Things are happening III

December 10th, 2008

Anführungszeichen oben.

Na, schön, ich gestehe: Ich bin widerlegt. Solcherart unmöglich gemacht (oder es schon immer gewesen?) kollabiere ich klaglos zum schwarzen Antimaterie-Loch. Gott ist es seinerzeit schließlich auch nicht besser ergangen, da will ich nicht jammern …

Das Kapital hat ein Gesicht. Und das ist gepierct.

Jetzt bin ich gar eine Figur in Gänsefüßchen! Das klingt ja fast, als sei ich literarische Fiktion, was ja eine ehrenhafte Berufung ist. Nur: Bewegt sich die Behauptung, ein materielles Geschöpf sei eine solche, nicht schon im gefährlicher Nähe zur antimaterialistischen Diskurstheorie?

Aber um das Geld zusammenzukratzen, muss man Sachen machen, die furchtbar sind. Das Computerspiel ist noch ein Produkt, das am Markt glänzende Aussichten hat. In Zeiten des allgemeinen wirtschaftlichen Rückgangs, gestützter Banken und Autohersteller, gecasteter D-Promis, die kaum mehr CDs verkaufen, ist das doch was.

Ewig ungeklärt bleibt jetzt allerdings wohl die Frage, was mich so “Pomo” macht (vielleicht liegt’s an meiner Ernährung oder ich mache zuwenig Sport …), wie man zu der nicht so wahnsinnig inkriminierenden Verbindung zwischen mir und Foucault kommt und wie zu der schlichtweg unsinnigen zwischen mir und Deleuze (von dem habe ich wenig gelesen und nix verstanden, obwohl das mit den Werwölfen und Hummern lustig war).

Das muss doch alles ein Schweinegeld kosten, Menschen zu verfolgen, die (noch) gar keine Verbrechen begangen haben. Marx hätte daher keineswegs die »Gier« von ManagerInnen, SpekulantInnen oder InvestmentbankerInnen abgestritten. Ihm zufolge liegt der Grund dieser Gier aber nicht in einer schlechten Erziehung. Vielmehr gehört es zum Charakter des Kreditsystems, dass es sich zum »kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem« (MEW 25: 457) entwickelt. Profitmaximierung ist erwünscht im Kapitalismus. »Gierig« werden die Akteure nur im Nachhinein bezeichnet, wenn die Maximierung gescheitert ist. Hatte sie Erfolg, war der Manager clever.

Da waren gar keine Pomos auf der Buffy-Konferenz, sondern eigentlich nur stramme MarxistInnen, AdornitInnen und PsychoanalytikerInnen. Ich wage zu behaupten, die waren sogar noch marxistischer, adornitischer und psychoanalytischer als du. Und mich würde ich da gleich noch einschließen.

Nicht ob Kunst politisch sein sollte oder nicht wäre zu fragen, sondern was die Mindestbedingungen für politische Kunst sind. Vorher sah die ganz anders und viel toleranter aus… Das Tanzstück ist eine sadomasochistische Darstellung des Evangeliums.

Vielleicht ist es ja auch Zeichen eines etwas weniger fetischistischen Politikverständnisses, wenn man seinen “Alltagsquatsch” nicht einfach abspaltet, um sich nur zu revolutionär bedeutsamen Fragen zu äußern, sondern ihn dann und wann auch mal mitreflektiert …

Na klasse, dann sieht es in Berlin gehwegtechnisch wieder aus wie in Hintertupfingen und alles ist gut! …die Mobility BahnCard 100 ist bereits eingespielt. Chaosradio Express geht damit auf jeden Fall weiter und wird im nächsten Jahr kräftig auf Tour gehen!

Anführungszeichen unten.

30 Responses to “Things are happening III”

  1. GWdK Says:

    Komm’, das mit der Pomo/Poststruk-Diskussion sind doch jetzt nur noch re-recycelte Abfälle!

  2. classless Says:

    Beinahe, ist aber eher so anticyclistisch gedacht (schon weil ich nicht Fahrrad fahren kann…)

  3. GWdK Says:

    Dann hätte es halt “re-recyclete Abfälle” heißen müssen.
    Macht die Deleuzisten-Derridaisten-Butleristen etc. nicht weniger debil….

  4. classless Says:

    Und was macht jemanden zum Deleuzisten-Derridaisten-Butleristen?

  5. Jakob Says:

    Na, wie gehabt: schlechte Ernährung und zu wenig Sport!

  6. Cannabis Kommando Says:

    Also ich wiederverwerte hier mal ein paar meiner Kommentare, die auf “Politically Incorrect” von der Moderation als politisch inkorrekt angesehen und daher dem Leser (vorerst) vorenthalten werden:

    Athen: Tod durch Querschläger (#52):

    Die Kräfte die in Griechenland am Werk sind, sind gerade dieselben wie in Persien, Venezuela oder China, und kommen aus den Gravitationszentren der technokratischen Massengesellschaften, außer dass die Aufständischen in den genannten Ländern aus der hiesigen Sicht gelegentlich als Menschen identifiziert werden – eine Art paradoxer Kollateralnutzen des “Der Feind meines Feindes ist mein Freund”-Denkens. Dabei nennt sich heute jede Diktatur Demokratie und Republik, und in den Vereinten Nationen macht das ja auch keinen Unterschied. Ein zuverlässiger Maßstab die einzelnen Länder in dieser Hinsicht zu einzustufen könnte vielleicht sein wie sie mit ihren jeweiligen Autonomen umgehen.

    Notwehr wird zum versuchten Totschlag (#43):

    Nuja, der Mann ist eben ein Bürger und als solcher grundsätzlich selber schuld wenn er die Gefahrenabwehr nicht blindlings der Polizei überläßt. Bei anderer Rollenverteilung hätte dieser Prozeß auch ganz anders laufen können:

    Während des gesamten Prozesses hat der Richter stillgehalten. Er hat die abwegigsten Zeugenaussagen erduldet. Und er hat die Angeklagten, wie es seine Pflicht war, am Ende freigesprochen. Nun aber, nach der Urteilsverkündung, hat Reinar Mülders, Richter der ersten großen Strafkammer des Landgerichts Berlin-Moabit, dem Verfahren gegen drei Polizeibeamte des Berliner Spezialeinsatzkommandos noch eine persönliche Anmerkung hinzuzufügen. Sie gipfelt in einem Wort: »unfassbar«.

    Wäre der Mann ein Kampfbulle der Autonome terrorisiert, dann würde ihm Notwehrüberschreitung vor Gericht als Heldentat gedeutet werden. Vielleicht hat er sich aber auch durch seine eigenmächtige Gefahrenabwehr in den Augen von Polizei und Gericht zum Aufständischen gemacht.

    Das erfundene “Rückkehrrecht” (#13):

    Vielleicht mag Erika Steinbach ja bald mal einsehen dass kein Zentrum gegen Vertreibungen nach Berlin gehört. Eine solche Einrichtung sollte ihren Standort wenn überhaupt dann am Verkündungsort des Münchner Abkommens haben, denn damit hat alles angefangen und dazu führt jedes deutsche Flüchtlingsschicksal zurück. Wenn dieses unsägliche Geplänkel mit Tschechien und Polen endlich mal beigelegt ist dann erreicht Europa vielleicht auch einen politischen Konsens zur Frage der Palästinenserlager.

    Der letzte von den dreien ist durch die Zensur gekommen, vermutlich weil darin keine Autonomen vorkommen.

  7. GWdK Says:

    Zum begriffslosen Postmodernen qualifiziert einen allemal sowas hier:

    http://jakob.blogsport.de/als-autor/texte/critical-failure-matrix-empire-und-die-prekaeren-subjekte-des-widerstands/

  8. Jakob Says:

    Jetzt missbraucht doch bitte nicht auch noch diesen blog hier, um eure auf von euch offenbar nicht gelesenen Artikeln basierende Entlarvungskampagne durchzuführen. Wenn mein Leben&Schreiben so selbstentlarvend ist, müsst ihr doch nicht den Rest der Welt nerven, indem ihr diese Selbstentlarvung verdoppelt!
    Menschenskind, wenn man euch einmal unter der Schuhsohle hat, wird man euch echt nicht mehr los, was …?

  9. classless Says:

    @GWdK

    Wenn ich frage, woran sich das Label knüpft, würde ich einerseits gern wissen, wie ihr das inhaltich begründet und hatte aber andererseits gar nicht unbedingt angenommen, stattdessen was anderes zu bekommen als ein simples: Das da.

  10. GWdK Says:

    @classless: Das was du “Label” nennst, wurde als Synonym für den [post]strukturalistischen Ideologiekomplex bzw. das ganze Wort-Delirium universitären, obskurantistischen Diskursgelabers verwendet. Kannst die Namen ohne weiteres durch Foucaultisten-Lyotardisten-Lacanisten o.ä. ersetzen, wenn dir die Kombination besser gefällt. Da davon auszugehen ist, daß dir die betreffende Literatur [und vielleicht sogar die materialistische Kritik an ihr] zumindest einigermaßen bekannt ist, muß mit Sicherheit keine enzyklopädische Definition vorgelegt werden.

  11. classless Says:

    “Kannst die Namen ohne weiteres durch Foucaultisten-Lyotardisten-Lacanisten o.ä. ersetzen…”

    Enzyklopädisch ist mir egal, ich würde nur gern verstehen, wie ihr das genau eingrenzt. Diese Namedroppings (parrot droppings?) gemahnen auf jeden Fall mehr an Parteiausschlußverfahren als an eine Bestimmung, “Gelaber” ist auch bloß normativ. Wer andern Begriffslosigkeit vorwirft, könnte seine Begriffe etwas besser bestimmen, finde ich.

    Oder bin ich da zu mäklig?

  12. Jakob Says:

    Nee, da bist du echt zu mäklig. Genieß es doch einfach so!

  13. GWdK Says:

    Darauf will ich nur mit zwei Texten antworten, die verdeutlichen, weshalb die kritische Theorie ab Marx mit den “diskursiven Verschlingungen” des Poststrukturalismus nichts zu tun hat [für alles andere bin ich jetzt zu faul – ich höre schon das infantile Gekreisch: “Dann hast du keine Ahnung!”].

    Die Texte jedenfalls:
    http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/adorno.html
    http://www.trend.infopartisan.net/trd1001/t261001.html

  14. classless Says:

    Heißt das jetzt, zur Postmoderne zählen alle, auf die die verlinkte (mir durchaus weitgehend geläufige) Kritik zutrifft? Naja, ist ja auch ‘ne Bestimmung.

    “ich höre schon das infantile Gekreisch”

    ???

  15. GWdK Says:

    Ex negativo halt!

    “???”

    Nicht von dir…

  16. GWdK Says:

    http://www.amazon.de/Illusionen-Postmoderne-Essay-Terry-Eagleton/dp/3476015629

  17. Jakob Says:

    Ich beiß mir schon ganz doll auf die Zunge, um nicht loszukreischen …

  18. Gehirnschnecke Says:

    Ich mag die Bücher von Kurt Vonnegut – ist das jetzt schlimm?

  19. Paule Says:

    http://www.amazon.de/Das-Mafia-Kochbuch-Italo-amerikanische-Joe-Cipolla/dp/3881174842/
    Tüdeldü.

  20. Pomos überall | Karwan Baschi | Paules Blog Says:

    […] Pomos sind (die meisten wissen allerdings nichts davon). Jakob ist auch so einer, Japser und Classless wissen hingegen gar nicht so genau, was das eigentlich ist. Das restliche Rhizom entfaltet sich […]

  21. Cannabis Kommando Says:

    @GWdK – aus Deinem Link:

    Eagleton bringt es auf den Punkt:
    “Die Linke braucht im Kampf gegen ihre politischen Gegner starke ethische und sogar anthropologische Begründungen; nur dies wird uns die politischen Resourcen verschaffen, die wir brauchen. Und in dieser Hinsicht ist das postmoderne Denken letztlich nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.”

    Anthropologische Begründungen? Da hab ich was: Stichwort: Cargo-Kult

  22. Cannabis Kommando Says:

    Ich verstehe noch nicht in allen Details welche technischen Möglichkeiten das Moderationsystem bei PI bietet, aber anscheinend bin ich dort gezielt für alle Threads unter der Kategorie “Linke” gesperrt:

    Solidaritäts-Krawalle quer durch Europa (#51):

    Einfachste Lösung: Jedem Polizisten im Dienst einen RFID-Chip um den Hals hängen, für jeden auslesbar, damit jede Gewaltsituation mit immer individuell rekonstruierbar ist. Wer das Gewaltmonopol beansprucht trägt auch die Beweislast.

    Anscheinend zu krass für die politisch inkorrekten Möchtegernnoskes.

  23. cannabis kommando du vogel Says:

    alter cannabis kommando watt is du redest nur mit dir selber, keiner reagiert und teilst uns hier mit dass deine posts auf dem faschoblog pi-news gesperrt werden? alter cannabisterror im hirn bei dir oder was. fuck, was geht ab!

  24. Solaris Post Says:

    Hier wird anscheinend gequatscht. Also ein tiefernster Depri-Beitrag zur Weihnachtslektüre empfohlen:

    Formen von politischen Extremismus lassen sich heute in dem Verfahren zur Durchsetzung der EU -Verfasung/Lissabon Vertrag genau so festmachen, wie an der Bombardierung Jugoslawiens, Afghanistans, dem “Krieg gegen den Terror” sowie in dem Zustandekommen, Absichten und den Auswirkungen der Hartz-Gesetze. Das sollte eigentlich Konsens unter den linken Strömungen sein. In jedem dieser Fälle sind mindestens der Geist des Grundgesetzes, die UN-Charta, die UN-Menschenrechtserklärung von 1948 verletzt worden und die Verfahren absichtlich intransparent und undemokratisch gestaltet worden.

    Hier einige Kommentare zum Extremismusbegriff, der meiner Ansicht nach von den Linken offensiver gewendet werden
    sollte, gegen den real existierenden politischen Extremismus des Macht-Geld-Apparates.

    http://www.linke-bildung-kultur.de/index.php/archives/2008/12/09/instrumentalisierungen-oder-prof-jesses-extrem-gleichungen/#comment-29943

    Solaris

  25. Cannabis Kommando Says:

    @Solaris – Extremismus ist eine gute Sache die zu Unrecht diffamiert wird. Jeder soll seinen eigenen Kopf benutzen anstatt sich mutmaßlichen Erwartungshaltungen anzupassen. Die Probleme die dem Extremismus zugeschrieben werden resultieren aus einem Übermaß an Konformismus. Das Hauptmotiv der Oligarchien welche Du des Extremismus zeihst ist die Erhaltung ihrer Beamtenprivilegien, nicht ein Zuviel an geistiger Unabhängigkeit.

  26. Cannabis Kommando Says:

    @Vogel – Unser Fahrer scheint nichts dagegenzuhaben dass ich hier ein paar Geschichten aus anderen Autos erzähle, aber ich kann auch aufhören.

    Verstehe ich Dich richtig und Du forderst ein dass PI Gegenstand systematischer Antifaarbeit sein soll? Dem kann ich aus eigener Anschauung hinzufügen nie war der Diskurs der Braunzone so transparent wie bei PI. In den Threads über Linke finden Staatstragende (Polizisten, Richter, Abgeordnete, Beamte etc.) und Nazis (Burschenschaften, Wehrsportgruppen, Kameradschaften, Anti-Antifa) zusammen, offenbaren sich dass Autonome gar keine Menschen seien und tauschen sich über ihre Gewaltphantasien aus. Das BfV sagt es würde nicht aktiv mitmischen, dem kann man Glauben schenken oder auch nicht. Ich persönlich vermute jedoch Stefan Herre ist kein Hitler sondern schämt sich klammheimlich dafür, dass sich die brutalstmöglichste Verwahrlosung die ihn zu seinem Projekt motiviert hat paradoxerweise in seinem Umfeld konzentriert. Dass ein Moderationstem sich zum Wächterrat ermächtigt soll ja auch bei indymedia schon vorgekommen sein.

  27. Pomo-Hater Says:

    ihr seid so postmodern gestimmt, daß ihr pomos selbst für ein “konstrukt” haltet: “sachen gibts, die gibts gar nicht!” (alte indianer-weisheit)

  28. classless Says:

    Bleibt nur die Frage: Wer hat sich wiederum euch ausgedacht?

  29. Jakob Says:

    Ich.
    Ihr glaubt nicht, wie anstrengend es ist, all diese verschiedenen blogs gleichzeitig zu führen.

  30. Shigekuni Says:

    ach hab ich länger nicht mehr reingesehen beim alten klassenlosen daniel aber das hier freut mich doch. dass einem dieser tage noch der alte terry entgegenzitiert wird ist hübsch. ist ja auch weihnachten.

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