß: Ostdeutschland-HipHop.

30 Responses to “Entschwörung, Definitionsmacht, Thomas Maul u.a. – die Themen zuletzt”

  1. posiputt Says:

    ja! genau das ist mir die ganze zeit an der obergrenze des unterbewussten rumgepaddelt. danke fuers ausformulieren 🙂

    “Metertief in die Subjekte versenkt sind die Vorstellung vom “richtigen Mann”, der ohne zu fragen weiß und auch wissen muß, was die Frau will oder braucht, wie auch die komplementäre Vorstellung von der Frau, die sich wortlos diesem Mann überläßt, der es dann eben hinkriegt oder nicht. Es ist nicht zu erwarten, daß sich diese Vorstellungen ohne weiteres abstellen lassen – wo das jedoch klappt, scheint es ein Klima zu schaffen, in dem die Frage “Was hat sie denn jetzt gemeint?” auch einfach gestellt werden kann.”

    diese (ich nenn sie jetzt mal) romantische vorstellung, dass sex was magisch-sprachloses sein muss/sollte, das irgendwo anfaengt und dann auch zuendegefuehrt werden muss/sollte, finde ich sowieso reichlich abschreckend.

  2. julia seeliger Says:

    Wie so oft verweise ich auf Wolfgang Neuss: “Üben, üben, üben!”

    Ja.

    die Frage “Was hat sie denn jetzt gemeint?”

    Er auch. Oder erkennt man das an einer Erektion, was er meint? (Ich meine: So banal ist es eben nicht.)

  3. classless Says:

    Nee, das war auf die beschriebenen Rollenstereotype von ihm und ihr bezogen!

  4. julia seeliger Says:

    Wer?

    Ach ja: interessant das mit der aktiven Zustimmung. Danke für’s weitere Lesen der mädchenblog-Debatte!

  5. bigmouth Says:

    das ist toll: Maul deutet im baHAMAS-artikel sogar die sexualfeindlichkeit des christentums positiv um:

    Während das christlich-paternalistische Patriarchat die Frau halbwegs als Person anerkennt und materiell absichert – etwa übers Scheidungstabu, die männliche Monogamie, Virilokalität, das Liebesideal, die Reduktion von Sexualität auf Fortpflanzung

    meine fresse

  6. classless Says:

    @ bigmouth

    “baHAMAS”

    Ich bitte dich!

  7. bigmouth Says:

    das markiert diese intellektuellen selbstmordattentäter doch sehr gut!

  8. classless Says:

    Nee, tut es nicht. Ist bloß peinlich.

  9. Donauwelle Says:

    Wer beim Sex sichergehen will dass alle Subtextebenen immer richtig interpretiert werden sollte sich schon im Voraus auf eineN SchiedrichterIn einigen. Dass Prävention so oft unterbleibt und schon “eine fehlgeleitete SMS” ausreichen kann um ein Drama einzuleiten könnte an der kapitalistischen Vereinzelung liegen.

  10. mordechai schwartz Says:

    bzgl der karikatur: djihadisten zu verspotten sollte erlaubt sein. ich finde diese karikatur auch zu niveaulos, abstoßend um genau zu sein, da hat der zeichner einfach mal jeden anstand (scheißwort, ich weiß, aber mir fällt grad kein besseres ein) fallen lassen. ABER ich glaube, man tut thomas maul unrecht, würde man ihm unterstellen, das auf jeden einzelnen moslem, ohne ausnahme, zu beziehen.

  11. Doc Says:

    “Anstand”, haha!
    Manchmal hat es eben Gründe, wenn einem kein besseres Wort einfällt.
    Vielleicht liegt es ja daran, daß sie einfach treffend ist. Und daß es keinen guten Grund gibt, sie zu skandalisieren, wie es von üblichen Verdächtigen routiniert unternommen wurde, sobald das Buch erschienen ist.
    Das ist ja auch sehr praktisch:
    Kann man das Cover skandalisieren, braucht man das Buch gar nicht erst zur Kenntnis nehmen. Klauda konnte es natürlich trotzdem nicht lassen, aber hat sich dann zur Sühne bzw. als Rache auferlegt, ein weiteres Skandälchen zu basteln.
    Und classless verbreitet die Gerüchte gleich weiter.

    classless, Thomas Maul greift nicht “umfangreich auf Klauda als Quellenlieferanten zurück”, sondern er widmet ihm eigens ein Kapitel, in dem er dessen “postkoloniale Phantasien” kritisiert.

  12. classless Says:

    Ich werd das Buch demnächst lesen, dann kann ich dazu mehr sagen.

  13. Donauwelle Says:

    Ich finde das kindisch, so wie schon die verklemmte Abarbeitung an Ghandi (30. Minute folgende, bemerkenswert auch das verräterische Kichern beim Einstieg in die 25. Minute). Dass auch die Taliban gute Söhne ihrer Väter sind ist erschöpfend bekannt, und im übrigen kein besonders hervorhebendes Merkmal.

    Der selbsternannte Kanarienvogel in der Unterwelt des hauptstädtischen Kulturbetriebs sollte sich lieber wirklichkeitsnäheren Anliegen zuwenden. Ganz aktuell etwa setzt die sich moralisch in die Enge getrieben sehende CIA auf eine infantile Inquisition gegen Wikileaks, um dem Gründer seinen bereits jetzt wohlverdienten Friedensnobelpreis madig zu machen – auf Blogs die sich schon in der FISA-Affäre als CIA-nah gezeigt haben offenbaren bestimmte AmerikanerInnen ihre Geilheit zur physischen Vernichtung des Gegners:

    #8 Killgore Trout – Well, I think this is a slightly different game. Normally I’d agree with you but he is fucking with national security so I won’t be terribly concerned if he meets with an accident or just disappears one day.

    #15 commadore183 – I wouldn’t be surprised if there are some in the military/CIA that would love to see that happen.

    #26 WindUpBird – So I guess we just accuse everyone who we’re politically opposed to of rape, what a great idea

    Wie bei indymedia kann natürlich kein Mensch beweisen wer solches Zeug schreibt, aber Spuren von Ironie sehe ich erst in dem dritten Zitat. Wäre “Killgore Trout” vor der Tastatur ein Militärbischof, dann müßte jetzt der Papst das mit der infantilen Inquisition ganz und gar wörtlich nehmen. 😉

  14. bigmouth Says:

    classless, Thomas Maul greift nicht “umfangreich auf Klauda als Quellenlieferanten zurück”, sondern er widmet ihm eigens ein Kapitel, in dem er dessen “postkoloniale Phantasien” kritisiert.

    sag mal, hast du classless’ link eigentlich studiert? maul schreibt passagenweise die texte anderer leute einfach mit geringsten änderungen ab – oder er verfälscht zitate absichtlich und lügnerisch. das hat rhizom nun wirklich gut dargelegt

  15. bigmouth Says:

    … Where I found the unwillingness of the panel to define conspiracy theories as a form of anti-Semitism frustrating (Daniel even suggested that David Icke really believes in the reptiles and does not really hate Jews), Ein-Besorgter-Mensch experienced the whole event as one long Antisemitismusvorwurf and little else.

    jede Verschwörungstheorie ist also eine form von antisemitismus… und Icke glaubt gar nich an Reptiloide Außerirdische

    http://adf-berlin.net/upload/index.php/topic,3004.msg23245.html#msg23245

    schon amüsant, wenn Leute mit ihrem beschränkten Theoriewerkzeug (wahrscheinlich zu viel gesagt bei Andy) auf die Welt los gehen

  16. Hannes G. Says:

    “das ist toll: Maul deutet im baHAMAS-artikel sogar die sexualfeindlichkeit des christentums positiv um” (bigmouth)

    “Während das christlich-paternalistische Patriarchat die Frau halbwegs als Person anerkennt und materiell absichert – etwa übers Scheidungstabu, die männliche Monogamie, Virilokalität, das Liebesideal, die Reduktion von Sexualität auf Fortpflanzung” (Th. Maul)

    Die Tatsachenfeststellung, dass im christlichen Patriarchat die Frau halbwegs als Person anerkannt wird, ist nun doch wirklich ein euphorisches Abfeiern der Sexualfeindlichkeit des Christentums. Mit deiner Aussage, bigmouth, dass Th. Maul die Sexualfeindlichkeit “positiv” fände, untertreibst du maßlos.

    Die Abschreiberei Mauls finde ich ärmlich. Doch die abgeschriebenen Passagen, die Klauda ausfindig macht, sind jetzt nicht so die großen Gedanken, die da abgeschrieben werden, sondern eher Faktendarstellungen und Formulierungen. Es handelt sich also eher um Mundraub, weniger um den Diebstahl geistiger Schätze.

    Das Titelbild finde ich wenig originell, aber auch nicht wirklich schlimm.

  17. Doc Says:

    “bigmouth”, im Gegensatz zu dir habe ich nicht nur die links studiert, sondern auch das Buch, um das es hier geht, gelesen.
    Klauda wusste sich noch jedes Mal ein Skandälchen zu konstruieren, wenn er eines haben wollte. Dafür ist man schließlich Poststrukturalist.
    In diesem Fall beschränkt sich der “Skandal” im wesentlichen darauf, daß in dem Buch nicht “akademisch korrekt” zitiert wird (die Quellen sind ja angegeben).
    Dieses akademisch korrekte zitieren hat Herr Klauda nämlich mühsam lernen müssen, weil er für seine Arbeit einen Abschluß haben wollte. Aber nun kann er ja den Frust, den dieser entnervende Schreibstil sowohl für den Autor als auch für den Leser mit sich bringt, externalisieren und an Thomas Maul abarbeiten.

    Das dumme ist bloß, daß letzterer einfach ein Buch geschrieben hat, um inhaltliche Aussagen zu transportieren, ohne dieses Buch irgendwo als akademische Abschlußarbeit einreichen zu wollen. Damit fällt die ganze Anklage in sich zusammen.

    Und nebenbei bemerkt ist es schon ziemlich originell, daß ausgerechnet der “Cut Up”-Spezialist classless auf diesen Skandal anspringt.

  18. classless Says:

    Das hat mit Cut-up wenig zu tun.

  19. Doc Says:

    Na ja, classless: Einerseits das Konzept der Urheberschaft zum subversiv aufzulösenden Konstrukt erklären und andererseits auf Klaudas “nicht mal ordentlich paraphrasiert” anspringen…

  20. bigmouth Says:

    doc, es ist doch auffällig, dass thomas maul GK das vorwirft, was er selber macht, und von “Abschreiber[n] vom Schlage GK” schreibt. da bahnt sich offenbar das schlechte gewissen seine psychoanalytische bahn. und wie Maul das Mahoudi-Zitat schlicht umgelogen hat, schlägt wirklich dem Fass den Boden aus. er verkehrt da die Aussage des Autors in ihr Gegenteil. Das ist schlicht lügnerisch und unredlich

  21. classless Says:

    @ Doc

    Okay, du scheinst es wirklich durcheinanderzubringen, also: wenn bei Maul erkennbar wäre, daß er seinen Text als literarisch ansieht, daß er erklärtermaßen Quellen nicht zitiert, sondern sampelt, daß er also irgendwo darauf hinweist, daß sein Text mit ungekennzeichneten Versatzstücken anderer Texte gespickt ist, und wenn er vor allem nicht Klauda selbst das Abschreiben und falsche Zitieren ankreiden würde, dann wäre dein Punkt ein Punkt.

    Aber – ich hab das Buch noch nicht gelesen und werd die verschiedenen Positionen dazu im Kopf behalten, wenn ich’s tue.

  22. Doc Says:

    Ach classless, die Quellen sind alle angegeben.
    In dem Buch wird naturgemäß sehr viel referiert, und den Rest habe ich schon geschrieben.
    Der “cut up”-Seitenhieb war natürlich streng genommen unnötig und nicht so ganz ernst gemeint.

    @bigmouth: Mit dir werde ich mich ganz bestimmt nicht über Psychoanalyse unterhalten. Ich bitte dich! Analysier dich doch erstmal selber, z.B. die Bedeutung deiner wiederholten unmotivierten Seitenhiebe auf Andy.

  23. classless Says:

    [wenn ihr euch vollpflaumen wollt, macht das das doch bitte woanders]

  24. bigmouth Says:

    http://thomasmaul.blogspot.com/2010/08/sex-djihad-und-plagiat.html
    http://thomasmaul.blogspot.com/2010/08/sex-lugen-und-huntington.html

    mauls antworten, die ich wegen der totalen unübersichtlichlichkeit seines blogs (man muss nämlich manuell die kategorien abklappern, um neue beiträge zu sehen) erst eben durchs adf gefunden habe

    am interessantesten finde ich eigentlich die einblicke, die die sachen (und der ganze blog) in mauls persönlichkeitsstruktur geben. das ist wirklich sehr unterhaltsam

  25. Lars Q. Says:

    Ich verstehe die Kritik am fehlenden “Verständnis für den Notcharakter des ganzen Konzepts” nicht. Was heißt “Notcharakter”? Das wegen der schweren Notsituation weniger strenge Maßstäbe angelegt werden sollten? Und warum klingt das so furchtbar nach “übergesetzlichem Notstand”?

    Die VertreterInnen der Definitionsmacht betonen selber bei allen Gelegenheiten, dass diese gar nicht wirksam werden könne, weil die durch und durch sexistische Szene sie ja eh ablehne. Und der Madeleines-Text zeigt an einem konkreten Fall (der Weimarer Debatte), wie eine pragmatische, die betroffenen Frauen entlastende Lösung verhindert wurde, weil die Prinzipientreue zum Konzept wichtiger war.

    Was das Dossier sagt, ist, dass Definitionsmacht nicht nur am eigenen Anspruch scheitert, sondern, ganz im Gegenteil, zur Entleerung des Vergewaltigungsbegriffs beiträgt, das Reden über sexuelle Gewalt hintertreibt und in autoritäres Denken einübt. Wenn das stimmt, hilft auch kein Verweis auf den “Notcharakter”: Denn ein Konzept, das nicht taugt, taugt erst recht nicht in der Not.

  26. classless Says:

    “Not” im Sinne von “Notlösung” im Sinne von “in Ermangelung einer besseren”…

  27. Donauwelle Says:

    @classless – Wenn ich so denken würde dann könnte ich auch Demokratin sein. Vielleicht lieber doch höhere Ansprüche an das Zusammenwirken von Definitionsrecht und Gegenmacht stellen?

    Daran schließt sich meist die Behauptung an, eine Frau wisse schon, was eine Vergewaltigung sei. So wird das Wissen über Vergewaltigung zu einer Art mystischer Erfahrung, die eine erst zur Frau mache, ja nachgerade zum Initiatonsritus fürs wirkliche Mann- oder Frausein. Diese Mystifikation, dass Betroffene eingeweiht seien in etwas, wofür es nicht einmal eine Sprache gebe, tendiert dazu, alle auszugrenzen, die sich anders fühlen, zum Beispiel Betroffene, die gerne öffentlich erzählen wollen, was ihnen wie und von wem angetan wurde.

    http://www.gq.com/blogs/the-q/2010/08/gq-exclusive-rand-pauls-crazy-college-days-hint-theres-a-secret-society-involved.html

  28. lasterfahrerei Says:

    ich sehe bei allen auch keine versuchte annäherung an den zufall, daher von cut-up als technik zu sprechen dann sowieso ungenau. text collage oder montage passt da besser.

  29. susi sauer Says:

    Bei der Suche nach “Kritik Thomas Maul” kommt man nicht nur auf diese, sondern auch auf jene (bisher gehaltvollste) Seite: http://fuenfundzwanzigster.wordpress.com/2011/06/14/thomas-maul-essentialistische-marchenstunde/

  30. Doc Says:

    “gehaltvoll” findet das zumindest “susi sauer” von der gehaltvollen 1-Punkt-website fuenfundzwanzigster.wordpress.com.

    Na ja.

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