Ahmadinedschad glaubt ans deutsche Volk

April 12th, 2009

Der Spiegel hat sich nach drei Jahren wieder von Ahmadinedschad interviewen lassen. Schön aufgemacht, in einem Heft, dessen Titelbild neben dem bedeutendsten Antisemiten der Welt eine Darstellung von Judas als Verräter an Jesus Christus zeigt, kann der iranische Präsident passend zum Osterfest die deutschen Journalisten darüber ausfragen, warum sie sich die jüdisch-amerikanische Sicht der Dinge aufzwingen lassen.

Anders als beim letzten Mal, das Ahmadinedschad in goldener Erinnerung behalten hat (“ich freue mich, Sie fast drei Jahre nach unserem ausführlichen Gespräch wieder in Teheran begrüßen zu dürfen”), zicken die Deutschen diesmal ein bißchen rum und beantworten nicht alle Fragen, versuchen sogar hier und da auf Antworten vom Präsidenten zu bestehen. Das liegt natürlich nur daran, daß sie nach dem letzten Gespräch zum Teil heftig dafür angezählt wurden, ihn mit so vielen Aussagen zitiert zu haben, die den Zionisten nicht in den Kram paßten: das “deutsche Volk” als “Gefangenen des Holocaust”, Kriegstreiber, die “Holocaust-Forscher einsperren”, das weltweit sehr aktive “Netzwerk des Zionismus” usw.

“Was erwarten Sie jetzt vom Iran?” fragt er die Deutschen. Als sie ihm antworten, es käme jetzt auf “konkrete Schritte oder zumindest eine Geste Ihrerseits” an, stellt Ahmadinedschad klar, daß “alle Lehren aus der Vergangenheit ziehen” müssen, der Iran jedoch “seit 30 Jahren zu Unrecht und ohne Verschulden unter Druck” sei und “nichts getan” habe: “Wir haben niemandem Ungerechtigkeit widerfahren lassen.”

>>Respect for basic human rights in Iran, especially freedom of expression and assembly, deteriorated in 2006. The government routinely tortures and mistreats detained dissidents, including through prolonged solitary confinement.<< (Wikipedia)

Die Deutschen behaupten nun, auch der Iran hätte einige unbedeutende Fehler begangen (terroristische Organisationen unterstützt, Dissidenten im Ausland umgebracht), worauf der Präsident nur fragt: “Wollen Sie damit sagen, dass die Truppen an unseren Grenzen stehen, weil wir angeblich terroristische Organisationen unterstützen?”

>>Wenn einige unter dem Druck der Hegemonialen Ordnung [nazm-i salta] etwa durch Unverständnis oder Einfältigkeit, oder Egoismus und Hedonismus einen Schritt zur Anerkennung des zionistischen Regimes unternehmen, sollten sie wissen, dass sie im Feuer der islamischen Gemeinschaft [umma] verbrennen und mit dem Mal ewiger Schande auf ihrer Stirn gekennzeichnet werden.<< (Ahmadinedschad auf der Konferenz “World Without Zionism”, 2005)

“Zunächst einmal”, erklärt er den zionistisch Verblendeten, “wir verüben keinen Terror, wir sind Opfer von Terror.” Und: “Unser Glaube verbietet uns Terrorismus.” Dann bohrt er weiter nach: “Glauben Sie, daß mit militärischer Gewalt und Invasion Probleme gelöst werden können? War die Strategie Amerikas und der Nato nicht von Anfang an falsch? (…) Wir sagen nur, die Amerikaner sollen ihren Kurs korrigieren. Sehen Sie dafür Anzeichen?”

Als er merkt, daß die Deutschen nicht in der Lage sind, diese Fragen auf ihr eigenes trauriges Los zu beziehen, spitzt er sie nochmals zu: “Kann es sein, daß Amerika 5400 Nuklearsprengköpfe hat und Deutschland keine?” Der Zweite Weltkrieg ist schon 60 Jahre vorbei: “Müssen die Siegermächte auf alle Ewigkeit die Völker beherrschen, müssen sie die Weltregierung bilden?”

Die Deutschen drucksen herum, wollen ihm ernsthaft mit Material des CIA kommen und zeigen sich allgemein schlecht informiert. Also klärt er sie freundlicherweise über ein paar grundsätzliche Zusammenhänge auf, über die “Kriegstreiber und die Zionisten, deren Existenz von Spannungen lebt, und die durch Kriege reich geworden sind.”

>>Ich spürte diese Aura, und plötzlich änderte sich die Stimmung im Saal. Die Führer der Welt wagten nicht, mit der Wimper zu zucken. Es schien, als halte eine Hand sie fest, und ihre Augen wurden geöffnet, die Botschaft der Islamischen Republik zu empfangen.<< (Ahmadinedschad beim UN-Gipfel in New York, September 2005)

“Seit 30 Jahren stehen Deutschland und andere europäische Länder unter amerikanischem Druck” erklärt der Präsident weiter, “damit sie ihre Beziehungen zu Teheran nicht verbessern. Das sagen uns alle europäischen Staatsmänner.” Die ungläubigen Deutschen fragen verblüfft zurück: “Hat Ihnen das auch Altkanzler Gerhard Schröder bestätigt, den Sie im Februar hier in Teheran empfangen haben?” “Ja”, sagt der Präsident zu den Unwissenden, “auch er hat das gesagt.”

Statt nun mal zwei und zwei zusammenzuzählen, fangen die Deutschen nun wieder mit dem Holocaust an. Also fragt der Präsident: “Warum haben die Deutschen damals so viel Unruhe gestiftet, daß es überhaupt zu diesen Problemen gekommen ist? Das zionistische Regime ist das Ergebnis des Zweiten Weltkriegs. Was hat das alles mit dem palästinensischen Volk zu tun? Was mit der Region Nahost?” Die Deutschen schweigen, also zieht er die Schlüsse für sie: “Ich glaube, man muß das Problem an der Wurzel packen. Wenn man die Ursachen nicht berücksichtigt, gibt es auch keine Lösung”.


Ahmadinedschad über die Schuld der zionistischen Weltverschwörung am Zweiten Weltkrieg

Doch die Deutschen verstehen wieder nur Holocaust. Ahmadinedschad ist nachsichtig mit ihnen, sie werden noch dahinterkommen. Außerdem sind sie ja nur die Journalisten der zionistisch kontrollierten Presse. Mehr Hoffnung setzt der Präsident ins deutsche Volk in seiner Mehrheit. Würde man ein Referendum durchführen, wie die Deutschen den “unnatürlichen zionistischen Staat” finden, würde man “feststellen, daß das deutsche Volk das zionistische Regime haßt.” Für das deutsche Volk ist auch “der Streit um den Holocaust kein Thema”. Daher wird der Präsident fortfahren, “Deutschland zu mehr Eigenständigkeit aufzuforden”.

Für Ahmadinedschad ist klar: “Die Zeit ist vorbei, in der man anderen Völkern Weisungen erteilen kann. Heute braucht die Menschheit Kultur, Gedankengut und Logik.”

>>Er ließ in seiner Amtszeit u.a. Fast-Food-Restaurants schließen, verbot Poster von David Beckham und untersagte das öffentliche Abspielen und Produzieren westlicher Musik.<< (Wikipedia)

Forderungen nach Einstellung des Atomprogramms weist der Präsident entschlossen zurück und läßt sich auch von Obama nicht täuschen: “Ich sage Ihnen hier, dass diese neue Politik von Obama falsch ist. Die Amerikaner kennen die Region nicht, die Wahrnehmung der Nato-Spitze ist verfehlt – ich sage Ihnen das als ausgebildeter Lehrer: Das ist falsch. Was die 250 Milliarden Dollar [für den Militäreinsatz in Afghanistan] betrifft: Wären die in Amerika ausgegeben worden, wäre das Problem mit der Arbeitslosigkeit teilweise behoben. Vielleicht gäbe es dann auch keine Wirtschaftkrise.”

Zum Abschluß versuchen die Deutschen noch mal, ihm eine Frage unterzujubeln: “Werden Sie im Falle Ihrer Wiederwahl der erste Präsident der Islamischen Republik Iran sein, der einem amerikanischen Präsidenten die Hand gibt?”

Aber Ahmadinedschad fragt nur zurück: “Was meinen Sie?”

7 Responses to “Ahmadinedschad glaubt ans deutsche Volk”

  1. Cannabis Kommando Says:

    Der Majilis sollte unverzüglich das Zusatzprotokoll zum Nichtverbreitungsvertrag ratifizieren, wie es der Bundestag schon vor Jahren getan hat.

  2. knecht Says:

    trotz aller querelen, dieser drecksau wünch ich alles was er mir wünscht?!
    ich bau mir jetzt noch einen und meditiere.

  3. Müffelnde Politiker und Mümmelmänner. Oster-Blogschau (4/II) Says:

    […] Osterfest springt Irans Präsident Ahmadinedschad aus dem Ei und belustigt die Blogger. Kulla beschäftigt sich mit Ahmadinedschads Interview , in welchem dieser dem zionistisch verblendeten SPIEGEL Fragen stellte. […]

  4. zufällig in der Gegend Says:

    Hart getextet, aber durchaus angemessen!

  5. betty Says:

    Und hier Ausschnitte der aktuellen Rede des Mahdi-Wiederkunft-Wegbereiters vor den Vertretern der Vereinten Nationen mit deutscher Simultanübersetzung:
    http://www.videogold.de/ahmadinedschads-rede-auf-vn-durban-ii-konferenz/

    Außerdem interessant: Mahmoud hat einen eigenen Blog. Wer also aus erster Hand seine Gedanken mal lesen möchte oder sich dafür interessiert, was Ahmadinejads Autobiographie enthält:
    http://www.ahmadinejad.ir/

  6. classless Kulla » Blog Archive » Ahmadinedschads Ansprache @ Durban II Says:

    […] (Hat Tip: Betty) […]

  7. “Alle gegen einen” – über die kommenden “Wahlen” im Iran « Zeitung für Schland Says:

    […] zutrifft. Avenarius bezeichnet Resai hingegen wiederholt als „konservativ“. Der Vorliebe deutscher Medien für radikalislamistische Antisemiten folgend wird selbstverständlich auch ein Interview mit jenem […]

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