classless Jahresrückblick 2016: Tweets & Thesen, Musikvideos & Mitschnitte
December 29th, 2016Viel passiert, viel geklärt, viel geschafft: erstmals seit 2012 wieder mehr als 40 Veranstaltungen, darunter in 11 neuen Orten, erstmals Veröffentlichungen in “konkret”, weitere neue Verbindungen sind angebahnt – wer mich auch vor- oder beitragen lassen möchte, schreibe mir. Der Schwerpunkt lag dieses Jahr noch mehr als sonst bei politisch-sozialen Auseinandersetzungen, aber auch bei der Musik; andere der vor einem Jahr formulierten Vorhaben blieben unterdessen liegen (Forschung, exemplarische Besprechungen, andere Sprachen).
Thesen
Es können einige der größten Arbeitskämpfe aller Zeiten von Indien bis Frankreich ausbrechen, nicht mal lange nach dem größten Streik der letzten Jahrzehnte in D, es können sich Leute in den prekärsten und neuesten Ausbeutungsformen organisieren, es können sich sogar Studis in der deutschen Uni zur Gewerkschaft zusammentun – eisern bleiben die meisten Linken dabei: da kann man nichts machen, Klassenkampf ist Sozialromantik, laßt uns lieber auf den Nachbarsandkasten schimpfen und die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Es kann immer wieder nachgewiesen werden, daß der Großteil der Stimmen für die AfD nicht aus Überzeugung zusammenkam und daß nach allen Umfragen andere Themen fürs AfD-Wahlvolk relevanter waren als die “Flüchtlingskrise” – die deutsche Mitte will ihren Nationalismus aber nunmal nach unten und nach Osten irgendwie abgrenzen. Und die Festung Europa nicht den Hetzern auf der Straße überlassen.
So gut es ist, daß der Verschwörungsdiskurs endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, so bitter bleibt doch, wie vollständig die Kernpunkte Ideologie, Nationalismus und Klassenkampf dabei nicht vorkommen: “Diejenigen, die dem entgegenwirken wollen dürften sich von den rivalisierenden Nationalismen die Themen nicht vorgeben lassen; sie müssten stattdessen über das reden und das tun, was mit dem ganzen Theater ja verhindert werden soll: die Unterstützung und Organisation des autonomen Klassenkampfs von unten, von Streiks, die der Binnenkonkurrenz entgegenwirken können, und von kollektiven Aneignungen, im besten Fall zeigen können, dass es ohne Herrschaft geht.» (Korrekturenposting zu meinem Jungle-World-Artikel)
Das Interesse an “Reichsbürgern” (bzw. Leuten, die nun diesem Label zugeschlagen werden) erwachte fast überall erst, als sich die Staatsgewalt direkt angegriffen sah: “Er hat eine heilige Kuh geschlachtet, und (so wie beim NSU) ist genau und erst an der Stelle für den Staat, seine Gewalt und seine gar zahlreich Schar von Anhängern das Maß voll. Nach den Schüssen und dem Tod schalteten sämtliche Medien unbezahlte Werbung für die Sache – es zeigt sich: Cops erschießen ist immer noch die beste PR.” (Staatsbürger vs. Reichsbürger)
Statt bloßer Empörung über die tatsächlich eskalierte Polizeigewalt lohnt sich ein Blick auf Geschichte und Funktion der Polizei, besonders ihre Rolle bei der nationalistischen Mobilisierung der letzten Jahre: “Die Variable ist also gar nicht, daß die Polizei das tut, was sie nunmal tut, sondern auf wieviel Widerstand sie dabei trifft bzw. wie bereitwillig oder gar vorauseilend sich die Gesellschaft von der Polizei zu ihrem Gegenstand machen läßt.” (All Cops Are Staatsgewalt)
Außerdem: Der “War on Drugs” ist nicht gescheitert. In Paraguay und Brasilien werden zu wenig kapitalhörige Regierungen entmachtet und nach wie vor kapitalistische Aneignung und Ansprüche gewaltsam durchgesetzt.
Mitschnitte
Ideologie, Herrschaft, Verschwörung – wozu Menschen aus Ideologie erzeugen und wie die Annahme allmächtiger Verschwörungen dabei hilft
Rausch als Fähigkeit jedes Nervensystems, sich Situationen zu entziehen
(Längere englische Version: “Your consciousness is always altered” – Längerer deutscher Audiomitschnitt.)
Identität, Identitäre, Identity Politics und marxistische bis diskordische Identitätskritik
Tweetauswahl
und noch 1 Frage: wenn Merkel nächstes Jahr doch entthront werden sollte, ist dann Sanders oder Putin schuld?
#Merkel2017 #LiquidMonarchy
der Punkt am Rausch sind nicht die Drogen, der Punkt an der Ideologie sind nicht die Fehler
der Punkt an Herrschaft ist, daß sie aufhören muß, und der Punkt an uns ist, daß wir rauskriegen, wie wir sie loswerden und das machen
dem Kapital ist’s egal
Klasse gegen sich selbst
dem Kapital gefällt’s
#koeln3107
History stuff:
Musikvideos
Summary quote
“Die Konsequenz aus der deutschen Geschichte und Gegenwart kann irgendwie nicht lauten, arbeitende Deutsche sollten sich nicht zusammentun – schon weil sich das einfach nicht verhindern läßt. Es müßte darum gehen, wozu, mit wem und vor allem wie sie sich zusammenschließen. Zum Fußvolk des kapitalistischen Nationalstaats, der als einer der größten Rüstungs- und Schuldenexporteure Krieg und Armut verbreitet, und der sich fürs gelegentliche Ausbleiben rassistischer Eskalationen und für die gelegentliche Einhaltung internationaler Konventionen feiern läßt. Zur letztlich komplementären nationalistischen bis rassistischen Massenbewegung und Populärkultur. Oder eben zum Streik, zur kollektiven Aneignung von Produktion und Reproduktion, zur länderübergreifenden Solidarität auf Augenhöhe. Und das beginnt immer alles damit, daß welche damit beginnen.”
(Diese Klasse mit diesem Kampf)
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