Platypus @ Monarch

August 15th, 2011

Marginalien zu einer Marginalie mit großen Zielen

Gastbeitrag von Eric Ostrich

“The Left is dead.” – So lautet Teil eins des Slogans der Wahl der aus den USA kommenden, sich derzeit aber in zahlreichen Ländern festsetzenden Gruppe Platypus, die – eingeladen von TOP – am letzten Sonntag den Monarch für eine Veranstaltung gemietet hatte, zu der sie den wartenden Leuten immerhin schon zwanzig Minuten nach dem angekündigten Beginn Zulass gewährte. “The Left is dead… And they proved it”, wie mein Begleiter nach einer Weile treffend urteilte: Auch leiser, kurzer Austausch über vom Podium kommende Äußerungen wurde unterbunden, Essen und Rauchen waren verboten, und schließlich war auf den in Druckform fürs Publikum vorliegenden drei Referaten des Abends, die ermüdend vorgelesen wurden, auf jeder Seite oben vermerkt: “Please do not cite without permission.”

They want to stay in control, obviously. Und wahrscheinlich macht das ja auch Sinn angesichts des ambitiösen Plans, den Platypus im Monarch verkündete und bei dem dieser Abend nur eine Etappe darstellen sollte: “We want to become leaders of the international Left”. Der strategische Aspekt dieses Drangs nach linker Weltherrschaft erklärt wohl auch die ansonsten verwirrende Assoziationstätigkeit der Gruppe in Deutschland, die Kollaborationen mit TOP, dem Freiburger ISF und der Klassenlosen-Szene umfaßt: In jedem Land soll als Erstes die vorhandene Linke möglichst in vollem, widersprüchlichen Umfang inkorporiert werden, um sie dann nach dem eigenen Bilde umzugestalten.

Die Absicht, alles in den Griff zu bekommen und zu behalten, war vermutlich auch der Grund, warum bei der ersten Nachfrage, die von einem TOP-Mitglied gestellt wurde, der in angemessener Länge von vielleicht zweieinhalb Minuten versuchte, bei der von Platypus aufgeworfenen und in ihrem Sinne gleich, wie oben angegeben, beantworteten Leadership-Frage nachzuhaken, dieser erstmal vom Podium einen Rüffel erteilt bekam: Co-Referate verbitte man sich, woraufhin zwei Platypen ihrerseits mit einem fünfzehnminütigen Referat scharf an der Frage vorbei antworteten. Ach ja, Teil zwei des Platypus-Slogans fehlt noch. Der geht so: “Long live the Left!” Glaubt man meinem in solchen Dingen kundigen Begleiter, stehen die Chancen für die Verwirklichung dieser Forderung allerdings eher schlecht. Der hielt die Vortragenden – neben dem bisher Angedeuteten – auch aus Gründen der Längen und Drögheit ihrer Ausführungen eher für Zombies, die möglicherweise eine Methode gefunden haben, durch Reden ihre Zuhörer ebenfalls zu Untoten zu machen – zumal der etwas diffuse, offenbar von einem durch den Verlust der Sowjetunion immer noch verwirrten Post-Trotzkismus gespeiste Inhalt auch nicht geeignet ist, das Denken zu schärfen, sondern die Gehirne eher breiartig erweicht.

Eine Umbennung der Gruppe in ‘Platitudes’ ist vielleicht anzuraten. Zumindest für diesen Abend kann man jedenfalls als Fazit einen anderen, alten Slogan wieder aufwärmen: “DIE LANGEWEILE IST KONTERREVOLUTIONÄR. In jeder Form.”

30 Responses to “Platypus @ Monarch”

  1. classless Says:

    “Die Linke ist tot, lang lebe die Linke” – das kenn ich doch irgendwoher:

    http://arranca.org/ausgabe/2/medien-oeffentlichkeit-alternativen

  2. Xenu's Pasta Says:

    Unimpressed: . Die Idee ner mehr oder minder geschlossenen Avantgarde ist mir sehr suspekt. Aber ich glaube, in den Staaten hat die K-Gruppen-Szene ihre Blütezeit erst noch vor sich. DAS wird ein Spaß!

  3. Xenu's Pasta Says:

    oops, da wurde der link verschluckt. Deren 10-Wochen-Lesekurs: http://platypus1917.org/2010/08/03/platypus-introductory-readings/

  4. Benni Says:

    Kleine Frage am Rande: Wie genau sieht denn die angesprochene Zusammenarbeit dieser Schnabeltiere mit der ISF aus?

  5. w Says:

    der vortrag trug wirklich skurrile züge. aber die gruppe scheint mir doch vielschichtiger als hier dargestellt, weil deren theorie-faves – postone, horkheimer etc – ja eigentlich diesen weltherrschaftsambitionen entgegen stehen. um das aufgelöst zu bekommen, müsste man sich wahrscheinlich gründlicher mit platypus auseinandersetzen.

  6. Oliver Says:

    Auf jeden Fall haben die den schönsten Namen, der überhaupt geht, soviel muss man ihnen lassen. … Man kann doch vermuten, dass die auch Hegels Verzweiflung am Schnabeltier kennen, oder?

  7. bigmouth Says:

    @benni: die haben bruhns kommunismus und israel auf englisch übersetzt und publiziert. gründe wurden hier in den kommentaren verhandelt: http://rosswolfe.wordpress.com/2010/10/15/louis-proyect-is-again-%E2%80%9Cprovoked-by-the-platypus%E2%80%9D-again-fails-to-say-anything-meaningful-in-response/

    @w: ich glaube, nicht jeder theoretische widerspruch ist auflösbar

  8. Dumdideldu Says:

    Danke für diesen miesen Gastbeitrag, Kulla. Da bleibt einem ja gar nichts anderes übrig als das vernichtende Urteil über die langweiligen Weltherrscher in spe direkt ins eigene Poesiealbum zu übernehmen.

    Wenn schon so ein Seitenhieb gegen eine (vorher noch nicht thematisierte) Gruppe kommt, dann doch wenigstens mit Links zu Positionen, Material und Geschichte dieser Gruppe. Kurz: etwas mehr Recherche.

    Seltsame Begebenheiten, die es zu klären gelte, (bspws.: die Rolle des Platypus-Gründers Cutrone innehalb des Vereins – er stellt eigene Texte in 6 von 10 der Einführungssitzungen – und seine trotzkistische Vergangenheit) gibt es ja. Allerdings nicht nach diesem Haudrauf-Schema…

  9. classless Says:

    Tja, den Schuh muß sich der Autor wohl anziehen, daß er, nachdem er bei dieser tollen Veranstaltung gewesen ist, sich nicht auch noch angeregt weiter in die Gruppe eingelesen hat…

  10. Dumdideldu Says:

    Wenn du das so akzeptierst, dann wäre die Frage an dich, warum du das dann hier veröffentlichst. Und das mein ich ganz wohlwollend in Bezug auf deine Artikel, die sich durch Oberflächenbashing gerade nicht auszeichnen.

  11. classless Says:

    Oh je, ich hab mal wieder das irony tag vergessen…

  12. Udledidmud Says:

    “Zu unserer Befreiung verkünden wir also: die Linke ist tot. – Oder genauer, wir sind alles, was von ihr übrig geblieben ist.” (german platypus, about)

    Also – gemäß ihrer Selbsteinschätzung sind sie Leichen und folgerichtigerweise wäre die eingehende Beschäftigung mit ihnen — na, was?

  13. Dumdideldu Says:

    Logik ist nicht deine Stärke, hm?

  14. Udledidmud Says:

    Ja, bin zu sensibel.

  15. Jerzy (Platypus) Says:

    Ich bin Mitglied von Platypus und einer der Sprecher der Veranstaltung am Sonntag. Bevor ich eine ausführlichere Antwort schreibe, möchte ich kurz zu einem Treffen einladen, welches die Falschdarstellung dieses Eintrags korrigieren kann.

    Wir möchten euch zu einer Diskussionsrunde einladen, in der wir gemeinsam über vorhandene Probleme der deutschen Linken nachdenken möchten, die zukünftige Arbeit von Platypus in Berlin und Deutschland ansprechen und produktiv in die Diskussion einbringen kann. Als internationale Gruppe mit dem Fokus “das Gespräch über den Tod der Linken zu moderieren”, können wir Probleme ansprechen und in den Kontext der Probleme der Linken anderer Länder bringen und so vorhandene ideologische Verhärtungen aufbrechen. Um ein besseres Verständnis von den historischen und aktuellen Schwierigkeiten der Linken hierzulande zu bekommen und über künftige Arbeit und Zusammenarbeit nachzudenken, möchten wir euch daher zu diesem Treffen einladen.
    Zur Diskussionsgrundlage möchten wir unsere Präsentationen von der Veranstaltung am Sonntag vorschlagen: http://germany.platypus1917.org/wp-content/uploads/2011/08/Handout-Ums-Ganze-panel-Aug-2011.pdf

    Das Treffen wird am kommenden Sonntag (MORGEN!), den 21. August, um 15:00, Weichselstr. 13, 12045 Berlin-Neukölln stattfinden. Für Mittagessen sorgen wir. (Das Gespräch wird auf englisch stattfinden).

    Gruß,
    Jerzy

  16. classless Says:

    @ Jerzy

    Worin besteht denn die Falschdarstellung?

    Ihr habt doch größtenteils genau das von dir verlinkte PDF vorgelesen – und war das etwa nicht ermüdend und dröge?

  17. b. Says:

    @classless: bist du etwa NICHT ermüdend und dröge?

  18. b. Says:

    und ermüdet von drogen?

  19. classless Says:

    @ b.

    Ich verspreche mir vom Kiffen etwas runterzukommen, aber ansonsten machen die meisten Sachen mich eher an und auf, und auch das Dope verfehlt immer wieder die ermüdende Wirkung.

  20. Qaumaneq Says:

    If the left is dead, why is the tomb empty?

  21. Xenu's Pasta Says:

    Gibt’s ein Update? War jemand dort? Wie waren die Consulter? — Interessant finde ich, dass jemand denkt, das “Gespräch über den Tod der Linken” moderieren (d.h. auch kontrollieren und verwalten) zu müssen. In einer gewissen Weise ist es vielleicht sogar begrüßenwswert, Die Linke ™ für tot zu erklären, hoffentlich überzeugt das auch die nicht wenigen Kryptoleninisten, an die müsste es zuallererst gerichtet sein.

  22. Jerzy (Platypus) Says:

    Ich möchte kurz auf die Darstellung des Autors eingehen, die eine explizite Missrepräsentation der Gruppe Platypus darstellt. Wie sich unschwer dem “editorial statement” unserer Publikation (welches auf der Rückseite jeder Ausgabe abgedruckt ist) entnehmen lässt, ist die Platypus Review (PR), die die Beiträge der genannten Autoren veröffentlichte, kein Organ der Gruppe. “The Platypus Review hopes to create and sustain a space for interrogating and clarifying positions and orientations currently represented on the Left, a space in which questions may be raised and discussions pursued that would not otherwise take place. As long as submissions exhibit a genuine commitment to this project, all kinds of content will be considered for publication.” (http://platypus1917.org/2007/11/01/platypus-review-editorial-statement-of-purpose/) Als solche, ist sie ein Mittel, für die Arbeit der Organisation, welche bestrebt ist, die Hilflosigkeit der Linken greifbar zu machen, um deren Überwindung zu ermöglichen. Diese Aufgabe vollbringt sich nicht von selbst. Die Herausforderung zur Selbstreflektion, zur Freiheit im Denken, welches sich nicht von hergebrachten Tabuisierungen einschränken lässt, ist eine Form von Führung. Doch dies bedeutet nicht, dass wir etwas nach unserem eigenen Bilde umgestalten wollen. Im gleichen Maße, indem wir Einfluss auf die Linke nehmen, transformieren wir uns selbst. Wir lernen von unsere Auseinandersetzung mit der Linken und hoffen, dass sie ebenfalls von uns lernt. Unser Ziel ist, dass die Linke sich selbst reflektiert und bewusst mit ihrer eigenen Geschichte umgeht, um ihre eigene Gegenwart zu erkennen. Das können wir nicht für sie übernehmen. Deshalb stellen wir Fragen; mehr als das wir Antworten anbieten. Wir wollen die Linke dazu führen, provozieren und herausfordern, diese Fragen ebenfalls zu stellen. Ich lade dazu ein, einen Blick auf vergangene Fora und unsere Publikation zu werfen, welche Zeugnis von diesem Selbstanspruch ablegen. Ein Urteil möge man sich selber machen.

  23. classless Says:

    @Xenu’s Pasta
    Ich war am Sonntag nicht dort & hab auch von meinem Korrespondenten nichts gehört.

    @Jerzy
    Worin die Misrepräsentation bestehen soll, ist mir weiterhin nicht klar.

  24. lucky Says:

    “ermüdend und dröge” = das scheinen mir nicht angemessene maßstäbe zur beurteilung einer linken theorie gruppe zu sein. Klingt eher nach der Meinung eines “SuperIllu”-Leser zu Karls Marx’ “Kapital”. In Zukunft bitte mehr sexy, entertaining and thrilling. Die Inhalte sind mir egal…

  25. classless Says:

    Du findest Marx nicht “sexy, entertaining and thrilling”?

  26. Jerzy (Platypus) Says:

    Die Misrepräsentation besteht in dem sektiererischen Charakter, der Platypus zugeschrieben wird. Offensichtlich resultiert dieses aus einem anti-autoritäten Reflex, der angesprungen ist, sobald das Wort “leadership” gefallen ist. Obwohl im Nachsatz des oben zierten Satzes unmissverständlich klargemacht wurde, dass die Praxis der Gruppe nicht darin besteht, eine neue revolutionäre Partei zu gründen und alle bestehenden Gruppen “aufzusaugen”. Das Angestrebte Wachstum der Gruppe ist Zielgerichtet und nicht Selbstzweck. Es wird benötigt, um die Ziele der Organisation erfolgreich anzugehen: die ideologischen Verhärtungen und überkommenen Probleme der Linken kritisch ins Bewusstsein zu rufen. Es weist auf eine politische Ernsthaftigkeit hin, die dem Autor anscheinend einen Schrecken in Mark und Glieder fahren lässt. Kein Wunder, denn “die Chancen für die Verwirklichung dieser Forderung [stehen] allerdings eher schlecht.” Durchaus – die Frage bleibt nur, welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Wie wir versucht haben in den Ausführungen nahezulegen, obliegt die Naturalisierung dieser Perspektiven der Rechten.
    Wie der Artikel verdeutlicht, haben wir wohl einen wunden Punkt getroffen.

    Der Autor bleibt auch eine Antwort schuldig, was ihn, außer dem Stil unserer Präsentationen, besonders gelangweilt hat. Der Artikel scheint mir als bloße Polemik gegen die Form des Vorlesens nicht viel aufregender.

  27. Xenu's Pasta Says:

    Lieber Jerzy,

    ich habe Euch nicht gesehen, sondern beziehe mich einzig auf den oben verlinkten Reader und möglicherweise Deine Äußerungen. Ich hoffe, es ist für Dich OK über einen “anti-autoritären Reflex” hinaus ein Problem mit Drang zu Autorität zu haben, sonst müsstest Du erstmal den “case for” aufmachen, um Dich von den Rechten zu unterscheiden. Ich habe ein Problem mit dem dargestellten Drang zu Autorität ohne Klarstellung wieso diese besonders angebracht ist. Historisch ist Autorität eher dazu geeignet, die Suche nach Dem Richtigen Gedanken (TM) zu unterbinden und unter die Prämisse der Praxis zu stellen. Das anzustreben wäre IMHO protofaschistisch.

    Ihr strebt sowohl intra-organisatorisch als auch inter-organisatorisch nicht soo genau definierte “leadership” an, zum besseren der Linken oder so. Möglicherweise ist Euch noch nicht aufgefallen, dass Die Linke (TM) nicht wirklich eine definierte Größe ist, und dass verschiedene Leute die sich als links betrachten möglicherweise entgegengesetzte Ziele oder zu Euren entgegengesetzte Ziele verfolgen. Als sich selbst ins Aktiv gesetzte “leader” müsst Ihr eine Strategie haben, damit umzugehen. Möglicherweise halte ich es aber für “links” nicht Objekt Eurer “leadership” sein zu wollen.

    Ihr naturalisiert Die Linke (TM) in Euren Texten als Objekt, welchem bestimmte Eigenschaften ohne Wenn und Aber zugeschrieben werden, Facetten und Brüche existieren nicht. Geschichte gibts nur aus der Vogelperspektive, Ihr verkauft Eure Version davon als Faktum als ob der Weltgeist persönlich sie geschrieben hätte.

    Eure Sprache ist kontaminiert von Geopolitik, Antiindividualisierung, Definitionsanspruch und Machtrhetorik. Die selbstgewisse Darstellung Eurer Interpretation des Status Quo als Faktum konterkariert das “offene” Diskussionsangebot, die “Freiheit im Denken”.

    Ich werfe Euch nicht vor irgendetwas nach “Eurem” Bilde gestalten zu wollen. Ich glaube Ihr habt gar kein Bild, was Ihr jemandem anbieten könnt. Was zu bleiben scheint, ist die Hoffnung, mittels Organisation/Organisierung einen Prozess einzuleiten, der nebenbei das mit abwirft. _Meine_ Interpretation der Geschichte und des Status Quo sagt mir, Organisation als solches mit höchstem Argwohn zu betrachten.

  28. Xenu's Pasta Says:

    Das mit dem protofaschistisch würde ich gern etwas abschwächen, Faschismus hat zwar eindeutig ein Primat der Praxis, aber der Umkehrschluss ist dadurch noch nicht zwingend gültig.

  29. Eric Ostrich Says:

    Noch ein paar Marginalien:
    Ergänzt sei: Nein, einen ‘anti-autoritären Reflex’ habe ich, denke ich nicht. Schließlich lese ich beispielsweise die Gebrauchsanweisungen von neu angeschafften Geräten meist durchaus mit Interesse und folge weitgehend den dort zu findenden Erläuterungen (auch wenn ich mir manchmal herausnehme, ‘frei’ mit dem entsprechenden Mechanismus umzugehen, um zu sehen, was passiert). Diese Analogie ins Alltagsleben ist nicht flapsig oder polemisch gemeint, sondern soll auf vor allem zwei Punkte verweisen, die mir auch nach den hier zu findenden Beiträgen und der Lektüre ihrer Texte mit dem Phänomen Platypus zu tun zu haben scheinen:

    Zum einen akzeptiere ich Autorität, wenn sie mir auf Feldern, in denen ich mich nur unsicher bewegen kann, mehr Überblick und Orientierung verschafft. Dies ist allerdings bei dem von Platypus Angebotenen nicht der Fall. Eher versucht diese Gruppierung, scheint mir, der eigenen Verunsicherung und Orientierungslosigkeit durch formalistische, bürokratische und schlecht autoritäre Mittel beizukommen – kaschiert durch den bloßen Gestus des ‘Wir stellen endlich die richtigen Fragen’. Xenu’s Pasta hat schon darauf verwiesen, daß sich andere auch Fragen stellen, die wiederum von denen von Platypus, milde ausgedrückt, abweichen können. Also: Autoritäre Äußerungen gerne – aber ich will wenigstens ihre Grundlagen gedanklich durchdringen und sie dadurch mir zu eigen machen können.

    Zum anderen, und dies ist wohl der schwerer wiegende Punkt, ist für mich das Vorhaben, aus dieser schlecht eingerichteten Welt eine den Menschen gemäße herbeizuführen, schon gescheitert, wenn man zuließe, daß erstmal Experten die Sache in die Hand nehmen – und seien es nur die Experten für die ‘richtigen Fragen’. Genau dadurch nähert man sich der ‘Naturalisierung’ der Verhältnisse an, indem man sich so benimmt, als ob man das Verhältnis der Menschen zueinander wie eine Gerätschaft bedienen könne. Kann man ja auch: Dies ist, was jetzt – und schon seit Menschengedenken – im Grunde passiert. Kein Wunder, daß Platypus – man lese die Papiere nach – mit dem, was sie zum Beispiel als Anarchismus oder Neo-Anarchismus zu fassen glauben, überall dort, wo sich was gegens ‘Organisieren’ sperrt – nur herablassend oder im Kern denunziatorisch umgehen können.

    Um’s nicht zu lange zu machen, sei hier nur kurz darauf verwiesen, daß eine Auseinandersetzung mit Vereinigungen wie Platypus auch mittels einer Zerlegung des für die Herbeiführung eines ‘Vereins freier Menschen’ völlig redundanten, unter anderem weil völlig immanenten Begriffs ‘links’ geschehen könnte. Wie fast immer, fliegt spätestens hier der ganze Schwindel auf, indem sich dahinter nur der Wille zum Machen oder Mitmachen, was in dieser Gesellschaft dasselbe zu sein tendiert, verbirgt, also das schematische Abtrennen der jeweiligen Subjekte von all dem, was dadurch zum Objekt wird und nur noch kontrolliert werden kann. Auch hier sei, wen’s interessiert, das Lesen der dafür nur exemplarischen Platypus-Texte angeraten.

    Ein Beispiel, wie Leute anders zur und in der Welt stehen:
    http://raumgegenzement.blogsport.de/2010/08/07/einspruch-gegen-die-kapitulationen-von-1937-vor-den-libertaeren-der-gegenwart-und-der-zukunft-von-einem-unkontrollierten-der-eisenkolonne-1937/

  30. Jerzy Says:

    Die Audioaufzeichnung des Events ist online und kann hier angehört werden:
    http://www.archive.org/details/WhatsLeftOfTheLeftZurSituationDerRadikalenLinkeInDenUsa&reCache=1

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