Eine kurze Blockade in Königs Wusterhausen

December 5th, 2009

Von Anfang an schien es zwei verschiedene Veranstaltungen gegen den Aufmarsch von etwa 250 Nazis in Königs Wusterhausen zu geben.

Nazis am Bahnhof
Nazis am Bahnhof

Als die Antifa gleich am Bahnhof bleiben wollte, wo sich zeitgleich mit ihrer Ankunft um 11 auch schon einige Nazis eingefunden hatten, sammelten sich die Veranstalter mit Fahnen der DKP, des VVN und der Grünen zwei Straßenecken weiter um einen Lauti, aus dem Sachen wie “Sag mir wo die Blumen sind” zu hören waren. Als die Demo dann mit ähnlicher Beschallung losging und noch das Tempo des Polizei-Frontfahrzeugs deutlich unterschritt, setzte sich statt des Lautis lautstark die Antifa an die Demospitze. Als die Antifa schon kurz darauf die Naziroute an einem so frühen Punkt zu blockieren versuchte, daß die Nazis gar nicht erst hätten loslaufen können, zog die restliche Demo unter Verweis auf spätere günstigere Gelegenheiten nach und nach weiter.

An der offenbar für am günstigsten gehaltenen Stelle kam es zunächst zu Durcheinander: die erste Sitzblockade löste sich auf, nachdem sie vom Lauti dazu aufgefordert wurde, die zweite Blockade, die noch aus fast allen der etwa 3-400 Teilnehmenden der Gegendemo bestand, verlor zwei Drittel der Leute, als von den Veranstaltern irrtümlich gestreut wurde, daß die Nazis umgeleitet werden und – Erfolg! – eine erheblich kürzere Route laufen würden.

Die "Keine Gewalt!"-Senioren
Die “Keine Gewalt!”-Senioren

Davon wußte die Polizei aber gar nichts – die machte ihre drei Durchsagen (“Ich möchte noch mal betonen, daß uns das auch keinen Spaß macht”, “Wir wollen das hier so streßfrei wie möglich hinter uns bringen”) und fing dann mit ihrem üblichen Charme an, die “Keine Gewalt!”-Senioren aus dem Weg zu schieben und unter Anwendung von Schlägen, Tritten und Geschrei die mittlerweile sitzenden Blockierenden von der Straße zu zerren und in einem Kessel neben der Straße zu sammeln, um dann die Nazis an ihnen vorbeilaufen zu lassen.

Naziaufmarsch, vom Kessel aus gesehen
Naziaufmarsch, vom Kessel aus gesehen

Die Nazis, die ihren Dezemberaufmarsch zum ersten Mal seit 2003 nicht in Berlin machen konnten, durften also dafür ihre gesamte Route einmal rings durch die Stadt laufen und eine lange Zwischenkundgebung direkt neben dem “Multikulturellen Weihnachtsmarkt” abhalten. Das Stadtzentrum blieb solange mit Blech und Beamten vollgestellt.

(Ich hörte noch von einer größeren Schlägerei am Bahnhof, war zu dem Zeitpunkt aber woanders. Villeicht kann jemand das Geschehen dort behutsam ergänzen…)

5 Responses to “Eine kurze Blockade in Königs Wusterhausen”

  1. Sonstige Berichte Says:

    weitere Berichte bei:

    Indymedia: http://de.indymedia.org/2009/12/268019.shtml
    Inforiot: http://www.inforiot.de/artikel/polizei-raeumt-blockade-gegen-nazidemo-koenigs-wusterhausen

  2. Anna Says:

    “Als die Antifa schon kurz darauf die Naziroute an einem so frühen Punkt zu blockieren versuchte, daß die Nazis gar nicht erst hätten loslaufen können, zog die restliche Demo unter Verweis auf spätere günstigere Gelegenheiten nach und nach weiter.”

    Wenn du vor Ort warst, müsstest du wissen, dass es genau umgekehrt war. Der linksradikale Block – der vorne war – zog einfach auf der Route der Gegendemo weiter, obwohl die Leute schon auf der Naziroute standen. Sogar über den Lauti wurde zur Blockade aufgerufen und die Leute vorne sind aber trotzdem einfach weitergelaufen. Man muss da schon bei der Wahrheit bleiben und das kritisch nachbereiten!

  3. classless Says:

    Hab ich anders mitbekommen. Klar, zog die Antifa dann auch weiter, aber voraus gingen dem – danach, was ich mitbekommen hab – der Verweis auf die spätere Stelle und Geschubse vom Konfliktteam. Die Durchsage vom Lauti habe ich nicht gehört, das würde das Bild natürlich etwas ändern.

    Ist aber auch nicht parteiisch gemeint; irgendwie ging’s mir darum zu zeigen, wie das aneinander vorbeilief. Das lag ja vermutlich an beiden Seiten.

  4. paule Says:

    @Anna

    Ich muss dich leider korregieren. Eigentlich wollte mensch auf der ersten Kreuzung bleiben und wir hatten uns schon darauf verständigt, aber die “restliche Demo” zog dann an uns vorbei, um die Demo fortzusetzen: mit dem Hinweis das ein späterer Punkt für die Blockade besser wäre oder aber mit dem Wunsch, den Demo-Endpunkt zu erreichen, also ohne Wille zu blockieren. Vor der kleinen Blockade war es leider auch konfus, nur wenige haben bedacht, dass die Demo-Route der Nazis durchgesetzt werden könnte und so zog ein Großteil der Antifa ab, die Sitzblockade der 50 Verbliebenden war dann nur noch ein Hauch an Widerstand.

  5. Summary: 5.12.2009 Nazi Demonstration in Königs-Wusterhausen « Fighting fire with gasoline. Says:

    […] Summary: 5.12.2009 Nazi Demonstration in Königs-Wusterhausen By ffwg The event announced in this post got reviews on Indymedia here and here and on Classless blog. […]

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