Fridays For Future in Leipzig

August 30th, 2019

Bisher hatte ich aus der Nähe fast nur von der durchweg sehr erfreulichen Organisation und Vorbereitung von “Fridays For Future”-Demos und -Aktionen mitbekommen, heute hab ich mir erstmals eine ihrer Demos in Leipzig fast in ganzer Länge anschauen können und bin auch längere Strecken mitgelaufen – der positive Eindruck hat sich unbedingt bestätigt.

Den ersten Redebeitrag bei der Auftaktkundgebung hielt eine brasilianische Gruppe (siehe Bild), die auf die gezielte Zerstörung des Regenwaldes fürs Agrarkapital und die Bolsonaro-Vorgeschichte (der “legale Putsch” gegen Dilma Rousseff) einging; der zweite war von Leipziger Ende Gelände-Aktiven, die sich für zivilen Ungehorsam im Sinne des Brechens falscher Regeln und Gesetze aussprachen, die dadurch entstehende kollektive Selbstermächtigung betonten, das Regierungshandeln für viel zu langsam erklärten und zu mehr direkten Aktionen aufriefen.

Die Demo selbst war größtenteils sehr lebhaft und laut, viele “Ende Gelände”-Parolen gegen RWE und Kohlekonzerne wurden gerufen (außerdem häufig: “What do we want? Climate justice! When do we want it? Now!”, “Keep coal in the ground, gotta keep coal in the ground”, “We are unstoppable, another world is possible”), es wurde trotz der knallenden Sonne gehüpft, gerannt und getanzt.

Bei der Zwischenkundgebung am Augustusplatz drehte sich ein Redebeitrag darum, wie es ständig heißt, notwendige Maßnahmen wären nicht machbar und vor allem nicht bezahlbar, obwohl Privatvermögen in Milliardenhöhe angehäuft werden – auch hier ging es darum, das Notwendige notfalls selbst durchzusetzen, wenn sich in den Regierungen, auch den regionalen, nichts ändert, d.h., wenn Eigentum weiterhin die gesellschaftlichen Interessen aussticht.

Nach Stunden in Hitze und praller Sonne erreichte die Demo immer noch ausgelassen zu sehr schön ausgesuchter Musik tanzend ihren Abschlusspunkt vorm Bundesverwaltungsgericht.

Das war weder der apokalyptische Verzichtskult noch die bloß linksliberale Grünbürgerkindergrütze, die beharrlich von so vielen Leuten herbeigeschrieben werden – das waren überwiegend junge Leute, die einfach gerne sich und allen anderen den drohenden Verzicht auf die Bewohnbarkeit des Planeten ersparen würden und sich angesichts der politischen Realitäten sinnvoll radikalisieren.

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