Kommunisten per Anhalter durchs Web

March 17th, 2007

Spreeblick erklärt Web 2.0 mit viel Erfolg und angenehm zynisch zum forcierten Auswertungsprogramm von Eigentumsrechten (Per Anhalter durchs Web 2.0). MPunkt spiegelt einen Artikel über die “Politische Ökonomie des Internet” von vor sieben Jahren, in dem der Kern der Sache, die Beschleunigung der Zirkulationssphäre, ausgebreitet wird:

>>Die globale Vernetzung ist eben das Gegenteil von globaler Zusammenarbeit. Es geht darum, Vorsprünge gegenüber konkurrierenden Nationen herauszuholen, Zugänge und Verfahren zuerst verfügbar zu haben und andere dann von Standards abhängig zu machen, die das eigene Land setzt. (…)

Wenn heute im IT-Bereich Arbeitskräfte gesucht und gut bezahlt werden, dann deshalb, weil die Arbeit dieser Glücklichen dazu geeignet ist, jede Menge anderer Arbeitskräfte überflüssig zu machen. Dafür sind die Fachkräfte ihren Lohn wert, davon leben sie – und das so lange, wie ihre Arbeit diesen Effekt erbringt. (…)

Nicht die Produktivität der Arbeit als solche wirkt im Kapitalismus als Reichtumsquelle, sondern nur der Produktivitätsvorsprung. Sobald ein neues Produktivitätsniveau allgemein geworden ist, ist es entwertet.<< Dennoch weist die Beschleunigung über die Herrschaft der Ware hinaus - wie ich anderswo erläutert habe:

>>So wie die Arbeiterbewegung durch die Erziehung immer besserer Arbeiter, etwa in den Arbeitervereinen, die eigene Überwindung provozierte, wies auch die Werbung als Zurichtungsanstalt der Konsumenten durch die Propagierung einer immer schnelleren, preiswerteren und unmittelbareren Konsums über sich hinaus. Die Tauschbörsennutzer der Jahrtausendwende waren in diesem Geist erzogene, besonders gute Konsumenten, die das Ende der zweiten Optimierungsphase antizipierten, indem sie sich mit verschwindend geringem Aufwand in kürzester Zeit und fast kostenfrei mit Musikstücken und Filmen versorgten.

Mit der gegenwärtig nahenden globalen Wirklichkeit von – nach heutigen Maßstäben – quasi optimaler Produktion und quasi optimalem Konsum könnte die Aufhebung des Kapitalverhältnisses in greifbare Nähe gerückt sein – da es nun endlich wirklich leistet, was es immer versprochen hat. Indes scheitert eine solch erfreuliche Lösung nicht zuletzt an den quicklebendigen Begleiterscheinungen der geschilderten Optimierungsvorgänge in Gestalt ideologischer Rückstände.<< In der Praxis sieht der entstehende Knoten so aus: Promoter von Kommunikationsangeboten dürfen diese oft nicht vorführen, damit sie sie nicht von der Arbeit ablenken. Kunden verkünden mit Gewißheit: "Wenn das Internet ein richtiges Medium werden soll, muß es umsonst sein." Verkäufer in der Mobilfunkabteilung malen die Mitarbeiter bei der Telekom als alte, langsame, zombieartige Wesen, die “alle weg müssen.”

2 Responses to “Kommunisten per Anhalter durchs Web”

  1. c-ommunismus Says:

    Weltraumkommunismus! Ich freu mich schon auf Euren Auftritt in der base!

  2. jonathan Says:

    naja, jetzt mal mal nicht den teufel an die wand! – schönes blog übrigens …

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