Nachlese zum Sonntag [Update]

January 14th, 2009

Jörg Fischer-Ahron resümiert:

>>Trotz klirrender Kälte, Drohungen im Vorfeld und der Ankündigung, die pro-israelische Veranstaltung stören zu wollen, beteiligten sich am Sonntag in Berlin 4.000 Menschen (laut Medienberichten 3.000 bis 4.000 Teilnehmer) an der Kundgebung “Solidarität mit Israel – Stoppt den Terror der Hamas” auf dem Breitscheidplatz, genau neben der Gedächtniskirche. Damit wurden selbst die positivsten Erwartungen der Initiatoren und der Organisatoren deutlich übertroffen.<< Eine ausführliche Schilderung mit Bildern, Videos und Kritik an den Redebeiträgen findet sich bei Dissi, der wohl nicht extra hätte Israel-Fähnchen verteilen müssen. Er schreibt, unter den Teilnehmern waren…

>>…erfreulich viele aus dem antifa- oder eher post-antifa-spektrum. es gab aber natürlich auch ein plakat der pbc (”partei bibeltreuer christen“) (siehe foto), sowie zwei transparente des rechten blogs “politically incorrect“, ferner war eine deutschlandfahne zu sehen.<< Die Bahamas nimmt sich die teilweise indiskutablen Redebeiträge vor und lobt die Reaktionen der Kundgebungsteilnehmer:

>>Zusammengefasst: Israel wurde auf einer israelsolidarischen Veranstaltung einer jüdischen Gemeinde von drei geladenen Gästen offen und von einem (Henkel, CDU) verhalten ermahnt, verwarnt, beschimpft. (…)

Der Vorstand der Gemeinde hat den Juden in Berlin eine so übelriechende Suppe zum
Runterschlucken serviert, dass vom Wilmersdorfer Rentner bis zur Girli-Gruppe aus Israel der
Mehrheit einfach speiübel wurde.
<< Nachdem es in Weimar bei ähnlicher Gelegenheit weniger friedlich abgegangen ist, wurde dort ein Infoportal einerichtet, das auch Texte zur Gaza-Situation anbietet, darunter diesen bemerkenswerten von Robert Kurz:

>>Gegen den ideologischen Mainstream muss festgestellt werden, dass die Vernichtung von Hamas und Hisbollah eine elementare Bedingung nicht nur für einen prekären kapitalistischen Frieden in Palästina ist, sondern auch für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse. Wenn die Chancen dafür schlecht stehen, stehen sie gut für den Zerfall der Weltgesellschaft in die Barbarisierung.<< Die LL-Demo am Vormittag war weitgehend der erwartungsgemäße Traditionszirkus, wenngleich ich schätzen würde, daß erheblich mehr Leute als vor drei Jahren direkt zum Friedhof gingen, ohne an der Demo teilzunehmen. Diese war beherrscht vom Thema Gaza. Einer der häufigsten Sprechchöre war "Israel raus, raus aus Gaza!" Palitücher und Palifahnen all over. Bis auf vereinzelte Tafeln ("Deutschland hat kein Monopol auf Holocaust - den Schuldkomplex überwinden") herrschte der übliche Antizionismus, komplett mit Geschmacklosigkeiten wie dem Abspielen von "'S brennt, Brüderle, 's brennt" aus dem Veranstalter-Lauti. Von den Ständen vorm Friedhof fand ich diesmal die Gruppe "Spartakist" besonders bemerkenswert:

Spartakist

8 Responses to “Nachlese zum Sonntag [Update]”

  1. posiputt Says:

    mir ist vor allem im sinn geblieben, dass meine fuesze fast eingefroren sind und ich die ganze versammlung vor allem verwirrend fand. zu wenig demo-erfahrung? oder vielleicht genau richtigwenig? und speziell zu kundgebungen (ist das allgemein so?): dieser “frontalunterricht” mit (anti-)applaus oder halt ohne ist mir unheimlich. menschenmassen, igitt.
    trotzdem wohl wichtig, dass man nicht nur den antiisraelischen mainstream wahrnimmt.
    dazu plom: http://twitter.com/plomlompom/status/1112469223

  2. posiputt Says:

    oha, video futsch. ging um die durchaus strafrechtlich relevanten kommentare, in denen juden und israel der uebliche kram vorgeworfen wird.

  3. Rhododendron Says:

    Wenn also nun bei der (Berliner) pro-Israel Demo schon halb so viele Leute waren wie bei der (Berliner) pro-Palästinenser Demo, dann kann man es wohl nicht anders sagen als: “Die Israel-Solidarität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.” Oder?

  4. chajm tycke Says:

    ja wie fühlt man sich denn nun als antideutscher kommunist in einer querfront mit PI? das würde mich doch mal seht interessieren!

  5. classless Says:

    @ Rhododendron

    “dann kann man es wohl nicht anders sagen als: “Die Israel-Solidarität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.” ”

    Doch, kann man, weil es nicht stimmt.

    @chaim tycke

    “ja wie fühlt man sich denn nun als antideutscher kommunist in einer querfront mit PI?”

    Tja, scheiße halt. Ist aber nichts im Vergleich zu dem Ärger über die Redebeiträge. Aber das willst du vermutlich nicht wissen.

  6. Gehirnschnecke Says:

    @ chajm tycke

    Vermutlich auch nicht besser als die Antiimps in der Querfront mit dem nationalen Widerstand und der Hamas.

  7. Cannabis Kommando Says:

    @chajm tycke

    Angenommen Deine Frage ist aufrichtig – ich war zwar am Sonntag nicht in Berlin, habe aber dafür virtuelle Erfahrungen mit PI:

    Zensurmehr Zensur
    politische Einschätzungmehr

    @classless – In der Tat eine bemerkenswerte Argumentation: Kuba, China, Nordkorea und Vietnam sind aus denselben Gründen zu verschonen die auch die Abtreibung eines pränatal als behindert diagnostizierten Kindes verbieten.

  8. Video Says:

    Video vom Tag (sowohl LL-Demo als auch die Kundgebung am Breitscheidplatz): http://morusphotos.blogsport.de/2009/01/17/israel-kundgebung-und-palaestina-demo-in-berlin/

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