Etwas längere Entschwörung zu Montagsdemos und allem

May 5th, 2014

Erst wollte ich es bei den kurzen und allgemeinen Bemerkungen belassen, die ich vor kurzem schon zum Thema beigesteuert hatte. Ich hoffte, daß der Gedanke, den ich seit Jahren zu politischen Auseinandersetzungen zu streuen versuche, vielleicht am akuten Beispiel aufgegriffen werden würde: die ideologischen Bedürfnisse ernstzunehmen, wie sie sich eben auch derzeit in den montäglichen öffentlichen Zusammenkünften und in den begleitenden Äußerungen im Internet oder auch in Bekanntenkreisen artikulieren.

Doch überwiegt in den kritischen Reaktionen, die ich bislang mitbekommen habe, bei weitem die Distinktion à la Aluhut oder die Verurteilung à la Jutta, hin und wieder wenigstens gefolgt von Verwunderung und einer gewissen Hilflosigkeit, weil das alles nur in wenigen Fällen etwas bringt (außer natürlich für die Selbstvergewisserung).

Also möchte ich versuchen, mal grob zu umreißen, wie ich mir dieses Ernstnehmen in etwa vorstelle.

So sinnvoll und richtig zum Beispiel faktenorientierte Entgegnungen wie die vom Lowerclassmagazine sind, um erstmal klarzustellen, was alles nicht stimmt – zum einen nimmt das angesichts der stundenlangen Auslassungen allein Jebsens oder des gesammelten Schrifttums allein Elsässers schlicht kein Ende; zum anderen sollte dabei auch einfach nicht stehengeblieben werden. Denn die Frage muß doch – wie immer bei Ideologiekritik – lauten, warum das Falsche dennoch und überhaupt geglaubt wird, warum ein solch teilweise enormer Erklärungsaufwand getrieben wird, um inmitten einem Potpourri von wenig Bekanntem, leidlich Kontroversem und abgeklärt Klingendem an diesem Falschen festzuhalten.

“Weil es Antisemiten sind” oder “weil es Neurechte sind” sind keine Erklärungen, sondern das klingt, wenn es dabei dann bleibt, eher nach Äußerungen von Sektenbeauftragten. Ideologie trägt jeder Mensch in dieser Gesellschaftsordnung mit sich herum; sie nimmt abhängig von der eigenen Stellung zur Gesellschaft und ihren verschiedenen Teilen (und in geringerem Maß auch abhängig von den jeweiligen Informationseinflüssen) und abhängig vom Verlauf der sozialen Auseinandersetzungen unterschiedliche Formen und Eskalationsstufen an. Ideologie ist das falsche Bewußtsein, das das richtige Bewußtsein für die falschen Verhältnisse ist; das Bewußtsein, das alle reproduzieren müssen, wenn sie sich in den Verhältnissen zurechtfinden und in ihnen vorankommen wollen. Von diesem Bewußtsein ist auf den Montagsdemos allenfalls mehr auf einem Haufen; es sind vielleicht verzweifeltere, offener widersprüchliche Formen als anderswo. Doch ist das alles nicht grundverschieden von der Ideologie, die wir fast überall sonst antreffen.

Ihr Kern ist fast immer, sich als Teil der Nation nützlich vorkommen zu können. Das passiert auch ohne Montagsdemo ständig, das leistet der ganz gewöhnliche Nationalismus, der entsprechend der Stellung der meisten Menschen in dieser Gesellschaft vor allem als eine Art Arbeitskult daherkommt und sich gegen die Parasiten unten und oben und an der Seite richtet: die Faulen, die Ungelernten, die Aussauger und die Betrüger. Die Faulen und Ungelernten liegen dem Wir der Nützlichen und Willigen auf der Tasche; die Reichen und die Betrüger nehmen die Nützlichen und Ehrlichen aus.

Dabei werden immer schon, auch ohne jede Montagsdemo, sehr willkürliche Grenzen je nach eigener Lage gezogen. Ob alle Hartz-IV-Empfänger oder nur manche zu den Faulen zählen, wo die Grenze zum unschicklichen Reichtum verläuft, ob die Distinktion etwa auch nach Bildung, Engagement und Familienstand gezogen wird – das hängt vor allem davon ab, wo sich jemand selbst befindet und mit welchem Teil der Gesellschaft er sich gemein machen will. Innerhalb des Wir werden die Konflikte und Interessengegensätze heruntergespielt bis wegbeschworen – “wir” wollen ja alle friedlich miteinander leben, “wir” sind ja alle gleich…

Wenn der gewöhnliche Nationalismus für die Selbstvergewisserung nicht reicht – weil man etwa in der Konkurrenz ausgebootet wird oder sich von schärferer Konkurrenz bedroht sieht, weil man etwa seinen Job, seine soziale Nische oder seine Radiosendung verloren hat – dann muß stärkerer Stoff her, dann muß das größtmögliche Wir beschworen werden, das noch gegen jemanden gerichtet sein kann. Und das größtmögliche Wir des Nationalismus ist das der Nützlichen und Willigen aller Länder gegen die Faulen, die Aussauger und Betrüger aller Länder; in seiner maximalen Zuspitzung ist das der Kern des modernen Antisemitismus.

Es kann in dieser gesamten Vorstellungswelt nicht um ein besseres Leben für alle gehen, dann würde sie in sich zusammenfallen und das beschworene und fürs eigene Heil so wichtige Bündnis mit der nationalen Gemeinschaft (bzw. dem für einen selbst relevanten Segment davon) zerbräche.

Aktuell haben diese ganzen Bedürfnisse etwa solche Inhalte: nicht wahrhaben zu wollen, daß der ganze nationale Zirkus nunmal Interessendurchsetzung nach außen braucht; daß die EU-Außengrenzen nicht aus moralischer Schlechtigkeit so dicht gehalten werden, wie es geht, sondern vorwiegend aus ganz handfesten Gründen der Verwertbarkeit, der nationalen Akkumulation, der Spaltung der Klasse und der internationalen Arbeitsteilung; und daß es beim Gezerre um die Ukraine nicht einfach darum geht, wer friedlicher und freier gesinnt ist, sondern vor allem darum, mit wem und zu welchen Bedingungen sich welche Teile des fraglichen Gebiets ökonomisch und strategisch verbinden werden.

Der Reflex der Montagsdemonstranten ist – wie der vieler anderer – zu sagen: “Wir wollen das nicht.” Doch den wirtschaftlichen und politischen Erfolg der eigenen Nation bzw. des eigenen Staatenbündnisses, der dieses Vorgehen hauptsächlich motiviert, den wollen “wir” ja dann doch.

Sofern eine Auseinandersetzung mit diesen Bedürfnissen stattfinden soll, sofern sie also angezeigt und irgendwie sinnvoll erscheint – was sich wohl eher auf Interessierte und Anpolitisierte als auf Überzeugte und Engagierte bei den Demos bezieht -, wäre es wichtig, sich nicht einfach drüberzustellen, sich selbst also nicht als interesselos, übermoralisch und politisch maximal aufgeklärt zu präsentieren. Die eigene Stellung in der Gesellschaft, die eigenen Lernprozesse, die eigenen Zweifel, die Quellen und Gründe für die eigenen Auffassungen sollten nicht übergangen, sondern vielmehr betont werden. Das bedeutet nicht, die nötige Kritik zu unterlassen oder zu entschärfen, es bedeutet auch nicht, keine Proteste zu veranstalten und keinen Widerstand zu leisten, wo das angebracht ist; es bedeutet lediglich, nicht aus dem Nichts zu reden bzw. einfach von oben.

“…wir haben so eine Decke der Zivilisation über uns ausgebreitet, um den Pöbel in den Griff zu kriegen” (Marcus Wiebusch)

Es sollte immer klar bleiben: die Verschwörungserzählungen treten in den allermeisten Fällen nur zu den Auffassungen und Grundhaltungen hinzu; sie sind nicht Ursache und auch nicht entscheidender Inhalt. Die Frage ist vielmehr, ob und warum jemand diesen Staat, diese Gesellschaftsordnung überhaupt verteidigen oder retten will, und wenn er das will, wogegen oder wovor.

Und wenn es nicht gelingt durchzudringen, wenn es nicht gelingt, über die Auseinandersetzungsformen des guten, richtigen Nationalismus mit den irren Abweichungen (wie z.B. bei extra3) hinauszufinden, wenn es nicht gelingt, für die herrschaftsfreie Assoziation aller Menschen zu werben und zur kollektiven Aktion in diesem Sinne anzustiften, dann ist das leider überhaupt nicht lustig.

Anders gesagt: So far, the joke’s on us, not on them.

32 Responses to “Etwas längere Entschwörung zu Montagsdemos und allem”

  1. Niedriger Dienstgrad Says:

    Kulla ist sauer! Großartig!

  2. Mutti Says:

    verdirbt den ganzen Spaß…

  3. R. Says:

    So weit, so gut. Der Analyse über die individualpsychologischen und ideologischen Beweggründe für das Glauben an Verschwörungstheorien würde ich ja weitgehend zustimmen. Die Frage ist nur, was die Konsequenz daraus sein soll. Keine Abgrenzung? Mit den Verschwörungstheoretiker*innen diskutieren und ihnen sogar noch zusätzlichen diskursiven Raum einräumen, anstatt die Räume zu begrenzen und zu verkleinern, in denen sie ihre antisemitischen und chauvinistischen Theorien verbreiten können? Ihnen das Gefühl verschaffen, man würde diese Theorien als diskussionswürdig ernst nehmen, und sie damit auch noch darin bestärken?

    Bei aller Liebe, Daniel, das scheint mir keine so wirklich sinnvolle Strategie zu sein. Akzeptierende Jugendarbeit ist bereits in Bezug auf Nazis gescheitert. Auf mich wirkt es so, als würdest du ein vergleichbares Konzept nun für die Verschwörungstheoretiker*innen fordern.

    Politische Auseinandersetzungen sind immer Kämpfe um Räume, auch um diskursive. Wenn du zum Beispiel Nazis in Jugendzentren akzeptierst, werden sie zu Nazi-Zentren. Ich habe das Gefühl, dass es hier genauso ist: Wenn die politische Linke es nicht schafft, einen klaren Trennstrich zwischen die Montagsquerfront und emanzipatorische Politikansätze zu ziehen, macht sie sich zur Erfüllungsgehilfin der Querfrontstrateg*innen.

    Bei allem persönlichen Interesse für die psychologische und ideologische Konstitution der Personen, die die Montagsquerfront attraktiv finden: Im Zentrum sollte doch die politische, nicht die sozialarbeiterische Auseinandersetzung damit stehen. Ich bin froh über jede einzelne Person, die sich klar von Jebsen, Elsässer und Co. distanziert. Gerne dürfen sie das auch mit Hashtag-Aluhut oder etwas Häme tun.

    Das ist nicht schlimm, reicht jedoch freilich nicht aus. Neben klarer Abgrenzung und deutlichen Zeichen der Nicht-Akzeptanz der Montagsquerfront sind politische Räume notwendig, in denen es Spaß macht, eine nicht-paranoische und emanzipatorische Analyse der Verhältnisse voran zu treiben. Lasst uns daran bauen und arbeiten.

  4. classless Says:

    Das ist schade, daß Ernstnehmen gleich als Sich-gemein-machen und Akzeptieren verstanden wird. Das ist vielleicht schon ein ganz wesentlicher Teil des Problems.

  5. Entschwörung zu Montagsdemos | Kotzendes Einhorn Says:

    […] Schon in meinem letzten Post zu den Montagsdemos verwies ich neben anderen Quellen auf Daniel Kulla, der dazu riet statt mit Ablehnung zu reagieren die die ideologischen Bedürfnisse der Teilnehmer*innen ernstzunehmen. In seinem Blog hat er das nun genauer ausgeführt. So sei nach ihm der Kern jeder Ideologie sich als… […]

  6. R. Says:

    Es geht mir ja vielmehr darum, was denn die Konsequenzen des “Ernstnehmens” sein soll. Wenn die Konsequenz ist, den nationalchauvinistischen und antisemitischen Verschwörungstheorien zusätzlichen diskursiven Raum einzuräumen, oder ihren Vertreter*innen zusätzliche Möglichkeiten zu bieten, sie zu verbreiten, dann halte ich das für eine sehr schlechte Idee.

    Ich habe auch die Befürchtung, dass sich Leute maßlos überschätzen, wenn sie meinen, dass sie nun so supertolle Personen wären, dass sie Elsässer- und Jebsen-Anhänger*innen davon überzeugen könnten, dass sie reaktionär-chauvinistischen Verschwörungskonstruktionen anhängen. Klar, es ist wunderbar, sich sozusagen als der aufklärerische Erlöser der verirrten fühlen zu können. Für die eigene Psychohygiene mögen wohlwollende Gespräche mit Anhänger*innen der Querfront-Demos möglicherweise sinnvoll sein. Politisch sind sie es glaube ich nicht. Denn das Wesen von Verschwörungskonstruktionen ist doch eben gerade, dass sie sich gegen Kritik immunisieren. Deswegen ist es wichtig, Alternativen zu schaffen, also emanzipatorische, nicht paranoische Politik- und Kritikmodelle zu verwirklichen – und nicht, nun ausgerechnet den Montagsquerfrontler*innen auch noch in Diskussionen etc. eine zusätzliche Bühne zu bieten.

    Wenn du eine andere Form von “ernstnehmen” meinst, die ihnen nicht den Eindruck vermittelt, dass ihre reaktionären und menschenfeindlichen Thesen akzeptable Positionen innerhalb einer politischen Auseinandersetzung seien, über die man ja mal diskutieren kann, dann müsstest du ausführen, wie das aussehen soll.

  7. classless Says:

    Oben steht: “Das bedeutet nicht, die nötige Kritik zu unterlassen oder zu entschärfen, es bedeutet auch nicht, keine Proteste zu veranstalten und keinen Widerstand zu leisten, wo das angebracht ist; es bedeutet lediglich, nicht aus dem Nichts zu reden bzw. einfach von oben.”

    Und: “Sofern eine Auseinandersetzung mit diesen Bedürfnissen stattfinden soll, sofern sie also angezeigt und irgendwie sinnvoll erscheint – was sich wohl eher auf Interessierte und Anpolitisierte als auf Überzeugte und Engagierte bei den Demos bezieht…”

    Es gibt auch einen Unterschied dazwischen, ob du die ideologischen Bedürfnisse ernstnimmst – also sie zum Thema machst, zum Gegenstand der Analyse und Kritik, auch auf dich selbst bezogen – oder ob du deshalb alles, was gesagt wird, ernstnimmst, stehenläßt und dadurch unterstützt.

  8. majestyx Says:

    mhm, wenn die querfront (auf der straße) marschiert…. isses IMHO “zu spät” da hilft nur noch “gegendemo” & Co.

    aber, bevor die Qerfrontler/NWO leute auf die straße gehen, da geh ich schon konform mit daniel

    Was ich nicht kapier, Zitat:

    Und wenn es nicht gelingt durchzudringen, wenn es nicht gelingt, über die Auseinandersetzungsformen des guten, richtigen Nationalismus mit den irren Abweichungen (wie z.B. bei extra3) hinauszufinden,

    äh, “guter” … “richtiger” ….. NAZIonalismus? so was solls geben?

    etwas irritiert….

  9. classless Says:

    Für viele scheint’s das zu geben – die eigene Version von Nationalismus wird in der Regel als gut und richtig wahrgenommen, und oft auch gar nicht als Nationalismus. Überhaupt sind ja immer nur die anderen die Nationalisten, die Verblendeten, die Dummen, die Ideologen usw.

  10. Benni Says:

    Was ist denn ein ideologisches Bedürfnis? Eines nach Welterklärung? Oder was meinst Du damit?

  11. classless Says:

    Wie beschrieben – in diesem Kontext das, was sich praktisch als Bedürfnis aus dem falschen Bewußtsein zeigt, also meistens, “sich als Teil der Nation nützlich vorkommen zu können” und alles, was sich dann daraus noch ergibt, daran anschließt und darauf aufbaut. Das ist eigentlich weniger Welterklärung als Selbstverortung, Freund- und Feindbestimmung und sowas.

  12. Berija Says:

    Kulla will nur peinlicherweise die glorreichen Panzergarden des siegreichen Stalinismus stören, die die ganze Nazibande aber genau wie ihn einfach zermalmen werden!

  13. classless Says:

    I missed you, too!

  14. Hierarchieallergie Says:

    Montagsdemos? Das sind weitaus weniger Leute als an den Flughäfen. Wer nicht versteht was hier geschieht und nur noch “haarsträubenden Irrsinn” vor Augen hat sollte sich mal die richtigen Montagsdemos zu einem politischen und wirtschaftlichen Thema ansehen bei dem es mehr Klarheit über die fatalen gesundheitlichen Folgen gibt als bei den Themen die hier verhandelt werden: Fluglärm.

    Endlich ist das deutsche Bürgertum durch die Gleichschaltung des Überwachungsstaats gespalten, die motiviertesten Teile davon haben sich nun ideologisch von der Leitkultur abgekoppelt und artikulieren ein diffuses Unbehagen dessen Stoßrichtung sie allerdings kaum zielgerichtet lenken können, daher kann auch eine gesunde Skepsis dass sie sich vielleicht verirren könnten hilfreich sein.

    Was jedoch als Problem zum Tragen kommt ist persönliche Befangenheit gegenüber dem Unberechenbaren, wie sie etwa in der verlinkten Geschichte von den schmutzigen Steinen im Trinkwasser ausgedrückt wird. Wieso kann die Person ggf. nicht einfach nachfragen warum damit etwas nicht zu stimmen scheint, wie sie es wahrscheinlich tun würde wenn ein ihr vertrautes Küchengerät einen solchen Eindruck erweckt?

    Dass heutzutage die Freiheit der Meinungsbildung durch das Einspritzen staatlich fabrizierter Desinformationen in unabhängige Internet-Diskussionen erstickt wird ist schließlich kein bezugsgruppenspezifisches Problem, es betrifft alle Klassen, deswegen heißt es ja Demokratie-Totalitarismus – auch auf dieser Seite haben sich schon überwachungsstaatlich bestellte “Wortverdreher*Innen” einzuschleichen versucht.

    Abschließend: Zwischen puritanischer Abgrenzungsmanie und geschmackloser Wohlfühlrhetorik, wo bleibt da der dialektische Materialismus? Immer wenn ein politisches und wirtschaftliches System die Bedürfnisse der Menschen so eklatant missachtet wie dieses läßt es Gemeinsamkeiten zwischen denjenigen erwachsen die dadurch noch etwas zu verlieren haben und denen die nicht, wie schon zwischen Engels und Marx.

    Nationalismus entschwören! 😉

  15. Die Aluhüte der Bildzeitung | Scharfe Kritik Says:

    […] anlässlich des Krim-Konflikts wird ja gerne deren verschwörungstheoretischer Charakter kritisiert – bspw., wenn diese die deutschen Medien als von den USA/ der CIA gesteuert darstellen. Und […]

  16. Gute Frage Says:

    Den Rednern auf den Montagsdemos zufolge wird die Welt manipuliert und gesteuert (von der US Fed, von jüdischen Oligarchen, von dunklen Mächten). Und wer manipuliert und steuert die Montagsdemos? Spätestens durch das (seinerzeit gescheiterte) Verbotsverfahren gegen die NPD hat eine überraschte Öffentlichkeit erfahren, wie weitgehend das rechte Lager vom Verfassungsschutz unterwandert ist. Beim NSU-Prozess kam heraus, dass die staatlichen Organe so nah dran waren an den NSU-Leuten, dass sie die Morde hätten verhindern können. Die staatlichen Organe hätten versagt beim NSU, heißt es. Tatsächlich? Es wurden türkische Imbißbudenbesitzer erschossen. Aber es wurde vom NSU kein Generalbundesanwalt erschossen und auch kein Politiker entführt. Also: Wer von den Rechten redet, darf vom Verfassungsschutz nicht schweigen. Nicht nur ich frage mich deshalb: Wer hat den rechten Rednern auf den Montagsdemos ihre Parolen eingeblasen? Wer zieht die Strippen? Es ist die Rede von der US Fed und von jüdischen Oligarchen. Wovon ist nicht die Rede? Wovon soll abgelenkt werden? Wem nützt das Ganze letztlich?

  17. classless Says:

    Ach, immmer diese überraschte Öffentlichkeit, die jedesmal aus allen Wolken fällt, wenn sich nicht mehr leugnen läßt, daß Geheimdienste Geheimdienstarbeit machen! Bei diesem Blickwinkel geht’s doch los, bei der bodenlosen Naivität in bezug auf die eigene Regierung, die Sicherheitsorgane und Institutionen des eigenen Staates, gegen die der Generalverdacht, der sonst gegen praktisch alle anderen gilt, nicht erhoben wird.

    Und, ganz kurz: Wem etwas nützt, der kann, muß aber nicht Urheber sein – ein Motiv ist noch kein Beweis. (Auch wenn es noch so häufig so behandelt wird!)

  18. Marc Says:

    Danke Daniel! Nur leider werden viele vielleicht die ersten Absätze lesen… vielleicht auch nur weil sie erst denken Entschwörung ist ein “verschreiber” bzw. es einfach “überlesen” weil ich denke das es auch oft das Problem des “richtig lesens” ist das manche solche “Theorien” glauben… aber dann wenn sie bei “…in seiner maximalen Zuspitzung ist das der Kern des modernen Antisemitismus.” landen werden sie empört aufschreien und mit einer Hasstirade sofort diese Seite wieder verlassen… 😉 Aber ich denke das was du hier schreibst trägt seinen teil dazu bei manch “Schlaueren” der gegen seine Meinung auch über den Tellerrand schaut davon zu überzeugen das vielleicht doch nicht ganz so viel dran ist an diesen ganzen “Theorien”! Also nochmal Danke!
    Wäre es eigentlich richtig die Ursache einfach als “Unzufriedenheit mit der eigenen Situation und der Suche nach dem Schuldigen (den es ja geben muss!!! Also jemand/etwas anderes! nicht ich!!!!!!)” bezeichnet? 😉

  19. classless Says:

    Das wäre prinzipiell richtig, auch wenn da irgendwie noch die Idee reinmüßte, daß letztlich alle auf diese oder jene Weise daran “schuld” sind, daß es Kapitalverhältnis und Herrschaft als Quellen der allermeisten heutigen Unzufriedenheit immer noch gibt.

  20. Hierarchieallergie Says:

    “Und wer manipuliert und steuert […]?”

    DISCORDIAN CLUE * SCIENTIFIC CLUE

  21. unkultur Says:

    “warum das Falsche dennoch und überhaupt geglaubt wird” ist zwar ein hehrer Ansatz, ich bin aber irgendwo pessimistisch, dass den Zuständen damit geholfen wird. Ich verbrachte letztens einen Nachmittag mit den Kommentaren, die sich bei den entsprechenden Vice-Artikeln angesammelt haben. Diese Menschen diskutieren dort, andere hier, so bleibt am Ende dann doch immer jeder in der eigenen Pausenclique im Schulhof. Wobei ich auch wenig Hoffnung habe, dort an irgendeine Form von Ratio appellieren zu können, diese Menschen haben sich bereits entschlossen.

  22. classless Says:

    Ich bin ja nach wie vor einfach für diese verrückte Strategie, mit den Menschen, denen ich so begegne und mit denen ich so zu tun hab, darüber zu reden, was sie so denken, und ihnen das zu erklären, was ich so weiß. Alles andere fällt irgendwie unter Prophetie und Ausrede, finde ich.

  23. Kleine Linkssammlung zu den Montagsdemos « AG Antifa Leipzig Says:

    […] Berliner Morgenpost: Frieden und so – Was die neuen Montagsdemonstranten wollen Kulla: Etwas längere Entschwörung zu Montagsdemos und allem taz: Rechte Montagsdemo in Berlin – Revisionistische Friedensengel jungle World: Unter […]

  24. Hierarchieallergie Says:

    Rein formaler, nicht inhaltlicher Nachsatz:

    Wem etwas nützt, der kann, muß aber nicht Urheber sein – ein Motiv ist noch kein Beweis. (Auch wenn es noch so häufig so behandelt wird!)

    Das hängt davon ab was als Beweismittel gilt und ob es Abhilfe schafft. Dass das NSA Internetpasswörter stiehlt wurde ja auch bewiesen aber durch den Beweis nicht abgestellt. Bei Verbrechen die aus dem Gewaltmonopol heraus begangen werden kann die Unschuldsvermutung verbraucht sein bevor anerkannte Beweiskräftigkeit erlangt ist (siehe MS St. Louis-Debatte). “Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit unser Ziel” heisst auch da fürs Leben lernen wo nicht “beweisbar” ist dass es möglich ist.

  25. classless Says:

    Naja, ein Beweis ist es auf jeden Fall noch nicht. Was mit dem Beweis oder ihn juristisch, politisch, polizeilich oder sonstwie passiert, ist eine ganz andere Frage.

  26. Montagskundgebungen: Der Wahn im Friedensgewand | stimmenausderprovinz Says:

    […] diesem Grund sind, wie auf classless.org zu lesen, die Montagsmahnwachen auch bei geringen Teilnehmer_innenzahl ernst zu nehmen, weil sie […]

  27. Hierarchieallergie Says:

    Gerücht oder Tatsache?

    “Indonesische Wissenschaftler haben jetzt das Nichts entdeckt. Es befindet sich in der Nähe von Moskau nur wenige Kilometer außerhalb der Zentrale der berüchtigten Inlandsgeheimpolizei, dehnt sich nach wie vor aus und wird rund um die Uhr von Technicals bewacht. Auf Satellitenbildern war es bislang irrtümlich als Gewässer identifiziert worden. Vom Kreml gab es keinen Kommentar.”

  28. harrygator Says:

    leider macht man es sich mal wieder viel zu einfach. leute mit einer anderen meinung, werden beleidigt, diskreditiert und in die “rechte ecke” geschoben. ist ja auch immer noch der einfachste weg um etwas als “schlecht” darzustellen. nicht umsonst laufen 24h am tag auf irgendein sender etwas aus dem wk2.
    vielleicht sind einige sachen von jebsen oder elsässer etwas überzogen, aber ich denke, die leute können das schon genau differenzieren. sarrazzin ist auch ein beispiel wie mit “kritikern” umgegangen wird, wenn einer was sagt. es gäbe soviel fragwürdiges, was die medien aufdecken könnten. aber nein, man lügt, betrügt, lässt fakten weg, verdreht die realität. keine spur von wahrheitsfindung !
    die politik betrügt das volk, die medien machen es und als dank dürfen wir auch noch GEZ zahlen.
    …und seien wir doch mal ehrlich, ohne die “freien” medien, hätten wir von TTIP und die aushebelung von rechtssprechung nie erfahren. auch warum die usa gegen den euro ist, was mit der leman-pleite erreicht werden sollte, warum in d immer noch allierte stationiert sind, werden wir von springer nie erfahren.
    aber egal, heute kann sich jeder informieren. es gibt so viel aus der vergangenheit was man hinterleuchten sollte, aber NICHTS passiert. PRISM ist auch so ein fall – vertuschung pur (PS.: die stasi wusste das schon 1982 was da läuft – 4000seiten fakten)
    das dümmste für die vasallen-medien ist aber, dass fakten/daten/erklärungen bei den “freien” besser zusammen passen und vor allen logischer verknüpf sind. das merken die leute so langsam.
    bei den montagsdemos sind leute quer durch alle berufsschichten anwesend, ja auch rechte gruppen, allerdings in kleinen mengen. fragt man sich was ist an der svoboda besser als an z.b. der npd ?
    vielleicht sollte auch die politik mal überlegen, warum putin für viele glaubwürdiger ist ?
    die deutsche nachkriegsgeschichte hat da einige antworten drauf.
    viel spass beim googlen

  29. Die ideologischen Bedürfnisse ernst nehmen « OXYMORON Says:

    […] classless Kulla gibt es einen interessanten Text zum Umgang mit den neuen […]

  30. classless Says:

    @ harrygator

    Ich kann beim besten Willen den direkten Zusammenhang mit dem Posting nicht erkennen und empfehle daher einfach mal dieses Lied:

    https://www.youtube.com/watch?v=61kjYiizEEo

  31. Hierarchieallergie Says:

    @classless – Das Streuen von Desinformationen denen noch der unverkennbare “Stammtisch”-Stallgeruch der Repressionsbehörden anhaftet ist ein Anzeichen, dass innerhalb dieser Hierarchien eine “Reaktorschmelze” in Gang gekommen ist die sich in der Außenwahrnehmung dadurch bemerkbar macht dass das gegenseitige Geplänkel der rivalisierenden Hierarchie-Bruchstücke versucht sich in externe Diskurse zu projizieren. Hier bröckelt ganz offenbar die Schminke der “deutsch-amerikanischen Freundschaft” und nervöse Spione rufen ahnungslose Internet-Leser dazu auf sich ihre schlampig recherchierten Gerüchte in den Lebenslauf eintragen zu lassen. Der hiesige Auftritt dieses eitlen Dummschwätzers kann als Anzeichen dafür gewertet werden dass die “transatlantischen Reibungen” heftige Spekulationen um das “British Pound” ausgelöst haben so dass hohe Beträge davon zu dem irrsinnigen Zweck verbrannt werden selbstmörderische Idioten für sinnloses “Namedropping” zu bezahlen. Was diese dilettantische Fälschung gekostet hat wäre besser an Zona Prawa gespendet worden. Aber David Cameron muss eben als kopfloser Trottel sterben.

    http://www.militaerseelsorge-abschaffen.de/news/radio-beitrag-gegen-militarseelsorge/

  32. Hierarchieallergie Says:

    (eindringliches Dankeschön * anschauliche Erklärung * wissenschaftliche Erklärung * metaphysische Erklärung * humoristische Erklärung)

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