Mal wieder ein erstes Mal

September 17th, 2006

Nur wegen der Möglichkeit, gegen die Erleichterung von Volksentscheiden zu stimmen, lief ich gerade über die Frankfurter in die Volkshochschule, um dort im Wahllokal bei der Durchsicht der anderen Wahlzettel festzustellen, daß mir eine diskordische Wahl doch besser gefällt als eine Enthaltung. Wann steht dort schon etwas, das ungültiger ist als eine ungültige Stimme? Das auch aktiv ungültig wirken könnte?

Wahl Berlin

Also lehnte ich die Änderung der Landesverfassung zur Vereinfachung von Volksentscheiden ab (was ich nur jedem dringend nahelegen kann!) und wählte die Spaltung.

Noch eine Impression aus dem Wahlkampf: Plakat vorm Roten Rathaus:

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23 Responses to “Mal wieder ein erstes Mal”

  1. nonono Says:

    Da geh ich gleich mal noch los.

  2. Hans Says:

    Spalter! 🙂

  3. salty Says:

    oder alle waehlen, das waere doch auch ne moeglichkeit

  4. classless Says:

    Das hatte schon jemand gemacht, ich wollte originell sein. 🙂

  5. nichtberliner Says:

    aus der entfernung und ohne kenntnisse:

    was ist an dieser “mehr direkte demokratie”-sache so schlecht?

  6. curry Says:

    also ich möchte nicht wissen wie die Politik aussehn würde wenn man immer nach dem deutschen Mob geführt würde.

  7. Tanja Says:

    Ich als Direkte-Demokratie-Tante aus der Schweiz finde die Begründung für die Ablehnung etwas dürftig, mit Verlaub.

  8. classless Says:

    @nichtberliner
    Ich bin ein Verfechter von Repräsentation und Vermittlung, da ich meinen lieben Mitmenschen nicht über den Weg traue. Du wirst vermutlich sowas wie “learning by doing” dagegenhalten, aber ich glaube, die Voraussetzungen für vernünftige politische Entscheidungen ändern sich nicht durch mehr Volksentscheide.

  9. revanche Says:

    *klatschklatsch* für

    a ich meinen lieben Mitmenschen nicht über den Weg traue

  10. Ein lieber Mitmensch Says:

    @classless
    Mich würde doch bei aller Liebe mal interessieren, was denn eigentlich die Gesellschaft ist, die Du anstrebst. Deine kritischen Positionen sind eine Sache, aber wie sieht Dein Gegenvorschlag aus und vor allem, falls Du eine Zielvorstellung hast, wie sieht der Weg dahin aus? Im Kern dieser Fragen steht für mich auch, wie “Deine” Gesellschaft mit dem Widerspruch umgehen soll. Hier sehe ich persönlich nämlich den Knackpunkt. Auf dem Papier und in der Kritik sieht immer alles so gut aus aber die Wirklichkeit scheint ihren eigene Dynamik zu entfalten und in dieser Dynamik steckt vor allem das Unerwartete, das Unwägbare, das Irrationale und deshalb auch Gegensätze. Wie soll man damit umgehen?

  11. classless Says:

    @lieber Mitmensch

    Ich weiß nicht genau, worauf du hinauswillst. Ich begrüße alle Entwicklungen, die den Menschen ihre Interessen deutlich machen und die sie somit in die Lage versetzen zu entscheiden, ob und wie sie sie durchsetzen wollen. Idealerweise wären diese Interessen irgendwann nicht mehr so überwiegend Verwertungsinteressen wie jetzt und es würde sich ein noch zu entwickelnder Maßstab jenseits der Verwertbarkeit durchsetzen. Der Kern dieser gesamten Idee ist die Anerkennung von Widersprüchen, das Austragen von Konflikten.

  12. Markus Says:

    Wie wählt man denn “die Spaltung”?

  13. classless Says:

    Frei und geheim natürlich.

  14. nichtberliner Says:

    hm, ich verstehe schon das unbehagen gegenüber der “volksmasse”, aber wie funktioniert denn das, heute “den lieben Mitmenschen misstrauen” und morgen der emanzpierte Mensch? Ab welchem Punkt in dem notwendigen Prozess der Veränderung von Bewußtsein und gesellschaftlicher Realität kann denn den Mitmenschen wieder getraut werden?

    (absurder nebengedanke: ein psychoanalytiker fängt in diesem blog nach dem verlorengegangenen Urvertrauen zu forschen. deine kindheit in dieser anti-christlichen bastion spielt da bestimmt auch eine rolle:-)

  15. classless Says:

    Ich beschäftige mich gerade mit den Ausflüssen des weitverbreiteten Verschwörungsdenkens und halte das auf jeden Fall für wenig vertrauensbildend. Im Moment bin ich relativ froh, daß das 20. Jahrhundert vorüber ist.

  16. jochmet Says:

    Koan für heute: Ist das 20. Jahrhundert WIRKLICH vorbei?

  17. classless Says:

    Kontingenzmäßig betrachtet wohl schon, da ist allein das Internet vor. Aber trotzdem nehme ich deine Frage mit durch den Tag – aufs Amt, in die Stelle, an den Schalter, in den Lesesaal und an die Kasse. Dort ist alles so “September 10th”, wie der metrosexuelle Cartman es ausgedrückt hätte…

  18. Tioum Says:

    Ich hab zum gefährlichen Unfug “Direkte Demokratie unter den Bedingungen des Kapitalismus” einige Artikel geschrieben. Zum Beispiel den hier:

    http://beobachtungen.blogsport.de/politisches/volk-und-herrschaft/

  19. Markus Says:

    Classless, liegts an der Frage oder an mir, daß Du nicht nett auf meine Frage antwortest? Habe ich verkackt oder so?

  20. classless Says:

    Das war nett, du bist etwas übersensibel, würde ich sagen.

  21. Markus Says:

    Möglich. Jedenfalls kann ich nur mit einer einzigen Interpretation aufwarten, wer oder was die Spaltung sein könnte: die WASG, als Spalter bzgl. der PDS. Aber ich fand es etwas abwegig, daß Du die WASG wählst. Das hat mich einfach neugierig gemacht.

  22. classless Says:

    Ich bitte dich!

  23. Andrej Says:

    Ist das schön, dass jemand mit sowas simplen deine Originalität anregen kann. 😉 (Sicher zu Hause angekommen.)

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