Ökonomischer Gottesdienst, die Kündigung in mir

April 2nd, 2011

Diesen Kackjob seltener machen zu müssen, ach nein, diesen Kackjob nicht mehr häufig genug machen zu können, um noch davon zu leben, verwandelt auch seine ärgsten Zumutungen in maximal leicht unschönes Generve.

Schmerzen und Leid werden zu Schulterzucken, (sinkende) Quantität schlägt um in Qualität. Nach einem Tag Rumgestehe helfen ein Fußbad und Ausschlafen noch spürbar, und die Ticks und Macken der Kollegen, deren mindestens unterschwellige Feindseligkeit sonst richtig wehtun kann, haben eher etwas Rührendes oder Mitleiderregendes. Meine auch sonst ja nicht eben legendäre Identifikation mit dem Geschäft sinkt soweit in den Keller, daß ich teilweise vergesse, daß ich auf Arbeit bin. (Wer denkt da nicht an “Office Space”!)

Die Frage ist jetzt, ob ich durch die breiter gestreuten Zumutungen unterschiedlicher Jobs, die ich alle nicht so häufig mache, in der Summe mehr oder weniger Federn lasse. Im Moment bin ich allerdings wegen der miesen Auftragslage (die glücklicherweise durch relativ viele Auftritte ein bißchen kompensiert wird) so weit aus der Arbeitswelt raus wie seit sicher sechs Jahren nicht mehr.

Ich möchte das jetzt aber unbedingt nicht in die Richtung auflösen, mich vom finanziellen Erfolg meiner Auftritte und der Schreiberei abhängig zu machen. Der Plan ist ja immer noch: mit den Kackjobs dafür sorgen, daß ich – soweit das überhaupt geht – schreiben kann, was ich schreiben will, und singen, was ich singen will, und sagen, was ich sagen will.

Also entweder ich bekomme für das, was ich ohnehin tun will, noch mal erheblich mehr Geld (Glückssache!) als ohnehin schon (auch schon Glückssache galore!) oder ich brauche (wieder) mehr bescheuerte Aufträge für die Kackjobs.

Für den Augenblick genieße ich aber, wie mir dieser Quatsch hier gerade von Herzen egal ist.

4 Responses to “Ökonomischer Gottesdienst, die Kündigung in mir”

  1. paule Says:

    Ist diese mindestens unterschwellige Feindseligkeit eigentlich eine Reaktion auf deinen Mangel an Opfer- und Motivationsgestus? Bei uns damals im Fastfood-Laden kam es immer ganz schlecht an, wenn jemand die ganze Sache nüchtern durchgezogen und es dabei irgendwie geschafft hat, sich an Schmerz und Manie eingermaßen vorbei zu schlängeln. Selbst alles richtig zu machen und den Kollegen zu helfen, hat nichts gebracht, wenn hinterher trotzdem der Vorwurf im Raum stand, man hätte “manchmal irgendwie gar nicht so richtig Bock”.

    Und ich meine nicht die platte Konkurrenznummer, sich mit Mehrarbeit beim Chef beliebt zu machen. Selbst wenns keiner von oben mitbekommen hat, wurde das Nichtmitspielen als Charakterfehler verhandelt.

  2. classless Says:

    Das ist mehr so eine irre Mischung aus sich über die Jahre verschärfenden Gewohnheitsausfällen, schlechter Laune und Default-Konkurrenzverhalten, und von alldem kirge ich glaube ich nicht mehr ab als andere, zumindest habe ich nicht den Eindruck. Vielleicht ist es bei mir höchstens ein anderes Mischungsverhältnis…

  3. Donauwelle Says:

    https://www.youtube.com/watch?v=fyvnJQHAiUI

  4. Wolfgang Says:

    “Any damn fool can beg up some kind of job; it takes a wise man to make it without working.” Charles Bukowski

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