Thale → Köln

July 23rd, 2014

Erst mal mit zwei Autos um den Harz wickeln – Gespräche über sehr Naheliegendes – dann kam die Sache langsam in Fahrt. Jemand, der mich eigentlich gar nicht mitnehmen durfte und der sich ausmalt, wie er seinen Job hinter sich läßt, brachte mich von Goslar bis an die Versorgungszufahrt des Rasthofs Seesen und zeigte mir auch sogleich die Stelle mit dem aufgebogenen Zaun.

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Als nächstes ging es auf dem Weg nach Göttingen mit einem Hamburger Arzt unter anderem um das Verhältnis von Staats- und Popantifa zum autonomen und handgreiflicheren Teil, und er schien mir irgendwie zuzustimmen (z.B. darin, daß die “Nazis sind dumm und häßlich”-Variante vor allem auf eingeübte soziale Abwertung baut und diese auch mit verstärkt), bis wir gegen Ende der Fahrt auf die Rolle von Psychiatrisierung als Ausgrenzungsmechanismus zu sprechen kamen und er das ein bißchen als Beleidigung seines ganzen Berufsstands zu nehmen schien.

Von Göttingen nach Reinhardshain ging es um die Recuperadas in Argentinien (ich kann mich gerade nicht so oft über all das unterhalten und nutze die Gelegenheiten), und irgendwie gab es auch hier überraschend viel Zustimmung (vor allem dafür, daß die Leute sich nehmen, was sie brauchen), bis wir gegen Ende der Fahrt auf meine finanzielle Situation zu sprechen kamen und er das ein bißchen als Beleidigung des Kapitalismus zu nehmen schien – bis zum Aussteigen predigte er nun darüber, daß es ganz leicht sei, im Internet ganz schnell ganz viel Geld zu machen, das könnte jeder, außer den Leuten, die es natürlich nicht besser verdient haben, weil in der Natur ja auch Fressen und Gefressenwerden herrscht.

Die letzte Fuhre war dann wirklich mal eine angenehme Abwechslung – ein belgischer Pilot, der auf dem Weg von einer geliebten Frau in Tschechien zu seinem nächsten Flug ab Brüssel nach Dubai kurz vor der deutschen Grenze ein trampendes Pärchen auf dem Rückweg nach Schottland aufgesammelt hatte. Und nun auch noch mich. Es ging darum, wie wir alle das Land jeweils nicht mögen, in dem wir leben; auch darum, was an anderen Ländern und Orten so alles furchtbar ist. Es kam die These auf, daß es vielleicht immer noch dort am leichtesten auszuhalten sein könnte, wo man die Sprache nicht kennt und die meisten Sachen, die sich Leute so an den Kopf werfen, einfach nicht versteht. Dann ging es um merkwürdige Formen von Jagd in Neuseeland, schlimme und lustige Erlebnisse bei Grenzübertritten und schließlich auch eine ganze Weile darum, daß dem Piloten angeboten worden war, an einem bemannten Flug zum Mars teilzunehmen. Bis zum Schluß blieb ungeklärt, ob diese ganze Geschichte einfach nur superdubios war oder ob in Sachen Raumfahrt demnächst wieder mehr los sein könnte, als es gerade den Anschein hat.

Und dann war ich erstmal in Köln.

2 Responses to “Thale → Köln”

  1. Hierarchieallergie Says:

    Da muß erst mal das NSA abgeschaltet werden damit der Mars die Sanktionen aufhebt…

  2. Hierarchieallergie Says:

    Auch dazu noch eine Dessertkonserve: Mit russischem Großhändler Richtung Köln gefahren, unterwegs Essenseinladung in ein Raststättenrestaurant, das einzige vegane Angebot ist Beilagenteller mit Salatbuffet, beim Bezahlen sage ich auf diese Rechnung könnte ich fünf Personen bekochen, aber das waren ihm meine Erklärungen zum Geschäftsmodell wohl wert. Dort ist die Korruption sehr viel kleinteiliger als hier wo zuerst die Großprojekte auf Treibsand gebaut sind. Gesellschaften für die Subventionssport das höchste der Gefühle darstellt haben es nicht leicht über das Niveau einer Gesäßdemokratie hinauszuwachsen. Die derzeitige Europa kriegt nicht einmal den Kopf aus der Schlinge des Kreuzritterkolonialismus, siehe Zypern. Gerade Deutsche sind schnell eingeseifte Kameltreiber. Auf der Gegenfahrbahn ein LKW-Unfall, kaputte Senfreklame, aufgescheuchte Bullen, Schaulustigenstau. Nach dem Aussteigen erst mal über die Betriebsdienstwendeschleife in den Wald.

    ++++ https://www.youtube.com/watch?v=q978H69BBWk ++++

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