Just Communism
May 1st, 2007Da kann sogar ich nur wenig mäkeln: sicher an die 1000 Leute auf der Straße für den Kommunismus! Tatsächlich so minimal, wie das Motto versprach. Die Redebeiträge aus dem Lauti gingen nur wenig vom Thema ab und wurden musikalisch von freundlichem Geballer eingerahmt – kleine Britney-Samples, viel Techno, Deichkind, erstaunlicherweise Lfo’s M.I.A.-Remix “Thunderdome Grimetime”. Auch nett: “Grüße” von Britney und anderen gespielten Künstlern. Auf jeden Fall keine verkürzte Britney-Spears-Kritik.
Gegen acht setzte sich der Zug in Bewegung, begleitet von deutlichen Absagen an die “Revolutionssimulation” und den “Arbeitsfetischismus” des 1. Mai, an personalisierenden Antikapitalismus, an antisemitische Stereotype aus dem traditionslinken Repertoire. Positiv wurde ein Primat der Bedürfnisse über die Produktion eingefordert, vernünftige Zwecke und Vergesellschaftung, Kommunismus.
Gut, einige inhaltliche Verrenkungen waren nötig, um alles unter einen Hut bekommen, etwa die in den letzten Wochen häufig anzutreffende G8-Dialektik (gerade weil es gegen das abstrakte Ganze geht, müssen wir konkret usw.) und andere Nicht-Konsens-Themen, die in Einerseits-andererseits-Formulierungen gepackt wurden. (Vgl. den Aufruf zur Demo)
Tja, und friedlich war’s und blieb es auch trotz einiger Stänkereien der Rennleitung wg. Seitentransparenten (besonders auf halber Strecke zwischen Kreuzberg und Friedrichshain auf den Brücken). Aus dem Lauti wurde darauf bestanden, daß es sich bei der Demo um eine “vernünftige” Veranstaltung von Kommunisten handelt. Als einige der dunkelgrünen Cops auf den Lauti zustürmten, hieß es von dort: “Hoffentlich ist der Wagen nicht zu lang, zu hoch oder zu breit.”
Unter den Teilnehmenden ein ungewöhnlich hoher Anteil an auch sonst politisch Aktiven. Es wirkte, als wäre es eine Demo für Demo-Organisierer. Entsprechend hielten sich auch die Sprechchöre in Grenzen, was die schön abgemischte und ausgesuchte Lauti-Beschallung für sich sprechen ließ.
Zum Schluß gab es einen allgemeinen Sprint von zwei Straßenecken Länge bis zum Boxi, wo es dann so aussah wie die letzten Jahre: Scheinwerfer, Polizisten zerschmeißen Flaschen, TV-Kameras, Polizeikameras, Handykameras, erlebnisorientierte und gelangweilte Leute aller Altersgruppen. Dieses spannende Szenario habe ich nicht weiter verfolgt. Ausnahmsweise sei dazu einfach Spiegel Online zitiert:
>>61 Menschen werden im Laufe des Abends festgenommen. Von weitem sieht es jedesmal so aus, als trete ein Hollywood-Star auf: Wie magnetisiert läuft eine Menge Schaulustiger zusammen, in der Mitte die Polizei und der Festgenommene, Kameras sind dabei, Blitzlichtgewitter. Die Presse filmt und fotografiert wegen der Berichte, die Polizei wegen der Beweise, Schaulustige fürs Fotoalbum und Demoerfahrene wegen der Gegenbeweise.<<
May 1st, 2007 at 11:54
“mehr als 1000 personen auf der demo” scheint mir etwas zu hoch gegriffen, aber sowas ist ja sicher subjektiv. am boxi nicht gelangweilt zu sein, fiel wirklich schwer.
May 1st, 2007 at 12:01
Hab’s gerade schon korrigiert – ich kann sowas immer schlecht schätzen, aber die Zeitungszahl von 400-600 ist zu gering. Vor allem in Friedrichshain wurden es auch immer mehr Leute. (Die dann wohl weniger wegen des Themas mitliefen…)
May 1st, 2007 at 12:04
ja, irgendwo dazwischen wirds wohl liegen.und kaum leute’ mit migrantischem hintergrund’. oder ist das ein fehleindruck?
May 1st, 2007 at 12:06
In Kreuzberg liefen einige ein paar Meter mit und freuten sich über die Musik. Einige Kids fotografierten sich gegenseitig posend vor der abgerissenen schwarz-roten Fahne oder vor den Dunkelgrünen.
May 1st, 2007 at 13:36
Das nenn ich nachtragend…
May 1st, 2007 at 13:42
Nimm es doch als Vorschlag – so geht es eben auch.
May 1st, 2007 at 20:26
Eindeutig zu wenig Britney-Spears Songs! Ansonsten ne runde Sache. Hat Spass gemacht!
May 2nd, 2007 at 16:43
… hier gibts bilder von der demo: http://ak.antifa.net/index.php?site=bilder&gal_id=25
May 4th, 2007 at 19:03
[…] they did it in as surprisingly unpolitical way. Maybe this was founded on the late time since Kulla talked about a demo for organizers of demos. Well. […]