Zu einfache Entschwörung

May 28th, 2007

Ebenfalls in der konkret berichtet Kay Sokolowsky über den aktuellen Stand seiner Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien. Während er an den FU-Historiker Wolfgang Wippermann, dem Autoren von “Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute“, kritisiert, daß er um die “echten Verschwörungen, von denen ihm, dem Historiker, doch einige bekannt sein dürften” “einen weiten Bogen macht”, benutzt er ihn doch ansonsten als Kronzeugen, der wie Sokolowsky der Ansicht ist, “fünfhundert Jahre Konspirationswahn” stünden in einem “unlöslichen Zusammenhang mit dem ebenso alten Wahn, hinter allem Übel der Welt steckten als Drahtzieher die Juden”, und der “alles Gerede von der Weltverschwörung als blanke, antisemitisch motivierte Esoterik entlarvt”.

Ich werde das Buch erstmal lesen, um zu sehen, ob Wippermann das überhaupt so einschätzt.

Mir will aber scheinen, daß Sokolowsky sich einfach freut, eine Stimme aus dem historischen Fach zitieren zu können, die Mathias Bröckers, in dessen Weblog sich Sokolowsky zu Recherchezwecken unter nachvollziehbaren Qualen herumtreibt, als “antisemitischen Täter” ausweist. Diese schwer widerlegbare Diagnose dient Sokolowsky jedoch wieder mal als Anlaß, wie schon zuletzt weit übers Ziel hinauszuschießen und Bröckers zu den begründeten Vorwürfen allerlei völlig haltlose zu machen.

Etwa, daß Bröckers sich “wie alle Verschwörungsideologen” einbilden würde, “jede Kritik an ihm sei von den Verschwörern gesteuert”. Oder daß er wegen des Konsums “dubioser Websites” nicht wüßte, was er aus Wippermanns Buch “lernen” könnte: nämlich, wie die Geschichte des Verschwörungsdenkens verlief. Die kennt Bröckers jedoch als Wilsonianer und Übersetzer von dessen “Lexikon der Verschwörungstheorien” sehr gut, wie z.B. seine Einleitung zum ersten “11.9.”-Buch zeigte.

Auch daß Bröckers sich den “amerikanisch-israelischen Neofaschismus”, von dem er spricht, “ausgedacht hat”, ist nicht korrekt. Er ist Kolporteur US-amerikanischer Verschwörungsideologie, die dortselbst angesichts einer viel breiter gefächerten Conspiracy Culture einfach nicht so verfängt wie hierzulande. Das ist ein wichtiger Unterschied.

Schließlich muß Bröckers auch noch für seine Blogleser und -kommentatoren verantwortlich gemacht werden, unter denen Sokolowsky sicherlich gelitten hat, die man sich aber eben nur bedingt aussuchen kann. Das geht wohl jedem, dessen Blog von mehr als seinen drei Kumpels gelesen wird, nicht anders.

5 Responses to “Zu einfache Entschwörung”

  1. dachstuhl Says:

    wippermann ist doch an der fu.

  2. classless Says:

    Stimmt, falsch bei Sokolowsky abgeschrieben. Habs geändert.

  3. bigmouth Says:

    dass solokoswky ne halbe seite darauf verwendet, blogkommentardiskussionen zu dokumentieren, fand ich geradezu absurd. das wirkte wie der versuch, eien artikel mit möglichst wenig recherche möglichst schnell zu füllen. wer will so was lesen?

  4. classless Says:

    Das habe ich mich auch gefragt. Vermutlich muß da auch viel Frust darüber raus, sich diese Blogkommentare der Recherche wegen so lange gegeben zu haben.

  5. Felix Deutsch Says:

    dass solokoswky ne halbe seite darauf verwendet, blogkommentardiskussionen zu dokumentieren, fand ich geradezu absurd.

    Die Vorgehensweise, einzelne idiotische (anonyme) Kommentare gegen den Betreiber eines blogs zu verwenden, ist im engl. Sprachraum auch als “nutpicking” (Neologismus aus der Verschmelzung von “nitpicking” und “nut”) bekannt.

    Ich kann mit Bröckers nichts anfangen; der will wohl der deutsche Alex Jones werden.

    Alllerdings lasen sich auch schon viele Artikel (vor allem vor einigen Jahren) in der “konkret” so, als würden die Autoren lediglich den Müll aus rechtsextremistischen weblogs wie lgf zusammenschmieren.

    Da hätte man schon mal etwas genauer hinsehen und sich mit den tatsächlichen politischen Gegebenheiten und Querverbindungen in den USA auseinandersetzen dürfen, statt nach Anblick des “Pizza for the IDF” Banners das Hirn abzuschalten.

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