Ökonomischer Gottesdienst, aktuellpolitische Stunde

March 15th, 2009

Äußerster Westen der Stadt. Gegenüber der Abteilung läuft ein großer Plasmafernseher, der seit dem Amoklauf von Winnenden im Grunde nur Nachrichtensendungen über den Amoklauf von Winnenden zeigt. Schätzungsweise die Hälfte der Mitarbeiter und ein Kunde pro Stunde teilen im Laufe der Zeit ihre Einschätzungen und Theorien zur Tat mit.

Ein Kunde hebt hervor, daß der Amokläufer aus reichem Hause stammt: “Die können sich solche Hobbys leisten. Und die haben dann Knarren im Dutzend im Haus.” Die durchweg Ärmeren, auf die geschossen wurde, hätten hingegen nicht zurückschießen können. Klassenkampf in Winnenden?

Im Pausenraum, wo durch Fernseher, Qualitätspresse und Kollegen das Thema nicht minder präsent ist, meint einer beim Anblick einer der Doppelseiten in der B.Z.: “Die saßen da noch mit ihren Stiften in der Hand. Wie kann denn sowas sein? Eben sitzt du noch da und zack biste tot!” Antwort einer Kollegin: “In Afrika langsam verhungern ist sicher schöner.”

5 Responses to “Ökonomischer Gottesdienst, aktuellpolitische Stunde”

  1. Nicolai Says:

    Lieber Kulla,

    bitte, bitte, bitte wieder mehr Ökonomischen Gottesdienst.

    Damals ist dein Blog hauptsächlich wegen dieser Rubrik in meinen RSS-Reader aufgenommen worden.
    Inzwischen habe ich zwar auch die anderen Beiträge zu schätzen gelernt, aber gerade die Beobachtung des Konsumalltags sind doch wunderbar.

    Schöne Grüße,

    Nicolai

  2. classless Says:

    Danke!

    The irony of it all: So sehr ich mich freue, wenn diese Postings gern gelesen werden, so sehr erinnert mich jedes einzelne doch daran, wieviel Zeit ich sinnloserweise mit diesen Jobs verbracht habe und noch verbringen werde.

    So, the good/bad news is: Es wird wohl noch eine Menge Beiträge in dieser Rubrik geben.

  3. unkraut Says:

    Da gibts ja auch echt einige sehr schöne Einträge.
    (Trauriger) Favorite: http://www.classless.org/2006/11/04/ich-nehme-auslandern-die-arbeitsplatze-weg/

  4. krautleider Says:

    Ja, Arbeit ist scheiße. Ich sach mal so, betrunken arbeiten oder bessere Drogen. Das ist die Lösung.

  5. Cannabis Kommando Says:

    In jedem Wohnzimmer, in jedem Eigenheim lauert die Zivilisationskatastrophe.

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