Räumung, Rausch, Revolte (2)
June 27th, 2013Ich wurde von der taz gebeten, meine Antwort auf ihre Besprechung von “Leben im Rausch” etwas auszuformulieren – daraus ist nun ein Aufruf geworden, den es heute in der taz zu lesen gibt:
Wie sich der Rausch – mit Substanzeinnahme oder ohne – entfalten kann und was aus ihm zu beziehen ist, hängt sehr davon ab, unter welchen Umständen und mit welcher Erwartung er stattfindet.
Ist er eingeklemmt in den Alltag aus Konkurrenz, Belästigung, Herrschaft, Übergriff und Verwertung, kann er kaum mehr verschaffen als eine Atempause oder die teilweise Wiederherstellung der ausgelaugten Arbeitskraft – oft nicht einmal das, wenn auch in der Berauschung noch Gruppenzwang, Distinktion und Überbietung herrschen. (…)
Der Adorno-Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ bedeutet, dass wir alle Teil der Gesellschaftsordnung sind und somit immer in ihre Verbrechen und Verwerfungen verwickelt. Das heißt aber nicht, dass wir handlungsunfähig wären.
Es heißt vor allem nicht, dass wir nicht versuchen könnten, der Gesellschaft vorübergehend so weit zu entkommen, dass wir die Einsichten und die Kraft schöpfen können, sie zu ändern, das heißt, ihre gegenwärtige Ordnung zu überwinden, die nicht nur den Rausch, sondern die meisten menschlichen Bedürfnisse, Wünsche und Fähigkeiten einklemmt, abwürgt, entstellt und kaputtverwaltet.
Online hier: “Es gibt ein Entkommen”.
June 27th, 2013 at 13:51
https://www.youtube.com/watch?v=QnJzlPLiokY