What a riot!

December 15th, 2010

>>Es handelt sich um den Entwurf einer Philosophie, die nicht den Begriff der Identität von Sein und Denken voraussetzt und auch nicht in ihm terminiert, sondern die gerade das Gegenteil, also das Auseinanderweisen von Begriff und Sache, von Subjekt und Objekt, und ihre Unversöhntheit, artikulieren will.<<

Adorno Negative Dialectics London riots
Standbild aus einem Fernsehbeitrag über die Riots in London letzten Mittwoch (okay, das Schild daneben war “Brave New World – Huxley”…)

32 Responses to “What a riot!”

  1. classless Says:

    Zitat aus Adornos “Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/66.”

  2. reflexion Says:

    Gibt auch Fotos – inklusive “Brave New World”:

    http://parallaxe.blogsport.eu/2010/12/11/ich-will-auch-nen-book-bloc/

  3. classless Says:

    @ reflexion

    Interessante Sammlung!

  4. Unfähig, Dinge wie soziale Ungerechtigkeit zu formulieren? « Human Traffic ☭ gegen die deutsche Langeweile Says:

    […] So gab es auch einen Book-Bloc, welcher Bücher in Form von Schutzschildern mit sich führte. Auch Kulla hat diese (hier sogenannte) passive Bewaffnung unter die Lupe […]

  5. rhizom Says:

    Die Negative Dialektik – “ganz hübsch, ganz traurig, doch kaum lesenswert”.

  6. Shigekuni Says:

    http://shigekuni.wordpress.com/2010/12/16/were-you-rolling-towards-the-police/

    sowas bin ich sonst höchstens von RTL Punkt 12 gewöhnt.

  7. lasterfahrerei Says:

    http://www.uniriot.org/uniriotII/images/user_images2/book%20block.png

    unverschämtheit, wieso dürfen die da mit helmen auf eine demo gehen und hier in deutschland ist das verboten. da müssen einheitliche eu richtlinien her.

  8. schorsch Says:

    “Die Negative Dialektik – ganz hübsch, ganz traurig, doch kaum lesenswert”.

    Wenn man von Philosophie keine Ahnung hat und insbesondere alles daransetzt sie sich vom Leibe und vom Kopf zu halten – vielleicht. Sorry, aber dieses leere Adorno-Prügeln nimmt lansam wirklich die Beständigkeit eines Ressentiments an.

  9. rhizom Says:

    Ich glaube, gerade wenn man von Philosophie eine Ahnung hat, merkt man recht schnell, dass die Negative Dialektik nicht zu deren Highlights zählt.

  10. human Says:

    ja, die masentauglichkeit lässt zu wünschen übrig…

  11. Xenu's Pasta Says:

    Hui, da rast der Staubsauger mit dem Rasenmäher um die Wette.

    Wenn rhizom sagt, dass die Negative Dialektik nicht grad zu deren Highlights zählt, da hat er auf eine aufregend ideosynkratische Weise sogar recht – die Philosphie von der man Ahnung haben kann entzieht sich der Negativen Dialektik durch Ignoranz. Möglicherweise spucken allerdings jene Philosophierenden, welche ahnen, dass Ahnung haben sich zu Philosophie verhält wie die Bild-Zeitung zu Demokratie, deutlich leisere Töne an.

  12. classless Says:

    Ich mag dich.

  13. Xenu's Pasta Says:

    spucken => schlagen. Nun ja, Style-Abzug.

    @classless: *blush*

  14. rhizom Says:

    Für dich scheint ja Philosophie irgendwas Sakrales zu sein, wenn du glaubst, ich hätte sie durch meine allzu profane Wortwahl entweiht. Nur dumm, dass es noch Leute gibt, die eher auf logische Kohärenz achten als auf auratische Erlebnisse und die nicht die Absicht haben, die Philosophie der Religion nachzubilden.

  15. Xenu's Pasta Says:

    Hallo rhizom, Deine Wortwahl ist mir schnitte, Du kannst auch sagen was Du gerne möchtest. Das mit den leiseren Tönen bezog sich eher darauf, Peinlichkeiten zu vermeiden.

    Ich schätze logische Kohärenz, und es ist einfach, kohärent zu bleiben, wenn Du nur in Definitionen kommunizierst. Die sind das nämlich schon (zumindest sollten sie das sein). Gelegentlich fällt aber auf, dass es da eine Diskrepanz zwischen Definition und Definiertem gibt.

  16. schorsch Says:

    Xenus Pasta, ich weiß nicht genau, was du mit der Bildzeitungs-Demokratie-Analogie meinst. Ich habe das aber als Seitenhieb gegen mich verstanden. Wenn es so gemeint war, hast du natürlich nicht unrecht, aber so einfach, wie du es dann darstellst, ist es vielleicht dann doch nicht.

    Und die “auratischen Erlebnisse”, die der Philosophie immer so gerne nachgesagt werden, finden sich dort eigentlich kaum. Selbst bei Heidegger, bei dem dieser Vorwurf ja am leichtesten auf der Zunge liegen dürfte, ist – näher besehen und mit einem Bewusstsein der verhandelten Probleme – lange nicht so esoterisch, … wie es seine Kritiker wollen, sondern eigentlich halbwegs klar. Die bloße Formkritik taugt als Substitut der inhaltlichen da nur begrenzt.

  17. Xenu's Pasta Says:

    @schorsch obwohl ich Dich nicht primär gemeint habe, trifft Dich mein Diss auch, klar. Ich meine es auch nicht wirklich einfach, aber so ein comment ist schon ein beschränktes Format. Und die Bild-Zeitung hat selbstverständlich was mit Demokratie zu tun (gerade in einer repräsentativen). Allerdings ist sie eine Facette, auf welche ich – ähnlich wie kanonisches Wissen in der Philosophie – nicht am meisten Wert lege.

    Zur Formkritik: Klar, Adorno und Horkheimer haben echt sperrig geschrieben. Das ist nun aber leider nicht mehr zu ändern, eine autorisierte Übersetzung ist nicht mehr möglich. Wer das aber als Vorwand nimmt, sie nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, spart sich die “Mühe” dann aber vermutlich auch bei anderen Texten. Aber bei Amazon gibts ja durchaus auch einfacheres.

  18. rhizom Says:

    O, glaub mir, ich hab die Negative Dialektik nicht zur Kenntnis genommen, sondern sogar gelesen, und den Stil von Adorno finde ich das beste an ihm. Nur inhaltlich ist das Buch einfach Schrott. Das sag ich auch nicht pauschal über jedes Werk von Adorno. Das Kulturindustriekaptitel in der Dialektik der Aufklärung z.B. find ich großartig, aber das hat, im Unterschied zur Negative Dialektik auch Substanz. Die Negative Dialektik dagegen ist einfach nur: schlechte Philosophie, weil die Analogisierung von Begriff und Tausch der größte denkbare Unsinn ist. Sogar Affen – und wieviel mehr ein Steinzeitmensch – können abstrahieren, d.h. qua Sprache einen Unterschied herstellen zwischen dem einzelnen Kieselstein und dem Begriff des Steins als solchem. Dass dieser Begriff niemals mit dem Einzelstein “identisch” ist, weil er davon abstrahiert, ob er rund, eckig, groß, klein, glatt oder rauh ist, und man eine “Konstellation” von Begriffen braucht, um einen Stein in seiner jeweiligen Individualität zu fassen, ist eine derartige Banalität, dass man gar nicht glauben mag, dass Adorno daraus ein kritisch-philosophisches Erkenntnisprogramm zu stricken unternahm. Und mehr ist an dem hochtrabenden Wort vom “Nichtidentischen” auch überhaupt nicht dran.

    Dass Adorno diese Banalität dadurch zu kaschieren versucht, dass er “das wissbegierige geistige Proletariat mit Hilfe von philosophiegeschichtlichen Anspielungen, griechischen Textpassagen und Exkursen” vor Rätsel stellt und ihm so etwas wie stille Bewunderung einflößt, ist kein guter Stil, aber es hat mich, weil mich diese Methode am Ende so abgestoßen hat, immerhin gelehrt, was das eigentliche Verdienst der von Adorno so geschmähten analytischen Philosophie ist: philosophische Scheinprobleme zu lösen, indem man sich die ihnen zugrundeliegende missbräuchliche Verwendung von Sprache vornimmt.

    Davon abgesehen ist es aber auch aus marxistischer Warte eine unglaubliche Verkürzung, den Kapitalismus, wie Adorno, im bloßen Begriff des Tausches aufgehen zu lassen, was ihn dann logisch dazu führt, für eine Urgeschichte bürgerlicher Subjektivität auf den antiken Mythos und die Odyssee von Homer zurückzugreifen. Adorno vermag es nicht, zwischen dem vorkapitalistischen und dem kapitalistischen Tausch, der vorkapitalistischen Ware und der Ware im Gefüge der modernen, kapitalistischen Gesellschaft zu unterscheiden, was von einem hegelianisches Konzept der “expressiven Totalität” (Althusser) herrührt. Dieses Konzept leitet die Totalität kapitalistischer Vergesellschaftung aus einer einzelnen, sich seit Anfang der Zeiten durchsetzenden Kategorie ab: eben der des Tausches, und fasst alles andere nur als deren historisch fortschreitende “Erscheinung” auf. So entsteht die geschichtsphilosophische Fiktion, auf der die gesamte Dialektik der Aufklärung ruht: dass es ein historisches Verhängnis gäbe, welches sich seit dem antiken Mythos Bahn bricht und im Totalitarismus des 20. Jahrhunderts schließlich zu sich selbst kommt.

    In gewisser Weise ist es das Verdienst Adornos, die hegelianische Fehllektüre des Kapitals: zu glauben, dass Marx alles aus der ersten Kategorie, der Kategorie des Tausches, entwickelt hätte, die als solches bereits alles andere impliziere, bis an ihr absurdes Ende geführt zu haben. Dorthin, wo man mit dieser Konzeption, mit dem Hegelmarxismus, ja mit Adorno endich brechen muss.

    Das ist kein Ressentiment, wie ihr überhaupt alles nur mit psychologischen Kategorien denken könnt, sondern das ist ein inhaltlicher Widerspruch, der gerade voraussetzt, sich auf Adorno eingelassen zu haben. Es ist wirklich eine äußerst billige Methode, jedem, der Adorno kritisiert, so etwas wie “Abwehr” zu attestieren. Man immunisiert sich gegen jedwede Kritik, indem man sie mit Freud als Verdrängung oder plumpes Ressentiment identifizieren zu können glaubt. Aber ich hege keine Ressentiments gegen Adorno, von dem ich weite Passagen auswendig zitieren kann, wohl aber eine Idiosynkrasie gegen Leute, die ihn so unkritisch verehren, wie Groupies ihren Popstar, von dessen musikalischen Mängeln und Vorzügen sie in Wahrheit nicht den leisesten Schimmer haben.

  19. classless Says:

    “wie ihr überhaupt alles nur mit psychologischen Kategorien denken könnt”

    Äh – wer jetzt?

  20. rhizom Says:

    Ihr, ihr alle! Das ist ein deiktischer Ausdruck, von dem sich angesprochen fühlen kann, wer will. Als ob das wichtig wäre, wen ich darin alles einschließe.

    Wichtig ist, dass Adornos Negative Dialektik ein Testament des Scheiterns ist. Und wenn es dazu beiträgt, die Gründe dieses Scheiterns zu verstehen, dann ist es wenigstens nicht umsonst gewesen.

    Wenn man sich aber auf stur stellt und sich weigert, dieses Scheitern zur Kenntnis zu nehmen, weil man Adorno aufgrund seines apodiktischen Stils für unfehlbar hält, dann ist es einfach nur ein ärgerliches Buch, das immer neue Fehler wie jüngst die antideutsche Bewegung in die Welt setzt,

    “ähnlich einer Staubflocke, die man gedankenlos einen Abfluss runterspült, die aber aus irgendeinem Grund an einer Unebenheit des Abflussrohres hängenbleibt und diese dadurch so vergrössert, dass sie auch anderem Unrat ein willkommener Grund, dort hängenzubleiben, wird. Mit der Zeit werden durch diese stetig wachsende fröhliche Versammlung die Abflußleitungen des ganzen Hauses blockiert, Toiletten laufen über, Gestank breitet sich aus usw. usf. bis dann durch ein glückliches Zusammelaufen mehrerer Wasserströme der Druck so gross wird, dass die angesammelte Bagage fortgespült wird. Doch was zunächst wie eine Befreiung aussieht, wendet sich bald zum Schlimmeren, denn dieser nun angewachsene Komplex bleibt natürlich wieder mal hängen, und zwar in den unterirdischen Kanalleitungen. Die Tragödie, die sich vorher sozusagen en miniature in einem Haus abgespielt hat, wiederholt sich, die Folgen treffen jetzt ganze Strassenzüge und Stadtteile: es gibt kein Trinkwasser mehr, die Menschen müssen in den Park, um ihre Notdurft zu verrichten, Krankheiten brechen aus. Ähnlich ergeht es der Negativen Dialektik”. (Quelle)

  21. classless Says:

    Hm, also wenn die Hinwendung zur analytischen Philosophie dazu führt, pauschale Unterstellungen zu verfassen, sehe ich den Vorteil nicht.

  22. rhizom Says:

    Es führt dazu, für den Gedankengang unnötige Differenzierungen zu unterlassen und lieber bei der Sache zu bleiben. In der Tat. “Ihr” hat doch überhaupt keinen bestimmten Referenten. Kann man sich doch oben durchlesen, wer den Fehler macht und wer sich folglich davon angesprochen fühlen muss. Sei doch nicht so ehrpusselig!

  23. classless Says:

    Sei doch nicht so humorlos! Ist doch nicht das KF…

  24. classless Says:

    Um Adorno und Psychologisierung ging es schon mal kurz unter meiner Besprechung des Lorenz-Jäger-Buches über Adorno:

    http://www.classless.org/2007/02/19/frankfurter-allgemeines-adorno-bashing/

  25. rhizom Says:

    Na, das mit der Staubflocke ist doch glänzender Humor. Ich hab mich jedenfalls halb schief gelacht. 🙂

  26. bigmouth Says:

    die analytische philosophie ist nun nicht für rhizoms online-umgangsformen haftbar zu machen… 😉

  27. classless Says:

    Please imagine irony tags…

  28. schorsch Says:

    “Das ist kein Ressentiment, wie ihr überhaupt alles nur mit psychologischen Kategorien denken könnt, sondern das ist ein inhaltlicher Widerspruch, der gerade voraussetzt, sich auf Adorno eingelassen zu haben. Es ist wirklich eine äußerst billige Methode, jedem, der Adorno kritisiert, so etwas wie “Abwehr” zu attestieren. Man immunisiert sich gegen jedwede Kritik, indem man sie mit Freud als Verdrängung oder plumpes Ressentiment identifizieren zu können glaubt. Aber ich hege keine Ressentiments gegen Adorno, von dem ich weite Passagen auswendig zitieren kann, wohl aber eine Idiosynkrasie gegen Leute, die ihn so unkritisch verehren, wie Groupies ihren Popstar, von dessen musikalischen Mängeln und Vorzügen sie in Wahrheit nicht den leisesten Schimmer haben.”

    Was soll denn dieser Kram? Das mag auf Leute treffen, aber ob es auf Leute trifft, die grade an der Diskussino teilnehmen ist aus dieser Diskussion nicht abzulesen, daher finde ich diesen Kritik unberechtigt, sie macht Stimmung ohne, dass es dafür einen Grund gibt. Da ich Ressentiment im Umgang mit Adorno festgestellt habe, der nicht nur als persönliche Kritik gemeint war, mal ein Wort zu deinem Gegenvorwurf: Der Vorwurf des Ressentiments bedeutet doch grade nicht, dass man alles nur psychologisch denken kann, sondern wirft eben vor, dass die inhaltliche Auseinandersetzung durch etwas anderes – Ressentiment – ersetzt wird. Er verlangt inhaltlichen Widerspruch eben dort, wo leider nur Identitätsbedürfnisse und was-auch-immer gegenwärtig ist. Man kann natürlich auch jede inhaltliche Auseinandersetzung psychologisierend auf Ressentiment reduzieren und Adorno für den Hüter der Wahrheit halten. Eine solche Position ist aber so fadenscheinig lächerlich, dass sie kaum mit auch nur einem Worte gewürdigt werden muss. Wie gesagt, solche Positionen gibt es und daher ist dein Diss schon okay, was er hier zu suchen hat weiß ich aber nicht (natürlich kannst du mir die gleiche Vorgehensweise auch vorwerfen: ich finde, aber, dass du mit Adorno wirklich reduktionistisch verfährst – worin ich mich auch täuschen kann. Das ist mir jetzt auch nicht um Adorno so arg, sondern um die Sache. Ich finde auch, dass in der Linken mit theoretischen Gegnern leider sehr oft auf diese gleiche “abstempelnde” Weise umgegangen wird, wie du mit Adorno m.M. nach umgehst: die Sachebene also vorschnell verlassen, ohne Sensibilität für Nuancen zu zeigen. Das ist brutal – und eine Linke sollte nicht brutal sein, wie ihr Gegner es ist.

    Ich finde eine Pauschalauseinandersetzung über Philosophien ohne Nähe zum Text wenig redlich und in diesem Rahmen fast unmöglich. Vielleicht ein Wort zu deiner Kritik: ich finde deine Einwände prinzipiell berechtigt, aber glauce, das man sie nicht einfach in eine Waffe gegen Adorno, oder gegen seine Philosophie machen kann – im Sinne von: Adorno, da fällt mir Vorwurf A, B und C ein, damit ist seine Denkangelegenheit für mich erledigt.

    Insbesondere das geschichtsphilosophische Thema kann glaube ich nicht einfach entschieden werden, sondern die Sache selbst zwingt dazu, Adornos Überlegungen immer wieder in Erwägung zu ziehen – und umgekehrt natürlich auch andere. So unplausibel und antimarxistisch, wie du sie darstellst, ist sie in Wirklichkeit doch gar nicht. Die Tatsache etwa, dass es so etwas wie historische Übergänge gibt und es bisher nur Übergänge, keine Brüche gab, dass bestimmte historische Muster gleich geblieben sind, dass es überhaupt historische Kontinuität gibt, schlicht: Geschichte der Menschheit, das ist doch absolut erklärungsbedürftig. Der Kapitalismus ist als ein Geschehnis, dass sich plötzlich einfach ereignet doch gar nicht zu denken – und die materialistische Frage, wie es zur bürgerlichen Gesellschaft gekommen ist, will sie ihre Grundsätze beim Blick auf andere Gesellschaftstypen nicht aufgeben, ist m.E. notwendigerweise irgendwie “geschichtsphilosophisch”.

    Zum identifizierenden Denken: ich finde, da muss man Adornos Überlegungen nicht so sehr auf der empirischen Ebene der Begegnung von Wissenschaft mit Sachverhalten denken, sondern sie auf einer ganz anderen philosophischen Ebene einordnen: nämlich der, die Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft reflektiert – und die KrV war für Adornos “Negative Dialektik” ja sehr wichtig. Natürlich macht Adorno keine Transzedentalphilosophie, aber seine Überlegungen zur Herrschaft des Begriffs usw. usf. sind eben von ähnlicher Basalität, wie die kantische KrV. Er nimmt die Transzendentalphilosophie bzw. ihren Gegestand auf eine bestimmte Weise in das historische Geschehen hinein, ohne den absolut berechtigten Sachverhalt, die Kants Philosophie hat, dadurch zu vernichten – ein eigentlich paradoxes unerhörtes Unterfangen, aber das ist ungefähr die Bedeutung, die Adornos Erkenntnisphilosophie für mich hat – und ich kenne wirklich nicht allzuviel von ihr. Was Adorno da an Umdeutungen usw. macht, finde ich ehrlich gesagt echt ziemlich krass und sehr gut – ich weiß auch nicht, ob ich ihnen ins Letzte zustimmen würde, aber ich kann gar nicht verstehen, was daran so banal sein soll. Einen ähnlich vielversprechenden philosophischen Umgang mit Philosophie – mit dem Motiv marxistischer (Philosophie-)Kritik – kenne ich nicht.

  29. rhizom Says:

    Ich finde eine Pauschalauseinandersetzung über Philosophien ohne Nähe zum Text wenig redlich und in diesem Rahmen fast unmöglich.

    Eine sich an einzelnen Zitaten Adornos entlanghangelnde Kritik findest du hier.

  30. ZomCon Says:

    “Dass dieser Begriff niemals mit dem Einzelstein “identisch” ist, weil er davon abstrahiert, ob er rund, eckig, groß, klein, glatt oder rauh ist, und man eine “Konstellation” von Begriffen braucht, um einen Stein in seiner jeweiligen Individualität zu fassen, ist eine derartige Banalität, dass man gar nicht glauben mag, dass Adorno daraus ein kritisch-philosophisches Erkenntnisprogramm zu stricken unternahm. ”

    Aber nicht banal genug, damit sich Kulla nicht jeden Tag darauf einen (geistig) runter holen würde…

    “In gewisser Weise ist es das Verdienst Adornos, die hegelianische Fehllektüre des Kapitals: zu glauben, dass Marx alles aus der ersten Kategorie, der Kategorie des Tausches, entwickelt hätte, die als solches bereits alles andere impliziere, bis an ihr absurdes Ende geführt zu haben.”

    Eben, die Kategorie des Tausches steht nur in der Darstellung am Anfang, in der Untersuchung ergab sie sich erst am Schluss. Und die Untersuchung kapitalisischer Verhältnisse muss eben von dem Spezifischen ausgehen und nicht dem, was wie die Ware nicht für den Kapitalismus spezifisch ist. Außerdem stellt die von Marx entwickelte Definition der Ware einen (notwendigen) Bruch mit den historisch zuvor real-existierenden Waren dar. Denn die vorkapitalistischen Waren beruhten nicht “abstrakter Arbeit” “doppelt freier (Lohn-)arbeiter”. Würde man die marxsche Definition der Ware als allgemeingültig annehmen, dann gab es vor dem Kapitalismus keine Waren. Eine Kapitalismuskritik auf Ebene der Kritik der Ware ist an sich schon verkürzt (und auch ziemlich lächerlich), aber da noch einen historische Entfaltung der Kategorie des Tauschens zu behaupten, die dann im Kapitalismus zwangsläufig zur vollen Blüte trieb, ist eine völlige Lachnummer.

  31. classless Says:

    Wenn du mich mit etwas anreden möchtest, dann wäre es vielleicht gut, wenn es etwas wäre, das ich auch sage oder vertrete oder das irgendwas mit mir zu tun hat. Danke schön!

    (Für Grundsätzliches zu meiner Position zu Adorno, KT und überhaupt: Über dieses Blog.)

  32. Wolfgang Says:

    Ui, was ist denn das für eine sophisterei hier. What a discourse-riot. Muss zugeben, hab andere bücher gelesen, als die, deren titel die demonstranten auf ihre schilder gemalt hatten. Die haben nur den alten sponti-spruch in die tat umgesetzt: Das brett vorm kopf(=bücher/wissen) zur (passiven) waffe machen. Adorno, war das nicht dieser nette akademische sesselfurzer mit seiner binnen-weisheit(“Es…im falschen leben.”) und einer aversion gegen afro-amerikanische rhythmen, der die bullen holte als er sich durch einige nackte menschen bei seiner heiligen messe der aufklärung gestört sah? Das wahre grauen bekomme ich wohl erst, wenn ich in die plattensammlungen der kommentatorInnen hier schaue. Aber es geht ja um “inhalte” anstatt um diese löcher mit dem vinyl drumrum.
    Von dem besagten riot gibt es eine mit musik unterlegte zusammenfassung:
    http://www.archive.org/details/Roma14-12-2010/ (bei 5.52 sieht mensch Westerwelles “spätrömische dekadenz” in reinkultur.)
    Noch eine empfehlung von höchster stelle derzeitige outdoor-aktivitäten betreffend:
    http://www.youtube.com/watch?v=4rtnqd-T7M8 😉

    “Human culture is kill-and-get-killed.” U.G.

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