Der GSP zu Demokratie und Hunger

February 3rd, 2010

Die “Süddeutsche Zeitung für Kinder” zur Bundestagswahl stammt aus dem letzten Sommer und die Ausgabe des Gegenstandpunkts, in der sie unter Überschriften wie “Die selbstverständlichste Sache von der Welt: Andere über sich entscheiden lassen” oder “Demokratie ist, wenn man sich die Herrschaft selbst bestellt” besprochen wird, auch schon aus dem Dezember. Weil es aber immer viel zu wenige Texte gibt, in denen die Demokratie, die trotz allem Schlimmeren weiterhin eine Herrschaftsform ist und überwunden gehört, so schön eins drüber bekommt, seien hier noch mal zwei Stellen zitiert.

Claus Hulverschmidt von der SZ erklärt: “Deutschland ist eine Demokratie. Das ist ein griechisches Wort und bedeutet, daß alle mitentscheiden dürfen, welche Regeln für alle gelten.” Der GSP darauf: “Der Humanist des süddeutschen Weltblattes kann diesen alten Wert auch noch ins Deutsche übersetzen, ohne sich im entferntesten um das griechische kratein zu scheren. Das Herrschen kürzt sich ganz raus…”

Und zum Prinzip der Delegation:

>>Wie praktisch! Dann braucht man nicht alles selber zu entscheiden. Dafür gibt es ja die Politiker. Man braucht sie bloß noch zu ermächtigen und schon nehmen sie einem die schwere Arbeit ab, über sich selbst zu bestimmen. Man selber muß sich nur noch an deren Gesetze halten; das spart ungeheuer Zeit.<< Im selben Heft zitiert der GSP eine Meldung von wirtschaft.t-online.de:

>>In den Entwicklungsländern werden dem Landwirtschaftsausblick zufolge zwar künftig mehr landwirtschaftliche Güter hergestellt, gehandelt und verbraucht. Lebensmittelknappheit und Hunger seien aber dennoch ein zunehmendes Problem. Weltweit litten eine Milliarde Menschen Hunger. Langfristig bestehe weniger die Gefahr, dass es nicht genug Nahrungsmittel gebe, sondern dass die Armen nicht ausreichend Zugang dazu hätten. Deshaln müsse die Armut verringert werden und die Wirtschaft wachsen – dazu könne in Entwicklungsländern die Landwirtschaft beitragen.<< Und kommentiert: >>Lebensmittel werden immer reichlicher hergestellt, und “dennoch” wächst die Lebensmittelknappheit. Genug Lebensmittel wären für die Hungernden schon da; das einzige, was ihnen fehlt, ist der “Zugang” – dass damit das Geld gemeint ist, ist jedem so klar, dass man es gar nicht explizit aussprechen muss. So zeigt sich, dass Geldverdienen und nicht Versorgung der ausschließliche Zweck der Herstellung von Bedarfsgütern ist; marktwirtschaftliche Armut, Hunger und Elend verdanken sich allein dieser Zweckbestimmung der Produktion. Um sie aus der Welt zu schaffen, muss foglich der herrschende Produktionszweck, das private Geldverdienen, durch eine planmäßige Versorgung der Leute mit Dingen ihres Bedarfs ersetzt werden. Oder?

Der marktwirtschaftliche Sachverstand denkt anders: Wenn schon alles nur gegen Geld zu haben ist – die Lebensmittelknappheit zahlungsunfähiger Menschen gilt ihm als selbstverständlichste Grundtatsache allen Wirtschaftens -, dann brauchen die Armen nichts anderes als Geld. Nur fehlendes Geld verhindert, dass die produzierten Güter dorthin gelangen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.; sobald es da ist, ermöglicht es den Zugang. Wenn Hunger in Geldmangel übersetzt ist, dann heißt das erste Bedürfnis der Armen: eine erfolgreiche Geldwirtschaft muss her! Erst einmal müssen mehr Geschäfte laufen, bevor sich der elende Teil der Menschheit Hoffnung machen kann. Milliarden hungernder Menschen beweisen, wie unverzichtbar ein in Geld bilanziertes Wirtschaftswachstum ist.<< Ansonsten gilt weiterhin: Good Gegenstandpunkt, bad Gegenstandpunkt.

One Response to “Der GSP zu Demokratie und Hunger”

  1. Aktionskletterer Says:

    Der Lebensmitteleinzelhandel braucht immer größere Mülltonnen, weil aufgrund der irrsinnigen Preiskämpfe im Frachtverkehr infolge der Rettungspakete gerade die verderblichen Märkte mit immer geringeren Wirkungsgraden arbeiten. Und die Infrastrukturpolitik welche das zu verantworten hat findet in Zahlenräumen statt in denen ohnehin kein Demokratieidealismus mehr mitbieten kann – wenn parlamentarische Mehrheiten nicht zu organisieren sind dann erfindet etwa ein von der Subventionswirtschaft gekauftes Gericht einen Sofortvollzug, um auch ohne Deckung durch eine politische Willensbildung Flughäfen, Kraftwerke, Autobahnen oder ähnliche Großanlagen zu errichten, deren Wirtschaftlichkeit allein eine Frage der Wahl der Berechnungsgrundlagen ist. Doch irgendwann ist jedes Land vollständig erschlossen, und eine Übererschließung kommt einer Zerstörung gleich.

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