Revolution 1920: Übersicht

March 1st, 2020

Im März 1920 erreichte die Revolution in der Abwehr des konterrevolutionären Kapp-Lüttwitz-Putsches einen letzten Höhepunkt. Sie war danach nicht zu Ende, aber sie hatte ihre letzte realistische Chance auf einen Sieg verpasst.

Zehntausende bewaffnete Arbeitskräfte in Stadt und Land, ein Generalstreik von mehr als zehn Millionen und das lagerübergreifende Zusammenwirken in der Organisation brachten eine “Arbeiterregierung” aus SPD, USPD und KPD zusammen mit den Gewerkschaften und den vielerorts (schon nach dem Blutbad vorm Reichstag im Januar) wiederbelebten Räten in greifbare Nähe: die Sozialisierung der Großbetriebe, die Zerschlagung der Reichswehr, die Entwaffnung aller konterrevolutionären Einheiten und Schaffung einer demokratischen Milizarmee, also die Erfüllung der Forderungen der Sozialdemokratie seit Jahrzehnten, waren durchsetzbar.

Nach der Rückkehr an die Macht entschied sich jedoch folgenschwer der engste Kreis der SPD-Führung, der die Putschisten durch sein konterrevolutionäres Bündnis mit Freikorps und Reichswehr ab November 1918 überhaupt hatte so stark werden lassen, zum wiederholten Mal, diesmal aber endgültig gegen die Revolution, auch gegen einen großen Teil der eigenen Anhängerschaft, und damit für die andere Seite – also die mit den Hakenkreuzen auf den Helmen, die wieder Tausende ermordeten, verletzten und misshandelten. Von den 30.000 Soldaten, die Anfang April die Reste der Roten Ruhrarmee brutal niedermachten, welche im Glauben an eine Einstellung der Kampfhandlungen kaum noch Widerstand leistete, waren 80-90% vorher auf der Seite des Putsches gewesen.

Die Arbeiterbewegung ist ab diesem Moment tief gespalten, zunächst verliert die SPD Stimmen und Mitglieder an die USPD, die bei den Wahlen im Sommer fast genauso stark wird, in den meisten Aufstandsgebieten deutlich stärker. Im Herbst 1920 geht schließlich der größere linke Teil der USPD zur KPD, die dadurch erst zur Massenpartei wird, während der kleinere Teil sich wieder der SPD anschließt. Wie tief der Graben ist, wird beim Mitteldeutschen Aufstand im Frühjahr 1921 sichtbar, als die Versuche, doch noch Räte und Sozialisierung durchzusetzen, trotz aller Entschlossenheit an der erdrückenden staatlichen Übermacht scheitern.

Es werden Postings zum Geschehen im Einzelnen folgen – für eine Überblicksdarstellung sei auf die Neuveröffentlichung “Kapp-Putsch” von Klaus Gietinger verwiesen.

Die bisherigen Postings zu Revolution & Konterrevolution ab 1918: Revolution in Deutschland 1918-23

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