Noch mehr Illuminaten

September 9th, 2007

>>Der Illuminatenorden hatten eine Vielzahl von Individuen äußerlich zusammengefasst, welche im Grunde kaum mehr einte als der abstrakte Wille zur Vernunft. Er vermochte es nicht, in diesen nachträglich eine substantielle Einheit zu erzeugen und sie zu einem den Zielen des Ordens entsprechenden Handeln zu befähigen.

Demgegenüber zielte Knigges neue Strategie darauf, zunächst die individuellen Voraussetzungen zu schaffen, um zu einem späteren Zeitpunkt die Assoziation auf höherem Niveau erneut zu beginnen. Aus diesem Grund ist seine Schrift entschieden anti-romantisch. (…)

Anstatt sich abstrakt und folgenlos über die Dummheit der Leute zu echauffieren, müsse es zuerst darum gehen, deren Ursachen zu verstehen. Besser, als der zugegebenermaßen nicht zum Besten eingerichteten Welt den Rücken zu kehren und sich in esoterischen Zirkeln Gleichgesinnter einzuigeln, sei es, sich in dieser zu tummeln, dabei Erfahrungen zu sammeln und sich so allererst zum handlungsfähigen Subjekt auszubilden. So besteht die Chance – und darin besteht die heimliche Absicht von Knigges Umgang mit Menschen –, dass eventuell ernsthaftere Agenten der Subversion sich bilden, die nicht beim ersten Windhauch unter die Fittiche der alten Autorität flüchten und zum Katholizismus rekonvertieren, nachdem sie einige Jahre lauthals den Vatermord propagiert haben.<< Josef Swoboda schreibt in der Zeitschrift ‘Magazin’ lesenwert über den Illuminatenorden.

(Meine kleine Artikelreihe zu den Illuminaten.)

One Response to “Noch mehr Illuminaten”

  1. godforgivesbigots Says:

    (Bereits am Freitag 22.09. gepostet, aber irgendwo hängengeblieben:)

    Oder von Knigge lernen mit der Dummheit der Leute in der Kirche umzugehen.

    Da predigt Kardinal Meisner von der “Entartung” der Kultur und hat schon ganz vergessen von welcher Art dabei die Rede sein soll: Marsianer? Vogonen? Unbeschreiblichen Wesen aus dem Quadranten des Kleinen Hundes? Oder doch Menschen? Der korrekte Begriff in diesem Kontext heißt “Entmenschlichung” und keinem fällt´s ein, obwohl eine Entmenschlichung der Kultur durchaus vorkommen kann:

    The way I would describe this, as a writer, is that we need all of us, whatever our background, to constantly examine the stories inside which and with which we live. I think we all live in stories, so-called grand narratives. Nation is a story, family is a story, religion is a story, community is a story. We all live inside and within and with these narratives. And it seems to me a definition of any living, vibrant society, that you constantly question those stories. You constantly argue about them. In fact, the argument never stops. The argument itself is freedom; it’s not that you come to a conclusion about it but that you live in a world in which you argue constantly about that world -and, through that argument, you change your mind sometimes. You decide the things that you used to accept in a society you no longer wish to accept, things that you did not accept in a society you begin to wish to accept. And that’s how societies grow.

    When you can’t re-tell for yourselves the stories of your life, then you live in a prison.

    Wenn die Apparate und nicht die Menschen die Geschichten erzählen in denen sie leben, dann findet eine Entmenschlichung der Kultur statt. Schußwaffen gab es schon immer, Cho Seung-Hui-Typen gibt es erst seit Hollywood. Wenn der Kardinal hätte verstanden werden wollen hätte er sich besser ausdrücken müssen.

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