Americanization

September 29th, 2006

Warum bekomme ich beim Trampen an jeder Rastklitsche und sogar in Bäckereien mittlerweile richtigen Kaffee mit richtiger Milch? Wer bescherte uns das Revival des Resthirnverstärkers oder der “Droge der Revolution”?

>>„Vor 15 Jahren gab es fast keine Röstereien mehr. Kaffee war ein sterbendes Getränk – nur von alten Leuten konsumiert.“ Doch dann „schwappte die Welle der Coffeeshops aus Amerika herüber“. Rieser schätzt, dass es inzwischen rund 700 Cafés und Coffeeshops in der Stadt gibt.<< (Tagesspiegel)

22 Responses to “Americanization”

  1. Markus Says:

    Das ist komisch, wo die Amerikaner doch gar keinen richtigen Kaffee trinken. Oder ist das wieder nur so ein überkommenes antiamerikanisches Klischee (von Mello Mark)?

  2. Hans Says:

    Ja.

  3. nonono Says:

    Markus! Du redest vom ländlichen England! Und von ostdeutschen Bäcker-Imbissen!

  4. nonono Says:

    Und warst du noch nie bei Starbucks?

  5. Markus Says:

    Im Ernst, ich hatte das so als Klischee im Kopf, daß die Amerikaner im Vergleich zum hiesigen unheimlich dünne Plörre trinken. Darauf hatte ich auch immer den Gag mit dem “Gourmet-Stoff” bei Pulp Fiction bezogen. Meine Internet-Recherchen konnten das aber nicht bestätigen, sondern nur als Klischee über (billige) Motels:

    “gemessen an dem üblichen Donut/dünner-Kaffee-Standardfrühstück der Motels war es sogar ziemlich gut” – http://www.westen-usa.de/stefanm/10tag.html

    “Der nächste Tag beginnt mit dem amerikanischen Alptraum: dünner Kaffee.” – http://www.intro.de/magazin/musik/23013680

    Also glaub ichs bis auf weiteres erstmal nicht. Soll so Entschwörung funktionieren?

  6. nonono Says:

    Hat irgendwer behauptet, es gäbe keinen schlechten Kaffee in den USA? Aber wie ist der Begriff Latte Macchiato in den aktiven Sprachgebrauch eingeganegn? Ein Wort: Globalisierung.

  7. bigmouth Says:

    starbucks is toll, aber der übliche diner-cafe soll recht grauenhaft sein

  8. Markus Says:

    @nonono:
    Die Aussage, daß dünner Kaffee existiert, ist eine überflüssige Trivialaussage, in diesem Sinne sind auch meine Kommentare zu verstehen. Der Aussage, daß es weit verbreitet ist, dünnen Kaffee zu trinken, hast Du damit widersprochen, ich würde das mit England oder Ostdeutschland verwechseln. Insofern verstehe ich Deinen Kommentar nicht.

    @bigmouth:
    Betrifft das nur billig verkauften oder auch privat zubereiteten? Lag ich also mit meiner Einstiegsaussage doch nicht so daneben? Das sich das durch Globalisierung und Starbucks gerade ändert, mag ja auch sein.

    Noch was zum Zeitungsartikel: das Kaffee vor 15 Jahren ein “sterbendes Getränk” gewesen wäre ist Quatsch. Im Gegenteil: vor 14 Jahren war der Kaffeeverbrauch einer der höchsten in Deutschland, seitdem sinkt er kontinuierlich. Dazu auf Seite 24: http://www.kaffeeverband.de/pdf/jahresbericht_2005.pdf

    Aber das Imageproblem mag es gegeben haben und der Coffeeshop-Boom ist natürlich unbestreitbar.

  9. nonono Says:

    Markus, du schriebst daß “die (!) Amerikaner (!) doch (!) gar keinen richtigen (!) Kaffee trinken” – auf so einen ressentimentgeladenene Bla-Satz kannst du doch keine durchdachte und ausgewogene Antwort erwarten.

  10. Markus Says:

    @nonono:
    Du gibst *mir* die Schuld, daß *Du* keine durchdachte Antwort schreibst?

    Da habe ich in Form von Hans und nonono wohl den berühmten “antideutschen Reflex” kennengelernt. Allerdings: mir ging es ähnlich, daß ich für eine mir auf den ersten Blick unpassende Aussage (“die Juden müssen arm dran sein”) nur die ungünstigste, humorfreieste oder wortwörtlichste Interpretation zugelassen habe. Letztendlich also wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Ein guter Anlaß für jedermann, der eigenen Anschauung nach ressentimentgeladene Aussagen anderer Leute gelassener zu interpretieren.

  11. nonono Says:

    Ich glaube ehrlich, daß du der einzige bist, der hier beständig am Krümelkacken ist und alles wörtlich nimmt. Aber wegen dir wieder zu den ollen Ironie-Tgas und Smileys zurückzukehren…

  12. ABK Says:

    Also ich hab mich während meiner Zivizeit beim Fenchelteetrinken und Zuschauenmüssen, wie fette Krankenschwestern zum Mittagsdienst erstmal 4 Liter Kaffee aus total verseuchten Maschinen in sich reinlaufen lassen, immer mit dem Vorurteil ” Kaffeetrinker sind Faschisten” aufgebaut. Ohoh sowas geht natürlich heute überhaupt nicht mehr… obwohl mich eigentlich auch noch nix so richtig vom Gegenteil überzeugt hat. Aber ein scheint klar: Kaffee is eklig und intelligenter macht er auch nicht.

  13. Hans Says:

    @Markus

    Warum bloggst du eigentlich nicht selbst? Das könnte deinem Mitteilungsdrang bekommen und dir die ständige Frustration ersparen, unverstanden ein Gegenblog in den Kommentaren eines anderen zu betreiben.

  14. Markus Says:

    Wir könnten stattdessen auch einfach das Problem der Eskalation in den Griff bekommen. Ehrlich gesagt hätte ich eher ein wenig Lob für meine fundierte Recherche erwartet (oh, Vorsicht, Humor!).

  15. classless Says:

    Das ist ja ein lustiger Thread geworden. Ich dachte ja schon, ich würde mich langweilen…

  16. Hagbard Jesus Celine Says:

    “Soll so Entschwörung funktionieren?” Der “berühmte” antideutsche Reflex!

    — Markus – du bist echt ein Grund, sich auch die Kommentare zu abonnieren. Ich glaube, solch angestrengtes Mißverstehen könnte ich mir nicht mal ausdenken.

  17. Markus Says:

    Nur falls das “angestrengt mißverstanden” wird: “Entschwörung funktioniert” war durchaus ein ernstes Lob, da ich mein Klischee über dünnen Kaffee in Amerika mit Internetrecherchen nicht in der Form bestätigen konnte, wie ich es im Kopf hatte. Also habe ich es zunächst relativiert und nur noch auf Motels bezogen. Der Classless-Blog hätte es also beinah geschafft, mich von diesem Klischee zu entschwören. Leider hats ja Bigmouth dann doch wieder aufgebracht.

  18. classless Says:

    Bonus: Sogar im Pausenraum steht ein Gerät, das etwas ausspuckt, das als “Latte Macchiato” deklariert wird und für die ganzen 20 Cent, die es kostet, doch erstaunliche Ähnlichkeit mit dem real stuff hat.

  19. jules Says:

    Also ich hab mal ein Semester in den USA studiert, und den einzigen leckeren Kaffee gab es tatsächlich bei Starbucks. Ansonsten meistens dünne Plörre.
    Guter Kaffee war eine der wenigen Sachen, auf die ich mich in D gefreut habe.

  20. nonono Says:

    Wir können ja eine Abstimmung machen, oder besser zwei: Ist amerikansicher Kaffee dünner als deutscher? Und: Woher kommt die allgemeine Präsenz von Latte Macchiato?

  21. classless Says:

    Die erste Frage war ja auch gar nicht meine. Es ging im ideologiekritischen Sinne darum, was unter dem Wahnvorstellungsklops Amerikanisierung/Globalisierung üblicherweise verstanden wird – und da geht es eben nicht um den real existierenden Kaffee an der Tanke in Montana, sondern um Starbucks. (Ich bin schon gespannt, wie sich dieser Kommentar mißverstehen läßt.)

    @ABK
    Leute, die vier Liter Krankenhauskaffee vertilgen können, halte ich auch für faschismusanfällig – und für magenbehornt.

  22. Markus Says:

    Sehr hübsch. Für eine richtig fundierte Analyse fehlt allerdings noch die Erklärung, wieso McDonalds und Coca-Cola in Deutschland ohne die neuere Globalisierung Fuß fassen konnten, es Starbucks aber ohne diese hier nicht geschafft hätte.

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