Fukushima wählt den Wechsel!

March 15th, 2011

Japan wird von einer verheerenden Katastrophe heimgesucht, die Tausende Menschen tötet, weite Landstriche verwüstet und in mehreren Atomreaktoren schwere Havarien ausgelöst hat. Im Internet war zunächst vom “Pearl-Harbor-Karma” zu lesen, dann wunderten sich ganz viele, ob 2012 schon früher stattfinden würde oder dies nur ein Vorgeschmack davon sei – bald setzte sich hierzulande aber die Auffassung durch, das Ganze sei ein innenpolitisches Problem, nämlich ein deutsches. Es ging alsbald – unterbrochen vielleicht noch von Mutmaßungen über den japanischen Nationalcharakter – vor allem darum, wessen Atompolitik wie verfehlt gewesen sei, wer also nun zu wählen wäre und wer nicht, wer zu hysterisch oder zu zynisch reagieren würde. Auf der ersten Seite der taz ist heute zu lesen: “Die Atompolitik dieser Regierung ist gestern krachend gescheitert.”

Manche Liberale und Antideutsche meinen nun die Sicherheit der Atomkraft lobpreisen zu müssen und erklären alle, die Kernschmelzen und Atommüll für ernsthafte Probleme halten, zu Steinzeitpropagandisten. Aber auch diejenigen, die jetzt das m.E. Richtige tun und zu massivem außerparlamentarischem Widerstand aufrufen, seien daran erinnert, daß es einen Grund dafür gibt, daß diese dummen Anlagen trotz stabiler Mehrheiten gegen sie immer noch laufen und weiter laufen sollen: “…dass kapitalistischen Konkurrenznationen das „Restrisiko“ eines Super-GAUs die Sache wert ist, solange es ihren Zwecken dient…” Ja, auch wenn’s der Gegenstandpunkt sagt: Das gehört zu dem, “was ein moderner, kapitalistischer und demokratischer Staat seinen Einwohnern zuzumuten bereit ist.” (Hintergrundstrahlung: Was kann man aus der japanischen Atomkatastrophe lernen?)

Insgesamt macht mich das alles aber eher sprachlos. Von allen Seiten kommen die Nachrichten, allenthalben wird rumgestammelt – was gibt’s da zu sagen? Was gibt’s zu sagen angesichts der grausamen Morde in Itamar? Oder zur fast zeitgleichen Boykottaktion gegen Israel in Bremen? Und zum ganzen Begleitunsinn über “biblische Verhältnisse”, “Vergeltungskreisläufe” usw.?

Außer daß es wirklich endlich anders werden sollte?

29 Responses to “Fukushima wählt den Wechsel!”

  1. tee Says:

    in der aufzählung fehlt m.e. noch der israelische siedlungsausbau.

  2. Katharina Says:

    danke

  3. Unwichtig Says:

    Es ist toll, wie nur ein Satz des GSP deren ganze Ideologie verdeutlicht. Dort Staat – hier Wir (dieses Wir-Subjekt besteht bei denen aus der Menge der dummen Arbeiter plus den schlauen GSP-Lesern).

    Kein Wort darüber, dass vor Fukushima keineswegs mehr irgendeine Mehrheit gegen Atomkraft bestand. Kein Wort über die Allmachtsphantasien der Wissenschaft und ihrer treudoofen Ingenieurskaste, deren beschwichtigende Texte bei genau den Antideutschen, die im Artikel gemeint sind, gerade herumgeschickt werden. Der Titel des meist verbreiteten: “Why I am not worried about Japan’s nuclear reactors.” – Diese Leute sind nichtmal über verstrahlte Menschen besorgt, wo eigentlich bereits die ganze verkorkste, durchs Kapital hervorgebrachte, menschenfeindliche Technologie in ihrer Gesamtheit zu kritiseren wäre. Die Kritik daran fällt nur meistens irgendwo hinter Lenin und die Post zurück und die letzte Degenerationsform heißt dann “Nur AKWs in Arbeiterkontrolle sind gute AKWs”. Hat da die MG vor Tschernobyl auch mitgemacht? Ich vermute mal nicht, man wollte sich wohl kaum die Klientel vergraulen.

  4. saltzundessick Says:

    wo lobpreisen denn antideutsche die sicherheit der atomenergie?

  5. classless Says:

    Bei Facebook.

  6. Xaver Says:

    Um ahnungslose Trottel wie “Unwichtig” nicht gar so dumm sterben zu lassen zwei MSZ-Artikel aus 1986: “Zur politischen Ökonomie des AKW-Programms” und “Sozialistische Moral bezwingt Radioaktivität”.

    “Der russische GAU hat seinen Grund nicht darin, daß deutsche Kernkraftwerke sicher sind und bei uns Demokratie herrscht. Er verdankt sich der Rücksichtslosigkeit der russischen Staatsmacht, die sie in der Kopie westlicher Energiepolitik walten läßt. Mit dem Unterschied, daß ein privates Geschäft mit AKWs in der Sowjetunion nicht gemacht wird, leistet sich dieser Staat ein Programm, das in jeder Hinsicht dem Muster freiheitlicher Entwicklung folgt.

    Zu “entschuldigen” gibt es an der sowjetischen Atompolitik nur eines: Die Selbstbehauptung dieser Nation – und das sollten zumindest die würdigen, die ansonsten Nationen und ihr Recht so schätzen – war ohne Atomwaffen nicht zu bewerkstelligen. Erst durch diese Gewaltmittel wurden die Russen respektiert, auf allen Ebenen des internationalen Konkurrenzkampfes. Seitdem sie sie haben, zielen die Fortschritte des Rüstungswesens im Westen auf die “Führbarkeit” des Atomkrieges”

  7. kaputt Says:

    in der aufzählung fehlt meines erachtens noch der immernoch austehende internetführerschein (nicht bestanden!) für leipziger anarcho-horste

  8. Donauwelle Says:

    Es ist wohl tatsächlich die Kontinuität der Yasukuni-Ideologie welche das Land so anfällig für diese trojanische Technologie gemacht hat, aber das Ergebnis ist kein japanisches sondern ein weltweites Problem. Und nicht die Kernschmelze ist ausgleichende Gerechtigkeit, sondern die Tatsache dass sich im Ergebnis die öffentliche Stimmung gegen diejenigen wendet die so lange wider besseres Wissen gehandelt haben. Wer nicht nachvollziehen kann dass angesichts der vorprogrammierten Katastrophe dennoch Erleichterung einkehrt, der hat nicht verstanden dass es weitaus schlimmer hätte kommen können, wäre es noch eine Weile weiter gegangen und der Zusammenbruch der nuklearen Illusion erst später eingetreten. Auch dass Wulff jetzt mit einem Bein im Knast steht empfinde ich offen gesagt eher als Schadensbegrenzung denn als Schadenfreude. Ohne den Bundesprätendentenwechsel wäre der deutsche Atombetrug schließlich nicht möglich gewesen, womöglich nicht einmal mit Sarrazin. Es brauchte schon einen Niedersachsen um das Wendland zu verraten, auch wenn er damit hoffentlich nur die Kernschmelze der Staatsschmutzpartei ausgelöst hat.

    http://bloxberg.blogsport.de/2010/09/30/wie-atomkraft-und-ein-repressionsstaat-sachnotwendig-zusammenhaengen/

    Ach ja – wenn es stimmt dass die Universität in Gaza aus politischer Frustration über die deutsche Doktortitelaffäre angegriffen wurde dann tun mir die Juden leid die daraufhin stellvertretend für den fränkischen Folterer sterben mussten – menschliche Schutzschilde einer verbitterten Achse der Überwachung in einem asymmetrischen Nervenkrieg.

    http://www.zerohedge.com/article/will-japanese-earthquake-be-straw-breaks-europes-back

  9. nada Says:

    wer ist eigentlich dieser facebook?

    by the way, recht interessanter beitrag vom fsk zum thema:
    http://www.freie-radios.net/39698

  10. bigmouth Says:

    “Manche Liberale und Antideutsche meinen nun die Sicherheit der Atomkraft lobpreisen zu müssen und erklären alle, die Kernschmelzen und Atommüll für ernsthafte Probleme halten, zu Steinzeitpropagandisten”

    es erweist sich halt mal wieder, dass für einen guten teil der der ADs das gesamte politische programm darin besteht, da ein + zu mache, wo die mehrheit der deutschen (ab und an nur der deutschen linken) ein minus macht, und umgekehrt.

  11. nada Says:

    @bigmouth

    und das hast du dir jetzt aus facebook-statusmeldungen von irgendwelchen ad-kids abgeleitet?
    nicht übel…

  12. bigmouth Says:

    woher weißt du denn, dass das kids sind?

  13. tee Says:

    ist das nicht offensichtlich?!

  14. nada Says:

    dann lass es halt senioren sein, viel aussagekräftiger wird deine behauptung dadurch auch nicht.

  15. Cyrano Says:

    warum wird aus “manche Liberale und Antideutsche” mal schnell ein “guter teil”? Die Relevante Kritik aus (denke ich mal) antideutsche Ecke, die ich bisher gelesen habe zielt auf die Fragen: Was ändert der mögliche GAU in Japan an der Sicherheit der Atomkraft insgesamt? Das zielt u.a. auch auf die Populistischen Maßnahmen sowohl der Regierungsparteien, als auch Parteinahen und ökobewegten Anhängern der Grünen: Als hätte sich substantiel was geändert; als wäre es sinnvoll nun mit Leuten, denen die gesellschaftlichen Verhältnisse scheiß egal sind, in denen Atomkraft vernünftig erscheint, deren Laufzeitkomprommis immer ein fauler war (ja ja, die Sachzwänge…), auf die Straße zu gehen.
    Dann: Ist, wenn auch Atomkraft zu kritisieren, ja, abzuschaffen wäre, die Kritik wie sie geäußert wird, die Lust an der Apokalypse, nicht Ausdruck von mehr als nur Ablehnung der Atomkraft? “Fukushima ist überall” – klar doch.
    Zuletzt: Werden die Fakten so weit zugänglich richtig wiedergegeben? Wie oft es nun schon auf Indymedia zum “Super GAU” gekommen ist will ich gar nicht gegen das abwigeln der Pro-Atom Menschen auf Achgut u.ä. aufwiegen. Aber sich um die Fakten mal zu bemühen wäre schon zuträglich, und ein “ich weiß es nicht” schadet nun der Kritik an Atomkraft gar nicht.

    Offtopic: “Israel regiert mit Siedlungsbau auf Mord” fände ich ja fast lustig, wenns nicht so unglaublich ekelhaft wäre. Nein, wirklich? Mit so was üblem wie Siedlungsbau? Auf Mord? Wie unverhältnismäßig…

  16. bigmouth Says:

    die soll ja auch nicht aussagekräftig sein. ist ja auch ein sehr simples politikprinzip, über das es nicht viel auszusagen gibt

  17. saltzundessick Says:

    das ist der beweis: “bei facebook”. so ein scheissdreck,echt.

  18. bigmouth Says:

    cyrano, das ist nach definition ein Super-GAU. informieren, oder fresse halten

  19. Cyrano Says:

    ok, mein Fehler. Die Einstufungen variieren zur Zeit wohl zwischen INES Stufe 5 und 6. Das ändert allerdings relativ wenig an den anderen Punkten, und dieser gute Teil der Antideutschen, der die Atomkraft abfeiert bleibt bisher ziemlich unsichtbar.

  20. nada Says:

    ach komm bigmouth, das definieren kannst du laie da mal ruhig den experten überlassen und die sind sich – soweit man deren aussagen zu der ganzen scheiße denn überhaupt in der momentanen hysterie mitbekommt – noch sehr uneinig darüber was es ist.

  21. tee Says:

    Offtopic: “Israel regiert mit Siedlungsbau auf Mord” fände ich ja fast lustig, wenns nicht so unglaublich ekelhaft wäre. Nein, wirklich? Mit so was üblem wie Siedlungsbau? Auf Mord? Wie unverhältnismäßig…

    und ohne es zu wissen schreibst du mal was richtiges.

    “der mögliche GAU” fand ich wiederum lustig.

  22. bigmouth Says:

    GAU ist völlig hinreichend klar definiert, um zu sehen, dass das keiner mehr ist

  23. saltzundessick Says:

    alles klar, bigmouth, du ungefragter atomexperte. das ist kein gau mehr. wissen wir bescheid.

  24. Donauwelle Says:

    Wäre es in Dimona passiert dann wären die politischen Folgen in der Tat noch drastischer, deswegen ist auch die Israel-Nebendiskussion keine Themaverfehlung. Auf den ersten Blick scheint der Siedlungsbau schließlich wie eine gewaltfreie Erwiderung einer gewaltsamen Aktion, aber die tiefergreifende Unverhältnismäßigkeit ist durchaus kraß: Können die Palästinenser aus dem Dubaier Hotelmord jetzt auch ein Rückkehrrecht ableiten? Oder hat die Reaktion damit jegliche Bindung an universalistische Prinzipien aufgegeben?

  25. Shirewalker Says:

    Herr Kulla,
    ja, was gibt’s da zu sagen? Was haben wir kleinen Würstchen gegen Erdbeben entgegenzusetzen? Einen Aufstand proben?
    Und der Äpfel-mit-Birnenvergleich zu Minor-Nachrichten in Israel? Ich finde Erdbeben blöd und es ist unerhört, dass jedes Frühjahr so viele Kröten auf den Straßen überfahren werden in Europa, – super Vergleich, gutes Sprachlosthema.

  26. Donauwelle Says:

    Was soll denn das für ein geknicktes Menschenbild sein? Wenn der Planet seismisch aktiv ist dann muss die Technik schockverträglich sein, und wenn die Naturräume vernetzt sind dann darf sie sie nicht total zertrennen. Wenn die Spezies es nicht wahrhaben will dass sie sich als Ganzes den Gesetzmäßigkeiten von Ursache und Wirkung nicht entziehen kann, dann hat sie als Ganzes die Folgen zu tragen. In die Sprache des Vergleichs übersetzt, Atomanlagen in ein Erdbebengebiet zu bauen ist wie der Versuch in einer Trockenlandschaft die Kröten seßhaft machen zu wollen. Es kann nicht funktionieren. Außerdem hat es fatale Folgen. Der Aufstand muss sich also nicht gegen die Technik oder die Schöpfung richten, sondern gegen diejenigen Artgenossen die den Rest der Menschheit in diese vermeidbare Gefahr gebracht haben.

    Das ist erforderlich, denn selbst der Ernst der Lage in Japan hat nicht ausgereicht um uns zu einer verbindlichen Entscheidung zu verhelfen. Stattdessen balkanisieren jetzt verrückte Atomfans Libyen, das 2004 aus dem Atomwahn ausgestiegen ist (die internationale Anerkennung des Ausstiegs wäre die existentielle Voraussetzung für eine gewaltfreie Revolution gewesen). Es entsteht der Eindruck die Atommafia hat mehr Angst davor dass die Vernunft zum Durchbruch kommt als dass schon wieder etwas Blödes passiert. Warum nur? Würden dadurch schreckliche Verbrechen aufgedeckt die bislang strahlend verdrängt wurden, müsste die Geschichte seit dem Mauerfall neu geschrieben werden, hatte der Japaner der damals für Kopfschütteln sorgte indem er vom Ende der Geschichte sprach sich nur ungenau ausgedrückt, und hätte um den Nagel auf den Kopf zu treffen besser Ende der Atomgeschichte gesagt?

  27. Shirewalker Says:

    @Donauwelle
    Diese Artgenossen, die nuklearen Strom verbrauchen, sind wir alle und ein Ende ist leider nicht abzusehen, da es sich ja gerade mit dem Erdöl ausplänkelt und Atomstrom fast kein CO2 produziert http://en.wikipedia.org/wiki/Comparisons_of_life-cycle_greenhouse_gas_emissions
    – die Reduzierung der Treibhausgase ist ja immerhin schon bei vielen öffentlichen Artgenossen angekommen. Die andere Möglichkeit ist natürlich off-grid leben und keinen Strom verbrauchen, so wie ehemals Tütü und jetzt Uwe im Friedensgarten beim Lebensgut Pommritz.

  28. Wolkenkratzer Says:

    Die reaktionären Fäuste formen mal wieder einen antikommunistischen Kuchen. Lasst ihn nicht verbrennen.

  29. Donauwelle Says:

    Das muss ja ganz schön anstrengend sein mit Pappkameraden zu hantieren, nur um die Zwischenstufen zwischen totaler Abhängigkeit und partikularer Autarkie nicht wahrhaben zu wollen. Die Normalverteilung siedelt den maßgeblichen Teil der Verbrauchsprofile irgendwo zwischen 100% Abhängigkeit und 100% Selbständigkeit an – entscheidend ist dass die institutionellen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, wie etwa Gesetzgebung die unter wirtschaftlichen Vorwänden erfordert dass selbst da wo es ein technisch sinnloser Umweg ist der selbsterzeugte Strom erst einmal ins Netz eingespeist werden muss bevor man ihn dann wieder zurückkaufen darf – genau umgekehrt muss es sein, möglichst kleine Stromkreise und das Netz immer nur als Ergänzung, damit der Traffic ab- und nicht zunimmt und das Land nicht noch weiter durch logistisch unsinnige Stromleitungen zerschnitten wird. Wozu kopflos Energie (oder Güter) in der Gegend herumschieben wenn sich das durch intelligente Kommunikation verlustfrei vermeiden läßt? Das EEG ist nur eine Kompensation der verdeckten Atomsubventionen (militärische Entwicklungsbudgets, fiktive Haftungsobergrenzen, fehlende Versicherungspflicht) mit offenen Subventionen unter einem grundfalschen Verteilungsparadigma, sobald der Atommafia ihre externen Nebenkosten in Rechnung gestellt werden kann es ersatzlos entfallen, und mit ihm der Anreiz zu Etikettenschwindeln wie beispielsweise dem Märchen von der klimaneutralen Atomenergie – glaubst Du denn Brennstäbe würden von Außerirdischen als Carepaket abgeworfen? LOL

    http://www.ecoshock.org/downloads/nuclear/ES_Caldicott_110325_LoFi.mp3

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