Dresden

October 15th, 2008

In Dresden gibt es um die az-conni-Zeitschrift “ctrl_f” eine kleine Debatte über den 13. Februar, die mit “herrschaftskritischen Anmerkungen” eröffnet wurde, worauf es eine Antwort der Gruppe “Black Monday” und eine weitere Kritik von Dan gibt. (via uglydresden)

Unterdessen hat die von der Stadt Dresden eingesetzte Historikerkommission die Zahl der Todesopfer der Bombardierung auf 18000 bis maximal 25000 beziffert:

>>Die Historikerkommission schloss zugleich “mit Sicherheit” aus, dass im Februar 1945 neben Dresdner Einwohnern zugleich auch Zehntausende Flüchtlinge ums Leben kamen.<<

6 Responses to “Dresden”

  1. Henry Says:

    Jetzt hast du diese unsinnige Debatte auch schon entdeckt. Um es kurz zu machen, ich fand den Ralftext jetzt auch nicht so spannend, weil er mich persönlich in der Debatte nicht weiter bringt. Das liegt aber daran, dass es für mich zu den Binsenweisheiten zählt, dass Geschichte eben nicht schwarweiß ist. Umso interessanter ist die Antwort von dem blackmondaytyp, dessen Aussage man letztendlich zusammen fassen kann: “Doch Geschichte ist schwarweiß! und wer was anderes behauptet, betreibt antisemitische Ideologiebildung!”. Naja, zu Dan braucht man eigentlich auch nichts weiter sagen. Wer ernsthaft konstruieren will, dass es eine Einheitsfront von deutschen Pazifisten und islamischen Fundamentalisten gibt, der hat auch jeglichen Bezug zur Realität verloren.

    Einen aktuelleren Text zum 13. Februar hast du noch vergessen. Der bezieht sich nicht auf diese Debatte, ist aber nicht weniger entrückt. Immerhin gabs dadrunter eine lange Diskussion, auch wenn die streckenweise auf unterirdischem Niveau verlief.
    http://aad.blogsport.de/2008/07/09/die-transformierte-dresdner-gedenkkultur-und-das-ausbleiben-antifaschistischer-kritik/

    Wesentlich interessanter ist dieses Jahr bis jetzt wirklich der Bericht der Historikerkommission.

  2. Henry Says:

    Hier noch ein paar links zur Historikerkommission:

    Der veröffentlichte Zwischenbericht der Kommission:
    http://www.sz-online.de/nachrichten/dokumente/1945.pdf

    Artikel auf indymedia mit dem Hinweis auf den fragwürdigen Veranstaltungsort wo der Zwischenbericht vorgestellt wurde:
    http://de.indymedia.org/2008/10/228451.shtml

    und noch 2 brauchbare Artikel in der Welt:

    Zahl der Dresden-Toten viel niedriger als vermutet
    http://www.welt.de/kultur/article2518024/Zahl-der-Dresden-Toten-viel-niedriger-als-vermutet.html

    Dresden und seine Toten
    http://www.welt.de/wams_print/article2531164/Dresden-und-seine-Toten.html

  3. Cannabis Kommando Says:

    Ralf –

    In der Tat haben sich, erkennbar selbst bei lediglich oberflächliche3r Lektüre, in den vergangenen Jahren einige „linke Wahrheiten“ in der antifaschistischen Debatte um den 13. Februar herausgebildet und festgesetzt.
    Als erstes und sicher auch in exponierter Lage ist die strikte Betonung der kollektiven Schuld der „deutschen Volksgemeinschaft“ zu nennen, wie umfassend und sich ihrer selbst bewusst sich diese auch gewesen sein mag.

    Anstatt strikt die kollektive Schuld zu betonen, wäre es nicht sehr viel sinnvoller stattdessen ganz direkt die Kollektivunschuldthese zurückzuweisen?

    Das von Dir vorgeschlagene Vorgehen fällt hinter den allgemeinen Erkenntnisstand der Antifa zurück, dass die Nazis “die Deutschen waren kollektiv unschuldig” meinen wenn sie “die Deutschen waren nicht kollektiv schuldig” sagen.

  4. Jule Says:

    Seit wann hat die Kollektivschuldthese der Antifa was damit zu tun, was die Nazis sagen? Selbst wenn es so wäre, wieso wäre die Kollektivschuldbehauptung dann die richtige Entgegnung auf die falsche Behauptung der Nazis, oder muss man sich dann allgemein dazu denken, dass die Antifas damit meinen “die Deutschen waren nicht kollektiv schuldig”? Und wo kann man eigentlich den allgemeinen Erkenntnisstand der Antifa nachschlagen?

    Gruß Jule

  5. Cannabis Kommando Says:

    Du hast recht, ich habe eigene Erfahrungen verallgemeinert, einen nachschlagbaren allgemeinen Erkenntnisstand der Antifa gibt es so nicht. Das ist ja Teil des Problems.

    Wozu Kollektivschuldthesen? Was genau erwartet denn die Antifa von den Regierungen der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges? Die werden doch aus der “linken Wahrheit” überhaupt nicht schlau. Im besten Fall begreifen sie dass das Naziproblem dort am stärksten ist wo die Deutschen aussterben und dort am geringsten wo sie nachwachsen. Im schlechtesten Fall muß man ihnen erklären dass sie als Modelle für Pappkameraden herhalten müssen mit denen sich die Anhänger von Rudolf Heß im Schach halten lassen.

    Wenn sich in dieser Debatte irgendeine “linke Wahrheit” finden läßt dann würde ich diese eher so formulieren: Die Beweislast liegt bei den Deutschen.

  6. Jule Says:

    Im besten Fall begreifen sie dass das Naziproblem dort am stärksten ist wo die Deutschen aussterben und dort am geringsten wo sie nachwachsen.

    Da komme ich nicht ganz mit. Vielleicht kannst du das nochmal detaillierter ausführen.

    Warum sollte die Antifa eigentlich irgend etwas von den Regierungen der Siegermächte erwarten? Und wieso sollten diese Regierungen sich für irgendwelche linken Wahrheiten interessieren oder gar darüber grübeln? Mag ja sein, dass einige Antifas anscheinend ernsthaft erwarten, dass eines Tages ein Bomber Harris wieder auf ersteht und sie zusammen mit den restlichen Deutschen wieder wegpustet, aber das halte ich für märtyrerhaftes Wunschdenken.

    Eigentlich geht es hier doch um die Beschäftigung der deutschen Linken/Antifa mit der deutschen Vergangenheit und nicht um die Formulierung außenpolitischer Kommuniques.

    Gruß Jule

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