Clemens Nachtmann Zettelkasten Crosscut.

February 9th, 2007

Im allgemeinen ist die vermeintliche Inkarnation der Gebrechen kapitalistischer Vergesellschaftung mithin eine der haltlosesten Legendenbildungen, ein Vorwurf, der übrigens alle dabei geradezu zwanghaft umtreibt – es sind nämlich dieselben. Sie alle suchen das Bündnis als Produktionsverhältnis womöglich mit Adorno als Inkarnation. Es ist immer wieder dieselbe Leier als wahnhafte Gesellschaftsstrategie und sie will und will nicht aufhören, indem sie statt Kritik als “zweite Natur” nicht etwa nur allzu anders als sein Vorgänger sich im Untergang einrichtet. Neu oder originell ist es wahrlich nicht, und selbst Ulrich Holbein ist daran zu messen. Die offenbar grenzenlose Bereitschaft, in diesem gespreizten Jargon mit entwaffnender Ehrlichkeit diese blinde Raserei in Stellung zu bringen, war in Wahrheit nichts anderes als Mystifikation des Banalen als Krisenprävention. Indem das Kapital als wechselseitig entfremdete narzißtische Kränkung sondergleichen sich an sich irre werdenden Serviceunternehmen vergreifen kann, mit anderen Worten: indem es in Wahrheit gar nicht als korrupter Klüngel sich heute bewahrheitet, genau darin erweist sich, daß die Krise sich gelohnt hat.

Mallrats als Opinion leader

So regelmäßig nämlich dieser gemeinsame Wille zum Untergang ein ganzes Heft füllen würde, so stellt sich nun der Charakter der Fehlleistung bekanntlich als die zwanghafte Willkür dar, die sich mithilfe eines durch wiedererkennbare slogans gekennzeichneten Jargons inszeniert, den jeder mühelos anhand des Textes nachvollziehen können müßte. In die gleiche Kerbe haut übrigens die Linke als in historischer Arbeit borniertes Kunstgewerblerkollektiv, dessen Mitglieder einander mit Selbstgebasteltem, -gereimtem, -gemaltem, -geklampftem beglücken, in dem Maße, wie die Arbeiterbewegung nicht mehr anders denken kann denn als ehrliche Makler des Gemeinwohls und indem sie Kartellierung als praktische Kritik auf den Begriff zu bringen vermag, selbst in Zeiten, deren Quintessenz zu Genüge Erlebniskauf als über der Legalität stehend präsentiert.

Throw your hands up at me

Letzteres wird man wohl bezweifeln müssen, und selbst wenn dieses im Ruf nach Opferung der Anti-Subjekte einmündende Ressentiment in ihnen nur all jene allgemeinen Merkmale erkennt, dann läßt dies traurige Rückschlüsse zu auf nichts weniger als an sich selbst irre werdende rasende Fasler, aber auch jene, die verrinnende Zeit als unendliche Leere wie in der Lehre von der historischen Notwendigkeit als Entwicklung auf den Punkt bringen. So sind denn auch die banalsten alltäglichen Verrichtungen anders ist nicht zu erklären denn als prozessierende Abstraktion, worin die Vernichtung als geradezu epidemische Beschäftigung mit Kirmes-Techno – von vornherein verfehlt – und Jammer-Hip-Hop – durchaus verallgemeinerbar – in den Dienst der Unvernunft gestellt wird, und zwar dergestalt, daß hier in Deutschland ein klassischer Fall von Kapital als Garant für die Eröffnung von Zukunft sich bildet. Die totale Verwertung aber, indem sie als Schmutzflut sondergleichen einen wahrhaft erschaudern läßt, hat freilich nicht zuletzt das eigene Meinen gerade kraft seiner Verselbständigung zerstört.

True to the format

Das Kapital als Anwalt bedeutet notwendig seine bittere Kritik. Es war die Linke als Gremium der Hohepriester des Gemeinwohls, die Linke als dessen berufener Vollstrecker, ebenfalls die Linke als auswechselbare Vernunft, in der es gegen ihren illegitimen Mißbrauch denkt, die aber für sich genommen die negative Einheit benannt hat. Die projizieren sie ausgerechnet auf die geforderte Haltung als Verlagerung, worin das Kapital als Konsequenz all dessen klar auf der Hand liegt.

(Gab’s zuerst hier, Neuposting für weltkritik. Samples aus „Krisenbewältigung ohne Ende. Über die negative Aufhebung des Kapitals“ (Bahamas 38/2002) und „Ahnungslosigkeit als Qualifikation. Roger Behrens’ ‚ABC’ und andere Projektionen auf Adorno“, Zwischenüberschriften von mir.)

2 Responses to “Clemens Nachtmann Zettelkasten Crosscut.”

  1. Nischel Says:

    *rofl*

  2. Hrvat Says:

    Puh. Das ist ein Erguß aus leeren Abstraktionen. Viel Worte werden hier gemacht, sehr wenig wird ausgesagt. Leere Worte. Sprachspielereien, die versuchen, den Klang Adornos nachzuahmen. Ohne Sachhaltigkeit.

    Warum schreibt man so was? Und vor allem, warum liest man so was? Niemand wird klüger davon.

Leave a Reply

2MWW4N64EB9P