Der “War On Drugs” ist nicht gescheitert

April 24th, 2016

Das Jungle-World-Titelthema diese Woche: “Der repressive »War on Drugs« ist längst gescheitert”; “Opium fürs Volk” (Die Toten Hosen), weil vom “Opium des Volkes” (Marx) nicht gesprochen wird; und in den dazugehörigen Artikeln haben “Verbote, Kriminalisierung und militärische Gewalt” ebenfalls “nicht geholfen”, kommen Geheimdienste praktisch gar nicht vor, Fragen der politischen Repression nur als Randnotiz zu Nixon, und Europa schließlich sogar ganzseitig als schon immer nicht so schlimm an der Drogenfront. In diesem Rahmen fällt dann auch nicht mehr auf, daß es die “liberale” Position solange gibt wie Drogenkrieg und Prohibition; und schon gar nicht, daß letztlich nur über die medizinischen, fiskalischen und sonstig sozialen Zumutbarkeitsgrenzen eines jahrzehntelangen Programms zur Herrschaftssicherung diskutiert wird.

Um mal die Erinnerung aufzufrischen – vor vier Jahren schrieb ich in der Jungle World:

«Allzu häufig werden das Scheitern oder der Erfolg des »War on Drugs« an Maßstäben gemessen, die bei seiner Ausrufung in den USA der späten sechziger Jahre, aber auch bei den Anti-Cannabis-Kampagnen der Dreißiger oder der deutschen »Rauschgiftbekämpfung« so gut wie keine Rolle spielten. Der »War on Drugs« war eine begleitende Maßnahme der Bekämpfung jener sozialen Bewegungen, die die bürgerliche Gesellschaftsordnung in Frage stellten, in den USA der Dreißiger zunächst im Rahmen des rassistischen Abwehrkampfes der weißen Vorherrschaft, dann seit den Sechzigern als antikommunistische Maßnahme gegen die befürchtete Auflösung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft.»

Die Kollegen von Wildcat konturieren es auch etwas anders:

«Drogenkartelle sind Bollwerke der USA gegen den Kommunismus. Der War On Drugs hat es ermöglicht, Länder zu besetzen und die eigenen Repressionsapparate aufzurüsten (…) Genau der gleiche War On Drugs hat diese Kartelle finanziert, gedeckt, beraten, militärisch ausgebildet und ausgerüstet. (…) Die Grauzone aus Geheimdiensten, Militär, Polizei, Konzernen und rechtsextremen Killern haben wir als ‘tiefen Staat’ zu fassen versucht. In seiner Arbeitsteilung sind die Drogenkartelle zuständig für das Wegräumen linker Guerriller@s und Campesin@s, die gegen Landraub, Privatisierung und Marktöffnung kämpfen.»

Sowohl die Zerschlagung der systembedrohenden Bewegungen als auch die (Wieder-)Spaltung der Klasse, insbesondere entlang der Grenze der “weißen Rasse”, desweiteren die Legitimation ständiger innerer und äußerer Aufrüstung und sozialer Kontrolle sowie die Sicherung illegaler Geldquellen für Geheimdienstaktivitäten sind erfolgreich gewesen. In der Folge haben sich inmitten des Schlachtgetümmels auch die meisten Anfänge eines besseren Verständnisses von Rausch als Fähigkeit wieder verlaufen.

Der “War On Drugs” ist nicht gescheitert – wir sind nicht gescheiter.

One Response to “Der “War On Drugs” ist nicht gescheitert”

  1. Böser Abdul Says:

    Mittlerweile ließen sich wohl schon Bücher füllen mit dem, was in linken Pubilkationen alles nicht (mehr) drinsteht…

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