Morgen und übermorgen in Leipzig

December 13th, 2008

Wie auf dieser Doppelseite im CeeIeh angekündigt bin ich am Sonntag und am Montag zur Abwechslung mal wieder ohne DJ live zu besichtigen.

Im B12 werde ich aus der “Entschwörungstheorie” vorlesen (echt, Lesung, kein Vortrag!)

Im Conne Island gibt’s dann den Versuch, meine in den letzten Monaten recht umfangreiche Lektüre über das russische Revolutionsjahr 1917 auf wenige Thesen zur Geschichtlichkeit der damaligen Ereignisse und zu ihrem Einfluß auf die Bedeutung von Kommunismus als politischem Label einzudampfen.

Nochmal betonen möchte ich, daß ich mit der Veranstaltung im Conne Island ausdrücklich kein Feigenblatt abgeben mag für die untragbare Entscheidung, Stomper 98 auftreten und ihren Erklärwisch damit gelten zu lassen. Ich habe mich jedoch davon überzeugt, daß beim Newsflyer, der meinen Vortrag veranstaltet, das ähnlich gesehen und meine ablehnende Position begrüßt wird.

14 Responses to “Morgen und übermorgen in Leipzig”

  1. die anne Says:

    klingt interessant. wird’s irgendwann für die nicht-leipziger_innen eine verschriftlichung von dem vortrag geben? fänd ich gut…

  2. Hannes G. Says:

    zu Stomber98 –
    gab mir dieser Artikel gute Denkanstöße:

    http://www.conne-island.de/nf/160/3.html

  3. classless Says:

    @anne

    Ich überlege derzeit, ob ich daraus eine Artikelserie mache. Ist aber noch nicht raus.

    @Hannes

    Aber es ging doch nicht um ein Verbot, es ging lediglich darum, daß eine Band sich vom Nazicovern und mit Nazis Rumposen distanziert. Das ist doch der Minimalstandard, oder?

  4. chester Says:

    Und es geht auch nicht um das ewige Kainsmal. Dass Menschen sich ändern können, wird ja nicht abgestritten. Dass Menschen aber meinen, Anti-Rassismus im Blut zu haben (siehe Stellungnahme), aber dennoch mit Nazis auf Photos posieren, weil sie diese aus ihrem Kaff kennen, ist schon ein anderes Kaliber. Ich pose auch nicht mit den Dorf-Nazis, nur weil ich damals meinen Krippenplatz mit ihnen “kameradschaftlich” geteilt habe.

  5. Hannes G. Says:

    Was ist mit den Bildern, auf denen ich mit meinem Opi abgebildet bin?

    Es ist das eine, gegen Nazis und Rassismus zu sein und das von anderen zu fordern, und ist noch mal was anderes, diese Forderung bis in alle Ecken seines Privatlebens und das der anderen durchzusetzen… Mir reicht in diesem Falle das öffentliche, antirassistische Bekenntnis. Alles andere würde die Maßstäbe einer autonomen Antifaszene (und das Conne Island geht in dieser Szene nicht auf, so wenig wie umgekehrt) all zu sehr extrapolieren. An der Stelle sollte man Toleranz walten lassen. Toleranz heißt ja nicht Einverständnis.
    Es gibt Sozialarbeiter, die arbeiten mit und an Nazis. Da habe ich was dagegen. Das kann ich versuchen, denen zu erklären. Es gibt Enkel, die wollen ihre Großeltern nicht mit deren Nazivergangenheit konfrontieren. Das finde ich nicht gut. Das kann ich versuchen zu vermitteln. Es gibt irgendwelche Straßen- und Dorfpunks, die mit Nazis Bier trinken, ohne selber Nazis zu sein. Auch denen kann ich versuchen meine Meinung zu vermitteln, warum ich Biertrinken mit Neonazis nicht in Ordnung finde. Und ähnlich verhält es sich mit der Stomber98-Geschichte. Das sind keine Antifas, aber erst recht keine Nazis. Warum muss ich als Antifa Forderungen stellen (wo sie m.E. niemanden gefährlich sind), statt meine Meinung zu erklären? Eure Position – @ chester & Co. – verstehe ich. Was ich nicht verstehe, ist die Form der Durchsetzung. Warum eine solche Rigidität? Man könnte das ganze Spiel weiter treiben. Eine Person von Stomber98 hat sich mit einem Nazi ablichten lassen. Stomber98 ist scheiße. Stomber98 spielt im ConneIsland. ConneIsland muss boykottiert werden. Classless tritt im ConneIsland auf. Täterschützerschützerschützer! Scheiße! Und du, chester, schreibst in diesem Blog! Du inkonsequentes Arschloch! – hieße dann die Konsequenz. Oder…?

  6. nonono Says:

    Naja, aber genau da hängt ja die Logik. Von Classless müßte ja niemnad mehr verlangen, dass er sich vom Stomper-98-Auftritt distanziert – das steht ja da oben schon…

  7. sakuska Says:

    und wo erscheinen die artikel dann? im conne island newsflyer?

  8. unkraut Says:

    “So erscheint auch der Wunsch nach dem Verbot von Inhalten, die das Töten von „Kinderschändern“ fordern, als Einknicken vor der Auseinandersetzung. Die Begründung, dies wäre inhuman, menschenfeindlich und reaktionär, wirkt außerhalb linker Zusammenhänge dubios, wenn sie aus dem Mund von Leuten kommt, die das Flächenbombardement deutscher Städte während des Zweiten Weltkriegs bejubeln. Es sind eben diese Vereinfachungen und Einteilungen der Welt in Schwarz und Weiß, Böse und Gut, die von außen als bevormundend und autoritär wahrgenommen werden”

    Das ist ja nun schon ziemlicher Unsinn..

  9. classless Says:

    @ sakuska

    Da gäbe es auf jeden Fall schon die Anfrage. Aber wie gesagt – erstmal muß ich die Muße finden, das weiter auszuarbeiten.

    @ nonono

    Stimmt.

    @unkraut

    Die Stelle mit den Flächenbombardements fand ich auch haarsträubend.

  10. Arschkrebs (2.0/compatible) Says:

    Als erklärter Hinternzwicker muss ich natürlich nachhaken. Was genau an der Stelle ist haarsträubend oder Unsinn?

  11. Fräulein Says:

    Kann mich Arschkrebs nur anschließen. Die Doppelmoral von so Leuten wie Torsun, Classless etc. wird da doch echt mal korrekt auf den Begriff gebracht.

  12. chester Says:

    H.G.:
    “…bis in alle Ecken seines Privatlebens…”

    Öffentlich zu behaupten, man habe “Anti-Rassismus im Blut” und sich öffentlich mit einem Nazi abzulichten, ist ein Widerspruch, den man denunzieren kann/sollte. Dem Conne Island die Ignoranz resp. wohlwollende Glättung dieses Widerspruchs vorzuhalten ist auch OK (wer hat hier Boykott geschrien?); beides in der Hoffnung, sowas werde sich nicht wiederholen; also ebenso pädagogisch, wie die oben angeführten Beispiele deiner Toleranz. Und, potzblitz, da ist die Logik deiner Kette durchbrochen.

  13. Hannes G. Says:

    @chester
    Wo ist jetzt beim Conne Island die Ignoranz? Hat das CI die Auseinandersetzung nicht geführt? Was fordert ihr vom CI, wenn nicht einen Boykott solcher Bands?
    Ist der Widerspruch mglw. nur dann einer, wenn man ein Leben nach dem autonomen Reinheitsgebot führt? Was ist mit den Bildern, auf denen ich mit meinem Opa abgelichtet bin? Vielleicht ist es genau die Forderung nach einem rein politischen Leben die, die die Widersprüche erst erzeugt. Wenn man dieses rein politisch korrekte Leben in Frage stellt, stellt sich die Frage nach Grauzonen. Und wenn sich ein Oi-Skin nach 15 Jahren, nachdem er sich von der Naziszene losgeeist hat, mit einem Kumpel ablichten lässt, mit der er politisch nichts zu tun haben will, dann ist das eine Grauzone, die man durch politische Dekrete nur dann beseitigen können wird, wenn man alle anderen menschlichen Neigungen (wie z.B. die Sehnsucht nach Pupertätskumpels) jenseits der Politik völlig mißbilligt. Und bitte behauptet jetzt nicht, ich würde alte Pubertätsbande über ein antifaschistisches Bekenntnis stellen. Ich halte sie aber für nicht völlig illegitim und nicht für völlig nichtig neben aller Politik.
    Es ging mir ja nicht darum, Classless ans Bein zu pissen, sondern darum aufzuzeigen, wohin ein widerspruchsfreies, politisches Leben führt.
    Im Übrigen ist dazu der Briefwechsel zwischen Günter Anders und Adorno spannend. Einer von beiden (ich sag jetzt mal nicht wer) hat sich beim anderen darüber aufgeregt, Gadamer (dem alten Nazi) bei irgendeinem Treffen die Hand gegeben zu haben. Das ganze findet sich dokumentiert in der Zeitschrift für Kritische Theorie (irgendwann in den Neunzigern).

  14. Cannabis Kommando Says:

    Der Versuch, Nazis live auf der Bühne zu dekonstruieren ist nicht erst im Nachhinein unternommen worden:

    Zunächst studierte Mangelsdorff an der Musikhochschule Klarinette, Klavier und Schlagzeug, bevor er seine Leibe zum Saxofon entdeckte. Er gehörte 1941 zu den Gründern des „Hotclubs Frankfurt“, einer Vereinigung junger Jazzbegeisterter, die bereits im Untergrund der Nazi-Diktatur Jazz hörten und spielten. Gespielt wurde in der “Rokoko-Diele”, einem Hinterzimmer des Kyffhäuser-Hotels in der Frankfurter Innenstadt. Jazz, die sogenannte “Neger-Musik”, war in Nazi-Deutschland verboten, und so wurden die Titel kurzerhand eingedeutscht, um keinen Verdacht zu erregen. Aus dem “Tiger Rag” wurde “Die Löwenjagd im Taunus”, aus dem “St. Louis Blues” die “St. Ludwigs-Serenade”.

    Möglich ist das, geht aber für den jeweiligen Künstler nur so lange gut wie die Antifa als Lebensversicherung fungieren kann.

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