Sozialismus ist der bessere Kapitalismus

May 15th, 2011

Wer Sahra Wagenknecht für eine besonders harte Kommunistin hält (und vielleicht verpaßt hat, was sie schon zuletzt über Finanzkrise und “Finanzkapital” von sich gab), wird sich schön wundern zu lesen, wie sie in der jungen Welt das Kleinkapital unter Hinzuziehung ordoliberaler Ideen gegen das in Schutz zu nehmen versucht, was sie mittlerweile für Kapitalismus hält.

Sie affirmiert einfach den ganzen positiven Kanon des Warensubjekts (Demokratie, Freiheit, Wettbewerb, Leistung, Effizienz, Wirtschaft) und sagt, der Kapitalismus würde diese schönen Sachen verhindern (“Der Kapitalismus untergräbt die Freiheit und zerstört die Demokratie”, “Und eine Leistungsgesellschaft war der Kapitalismus noch nie”), während der Sozialismus “echte Demokratie” und “wirkliche Freiheit” ermöglicht. Dazu sind in ihm “tatsächlich auch Mechanismen wie Markt und Wettbewerb nötig”, was aber in Ordnung geht, denn: “Politik kann Klein- und Mittelbetriebe durch entsprechende Gesetze problemlos zu sozialem Verhalten zwingen.”

Then again, das ist leider alles gar nicht neu, Marxisten in Lenins Tradition haben immer wieder versucht, den verinnerlichten Kapitalismus der kleinen Bürger und solcher, die es werden wollen, für ihren Staat und dessen relativen Erfolg einzuspannen. Wagenknecht wirft sich lediglich etwas offener als die meisten an die entsprechende Zielgruppe heran und gibt wenigstens zu, sich grundlegende Verbesserung nur noch als Erfüllung heutiger systemimmanenter Ideale vorstelln zu können.

16 Responses to “Sozialismus ist der bessere Kapitalismus”

  1. Benni Says:

    Jeder frisst jeden ist dann ok, wenn man der größte Fisch im Teich ist, denkt sie sich wohl. Monopolkapitalismus statt Oligopolkapitalismus heißt das. Nur weil die größte Firma “Staat” heißt, ändert das ja nix.

  2. blubb Says:

    Nicht nur was dieses Thema angeht lässt Wagenknecht öfters mal Scheiße vom Stapel:

    Am 08.01.2009 fordern Sahra Wagenknecht, Ellen Brombacher und andere Linksparteimitglieder das Ende der israelischen Aggression und einen gerechten Frieden im Nahen Osten: „Im Gaza-Streifen herrschen Tod, Qual und Angst. Die durch nichts zu rechtfertigende Aggression der israelischen Armee, die Blockade-Haltung der USA im UN-Sicherheitsrat, die die israelischen Kriegshandlungen tolerierende EU und auch die faktische Gleichgültigkeit der Herrschenden in den meisten arabischen Staaten zeichnen verantwortlich für das unvorstellbare Grauen. […] Nichts rechtfertigte und rechtfertigt die grausame Blockade gegen 1,5 Millionen Menschen, nichts rechtfertigt den mörderischen, schon jetzt mehr als siebenhundert Opfer und Tausende Verwundete fordernden Krieg. […]Unsere uneingeschränkte Solidarität gehört dem geschundenen palästinensischen Volk, der israelischen Friedensbewegung und den ungezählten Menschen in aller Welt, die das Ende der israelischen Aggression fordern. Fest an ihrer Seite, verlangen wir einen gerechten Frieden im Nahen Osten.“

    Am 27. Januar 2010, 65 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sprach Schimon Peres im Deutschen Bundestag. Sahra Wagenknecht verweigerte nach Peres Rede die stehenden Ovationen und begründete dies unter anderem damit, „weil dieser Staatsmann, selbst für Krieg verantwortlich ist.“ Sie verneige sich zwar vor den Opfern des Holocaust aber nicht vor dem „kriegsverantwortlichen“ Peres. Wenn Frau W. ihr Auftreten im Bundestag zu erklären versucht, ist der interessierte Beobachter, unangenehm an den „Leitspruch“: “Tote Juden sind gute Juden – lebende Juden sind böse Juden“ erinnert.

    (http://fidelchescosmos.wordpress.com/2010/08/30/der-linke-antisemitismus/)

  3. schlomo der dorfnarr Says:

    sahra wagenknecht IST antisemitin,das ist eine banale feststellung,und ihr hass auf unproduktives ,”raffendes” finazkapital passt dazu prima.

  4. schlomo der dorfnarr Says:

    vielleicht liest du nochmal ganz genau ,du honk…

  5. classless Says:

    Ohne die Beleidigungen würde es glaube ich auch gehen.

  6. schlomo der dorfnarr Says:

    entschuldige

  7. Donauwelle Says:

    Die Bezugnahme auf Walter Eucken ist (unfreiwillig) ironisch, handelt es sich doch dabei um einen Proponenten einer skrupellosen Fundsachenwirtschaft, d. h. der gegenwärtigen Ausbeutung vorgefundener Ressourcen wie etwa Erdöl, Uran uvm. ohne jede menschliche oder auch nur wirtschaftliche Rücksichtnahme auf die Zukünftigen. Was aufgefunden wird, wird abgefeiert solange es da ist, auch um den Preis der Ermächtigung der Tyrannei. Diese Nach-mir-die-Sintflut-Haltung ist es die Eucken sowohl für die Nazis als auch für den gegenwärtigen Bundesprätendenten ideologisch tauglich erscheinen ließ, denn industriepolitisch hat es bei dem Versuch den Weltkrieg zu beenden mehr Kontinuität als Neuanfang gegeben.

    So pädagogisch geschickt es daher ist, als Linke die gekernschmelzten Konservativen in der infantilen Vorstellungswelt der historischen “Wirtschaftswunder”-Ideologen abzuholen (anstatt auf plagiaristische Krisenleugnungsreflexe zu reagieren), umso sehr ist dabei auch zu berücksichtigen dass dem Markt als gesellschaftlichem Konstrukt und seinen politischen Ideologien jegliches menschliche Bewußtsein für Generationengerechtigkeit und Umweltschutz fehlt und diesem immer erst nachträglich hinzuzufügen ist.

    Die Positionen der Linkspartei etwa zu Kohletagebau und CO2-Verpressung sind daher sicherlich auch Gradmesser dafür ob die Adoption der Marktideologie durch eine reife Technologiekritik ausgewogen wird, denn schlußendlich kann diese nur zu dem Zweck erfolgen Mensch und Natur von der alles verwüstenden Totalität des Marktes zu befreien und diesen irreversibel in seine Rolle als Werkzeug der Selbstorganisation einzuschließen. Der kapitalistische Traum eine Gesellschaft ohne zentralen Disponenten zu organisieren ist ja nur insoweit gescheitert dass penetrante Staatsmacht alles darin korrumpiert, nicht dass jeder sich darin ausdrückende realexistierende Idealismus unheilbar blind gegenüber den maßgeblichen Herausforderungen des Lebens auf der Erde bleiben müsste.

  8. Xenu's Pasta Says:

    Wie’s für mich aussieht, hat sich Wagenknecht halt davon überzeugen lassen, dass es sich für eine seit Jahren potenziell regierungsbeteiligte, möchte-gern – hüstel – Volkspartei gehört, den Marsch durch die Instutionen zu blasen. Und da ihr ganz privates – ähem – politisches Opfer als gute “Kommunistin” eben nicht die bürokratischen sind, nimmt packt sie den Feind beim Kopf. Oder auch: ganz tief innen glaubt auch sie nicht mehr daran, dass alles viel anders als jetzt kommen sollte.

  9. KT&F Says:

    Dann begründ doch mal deine banale Feststellung, Dorfnarr.

  10. Zadong Says:

    Kulla, lass es lieber. Die Wagenknecht ist dir so haushoch, ich meinte turmhoch überlegen, du machst dich nur lächerlich und stellst höchstens mal wieder nur unter Beweis, dass du von Marxismus oder auch Leninismus nicht den allergeringsten Plan hast. Spätestens wenn du ihr Buch “Vom Kopf auf die Füße?” gelesen hast, wird dir klar werden, was du für eine kleine Leuchte ihr gegenüber bist. Abgesehen davon, dass du die Hälfte des Buches ohnehin nicht verstehen wirst, wie das ja auch bei den Sachen ist, die Marx geschrieben hat, davon hast du ja auch nie wirklich was gerafft. Deine “Kritik” ist ungefähr so, als wenn ein Grundschüler, der gerade das ABC lernt, einem Grammatikprofessor die Leviten lesen will. Dass der Kapitalismus keine Leistungsgesellschaft ist, ist erstmal nichts als eine banale Feststellung. Diese Tatsache kann man mitunter sogar FDPlern begrifflich machen. Dir natürlich nicht, dafür bist du zu extrem neoliberal. Wer schon so einen Unsinn rumsalbt wie das Gerede von “verinnerlichten Kapitalismus der kleinen Bürger”, dem muss ich die Frage stellen: Wieviel Kapitalismus hast du eigentlich verinnerlicht? Ach ich vergass, der feine Herr ist ja klassenlos und steht somit außerhalb bzw. überhalb der gesellschaftlichen Verhältnisse.

  11. classless Says:

    @ Zadong

    “Dass der Kapitalismus keine Leistungsgesellschaft ist, ist erstmal nichts als eine banale Feststellung.”

    Es ging aber darum, ob eine Leistungsgesellschaft eine schöne Sache wäre.

    Von da oben, hockend neben Wagenknechts turmhohem Theoriethron, liest sich’s wohl nicht mehr so gut…

    Gab’s zwischen den Autoritätsargumenten noch irgendwas anderes? Wodurch qualifiziere ich mich noch mal für “extrem neoliberal”? Hattest du außer Unsinn noch etwas zur Verinnerlichung zu sagen?

    Und: http://www.urbandictionary.com/define.php?term=classless (s.a. http://twitter.com/#search?q=classless) – der Bezeichner “punk” war schon vergeben und hatte auch nicht diesen schönen Doppelsinn…

  12. .Living Says:

    “Es ging aber darum, ob eine Leistungsgesellschaft eine schöne Sache wäre.”

    Für einen notorischen Nichtskönner wie dich ist das natürlich schon Horror. Aber darum geht es uns ja nicht.

  13. Donauwelle Says:

    Wenn die sogenannte Leistungsgesellschaft tatsächlich eine wäre, dann würden sich Leistungssportler ihre Sportstätten selber finanzieren, und sich dann bei den potentiellen Standorten darum bewerben wo sie diese aufstellen dürfen. In der Subventionswirtschaft bewerben sich umgekehrt die Standorte darum als Ausrichter bspw. für Olympia bzw. Commonwealth Games in Erscheinung treten zu dürfen, und die Manager der Leistungssportler suchen aus – verkehrte Welt. Wer die Absurdität nicht mehr aushalten kann ohne diejenigen die dabei nicht mitmachen wollen zu beschimpfen ist schon arm dran. Wozu wird das Leistungsprinzip denn überhaupt außerhalb des Marktes in Anschlag gebracht?

  14. kt&f Says:

    orrr,

    auch hier, alles von “KT&F” geschriebene nicht von mir!

    gez.: kt&f

  15. txxx666 Says:

    “Wagenknecht wirft sich lediglich etwas offener als die meisten an die entsprechende Zielgruppe heran und gibt wenigstens zu, sich grundlegende Verbesserung nur noch als Erfüllung heutiger systemimmanenter Ideale vorstelln zu können.”

    Ich weiß zwar nicht genau, was du für eine Vorstellung vom Kommunismus (Sozialismus, Demokratie, einer gerechten Welt) hast, aber ohne die Zustimmung und Mitarbeit der Menschen (oder zumindest “Mehrheiten”) wird es wohl kaum gehen…

    Deshalb würde ich nicht von “ranwerfen” schreiben, sondern davon, die Leute da abzuholen, wo sie nun einmal stehen bzw. sitzen bzw. liegen, und sie (wo nötig und möglich) über ihre wohlverstandenen Interessen aufzuklären – und in dieser Hinsicht macht Sahra m.E. ihre Sache ziemlich gut. (Nebenbei, @schlomo: sie als Antisemitin zu bezeichnen, ist so ziemlich das Billigste und Schäbigste, was ich seit langem gelesen habe.)

    Aber es gibt ja immer noch “Linke”, die am liebsten die Bevölkerung abwählen oder abschaffen und sich eine neue erfinden würden…

  16. classless Says:

    Der Versuch des Abholens endet zu oft darin, die Adressaten nur in ihren systemimmanenten und systemstabiliserenden Auffassungen zu bestärken und selbst zum Teil von ihnen zu werden.

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