RVMM

November 24th, 2008

Das Radiokollektiv Volume Mascara Murmansk (die Älteren unter euch erinnern sich vielleicht) sucht weiter nach einem traumatisierungsökonomischen Ersatz für die blöderweise wieder aufgebaute Frauenkirche: auf zum großen Denkmalswettbewerb!

9 Responses to “RVMM”

  1. Cannabis Kommando Says:

    Wie wär´s mit Denkmalen für die abgeschossenen Dresdenflieger an den jeweiligen Absturzstellen?

  2. Irmgard Lumpini Says:

    wie sollen die aussehen? abstrakt? kreuze? mexican style mit bildern der flieger? gibt es dazu unterlagen, wie viele, an welchen stellen? erwartest du, dass das in den versöhnungskontext reinspielt, den dresden aufbaut, indem die opferrolle betont wird und gleichzeit als kreuz auf der wiedererbauten frauenkirche ein sog. nagelkreuz aus coventry draufkam, so nach dem motto “erst ham die engländer den dresdnern verziehen und dann die dresdner den fliegern”?
    ich finde, dein vorschlag muss noch ausgebaut werden, bevor wir ihn im denkmalswettbewerb berücksichtigen können. is aber ausbaufähig, auf jeden fall…

  3. Arschkrebs (2.0/compatible) Says:

    Ein kleiner Tipp für die obercoolen Radiomacher. Das Denkmal Germania was sich diese Tante da wünscht, ist nix Neues. Bis zur Bombardierung stand das da schon.

    Mal im Ernst, ihr solltet auch mal eure Trauma untersuchen lassen.

  4. Cannabis Kommando Says:

    @Irmgard Lumpini – Wartmannsroth hat ein solches Denkmal auf seiner Gemarkung. Dort wird zwar der Name Dresden nicht genannt, aber das Datum ist eindeutig, und die Lage in der Anflugrichtung. (Der Anflug erfolgte über Luxemburg, wobei ein Umweg in Kauf genommen wurde um einen kürzestmöglichen Streckenabschnitt im Bereich der Flak zu erzielen.) Da die Flieger durch den Absturz in ein menschenleeres Rhöntal umkamen kam ist in diesem Fall soweit ich weiss kein Lynchmord zu verzeichnen. Eine flächendeckende Recherche ist mir nicht bekannt.

  5. Irmgard Lumpini Says:

    @arschkrebs: wenn ich dich korrigieren darf: das denkmal der germania stand bis juni 1949 auf dem altmarkt und wurde erst dann abgerissen. möglicherweise wünschte sich die – von dir abfällig als tante bezeichnete – hörerin dieses denkmal, um einen stand von weit vor der bombardierung und gleichzeitig nach der bombardierung zu erreichen, um ihr persönliches trauma auszulöschen. außerdem äußerte sie deutlich, dass sie damit auch auf die erfolge der germania brauerei in china hinweisen wollte.
    sowenig wie die ereignisse und deutungen des 13.2.1945 auf dieses reale ereigniss beschränkt sind (stadt kaputt – warum wird nicht gefragt, und wenn, dann voller unschuld- , dann wieder aufgebaut), sondern vielmehr zur legitimation allen möglichen unsinns und imaginationen und zur gleichsetzung der deutschen mit ihren opfern und anschließender normalisierung dt. herhalten muss, so sehr können die dresdner_innen und alle, die sich im herzen so fühlen (ich denke, das sind mehr, als ich zu fürchten wage), sowenig sind die vorschläge für ein denkmal statt äh für dresden beschränkt.

    und unser eigenes trauma: wir arbeiten ständig an dessen deutung, versprochen. empfiehlst du eine bestimmte untersuchungsmethode?

    @cannabis kommando: herzlichen dank für den hinweis, wir schauen uns das an.

  6. Arschkrebs (2.0/compatible) Says:

    Ich habe oft den Eindruck, dass einige Linke/Antideutsche regelrecht unter Verfolgungswahn leiden, wenns um das Thema 13. Februar geht.

    Die bundesweiten Debatten um Bombenkrieg und Vertreibung anlässlich des 60. Jahrestag sind vorbei (ohne dass die Linken dabei irgendeinen Stich gelandet haben), und locken niemanden mehr hinterm Ofen vor. Wenn man sich die offizielle Ausrichtung des Gedenkens der Stadt anschaut, scheint die Zeit des kontextlosen Erinnerns in Dresden vorbei zu sein.

    http://dresden1302.noblogs.org/post/2008/12/01/neues-zum-heidefriedhof-cdu-allein-mit-nazis

    Die Kritik der jüdischen Gemeinde an der bisherigen Form des Gedenken auf dem Heidefriedhof wurde jedoch angenommen und soll jetzt umgestaltet werden, da es nicht mehr dem Gedenken der Dresdener entspräche.

    http://dresden1302.noblogs.org/post/2008/12/04/kurzer-berblick-zum-jahrestreffen-von-dresden-f-r-demokratie

    Eine “Normalisierung” des Nationalbewußtseins scheint tatsächlich eingetreten zu sein und der hier freut sich:
    http://b-republik.de/b-republik.php/cat/8/aid/1148/title/Der_weltoffene_Patriotismus

    Dresden hat als Symbol ausgedient würde ich mal behaupten und der Hype darum, wird auch lokal weiter abflauen. Die neuen Zahlen der Historikerkommission werden ihr Teil dazu beitragen. Dazu kommt, dass auch hier die Zeitzeugengeneration langsam aber sicher ausstirbt, und die neuen Generationen kaum einen Bezug dazu haben. Die Kinder dieser Generation vielleicht noch, aber mir ist noch niemand unter 30 untergekommen, der sich ernsthaft mit dieser Bombardierung identifiziert, außer Nazis und rechte Konservative natürlich.

    Selbst wenn man davon ausgeht, dass die öffentliche Ausrichtung und die Debatten an den meisten Dresdner vorbei gehen, und diese von dir beschriebene Haltung für die Mehrheit zutrifft, was bringen dann solche Aktionen wie dieser komische Denkmalwettbewerb, außer um zu zeigen, dass man der/die Tollste ist, und sich gleichzeitig im eigenen Elend zu suhlen?

  7. Cannabis Kommando Says:

    Der “weltoffenene Patriotismus” ist ein gefährliches Wunschdenken. Wenn man den Patrioten Europas und Deutschlands in ihren Internetforen etwas genauer auf die Finger guckt, dann kann man diese geistig-moralischen Elendsgestalten dabei beobachten wie sie von Blutbädern träumen mit welchen sie sich der Islamisierung und des Schwarzen Blocks zu entledigen glauben. Der größte politische Blog Deutschlands beispielsweise ist voll von aberwitzigen geschichtsrevisionistischen Projektionen, bei der Antifa handele es sich um eine Art rotlackierte SA und bei der Repression gegen Antifaschisten um eine Verteidigung der Demokratie. Solange mit dem Erbe des Antifaschismus derart respektlos umgegangen wird brennt Dresden weiter.

  8. Arschkrebs (2.0/compatible) Says:

    @Cannabis Kommando
    Von der Stoßrichtung her finde ich deinen Ansatz nachvollziehbar.

    Allerdings müsste man da vorher klären, inwiefern political incorrect repräsentativ für die Bevölkerung und/oder die Eliten ist. In dem blog tummeln sich zwar ziemlich viele Gestalten, aber die haben weder in den Medien was zu melden, noch kriegen die auf der Straße Leute zusammen. Ich glaube auch nicht, dass der Jesse ausgerechnet die gemeint hat, obwohl die Grenzen natürlich fließend sind.

  9. Cannabis Kommando Says:

    Was Repräsentativität betrifft, ist PI natürlich geradeso ein Beamtenparlament wie die Paulskirche, allerdings sehe ich schon eine bestimmten Einfluß auf die Meinungsbildung. Diesen Herbst wurde vom Hause Herre ein fünf Jahre altes Politsatireplakat skandalisiert und drei Tage später sprach selbst der Minister von nichts anderem mehr.

    Deinen Link will ich nicht weiter rezensieren. Vieles von dem dort gesagten gilt natürlich für alle Formen des Extremismus – wenn der Maoismus oder der Lamaismus sich der Welt öffnen können, wieso sollte der Patriotismus es nicht versuchen? Für meinen persönlichen Geschmack übertreibt der Verfasser jedoch maßlos seinen Distinktionsgewinn vom gedachten Konsens und versinkt daher immer wieder in Seelenmassage, aber vielleicht würde ich das weniger drastisch sehen wenn ich Mannschaftssport machen würde.

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