I think I lost my street credibility

March 18th, 2005

Völlig neue Erscheinung: während ich immer – schon aus der Nähe heraus – ein gutes Verhältnis zum Subproletariat gepflegt und einzelne seiner Vertreter zu sympathischen Buch-Figuren gemacht habe, muß ich nun erleben, wie die ideologische Internalisierung auch ganz unten schrankenlos wird.

Der Verkäufer einer Obdachlosenzeitung, in der es seitenlang um den “selbst ernannten Weltverbesserer” Bush geht, ermahnt erst alle Fahrgäste in einer Ringbahn laut dazu, “das Volk” müsse “jetzt handeln”, um danach auf mich, der ich still und nicht eben wohlhabend wirkend dasitze, einzureden, ich wüßte ja nicht, “was das Chaos ist”. Tage später werde ich von einem am Alex auf der Treppe vorm Saturn sitzenden verwahrlosten Trinker angemacht, ich sollte mir mal die Haare schneiden lassen.

Noch besser: in der U5 pöbelt eine Gruppe junger Arbeitsloser nach anderen Adressaten auch mich voll und schickt sich an, näher zu kommen, woraufhin ich ein genervtes “You got any problem?” raushaue, was sich in solchen Situationen eigentlich bewährt hat. Sie halten einen Moment inne und kommen auch nicht näher heran, heben dann aber in radebrechendem Englisch zu Antiamerikanismen an, die bis dahin noch nie an mich persönlich gerichtet wurden, gipfelnd in der mehrfach wiederholten Aufforderung: “Ami go home!”

Dem ehrlicherweise einfach Geld verlangenden und auf Wartefrist gesetzten Hartz-IV-Fall in der U1, der sich selbst zusätzlich durch Beteuerungen erniedrigte, daß er sich keinen Alkohol kaufen werde, sage ich nächstes Mal, er kriegt das Geld ohne Auflagen.

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