Antideutsche in der Linkspartei

April 16th, 2007

Markus Bernhardt macht in der jungen Welt an meinem Artikel “Hinter uns allen her? Elsässer, Lafontaine und die Verschwörung gegen die Nationen” aus der letzten Ausgabe der Zeitschrift der PDS-Jugend Sachsen fest, wie fehlgeleitet die Kritik der “jungen Linken” an Lafontaine sei.

Vom Verständnis meiner Kritik weit entfernt führt er zumindest einige der von mir vorgestellten problematischen Ideologeme auf und übergeht praktischerweise – damit die Linie stimmt – den Unterschied, den ich zwischen Elsässers manifestem Konspirationismus und Lafontaines Populismus mit konspirationistischen Zügen mache. Ich schrieb: “Wenn sich also Lafontaines Politik auch keineswegs auf Konspirationismus reduzieren lässt, so sind in Gestalt der Verklärung einer bedrohten Sozialgemeinschaft und in der grotesken Zeichnung ihrer äußeren Feinde wichtige Elemente vorhanden.” Im Interview mit Heike Hänsel dreht Bernhardt es sogar so, daß ich Elsässer und Lafontaine “vorwerfen” würde, “Arbeiter zu Protesten gegen ihre Ausbeuter aufzurufen.” Nein, es geht mir nicht darum, irgendjemandem das Recht abzusprechen, seine Interessen wahrzunehmen, ganz im Gegenteil.

Bei der “jungen Welt” scheint nun nackte Panik zu herrschen, daß die Linkspartei von einem konzertierten antideutschen Angriff heimgesucht werde:

>>Mit Katja Kipping, der stellvertretenden Vorsitzenden der Linkspartei, fordert zudem ein prominentes Mitglied der demokratischen Sozialisten eine Abkehr von der Solidarität mit »sogenannten antiimperialistischen Befreiungsbewegungen«. Mit diesen könne es »kein Bündnis und keine Solidarität« geben, so die Bundestagsabgeordnete, die sich gemeinsam mit ihrem Abgeordnetenkollegen Michael Leutert bereits einen Ruf als Verfechterin »antideutscher« Positionen in der Linksfraktion im Bundestag erarbeitet hat.<< Ich hatte mit dem Artikel beabsichtigt, den Apfel der Zwietracht zu rollen, und würde behaupten, daß mir das ganz gut gelungen ist.

18 Responses to “Antideutsche in der Linkspartei”

  1. jochmet Says:

    Hosianna! Ich weiss sogar von mehreren “Anarchosyndikalisten” (oder sowas in der Art), die sich als Mitarbeiter von Politikern in die PDS geschmuggelt haben.

  2. Christian Says:

    Du Diskordianer, du!

  3. salvo Says:

    an polemischer konformistischer Unsachlichkeit kaum zu überbeiten. Typisch der harmlosen überangepaßten Überheblichkeit der deutschen Antideutschen.
    Pseudo-analytische Begriffsfechterei von angehenden Karrieristen, die im deutschen Deutschland angekommen sind und zur zum Ausdruck bringen, dass ihnen nichts zu schade ist um dort zu bleiben.

    Widerlich!

    Ein nichtdeutscher Anti-Antideutscher

  4. salvo Says:

    “Ich hatte mit dem Artikel beabsichtigt, den Apfel der Zwietracht zu rollen, und würde behaupten, daß mir das ganz gut gelungen ist.”

    soso, es geht also nur um dich selbst, oh wie ich diese grenzenlose Selbstverliebtheit der deutschen ‘Linken’ liebe!

  5. nonono Says:

    Ähm, Salvo, ich glaube, Kulla ist nicht angekommen, sondern versucht auszuwandern.

  6. Hans Says:

    @salvo
    Vielleicht noch schnell, ehe die Diskussion wieder völlig ausufert: An welchen Textstellen genau machst du fest, dass du es mit einer Pseudo-Analyse zu tun hast, einen Text eines Karrieristen gelesen hast, dass er im “deutschen Deutschland” angekommen ist?

    Und welche Position vertrittst du genau als Anti-Antideutscher? Bist du gegen Ideologiekritik? Bist du dagegen, Antisemitismus zu thematisieren? Bist du dagegen, klassische linke Positionen in Frage zu stellen? Bist du dagegen, Nationalsozialismus als gesamtgesellschaftliches Problem und nicht als Diktatur des Finanzkapitals zu sehen?

  7. junglinker Says:

    Höchste Zeit für Zoff!

  8. RJ Says:

    Verstehe ich Dich richtig, dass Elsässer und Lafontaine mit dem Übel des Konspirationismus einen harmonischen, idyllischen Nationalstaat (eine verklärte Sozialgemeinschaft) gegen die Globalisierung (äußere Feinde/eine kleine Gruppe von Mächtigen/Heuschrecken) in Stellung bringen?

  9. classless Says:

    Die Elemente sind richtig, ihre Verknüpfung nicht. Elsässer benutzt eine konspirationistische Weltdeutung, die eine verklärte Sozialgemeinschaft und einen überzeichneten äußeren Feind enthält, um Lafontaines Populismus schärfer zu konturieren. Inwiefern Lafontaine darauf anspringt, sich das gefallen läßt, damit spielt, damit sympathisiert etc., kann ich nicht beurteilen – Elemente dieses Denkens finden sich bei ihm allerdings zuhauf.

  10. kaputt Says:

    SPALTER!

    ;D

  11. salzundessick Says:

    ach, das ist doch nix. wer cool ist, steht im kurier.

  12. classless Says:

    Mal sehen, was sich da machen läßt, beim “Kurier” gab’s ja auch eine Anti-Heuschrecken-Kampagne in eigener Sache: http://www.labournet.de/branchen/medien-it/berlinerverlag.html

  13. Reflexion Says:

    Markus Bernhardt (“Junge Welt”)
    http://www.adf-berlin.de/wbb2/thread.php?postid=21040#post21040

  14. Kullas Stich ins Wespennest « ::Neues Und Bekanntes BLOG:: Says:

    […] 15th, 2007 by NUB In diesem Artikel hat Daniel Kulla (classless Kulla) die Entstehungsgeschichte des  Konspirationismus in Abgrenzung zur Verschwörungstheorie und in […]

  15. Telegehirn Says:

    Wie? Antideutsche Positionen in der Linksfraktion?!? Wenn das so weiter geht, dann konvertiere ich noch. 😉

  16. Alrik Says:

    kallisti !

  17. sababa Says:

    solidarität mit dem menschen an sich wäre ja ein anfang. :-/

    was mich immernoch am meisten irritiert, ist vordenkertum, dass sich nicht aus der vorwurfsspirale befreit, sondern munter in der eigenen erkenntnis weiter schwimmt.

    ich habe ein großes problem mit der linkspartei, aber ein ebenso großes mit den sonstigen nationalfixierten “linken”. was wie bewegung wirkt ist absoluter stillstand. ich wünschte, dass es eine diskussionsbasis gäbe, ohne polemik.

    habe das buch gelesen (entschwörungstheorien) und auch manches einleuchtendes vernommen, im großen und ganzen ist es aber unabhängig von der intention sehr schwerfällig geschrieben und eine schrift ohne perspektive.

    gute nacht daniel kulla.

  18. Die LINKE – Von innen umzingelt | Die Freiheitsliebe Says:

    […] (52 ) Daniel Kulla, „Antideutsche in der Linkspartei“, 16.4.2007, Blogeintrag, http://www.classless.org/2007/04/16/antideutsche-in-der-linkspartei/ […]

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