Ökonomischer Gottesdienst ain’t over til it’s over

December 3rd, 2011

Nur knapp daneben, aber es reicht einfach nicht.

So nahe neben der Euphorie von Torsuns Durchbruch muß ich doch feststellen: Ich bin nicht er, meine Konzerte sind nicht annährend so gut besucht wie seine und werfen entsprechend viel weniger Gage ab, und meine größtenteils erstaunlich gut besuchten Vorträge füllen keine Eintrittskasse (und auch kaum eine Tresenkasse), sondern werden bis auf wenige Ausnahmen von Stiftungen, Vereinen und AStAs nach Standardtarif bezahlt. Es ist weiterhin toll, daß das fast zum Leben reicht, aber es reicht eben nur fast, und fast heißt: es reicht nicht. Vielleicht fehlen nur 10 oder 20 Auftritte im Jahr.

Aus dem Buch kommt finanziell wohl erstmal auch noch nichts raus; die VG Wort will wissenschaftliche Texte, die KSK will hauptamtliche Belletristik und leiden kann ich außerdem beide nicht; andere Branchen, in denen ich mich versucht habe, sind unmittelbar danach in tiefe Krisen verfallen.

Also Buchschreiberei beiseite legen (nicht aber die entsprechende Literatur!), mich bei der Agentur verfügbar melden, Hemd bügeln, frühmorgendliches austauschbares Aufputschmittel trinken, pünktlich an der Haltestelle sein, wo die Tram aber schon weg ist, und dann zurückkriechen in die Arme der halbwegs regulären Lohnarbeit, die mich hoffentlich überhaupt noch haben will.

Den Quatsch wieder ernstnehmen, mühsam abgelegte Ware-Geld-Routinen wieder einüben und abwarten, wann’s mal wieder für einen Absprungversuch reichen könnte.

12 Responses to “Ökonomischer Gottesdienst ain’t over til it’s over”

  1. plomlompom Says:

    Wie groß ist denn jährlich bei dir die Differenz zwischen “brauch ich” und “krieg ich durch mein eigenes Zeugs rein”? Vielleicht könnte man ja einen Spendenfonds … Ganz egoistisch gedacht haben wir, deine Rezipienten, ja was davon, wenn du mehr Zeit für dein Zeugs aufbringen kannst. (Oder braucht es gerade deine direkte Erfahrung mit den ekligeren Seiten des Kapitalismus als Reibungsfläche?)

  2. Dominik Says:

    fuck

  3. classless Says:

    @ plom

    Ich habe ja schon gelegentlich auf die Spendendrüse gedrückt, aber das hat, so sehr ich mich über die Spenden gefreut habe, nicht wirklich geholfen. Die meisten Leute, die mein Blog lesen, scheinen einfach auch keine Kohle zu haben (oder bei staatlichen Organen zu arbeiten… 😉 )

    Wer dennoch mag, kann da rechts in der Seitenleiste jederzeit auf den Spenden-Button klicken!

  4. plomlompom Says:

    classless: Deshalb frug ich ja nach der Differenz. Weil ich glaube, dass ein Marathon “wir müssen x Euro zusammenbekommen, z.B. via Kickstarter, damit der Kulla die nächsten drei Monate Bücher zerstückeln kann statt Kundenberatung bei y machen zu müssen” mehr motiviert als “ach ja, über Spenden freu ich mich auch” . (Aber auch so mal ein paar Cent via PayPal.)

    (Find das allgemein ein interessantes Problem, dieses “wie organisiert man sich digital monetäre Solidarität im Kleinen”. Siehe auch @mspro sein etwas kompliziert verlaufenes MacBook-Bezahl-Dingens neulich oder das “ich habe keine Wohnung mehr”-Blog neulich.)

  5. plomlompom Says:

    (Problem ist natürlich auch, dass so lange das Argument ist “damit der Kulla stattdessen [Tätigkeit die ich gut finde] machen kann”, das auch nur alles wieder auf die bessere Selbstvermarktung hinausläuft und für die schlechteren Selbstvermarkter auch weniger Geld rüberkommt. Aber wie gesagt, meine Spenden-Motivation in dem Fall wäre ja eh offen egoistisch.)

  6. classless Says:

    Ich schreib dir gleich mal ‘ne Mail…

  7. ruffest_sternchen Says:

    du bist doch n nerd. mach doch karriere bei den piraten.

  8. Quamaneq Says:

    Schwarzmarktfreiheit und Grundeinkommen fordern alleine reicht nicht… es bräuchte auch bis das alles da ist schon ein schwarzes Grundeinkommen im schwarzen Markt. Mensch kann ja schlecht beim Sozialstaat “Umherschweifender Haschrebell” als Beruf angeben, die kommen sonst womöglich noch auf die Idee da tut wer was Sinnvolles, aber wenn es eine allgemeine Verteilungsstruktur gäbe welche unsere Lebensweise ermöglicht dann wäre das wohl die wirksamste Investition in die genannten Ziele. Diese Tätigkeit lässt mir keine Möglichkeit mir persönlich ein tragfähiges Geschäft aufzubauen, und diejenigen die eines haben kommen sonst zu nichts mehr.

  9. ihdl Says:

    zur VG Wort: “Berechtigte sind Autoren, Übersetzer und Verleger von schöngeistigen und dramatischen, journalistischen und wissenschaftlichen Texten, die der Urheber der VG Wort per Meldekarte oder per Onlineverfahren angemeldet hat. ” Als Sachbuchautor brauchst du auch keinen Wahrnehmungsvertrag: “Zur Meldung von wissenschaftlichen Beiträgen und Büchern (Fach- und Sachbücher, kartographische Werke, Loseblatt- und Lieferungswerke, Fachbeiträge und -artikel) sowie im Bereich Texte im Internet (METIS) wird kein Wahrnehmungsvertrag benötigt.”, nur für Bellestrik und journalistische Arbeit.

  10. classless Says:

    Ja, ist klar, nur fürs Torsun-Buch scheint’s eben nur die Bibliotheksauschüttung zu geben.

  11. LEGOSTEIN Says:

    Piraten, “mensch kann ja nicht”, Sozialstaat, “tragfähiges Geschäft aufbauen”, Haschrebellen und “Bellestrik”:

    Alles beim alten in Kullas Legastheniker-Verein.

  12. Qaumaneq Says:

    LOL

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