Der kleine Imperialismus für zwischendurch: Merkel in Argentinien

June 9th, 2017

Merkel besucht als erstes deutsches Staatsoberhaupt seit 15 Jahren Argentinien, lobt seine “Öffnung” und fordert seine “Modernisierung”. Regierungssprecher Seibert sieht wie Merkel das Land, das seit Macris Amtsantritt von Massenentlassungen, weiter galoppierender Inflation und Massenprotesten geprägt ist, auf “mutigem Reformweg” – Oh, Höhepunkte von, laut Merkel, 160 Jahren deutsch-argentinischen Beziehungen! (Seit 1857?)

Von der anderen Seite aus gesehen: Argentinien richtete diesen allein wegen der Sicherheitsvorkehrungen, aber auch wegen Militärparade und allem Tamtam ziemlich teuren Staatsbesuch aus und riegelte für einen Tag das Zentrum seiner Hauptstadt ab, um zu “harten Verhandlungen” zwischen der EU und Mercosur eingeladen zu werden, bei denen “nicht alle argentinischen Forderungen erfüllt werden”, bei denen aber “alle gewinnen” – Oh, Zauber der unsichtbaren Hand!

Ich verweise mal einfach auf den Bericht der “Bild”, in dem der Zynismus besonders schön und plump sichtbar wird:

“Merkel lobte, dass sich das Land unter dem konservativen Präsidenten Mauricio Macri ‘nach einer langen Zeit der Verschlossenheit’ wieder für die Finanzmärkte geöffnet hat, jetzt brauche es Deutschland als Partner bei der dringend benötigten Modernisierung. Unternehmen hoffen bereits auf Milliardengeschäfte.”

Aber sie will nicht auf dem “Evita-Balkon” stehen und, wie SPON für sie antwortet, auch nicht “Anführerin der freien Welt sein” – Oh, der Glanz der Bescheidenheit!

Ende des Jahres holt sich Argentinien dann die ganze WTO-Handelskonferenz ins Land und ist nächstes Jahr Gastgeber der G20. – Ist das Kapital gesund, freut sich der Mensch!

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