Bahamas und die Israelsolidarität

January 28th, 2007

Seit einer Weile die vernünftigste Bahamas-Veranstaltung. Für ein Protokoll, gerade der ersten beiden Beiträge, muß auf andere Blogger gehofft werden, ich kam erst zur Mitte und hab nicht mitgeschrieben.

Wertmüller verlas einen improvisierten Demo-Aufruf, um zu verdeutlichen, welcher Demonstration man sich gern angeschlossen hätte – die Hauptunterschiede zur heute stattfindenden Demo bildeten der Verweis auf Israel und die Zielrichtung der Demo selbst gegen die deutschen Instanzen, die in diesem Szenario Wirkung entfalten – beispielhaft das Auswärtige Amt, das Kanzleramt und die taz-Redaktion (weil Süddeutsche nicht in Berlin). Das Verhalten des Zentralrats der Juden wurde gelobt und zur Vereinsmeierei der Demo-Organisatoren in Kontrast gestellt. Es gab großartige Ausfälle gegen das Vereinswesen (wenngleich die Verweise auf Hinterzimmer an diesem Ort schon zum Schmunzeln reizten) und nicht wenig Kritik am Identitären unter Antideutschen und Israelfreunden. Schön auch der leise Spott über das statt des komplett verachteten Politischen ersatzweise Versinken in der Wertkritik: “Und dann kehrt man wieder zurück zum Fetischkapitel.”

Als Wertmüller über die wirklich unterirdischen Antisemitismus-Vorwürfe von Lizas Welt gegen die Bahamas (“Damit denunziert sich die Rage der Bahamas im Kern selbst als antisemitisch.”) allerdings meinte, daß sei eben schon der schwerste Vorwurf den man jemandem machen kann, ließ das schon die Hoffnung aufkommen, er möge es sich selbst zu Herzen nehmen.

In der Diskussion wurden natürlich Stimmen laut, die eine Gegendemo im Sinne von Wertmüllers improvisiertem Aufruf oder eine Art Hijacking der anderen Demo vorschlugen, was jedoch entschieden verworfen wurde mit dem erfreulichen Verweis auf die Geschichte der K-Gruppen und ihrer Versuche, sich gegenseitig zu bedemonstrieren. Ebenfalls war erstmalig schon auf der Veranstaltung einer Art Live-Exegese durch einen Nachwuchs-Antideutschen zu erleben, der minutenlang in freier Assoziation und einer Art Selbsterfahrungsduktus einzelne Sätze Wertmüllers mit diversen Alltagserfahrungen mit Suppentellern und dem Öffentlichen Nahverkehr in Verbindung brachte.

Leider war niemand von denen anwesend oder vernehmbar, die im Vorfeld so viel auf die Bahamas geschimpft hatten, wozu es zumindest bei diesem Themenkomplex viel weniger Gründe gab als zuletzt.

Fast alle, die da waren, werden wohl heute dennoch bei der Demo vorbeischauen, ich wegen meines Vortrags in Potsdam nicht.

One Response to “Bahamas und die Israelsolidarität”

  1. nichtidentisches Says:

    http://myblog.de/nichtidentisches/art/89785568/Le_dernier_cri_Die_Philosemitismuskeule
    Kleiner Beitrag dazu….

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