Bei Kewil unterm Sofa (3)

October 26th, 2006

Kewil, eins von Deutschlands meistgelesenen Politblogs (Nr. 24 bei Blogcounter), wird nicht nur von Moslemhassern gern besucht, die ihre früheren Ausfälle gegen “Ausländer” jetzt auf “Musels” beziehen, sondern Blog wie Kommentare werden auch immer offener homosexuellenfeindlich.

Der Host gibt die Richtung vor:

>>Denn wäre Adam ein Schwuler und Eva eine Lesbe gewesen, gäbe es mich nicht. Und nachdem es mich schon gibt – wären heute alle Deutschen schwul und lesbisch, würde mir niemand Rente zahlen.<< In den Kommentaren sieht es dann so aus: >>wenn die verschwulung so weiter explodiert, dann gibt es bald keine kinder mehr außer muselmanische!<< Oder: >>Und wer sein Schwulsein so weit raushängen lässt, um dessen Wichtigkeit zu betonen, sollte schon mal ab und zu auf die biologischen Grenzen hingewiesen werden.<<

24 Responses to “Bei Kewil unterm Sofa (3)”

  1. kapsler hauser Says:

    >>wenn die verschwulung so weiter explodiert, dann gibt es bald keine kinder mehr außer muselmanische!

  2. kapsler hauser Says:

    so stell ich mir den ideellen gesamtleser von kewils blog vor….

  3. nemesis Says:

    Kackbraune Rassisten. Mehr muß man dazu nicht sagen.

  4. classless Says:

    Aber man kann genauer bleiben und da es immer noch einige gibt, die ihre nicht erfolgende Abgrenzung damit begründen, daß es sich beim antiislamischen Rassismus um ein marginales Phänomen oder gar ein Oxymoron handelt (“Selbst schuld, wenn sie sich als Moslems angegriffen fühlen”), kann man es nicht oft genug sagen.

  5. hell f o Says:

    Schwulomanisch muselmanologisch gigantisch! Wenn Adam und Eva Moslems gewesen wären, wär Mohammed der König von Schwulostanien geworden und die Deutschen sterben sowie so aus. Nee, bei der Logik heutzutage komm ich nicht mehr mit.

  6. nemesis Says:

    @classless
    Auch wenn du und Liza das anders sehen, die “nichterfolgte Abgrenzung” dünkt sich oft als Islamkritik. Es gibt keine Islamkritik in Deutschland, die diesen Namen verdient, das sieht man schon, das man die eigene Unsicherheit damit bedeckt, andere würde die Kritik durch Islamophobie-Vorwürfen verhindern.

    Der Rassismus ist evident, da ist es offensichtlich, aber der Antiislam manch antideutscher und liberaler Provinenz so absurd, das das was oft über “Islam” geschrieben wird, gar nicht wahr ist oder zum Teil sogar erfunden. Die meisten dieser Leute haben noch nicht mal das trivialste Enzyklopädie-Wissen oder haben nicht mal eine Handbuch in der Hand gehabt. Nicht mal die fünf Säulen können sie aufzählen, wie ich es neulich von einem geforder habe (dabei wird sowas sogar in der Schule gelehrt).
    Da werden auf dem Hintergrund von aktuellen politischen Entwicklungen Aussagen generell über den “Islam” getroffen, das es schon an Ressentiments grenzt. Dem wird dann eben noch die kritisch-theoretische platitüde übergestülpt.

    Das kann man dann sehen, wenn Liza die Unterscheidung von Islam und Islamismus damit kritisiert, das der Islam eben als “gut” statt “böse” gesehen wird. Das der Unterschied ein analytischer Unterschied ist und kein moralischer, wird hier eben absichtlich verschwiegen, denn dann müßte man die eigenen Prämissen hinterfragen, die der Analyse schon anstehen, obwohl sie doch erst bewiesen werden müssen.

    Kurzum: Es wird nicht der “Islam” mit seinem theologischen und philosophischen Hintergrund, mit seiner langen Geschichte und großem Schrifttum kritisiert (denn dann müsste man sich mit der Literatur auseinandersetzen) sondern eine essentialistisches Konstruk, ein Popanz.

  7. classless Says:

    Daß Liza das anders sieht, ist klar, aber wieso seh ich das eigentlich anders? Bzw. welcher vertretener Positionen wegen bin ich jetzt wieder der proto-antideutsche Popanz?

  8. phex Says:

    wozu eigentlich Islamkritik? Ich finde den kann man einfach unter dummes religiöses gewäsch abtun. Und ich denke auch mensch sollte es sich nicht so einfach machen, den Islam als einen Block zu betrachten. Und ob irgendwelche Leute nun einmal die Woche in die Kirche oder in die Moschee gehen ist mir herzlich egal.
    Das Aktuelle Problem ist doch der Islamismus, welcher ja eine eindeutig reaktionäre globale Bewegung ist.
    Aber die mühe, Islam und Islamismus zu unterscheiden, sollte mensch sich schon machen, auch wenn die Übergänge sicherlich oft fliessend sind.

  9. Lizas Welt Says:

    Gut, dann werde ich etwas konkreter:

    1. Classless spricht von „Moslemhassern […], die ihre früheren Ausfälle gegen ‚Ausländer’ jetzt auf ‚Musels’ beziehen“. Hier liegt für mich der eigentliche Kern: Aus meiner Sicht gibt es keinen spezifisch (!) antiislamischen Rassismus; vielmehr unterliegt der Rassismus in Bezug auf seine Objekte konjunkturellen Schwankungen. Die „Moslemhasser“ ziehen im Zweifelsfall genauso gegen Roma und Sinti oder gegen Schwarze zu Felde, aber die Ressentiments unterscheiden sich nicht wesenhaft voneinander. Rassisten behaupten unveränderliche, biologisch bedingte Charaktereigenschaften und eine dadurch bedingte Minderwertigkeit bei denen, die sie hassen (nämlich „die Ausländer“); welche das sein sollen, ist für die Feststellung, dass es sich eben um Rassisten handelt, zunächst einmal nicht erheblich.

    2. Damit verbunden halte ich die Abgrenzung einer recht verstandenen Kritik des Islam von ordinärem Rassismus auch nicht für vordringlich: Rassismus hat mit Kritik nichts zu tun, sondern mit deren Gegenteil. Nach meinem Dafürhalten adelt man die Rassisten geradezu, wenn man ihre Ressentiments von der Kritik zu scheiden versucht: Wer den Islam kritisiert und sich mit der gleichen (!) Verve gegen eine Stigmatisierung eines behaupteten Kollektivs namens „Menschen muslimisches Glaubens“, wie das in dem Berliner Aufruf gegen den Al-Quds-Tag so schwurbelig hieß, wendet, misstraut im günstigsten Falle den eigenen Argumenten. Denn eine Kritik, die sich selbst ernst nimmt, analysiert die gesellschaftlichen Hintergründe und Ursachen eines Problems; wenn man aber erst zutreffend den Judenhass als zentrales Moment islamischer Gesellschaften geißelt und sich anschließend gegen „antiislamischen Rassismus“ verwahrt, klingt das für mich ein bisschen so, als wenn man sich vor seiner eigenen Erkenntnis fürchtet – und sie daher lieber halb wieder zurücknimmt. Ordinäre Rassisten haben jedoch beispielsweise mit dem islamischen Antisemitismus das allergeringste Problem; sie hassen „Ausländer“ – in diesem Falle Muslime – ja nicht, weil diese etwas gegen Juden haben. Eine pointierte Kritik des Islam ist schlicht und ergreifend nicht von Rassisten zu vereinnahmen – oder sie ist keine.

    3. Bei all dem „Islamophobie“-Geplärre wird geflissentlich übersehen, dass der Rassismus längst nicht mehr nur im alten Gewand daherkommt, sondern sich eines übergeworfen hat, das weniger hässlich zu sein scheint, es aber nicht ist. Ich spreche vom Kulturrelativismus, der letztlich nach den gleichen Prinzipien funktioniert wie der Rassismus. Wolf Biermann hat das sehr pointiert formuliert: „Mit dem scharfen Auge starren die Deutschen auf die Juden in Israel, mit dem triefenden Auge glotzen sie auf die Araber in Palästina. Das romantische Verständnis der Deutschen für die Islamisten im Nahostkonflikt hat aber Gründe. Sie halten Araber für affige Wilde, für unmündige Menschen dritter Klasse, an die man noch keine aufklärerisch-humanen Maßstäbe anlegen darf. Die Zuneigung der Deutschen ist eine Art von vormundschaftlicher Verachtung. Der schwärmerische Respekt vor dem Fremdländischen ist nur Bequemlichkeit und Hochmut. Ich sehe im Multi-Kulti-Geschwärme meiner alternativen Zeitgenossen die seitenverkehrte Version des Rassendünkels von gestern.“ Es sind in der Tat zwei Seiten derselben Medaille: Die eine Seite zeigt den gewöhnlichen Rassismus, der Muslime per se zu Untermenschen macht, die „uns alle“ in Klump und Asche hauen wollen. Die andere Seite verklärt die Muslime zu irgendwie naturwüchsigen Autochthonen, die noch etwas Authentisches haben, um das man sie beneidet – das ist die pure Projektion. Sowohl der Rassismus als auch der Kulturrelativismus entmündigt also seine Objekte und schreibt ihnen qua Biologismus wesenhafte Eigenschaften zu.

    4. Eine Kritik des Islam hingegen, die ihren Namen verdient, nimmt die Anhänger und Apologeten dieser Ideologie ernst, behandelt sie also als selbstbewusste Individuen und misst sie daran, was sie tun. Und damit zu dem, was Nemesis geschrieben hat. Wenn ich die Trennung zwischen „bösem“ Islamismus und „gutem“ Islam für unzulässig halte, ist das durchaus kein moralisches, sondern sehr wohl ein analytisches Urteil. Beim Islam – und eben nicht nur beim Islamismus – handelt es sich nicht einfach um eine Religion wie andere auch, sondern um eine politische Ideologie mit dem Anspruch, die ganze Gesellschaft zu durchdringen und staatsmächtig zu werden, das heißt gerade nicht im Privaten zu verharren. Deshalb ist es in diesem Kontext auch wenig zweckmäßig, den „theologischen und philosophischen Hintergrund“ des Islam „mit seiner langen Geschichte und großem Schrifttum“ ins Feld zu führen und „sich mit der Literatur auseinander[zu]setzen“, wie Nemesis es fordert (und „Enzyklopädiewissen“ und „fünf Säulen“ helfen ebenfalls nicht weiter). Es gibt Leute, die anhand von Koranversen beweisen wollen, um was für eine friedliche Veranstaltung es sich beim Islam handelt; ihnen gegenüber stehen dann diejenigen, die Koranstellen zur Hand haben, die das genaue Gegenteil belegen sollen. Es könnte dies ja durchaus ein theologischer Streit sein (den der Islam übrigens gar nicht kennt), aber es ist gleichzeitig reichlich müßig, mittels dieser Schrift die Realität kennzeichnen zu wollen. Denn es gibt keinen „Islam von unten“ (und wehe dem, der ihn fordert); es entscheiden die religiösen Autoritäten, was Sache ist, und weit und breit ist niemand in Sicht, der ihnen diese Kompetenz bestreiten könnte oder wollte – auch nicht die so genannten friedlichen Anhänger des Islam. Daher ist es nicht erstaunlich, dass es trotz des von Nemesis angeführten „theologischen und philosophischen Hintergrunds“ des Islam „mit seiner langen Geschichte und großem Schrifttum“ kaum jemand aufsteht und protestiert, wenn offener Judenhass propagiert und in die Tat umgesetzt wird? Wo sind sie denn, die „guten“ Anhänger des Propheten? Wo sind sie vor allem in den islamischen Ländern? Wo ist er, der weltliche Islam, der sich auch im Diesseits verortet und der die Aufklärung zumindest nicht nur als alles zersetzendes Teufelswerk versteht? Wann hört man Gläubige, die sich in deutlicher Form und unmissverständlich gegen Schleierzwang, Homophobie, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung, Antisemitismus und Ehrenmorde aussprechen, statt sich immer nur als Opfer zu sehen?

    5. Noch etwa zum Thema „Islamophobie“. Nemesis schreibt: „Es gibt keine Islamkritik in Deutschland, die diesen Namen verdient, das sieht man schon, das man die eigene Unsicherheit damit bedeckt, andere würde die Kritik durch Islamophobie-Vorwürfen verhindern.“ Das hört sich so an, als ob es diese Vorwürfe gar nicht gäbe, aber das ist nachweislich falsch. Gerade in der Linken sind sie populär – aus Gründen, die ich unter 1. und 3. genannt habe: In paternalistischer, „vormundschaftlich verachtender“ (Biermann) Manier werden die Taten der Islamisten und das Schweigen des nicht militanten Teils der Islamgläubigen dadurch gerechtfertigt oder zumindest verharmlost, dass man Muslime entweder als Opfer des „Imperialismus“ begreift, deren Handeln dementsprechend Ausdruck von Verzweiflung sein muss, oder sie „für unmündige Menschen dritter Klasse [hält], an die man noch keine aufklärerisch-humanen Maßstäbe anlegen darf“, wie Biermann sich ausdrückte. Wer dem Islam jedoch mit den Maßstäben der Aufklärung kommt und Muslime an ihren Taten misst – die, und das sei in aller Deutlichkeit gesagt, gerade nicht alternativlos sind! –, ist schnell ein Rassist, ist „islamophob“, gerade so, als wären Schleierzwang, Homophobie, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung, Antisemitismus, Ehrenmorde etc. Ausdruck einer schutzbedürftigen Kultur und nicht schlicht und ergreifend verachtungswürdig. Abgesehen davon scheint völlig untergegangen zu sein, woher der Begriff „Islamophobie“ eigentlich stammt. Das Berliner Bündnis gegen IG Farben hat in einem Redebeitrag einmal eine Bestimmung vorgenommen: „Erstmals wurde der Begriff der ‚Islamophobie’ bezeichnenderweise 1979 von iranischen Mullahs gegen Frauen benutzt, die sich der Zwangsverschleierung widersetzten. Seit den 80ern nutzen ihn verschiedene islamische Gruppen in Großbritannien. Die damals gegründete ‚Islamic Human Rights Commission’ beispielsweise fasste darunter alle Angriffe auf die islamische Moral, also Homosexualität, Ehebruch, Blasphemie, usw. Folgerichtig wurden zu den ersten Opfern der ‚Islamophobie’ die Taliban gezählt, zu den ersten ‚islamophoben’ Tätern Salman Rushdie. Die Kritik am Todesbefehl gegen Rushdie wurde als antiislamisch-rassistisch zurückzuweisen. […] Die Ideologie von der angeblichen ‚Islamophobie’ ist die tatsächliche Islamophilie. Sie ist das Bündnis von Linken, Alteuropäern und Islamisten auf Basis der Sehnsucht nach dem Kollektiv und des antizivilisatorischen, antisemitischen Ressentiments, sie gehört zum antizionistischen Konsens.“ (Quelle: http://www.redaktion-bahamas.org/aktuell/10-7-04-Beitraege.htm#r3)

    Angesichts all dessen von einem „essentialistischen Konstrukt“ und einem „Popanz“ zu sprechen, wie Nemesis es tut, verharmlost das Ganze nicht unbeträchtlich und fällt letztlich Menschen wie Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek und Seyran Ates in den Rücken, die mehr als ein Mal darauf hingewiesen haben, weshalb die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus obsolet ist – aus guten Gründen.

  10. classless Says:

    @Liza
    Ob es einen spezifisch antiislamischen Rassismus gibt oder der Definition nach überhaupt geben kann, dürfte für die Betroffenen letztlich egal sein. Was ich versucht habe, deutlich zu machen, ist doch, daß sich der allgemeine Rassismus gegenwärtig vielerorts unter dem Banner des Antiislamismus versammelt – die Gegnerschaft zum Islam dient als Ausrede für Hetze gegen Fremde und gleichzeitig als Legitimation der eigenen Gesellschaft, des eigenen Antifeminismus, der eigenen Homophobie, des eigenen Abreagierens an Kritikern oder Abweichungen aller Art – all das ist ja zumindest nicht so schlimm wie “der Islam”(TM).

    Des weiteren halte ich es für kurzsichtig, das gesellschaftliche Klima aus der jeweils bekämpften altlinken Position ableiten zu wollen. Jenseits gelegentlicher Mehrheiten für Spät-68-Rot-Grün-Ideen sieht der Konsens nach wie vor konservativ aus. Wieviel Projektion den Arabern/Moslems auch immer entgegengebracht werden mag – das gilt im deutschen Alltagsbewußtsein fast ausschließlich für solche, die nicht in Deutschland wohnen. Der Security-Mann oder Bundespolizist, der nach Islamisten Ausschau hält, muß dazu nicht erst extra motiviert werden.

    Es könnte für einen Moment mal nicht darum gehen, ob eine Position innerhalb restlinker Debatten aufrechterhalten oder verworfen wird (was ja gern weiter diskutiert werden soll), sondern zur Abwechslung, wie diese Position von denjenigen interpretiert werden könnte, um die es geht.

    Und an der Stelle halte ich eine separate Religionskritik am Islam für krumm und schief, ebenso ein Beharren auf einer Idenitität von buchgetreuem Gesamt-Islam und der sozialen Realität sämtlicher Moslems. Ethnische Rackets in Großstädten als genuin islamisches Phänomen zu behandeln, wie etwa in der Debatte um die ‘banlieue émeutes’, erscheint mir widersinnig. Auch verstehe ich überhaupt nicht, warum existierende Debatten und Kontroversen innerhalb der islamisch beherrschten Länder (Marokko!) und unter europäischen Moslems (Soheib Bensheikh!) so wenig zum Thema gemacht werden.

  11. bigmouth Says:

    es gibt im islam keine theologischen debatten? was ist denn das für ein quatsch?

    und wenn ich leute in den rücken falle, die unsinn erzählen: gerne.

  12. hell f o Says:

    @ classless.
    Eine Frage: was heisst bei dir Rassismus und Sexismus? Ich verstehe an dem Punkt nicht ganz, wie auf der einen Seite die Kritische Theorie hochgehalten, auf der anderen Seite bei diesen Themen ganz ohne theoretische Basis argumentiert wird. Darin sehe ich doch einen gewissen Widerspruch.
    Auf der Empirie-Seite sieht es nicht besser aus: Der Konsens in Deutschland sei konservativ. Erstens, was heisst “konservativ” für dich: der Unterschied zwischen SPD und CDU? Zweitens: Konsens zwischen wem: Politische Eliten? Einheit zwischen Regierenden und Regierten? Wo soll er sein und wie soll er aussehen, würde mich da interessieren. Daran anschließend: wo ist der von dir konstatierte Rassismus auf der “Islam-Konferenz” des Bundesinnenministers gewesen?
    Dein Ausweichen auf die Frage ob antislamischer oder gewöhnlicher Rassismus, es sei “für die Betroffenen egal” gewesen wirkt auch recht fragwürdig: erstens geht es hier um die Begriffe und ist es für betroffene Individuuen immer recht egal, warum sie zum Opfer werden.

    Umgekehrt betreibst du das Geschäft der Relativierung: Sexismus im Islam? Ja, ist die deutsche Gesellschaft denn besser? Kopftuch? Frauen durften doch in der jungen Bundesrepublik kein Sparbuch ohne Einwilligung ihres Ehemannes eröffnen etc. Damit magst du universelle Kategorien deiner –ismen haben, aber das auf Kosten der Differenzierung der betrachteten Phänomene. Und das wiederum tendiert zu den klassischen Gewissheit, in der alles gleichgesetzt wird, weil alles ja irgendwie und irgendwo Unterdrückung und damit ganz schlimm sei.

  13. Knecht Says:

    Ha,
    ich hab nicht gegen Deutsche oder gegen Antideutsche, ich mag nur keine Deutschen!?
    ich hab nichts gegen Juden oder Anitijuden, ich mag nur keine Juden!?
    ich hab nichts gegen Islamisten oder Antiislamisten, ich mag nur keine Islamisten!?
    (zuviel geschrieben, ich weiß, aber ich bin zu)

    Ha,Ha,Ho,Ho, und Hi,Hi!?

  14. classless Says:

    @lfo
    Ich betreibe das Geschäft der Relativierung? Ähm, okay. Ich verstehe, was so alles dafür sprach, nach der Antirassismus-Konferenz in Durban den Begriff des Rassismus fallenzulassen wie ich auch verstehe, warum manche Sexismusvorwürfe vor allem für ein vielseitig einsetzbares politisches Kampfmittel halten.

    Daß ich trotzdem an beiden Begriffen festhalte, hängt wohl damit zusammen, daß sie für mich – wenn sie nicht mißbraucht, umgedreht oder inflationär verwendet werden – reale Gewaltverhältnisse adressieren, die ich nicht anders verständlich benennen kann. Womit habe ich es denn zu tun, wenn jemand wegen unterstellter angeborener Eigenschaften für minderwertig und potentiell gefährlich gehalten wird? Und womit, wenn das an der (vermeintlichen) geographischen oder (vermeintlichen) kulturellen Herkunft festgemacht wird? Womit wiederum, wenn es am Geschlecht festgemacht wird?

    Ich sehe überhaupt nicht ein, daß die Realität der Geschlechterunterdrückung in islamisch beherrschten Ländern relativiere oder verharmlose, wenn ich es den hiesigen Sexisten nicht durchgehen lasse, sie als Ausrede zu verwenden. So ein Quatsch.

    Schäubles Islamkonferenz war eine Vorzeige-Antirassismus-Veranstaltung in einem Land mit verordnetem Antirassismus (und verordnetem Antisexismus und verordnetem Antifaschismus). Die Konferenz ist entsprechend in der moslemfeindlichen Blogosphäre als Vorabend der islamischen Machtergreifung in Deutschland angesehen worden – vgl. Moslemfresser beißen ins Leere.

  15. bigmouth Says:

    streicht die Kritische Theorie durch, dass es sexismus und rassismus gibt, oder wie sollen wir dich verstehen, lfo?

  16. hell f o Says:

    Zum einen: die Kritische Theorie hat meines begrenzten Wissens nach keine ausführlichen Erklärungen für Rassismus noch Sexismus, außer evtl. als Ableitung aus dem Antisemitismus.

    Ich habe gerade keine Zeit, meinen Punkt ausführlich darzustellen. Es ging darum, dass insbesondere der Ausdruck “Rassismus” mir hier zu undifferenziert benutzt wurde. Es wird des öfteren “Rassismus” unterstellt, ohne einen theoretischen Begriff zu haben, noch die Phänomene analysiert zu haben. Um hier Mißverständnissen vorzubeugen: ich behaupte nicht, dass es keinen Rassismus gäbe, sondern würde nur gerne wissen, was Classless darunter versteht. Rassismus meint meines Wissens in erster Linie biologischen Rassismus, und den gibt es heute kaum noch.
    Das Phänomen ist erklärungsbedürftig, denn handelt es sich beim Islam um die Zuschreibung als “Rasse”? Ich glaube kaum und denke eher, man müßte eher nach kulturalistischen Motiven suchen.
    Was sind die realen Gewaltverhältnisse, woher speist sich die Zuschreibung (also geht es dann doch um Diskurse und soziale Konstruktionen in diesem Fall?) und geht es um angeborene, geographische oder kulturelle Faktoren? Als Beleg dazu wird das Klischee des Bundespolizisten aufgeführt, der den ganzen Tag nach Islamisten Ausschau hält. Als ob die Sicherheitsbehörden wirklich so dämlich wären.
    Deine Aussagen unterstellen einen Generalverdacht gegenüber Muslimen, d.h. alle Muslime sind danach Opfer rassistischer Diskriminierungen in Deutschland.

    Schwammig wurden ebenso die Aussagen zur deutschen Gesellschaft: es gäbe einen konservativen Konsens bei gleichzeitigem staatlich verordnetem Antirassismus von der CDU.
    Dass es islamhassende Menschen gibt, streite ich nicht ab, die Frage ist nur, welche gesellschaftliche Relevanz diese haben (abgesehen von der Frage, ob es sich dabei um Rassismus handelt). Auch glaube ich, dass Pankow-Heinersdorf die Ausnahme und nicht die Regel darstellt – hier ziehe ich mir aber auch gerne den Schuh an: welches empirische Material habe ich dazu? Wohl auch eher eine Mutmaßung.
    Meines Erachtens ist das Thema brisant, weil es hier um 2 Themen geht:
    1. Islam 2. Migration.
    Jedenfalls finde ich es schon merkwürdig, von vorneherein zu wissen, dass Muslime diskriminiert werden und dann nur nach Indizien für die eigene Gewissheit zu suchen. Gegenthese: die Islamkonferenz als Beleg dafür, dass die Integration in den deutschen Korporatismus sich auf dem Weg befindet. Hier wird ja gerade die Integration als Staatsbürger angeboten und versucht einen staatlich-kontrollierten Islam nach dem Vorbild des Kirchenwesens zu erschaffen. Die Geldtöpfe als Anreiz mitgliederstarke Verbände zu schaffen, denen Mitspracherechte eingeräumt werden. Daran gälte es Kritik zu üben.

    Insofern die Frage, ob sich hier nicht am Pappkameraden Bundesrepublik abgearbeitet wird: man zeichnet ein Bild, auf das alle Projektionen passen – nur mit der Realität muss das nichts zu tun haben.

  17. phex Says:

    In dem Moment, wo Islam als homogener Block dargestellt wird, ist es schon eine Diskriminierung. Denn es gibt ganz bestimmt auch Säkulare Moslems, welche bei euch aber nicht vorkommen.
    Und ihr tut der Sache damit keinen Gefallen meine ich. Denn die Islamisten sagen “Ihr Moslems habt mit denen nichts zu tun, ihr gehört zu uns” und der Westen sagt ihnen “Ihr Moslems habt mit uns nichts zu tun, ihr gehört zu denen”.
    Aber letztlich ist auch der Islam Interpretatoinssache, auch wenn die Mullahs das Gegenteil behaupten.
    Matthias Küntzel hatte auf seinem Vortrag in Hamburg gesagt, dass in den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts eine rasche modernisierung des Islam stattfand, und als gegenbewegung darauf entstanden dann die Muslimbruderschaften und der Islamismus. Und der hat sich leider, unter anderem mit hilfe der Nazis, durchgesetzt.
    Aber er könnte sich auch wieder modernisieren…

    und das ist kein Appeasement! Dem Islamismus kann ich mich auch entschieden entgegenstellen ohne pauschal zu sagen Islam=Islamismus.

  18. bigmouth Says:

    guck’ dir einfach die letzte heitmeyer-studie an, waity hatte was davon [url=http://myblog.de/waiting/art/3226973]gebloggt[/url]

  19. classless Says:

    @bigmouth
    Das belustigt mich außerordentlich, daß du jetzt versucht hast, eine URL so zu verlinken, als wärst du im KF.

    @lfo
    Ich hab glaube ich gerade weder Zeit noch Muße, ausführlich über die Begrifflichkeiten zu schreiben, glaube aber auch ohnehin nicht, über eine besonders originelle oder vollständige Auslegung der Kritischen Theorie zu verfügen. Nur soviel: der Begriff der Rasse bezeichnete zunächst einfach den guten, vollwertigen Menschen, also den weißen männlichen Westeuropäer. Noch vor der Verfestigung rassebiologischer Konzepte wurde das Gegenbild zur Rasse, der Unter- oder Unmensch, sowohl in den niederen wie höheren Klassen als auch in geographischer Nachbarschaft und Ferne verortet.

    Bis heute ist diese Grundidee der Über- und Unterlegenheit von Menschen qua Herkunft mit verschiedenen Inhalten gefüllt und ideologisch unterschiedlich aufgeladen worden, weshalb es ihre scheinbar widersinnige Anwendung auf eine Religionsgemeinschaft nichts Neues ist. Rassismus ist aber eben nicht logisch, der Begriff der Rasse ist ein lupenreines Ideologem.

    Am Ausgangskonzept – “wir” sehen uns eins mit allen, die so “sind” wie “wir” und “sind” den “anderen” moralisch überlegen – hat sich gar nichts geändert, ebenso wenig an der typischen Verquickung von Biologie, Moral und Klassenstandpunkt.

    Unbestritten gibt es Unterschiede in den praktischen Konsequenzen, in der Intensität der rassistischen Betätigung, und die will ich gar nicht wegwischen. Aber nichts veranlaßt mich dazu, für die mich beherbergende Gesellschaft irgendeine Entwarnung zu geben.

  20. bigmouth Says:

    ich benutze n firefox-plugin (ganz viele formatierungen per kontextmenü), und hab mich verklickt. ich kann mir html-verlinkung nie merken

  21. classless Says:

    still very funny though.

  22. hell f o Says:

    Bei Heitmeyer fällt mir immer das Wort “Alarmismus” ein. Oder wie ein Alt-68er-Prof von mir meinte: “die Studien werden immer düsterer und im letzten Band tropft nur noch das Blut raus.”
    Dann kann man sich auch das Reden von Rassismus sparen, wenn doch alles nur “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” ist. Und wer ist schuld an all dem? Genau – HartzIV und die Angst vor sozialem Abschied.

  23. nonono Says:

    feindlich und minderwertig ist nicht dasselbe

  24. bigberta Says:

    Nun, es fehlen noch ein paar kleine Steinchen, die wir hier zusammengetragen haben:
    http://www.duckhome.de/tb/archives/3881-Juedisches-Ungeziefer-oder-Wer-hat-bei-kewil-wieder-den-Kaefig-aufgelassen.html

    Besonders – da ich ja jetzt annehmen darf, daß die wackeren Streiter gegen Antisemitismus hier mitlesen und – kommentieren, bin ich mal gespannt, ob von dort eine Reaktion auf diesen neuerlichen antisemitischen Ausfall kommt.
    Ich sage mal voraus: Nein.
    Aus meiner Sicht wird nämlich einem “Muselhasser” auch gerne der Antisemitismus verziehen oder zur “Kunst” geadelt:

    http://www.duckhome.de/tb/archives/3818-Der-pornographische-Antisemitismus-Teil-1.html
    http://www.duckhome.de/tb/archives/3823-Der-pornographische-Antisemitismus-Teil-2-und-Schluss.html

    Hintergrund ist eine Diskussion, die 1995 in den Niederlanden geführt wurde: Theo van Gogh hatte sein Etikett “Antisemit” längst weg, als man dort anfing, zu seinem “Gedenken” zu recherchieren. Nun muß ich zugeben, daß ich die Wochenzeitung, aus der der Artikel stammt, abonniert habe und die niederländische Sprache beherrsche – aber das ist ganz bestimmt nicht die Voraussetzung, um an eine solche Information zu kommen.

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