Verkürzte Entschwörungstheorie (4)

November 8th, 2007

Herrje, da zitiere ich genau die Stelle einer Rezension aus der ‘jungen Welt’, die auch Mathias Bröckers zitiert, in der es um ein Buch geht, dessen Autoren offenbar – ich kenne bisher nur andere Texte von ihm zum Thema – vieles zurecht vorgeworfen wird, was mir zu Unrecht vorgeworfen wird: Ausblenden realer Verschwörungen, traditionsmarxistische Parteinahme, simple Verunglimpfung der Teilnehmenden am Verschwörungsdiskurs:

>>Manch einer ist so überzeugt, daß er gar nicht weiß, wovon. Den Eindruck erhält, wer das Buch »Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute« des Historikers und Professors an der Freien Universität Berlin Wolfgang Wippermann liest. Der Band soll eine Art Generalabrechnung mit verschwörungstheoretischen Denkansätzen sein. Prinzipiell erhebt Wippermann den Anspruch, eine allgemeingültige Erklärung für das Phänomen der Verschwörungstheorien zu liefern. Dabei zeigt seine Arbeit dem Leser in erster Linie, wie er, Wippermann, gedanklich das Problem erfaßt: nämlich ungeschickterweise genau in der Art, die er Verschwörungstheoretikern vorwirft – komplexitätsreduzierend.<< (mehr zu Wippermann)

5 Responses to “Verkürzte Entschwörungstheorie (4)”

  1. godforgivesbigots Says:

    Der Vorwurf der Komplexitätsreduktion ist berechtigt. Wippermanns Satanismustheorie ist zwar in der Sache korrekt, aber sie erfaßt nicht das Spezifische was die Verschwörungstheoretiker vom Rest der antiimperialistischen Linken abhebt.

    Die “Cui bono” Fraktion wird von einer Polizistenmentalität getrieben. Wer immer nur danach fragt, wem ein seltsames Ereignis nutzen könnte, und nicht die Möglichkeit in Betracht ziehen mag dass es einfach allen geschadet hat, betrachtet die Gesellschaft als ein geschlossenes System. In offenen Systemen kommt es tatsächlich auch mal vor dass Dinge einfach passieren und keiner einen Plan hat.

  2. classless Says:

    Selbst für Polizisten grenzt die Frage nach dem Motiv ja nur den Täterkreis ein, in dem Nachforschungen anzustellen sind; das Motiv ist noch nicht die Verurteilung wie im verschwörungsideologischen Denken.

  3. godforgivesbigots Says:

    Stimmt. Wenn Alex Jones im Weißen Haus säße entfiele jegliche Gewaltenteilung. (Parallele zum Selberbasteln: Bröckers/Kanzleramt) Der Verschwörungstheoretiker ist Detektiv und Richter (und wo er Antisemit ist auch noch Henker) in Personalunion.

    Obwohl man der Vollständigkeit halber sagen muß, dass es auch eine ganze Menge Polizisten gibt, die sich geradeso für Verurteilungen zuständig sehen wie andere Verschwörungstheoretiker, nicht zuletzt deswegen sperrt sich ja die Polizeigesellschaft immer noch gegen die Nummernschildpflicht.

  4. classless Says:

    Polizeigesellschaft?

    Verschwörungstheoretiker sind nicht unbedingt alle die ungeteilte Gewalt, ich würde das Element der Vorverurteilung, mit dem die Gewaltenteilung aufgehoben wird, als sicheres Merkmal fürs verschwörungsideologische Denken ansehen.

  5. godforgivesbigots Says:

    Polizeigewerkschaft, LOL!

Leave a Reply

2MWW4N64EB9P