Klassenkampf bei Buffy The Vampire Slayer (3)
September 25th, 2007Alldieweil es den Anschein hat, als würde ich zu diesem Thema in der nächsten Zeit noch häufiger was posten, habe ich mal zwei Banner gebastelt, die ich hiermit zur Abstimmung stelle. Richtigerweise müßte ich die Überschrift mittlerweile auch in “Klassenkampf im Whedonverse” umbenennen, aber ich betrachte Angel der Einfachheit halber weiter als Teil des Buffy-Universums.
Da mußte ich schon fünf Staffeln Buffy und zwei Staffeln Angel durchschauen, um nach all der Verteidigung des Bürgerlichen gegen die feudalen Dämonen und nach verschiedenen Aufständen gegen Sklavenhalter und Bürgertum nun im Season Final der zweiten Staffel von Angel endlich mal eine bürgerliche Revolution präsentiert zu bekommen. Die ist allerdings auch eine wie aus dem Bilderbuch.
Als Kulisse fungiert eine Welt, in der Mönche regieren und das Aufkommen von Humor und Musik unterbinden. Cordelia, die es ihrer Visionen wegen zur machtlosen Prinzessin, zur königlichen Repräsentation der Mönchsherrschaft bringt, scheint nun bei den anderen Menschen, die von den Einheimischen als “Kühe” bezeichnet und ebenso behandelt werden, die Hoffnung auf Veränderung zu wecken. Als eine Art Mischung aus Dalit und Leibeigenen dürfen diese nicht sprechen und sind für sämtliche schwere körperliche Arbeit zuständig.
Aufgrund der effektiven Kontrolle – alle “Kühe” haben Halsbänder um, die per Fernsteuerung ihre Köpfe explodieren lassen können – regt sich nur wenig Widerstand. Eine kleine verzweifelte Rebellengruppe (“They have the power, they have the wealth, we can’t defeat them.”) wird nun ausgerechnet von Wesley zur veritablen Guerilla organisiert.
Die Befreiung Cordelias aus dem Palast ist somit mit der Emanzipation der “Kühe” verbunden und diese wie in marxistischen Geschichtsbüchern mit einer allgemeineren Emanzipation. Wesley geht schnell in seiner Rolle auf und sagt Sätze wie: “If you try not to get anyone killed, you will end up getting everybody killed.”
Tatsächlich gelingt es Wesleys kleiner Truppe, mit Hilfe von Ablenkungsmanövern bis zum Obermönch vorzudringen, ihn umzubringen und die Fernsteuerung für die Halsbänder zu zerstören.
Nunmehr ruft Cordelia als einzig verbliebene Herrscherin das Ende der Theokratie aus (“All priests have been defeated. Any guard who harms a human from this day forth shall answer to me.”) und verbietet die Sklaverei. Sie beginnt ihre Version der Unabhängigkeitserklärung zu diktieren (“As it is now written all citizens are created equal, slavery and religios persecution are outlawed.”), um dann zu verkünden, daß die Emanzipation damit allerdings erst angefangen hätte. Sie gibt das Wort an Gunn, den Quotenschwarzen unter den Hauptdarstellern der Serie:
Gunn: Sayin’ people are free don’t make ’em free. You got racists that hate each other. You got some folks gettin’ work they don’t want. Others losin’ the little they had. You lookin’ at social confusion, economic depression and probably some riots. Good luck!
Als Cordelia den Palast verläßt und sich alle vor ihr verneigen, fragt Wesley: “Should people be bowing in a free society?” Cordelia antwortet: “These things take time.”
September 25th, 2007 at 03:06
Interessant in diesem Kontext auch die 6. Folge der 1st season von Veronica Mars (Return of the Kane). Aber darüber wird noch zu schreiben sein.
Diese ganze Klassenkampfgeschichte ist (hier noch weniger als im vorher angeführten Beispiel) ganz schön wackelig, im Grunde auch in reaktionär-konservativen völkischen Frameworks denkbar, wie etwa bei Löns’ “Wehrwolf”.
September 25th, 2007 at 18:05
F: Wo wird man dafür abgeführt, daß man nach Verschwörungen fragt?
A: Bei John Kerry.
September 26th, 2007 at 22:23
es gibt in der neuen konkret einen längeren artikel von lars quadfasel zum thema buffy. außerdem findet eine buffy-konferenz (!) in isanbul (!!) statt. verrückte welt…
September 26th, 2007 at 22:25
grrr. isTanbul, natürlich.
October 5th, 2007 at 15:42
[…] Bestimmungen der Hauptfigur, der Lektüre der ‘konkret’ (Drei gute Seiten über Buffy ohne jeden Klassenkampf? Verständnis für Michael Moore und Al Gore? Che ist/war gut, weil die, die ihn doof fanden, noch […]