Richtige Stellung (5): Bahamas

August 22nd, 2011

[Sommer & auf Arbeit: Zeit für eine Postingreihe mit liegengebliebenen Korrekturen & Bemerkungen – “richtig” heißt: so seh ich’s wirklich, “Stellung” heißt: Stellung im Produktionsprozeß und in den Auseinandersetzungen statt Unterstellung]

Vor knapp einem Monat versammelte die Bahamas unter der Überschrift “Mitmachen ist Ehrensache” sicher über 100 Leute, um ihnen ihr Leid, die jüngsten Veranstaltungsausladungen und Übergriffe, zu klagen und lud im Anschluß zum gemeinsamen Nachdenken über mögliche Problemlösungen ein.

Da es aber nicht nur um den “Terror von Verbot, Drohung und Nötigung gegen Kritiker” ging, dem es entschieden entgegenzutreten gilt und der zuletzt in Form eines Angriffs auf Justus Wertmüller in Bonn und im Kleinen sogar am Mittwoch selbst vor Veranstaltungsbeginn in Gestalt eines Dutzend pöbelnder und schwer halluzinierender Antiimp-Kiddies zu erleben war, sondern auch darum, daß “man sie lässt, d.h. z.B.: nicht öffentlich zurechtweist”, was explizit an Jungle World und Phase 2, implizit aber an die ganze antideutsche Szenerie gerichtet war, halte ich es für an der Zeit, meine Position zur Bahamas zu umreißen, eine Position, mit der ich meine, mich in guter Gesellschaft zu befinden, die aber aus verschiedenen Gründen bisher (zu) wenig artikuliert wurde.

Gäbe es die Bahamas nicht, würde also antideutsche Kritik nur so aussehen wie etwa die prodomo, wäre alles ganz einfach: dort sticht Distinktion stets Dialektik aus, zweitere muß für die aktuelle Ausgabe von Christoph Plutte angemahnt werden, und die Welt wird fast nur noch nach Bestätigungen fürs eigene Ressentiment bzw. für die Gleichsetzungsautomatik links = reaktionär abgesucht.

Nur war es mit der Bahamas nie so einfach und ist es auch nicht.

Sie ist der rollende Zankapfel, sie hat wiederholt linke, autonome, kommunistische Gewißheiten erschüttert, zum Teil sehr erfolgreich. Immer wieder hat sie die große Angriffsfläche der organisierten Linken und der sie umgebenden Szenen mit Kritik und Spott überzogen, was sich viele derer, um die es ging, redlich verdient hatten. (Noch in der aktuellen Ausgabe, in der es so Ärgerliches wie Niklaas Machunskys völlig freie Assoziationen über Tiqqun zu lesen gibt, wie auch in Justus’ Referat letzten Mittwoch steckten zahllose kluge und fiese Bemerkungen zu “Mitmach-Deutschland” und dem freiwilligen Zwang der quasi-verstaatlichten Arbeitskraft.) Gegen alle, die die Bahamas – ausgesprochen oder unausgesprochen – für diese oftmals höchst angezeigten Einsprüche hassen und zum Schweigen bringen wollen, war und ist sie jederzeit zu verteidigen; in Auseinandersetzung mit den oft schlicht irren Anwürfen, von denen sie getroffen wurde, gingen Differenzen verloren, und im Zweifelsfall stand ich lieber auf ihrer Seite als auf der jeweils anderen. (Jetzt würde ich sagen, daß ich es vorziehe, mich nicht mehr auf eine Seite zu schlagen, was aber klingt, als hätte ich auch weniger Problem mit den anderen – no way!)

Nur hat sie die Wirkung ihrer Kritik eigenhändig unterminiert, in gewisser Weise ganz grundsätzlich durchs Festfahren auf Positionen, was immer die Gefahr birgt, daß einem die Dialektik abhanden kommt, genauer aber durch das Vertreten von zwei ganz bestimmten Positionen, mit denen sie viele Sympathisierende verprellt und den heutigen Zustand passiver Entsolidarisierung erzeugt hat.

Die erste dieser Positionen datiert zurück auf die Vergewaltigungsdebatte von vor zehn Jahren plus. Dabei geht es mir keinesfalls um alles, was die Bahamas damals vorzubringen hatte; ihre Kritik am kollektiven Strafbedürfnis in der autonomen Szene z.B. finde ich in groben Zügen richtig und wichtig. Nein, es geht darum, daß sie von einem Vergewaltigungsfall, für den sie die Kriterien einer Vergewaltigung akzeptierte, dennoch kategorisch behauptete, er sei keine Vergewaltigung gewesen und im Zuge dessen eine ganze Reihe wohlbekannter Relativierungen und Verharmlosungen auftischte (Sex ist immer Grenzüberschreitung und Willensbruch, es war nur schlechter Sex, keine “richtige” Vergewaltigung, Überwältigung macht erst gesunden Sex usw.). Dies wurde nicht zur Diskussion gestellt, sondern dekretiert – wer es anders sah, galt als Lustfeind. Bis heute wurde nichts davon zurückgenommen, im Gegenteil, anläßlich der Ausladung von Justus Wertmüller aus dem Conne Island letzten Herbst bekräftigte Sören Pünjer diese “Wahrheit”, an der es festzuhalten gelte: “Der oben geschilderte Vorfall war mitnichten eine Vergewaltigung…”

Sie zitierten damals wie heute diese Stellungnahme der Frau, um die es ging: “Obwohl ich ihm mehrmals gesagt habe, dass ich nicht mit ihm schlafen will, hat er mich gefickt. Hinterher fragte er, ob ich das als Vergewaltigung ansehe, und dass es doch in Ordnung sei, mir trotz eines Neins Lust zu machen. Es ist eine Vergewaltigung Thomas! Es ist in keinster Weise o.k. einer Frau ‚Lust machen‘ zu wollen und erst recht nicht, wenn die Frau nein gesagt hat.” Und damals wie heute ist das, was ihnen an dieser Geschichte wichtig ist – ganz unabhängig vom Fall selbst -, der eine Teilsatz, in dem das Lustmachen ohne Nein steht; aus dem Lustmachen trotz eines Nein wird so das bloße Lustmachen. Und ohne das Nein geht es dann plötzlich nur noch um Lustfeindschaft und das Recht auf Annäherungsversuche.

Mit diesem bösartigen Quatsch wurden vielerorts mühsam aufgebaute Basisbanalitäten zerstört, und wenngleich es bei den Reaktionen der Interim-Fraktion zumeist um ganz andere Dinge ging, dürfte diese eine Positionierung fürs Abrücken zahlloser Sympathisierender verantwortlich sein. Es ließe sich auf die einfach Formel bringen: Solange der Eindruck bestand, die Bahamas treibe Kritik an bestimmten Formen des Antisexismus in antisexistischer Absicht, waren viele bereit, sie anzuhören und anzunehmen; dieser Eindruck war durch die Leugnung einer Vergewaltigung und die Begleitmusik dazu mindestens erschüttert, wenn nicht zerstört.

It's only better in the bahamas
Is it?

Die zweite Position hob ganz ähnlich mit einer Kritik an bestimmten Formen des Antirassismus in antirassistischer Absicht an, namentlich am Multikulturalismus, der selbst rassistisch funktioniert, indem er Menschen ihrer Kultur zuweist und sie so in deren angeblichem Wesen einsperrt. Die Kritik wie auch die Thematisierung von Islamfaschismus und den Gefahren von Essentialisierung und Formierung islamischer Communities sind seither nicht zuletzt der Bahamas wegen stark diskutiert worden und viele haben ihre Auffassungen deswegen geändert. (Insofern sind auch viele Anklagen seitens der Bahamas in ihrer Pauschalität absurd, da sie sich dadurch gar nicht nur an die ja existenten unbelehrbaren, abgeschotteten Strukturen richten, sondern auch an genau jene, die die Kritik der Bahamas ernstgenommen haben und jetzt nicht mehr ernstnehmen können oder für bitterernste Selbstauskunft der Bahamas halten müssen.)

Diese Kritik und Thematisierung kippte jedoch regelmäßig in Hetze um, zuletzt etwa, wenn Thomas Maul – unredlich oder dumm – Merkmale des Islam und seiner Anhänger aufführte und als einzigartig hinstellte, obwohl sie bei anderen religiösen oder ideologischen Kollektiven ebenso anzutreffen sind. Auch scheint sich die Auffassung durchgesetzt zu haben, Antirassismus wäre das größere Problem in Deutschland als Rassismus, und Clemens Nachtmann etwa wirft in seinem ansonsten sehr bedenkenswerten Text zum “Altern antideutscher Kritik” im aktuellen Heft staatliche Multikulti-Programme mit antirassistischen Initiativen zusammen und spricht dann summarisch von “Antirassismus als Mobilmachung”.

Zu diesen beiden Positionen mitsamt ihrer willkürlichen Ausweitung der Kritik und pauschalen Feinderklärung kommt noch das Klima hinzu, in dem das alles verhandelt wird: es ist dies eine klassische Snafu-Situation, eine Atmosphäre opportunistischer (Selbst-)Kritiklosigkeit.

Zugegeben, es hat oft gedauert, bis die Kritik der Bahamas wirksam wurde, und deshalb gab es vielleicht bei manchen auch dieses Zögern bezüglich der Verirrungen und der Hetze; es wurde sich gefragt, ob die tiefere Weisheit darin noch zum Vorschein kommen würde, was mit der Zeit bei vielen Themen der Gewißheit gewichen ist, diese tiefere Weisheit wohl doch nicht mehr zu entdecken. Wer die Entwicklung der Bahamas in den letzten Jahren so wie ich aufmerksam verfolgt hat, wird zudem die Hoffnung für unbegründet halten, daß sie von all dem gefährlichen Quatsch etwas zurücknehmen oder nochmals zur Diskussion stellen könnten. Das scheint aus Prinzip nicht zu passieren; auf Veranstaltungen wurde eher ein gewisser Stolz bekundet, nichts zurückzunehmen zu haben. Und das wiederum paßt leider sehr gut zum Gesamtbild der Preisgabe von Dialektik zugunsten von Positionierung und Einkapselung, die immer wieder auch dazu führt, daß ihnen nicht aufzufallen scheint, wann sie nur wie die bekannten “Tabubrecher” der Mehrheit klingen.

Die enorme Unfähigkeit zu Selbstzweifel und Selbstkritik ist abschreckend und wirkt gespenstisch, konterkariert das eigene Beharren auf schärfster Kritik – im Rückzug auf die Figur des “Kritikers” wurde dieser der Kritik entzogen und gleichzeitig gegen die “postmoderne” Infragestellung dieser Figur Stimmung gemacht. Ebenso gespenstisch ist diese quasi-paranoide Selbstgewißheit, die, auch wenn sich Hedonisten und Kommunisten von ihnen abwenden, das trotzdem als Ausdruck von Lustfeindschaft bzw. strukturellem (wenn nicht offenem) Antisemitismus gegen “den Kritiker” gewertet wird. Daß es zumindest in vielen Fällen auch an ihnen selbst und bestimmten unhaltbaren Positionen liegen könnte, die sie vertreten, daß hier also möglicherweise eine ganz rationale Differenz in Auffassungen besteht, scheint ihnen kaum noch in den Sinn zu kommen.

>>Wir erinnern uns noch gern daran als die Bösen noch böse warn
man brauchte nur auf die andere Seite zu gehen damit man zu den Guten kam
Jetzt sehn sie alle nur noch wie Idioten aus und hörn nicht auf sich zu blamiern
Mit dem Alter fängt man an sich für Countrymusik zu interessieren
<<

(Aeronauten, Countrymusik)

Bahamas-Gegner werden meinen Text wahrscheinlich als Beleg für ihre Überzeugung nehmen, es sei schon immer alles grundverkehrt gewesen damit; so mancher Bahamas-Anhänger wiederum wird darin wohl nur die Unterminierung lange verteidigter Positionen sehen und davon ausgehen, daß ich schwuppdiwupp bei “den anderen” landen muß. Genau das scheint mir ein Teil des Problems zu sein.

Mein Text ist keine anonyme Fatwa aus dem Internet – ihr kennt mich, ihr wißt, wer ich bin. Er ist auch kein Aufruf zur Entsolidarisierung, sondern ein Erklärungsversuch für längst erfolgte Abwendungen und eine Formulierung von m.E. erfüllbaren, wenn nicht selbstverständlichen Bedingungen für Solidaritätsfähigkeit.

Ich finde es tragisch, was aus der Bahamas geworden ist, weil weit und breit nichts in Sicht ist, was an ihre Stelle treten könnte. Die Kritik wird verwaltet und hört auf zu wirken; sie bestärkt vielmehr die sich nun gegenüberstehenden Lager, anstatt alle vor sich herzutreiben. Vor allem in Bezug auf Israel bleibt die Bahamas für mich eine der ganz wenigen korrekten Stimmen und es wäre ein großer Verlust, wenn diese Stimme dazu nicht mehr zu hören wäre, weil sie sich mit Rechthaberei und Apologie selbst übertönt.

Bei der Veranstaltung am 27. Juli, in der als zweiter Thomas Maul sprach und u.a Feminismus an einer wirklich bescheuerten Selbstdarstellung einer FrauenLesben-Gruppe zu blamieren suchte (das fehlt noch bei Derailing for Dummies), hat im Anschluß niemand die Frage gestellt, ob die mangelnde Unterstützung vielleicht auch Resultat eigener Worte und Taten sein könnte. Ich war bei der Diskussion nicht mehr anwesend, da ich anderswo die Vorpremiere einer großartigen bittersüßen Filmmontage mit Zitaten Kropotkins beiwohnte, die den Kommunismus auch in aller Aussichtslosigkeit so denkbar und wünschenswert macht, Titel: Die kommende Revolution.


Richtige Stellung 1: Laika Verlag & Weather Underground
Richtige Stellung 2: Ventil Verlag & Egotronic
Richtige Stellung 3: WikiLeaks & Wau Holland
Richtige Stellung 4: 9/11 & Verschwörungsideologie

39 Responses to “Richtige Stellung (5): Bahamas”

  1. 90210 Says:

    Also kann man der Bahamas die Solidarität gegen Schläger und Nötiger entziehen, wenn sie die Defintionsmacht und den Antirassismus in Grund und Boden kritisieren. Daniel Kulla hat die Geduld mit verloren und sieht seine “Solidaritätsfähigkeit” erschüttert – willkommen zurück in der Linken.

    P.S.: Was ist überhaupt Dialektik, Daniel? Kannst Du dies bitte erklären?

  2. classless Says:

    “Also kann man der Bahamas die Solidarität gegen Schläger und Nötiger entziehen…”

    Das kann man vielleicht, ich mache das aber nicht.

    Dialektisches Denken geht von realen Widersprüchen und Gegensätzen aus und betrachtet ihre Auseinandersetzung als den natürlichen bzw. historischen Prozeß – jede Denkweise, die diesen Prozeß (gedanklich) stillzustellen versucht, muß dafür die Dialektik suspendieren.

  3. Xenu's Pasta Says:

    @classless

    Das war eine der differenziertesten Bahamas-Kritiken und -Verteidigung, die ich innerhalb der letzten 10+ Jahre gelesen habe (innerhalb ca. der letzten 5 hab ich gar keine wahrgenommen, hat mich auch nicht interessiert). Die Gründe, die Du aufführst, warum es die Bahamas geben sollte, teile ich. Ich denke jedoch, dass das Projekt sich soweit isoliert hat, dass es qua *preaching to the choir* nur noch Selbstzweck ist. Wir wissen nicht, was es ohne die Bahama gäbe, aber was Du oben beschreibst lässt sich auch als Altersstarrsinn sehen.

    @90210

    Die Leute der Bahamas sollten nicht aufs Maul kriegen, sondern ignoriert werden, gerade wenn sie mal wieder zur Selbstbestätigung eine der seltsameren Thesen ausbuddeln. Wer drauf eingeht, ist erfolgreich getrollt worden, sozusagen Schlingensief auf AntiD (ja das tut weh). Schade, dass sie zu den wenigen gehörigen, die an einer wichtigen Stelle trotzdem immer wieder genau treffen: (deutsches) Mobverhalten kenntlich machen. Ihnen aufs Maul geben zu wollen entspricht genau diesem Mobverhalten.

  4. naldini Says:

    Danke für Deine “Stellung”-nahme zur Bahamas. Sie ist klar und deutlich und ich finde sie sehr sympathisch. Ich kenne mich nicht so gut aus, das ist schon in etwa auf einer Linie mit der Phase 2, oder? Und wie ist das “an ihre Stelle treten” gemeint? In puncto Wirkmächtigkeit?

  5. Qaumaneq Says:

    Was sich hier als Farce wiederholt sind die inneren Schwächen des Freudschen Seelenmodells, ein Jahrhundert später ist transparent geworden dass der oftmals überhöhten Lehre doch Grenzen gesetzt sind, insbesondere hat sie durch ihre Rolle in der Arbeitsgesellschaft enorme Schwierigkeiten damit darüber hinausführende Perspektiven aufzuzeigen, und im Einzelfall kann sie dabei sogar kontraproduktiv sein. Der rituelle Vatermord an der Linken führt natürlich dazu dass man dann wie ein vom Gewaltmonopol kontaminierter Konservativer behandelt wird – schön ist das nicht, eher traurig aber wahr. Ich fand das Projekt “Bahamas” einst wegen seiner Konfliktfreudigkeit reizvoll, die sich vor dem Aufstand wohlwollend von der allgemein abwartenden Haltung abhob, aber letzten Endes ist es daran gescheitert diese trotz aller rhetorischen Pracht noch weniger inhaltlich fundiert zu haben als Anonymous (http://freie-radios.net/42163). Der Widerspruch, zum einen historische Kinder der Linken zu sein, und zum anderen die Fehlleistungen der linken Vorgängergeneration korrigieren zu wollen, lässt sich so rabiat nicht auflösen. Auf diese Weise lässt sich kein Friede mit dem Kapitalismus erzielen. Das liegt daran, dass diejenigen die ihre ideengeschichtliche Genealogie ganz verleugnen nichts mehr haben womit sie dies leisten könnten, und denjenigen die es nicht tun mögen vom Totalitarismus der Demokratie der Konflikt aufgezwungen wird. Zum gelungenen Generationenwechsel gehört eben auch dass die unvollendeten historisch richtigen Auseinandersetzungen der Vorgängergeneration angemessen aufgegriffen und erfolgreich zuendegeführt werden. Die Fehler der 1968er Linken sind ja gerade deswegen so tragisch weil die Anliegen derentwegen sie sie machten so wichtig für das Menschenrecht sind – wichtigster Punkt hier der Nervenkrieg mit dem Gehlenstumpfsinn. Dass das deutsche Gewaltmonopol bis heute unzureichend entnazifiziert ist ist eine völkerrechtliche Tatsache, und um den gesellschaftlichen Zusammenhang zwischen Plagiarismus und pathischer Projektion nachvollziehen zu können braucht man kein panoptischer Postmodernist sein. Es genügt etwas Quellenstudium im Nazischrifttum oder ein Blick auf das aktuelle “Krisenmanagement” des Regimes – die Linken machen auch Fehler, aber das kleptokratische System ist der Fehler.

  6. lasterfahrerei Says:

    dialektik ist sozusagen das ying und yang.

  7. classless Says:

    Nee, Yin und Yang sind Dialektik ohne die Aufhebung. (Vgl. Nomeansno)

  8. Mabuse Says:

    “Nur hat sie die Wirkung ihrer Kritik eigenhändig unterminiert, in gewisser Weise ganz grundsätzlich durchs Festfahren auf Positionen, was immer die Gefahr birgt, daß einem die Dialektik abhanden kommt, genauer aber durch das Vertreten von zwei ganz bestimmten Positionen, mit denen sie viele Sympathisierende verprellt und den heutigen Zustand passiver Entsolidarisierung erzeugt hat.”

    Ja, und genau DAS ist dein Problem, dass die neurechts-neokonservative Bahamas Sympathien mit diesen Positionen verspielt hat und daher nicht mehr so geeignet ist, rechte Theorien in linken Kreisen unterzubringen. Aber wozu gibt es dich? Immerhin ist dir die Dialektik nicht abhanden gekommen…denn du warst ihr niemals nahe.

    “Er ist auch kein Aufruf zur Entsolidarisierung”

    Wäre ja auch noch schöner, wenn du dich von dem Bahamas-Rassisten entsolidarisieren würdest. Als Meister der Dialektik weißt du ja, dass auch Rassismus eine positive Seite hast. Z.B. hat der Rassismus in Israel gegenüber den Palästinensern ja auch irgendwie (um in deiner Sprache zu bleiben) was emanzipatorisches. Und was Israel angeht, da bist du 100% Pro-Bahamas (nicht verwechseln mit Pro-Deutschland, das sind die neurechts-neokonservativen, die keinen “linken” Lifestyle pflegen und daher auch von Kullas neurechts-neokonservativen Antifa-Freunden bekämpft werden. Zu dumm nur, das mit dieser Dialektik….)

    ..in gewisser Weise…ganz grundsätzlich…durchs…festfahren auf Positionen…plemm plemm…blah..blah….Kulla eben…

    ps. “ihr kennt mich, ihr wißt, wer ich bin.”

    Ja, du bist doof. kleingeschrieben.

  9. classless Says:

    Ja, seht her, Leute, so läuft die Diskussion nämlich sonst meistens ab:

    Nachdem ich sage, daß ich mit der Bahamas nicht mehr mitgehen kann, wenn ich die antirassistische Absicht in ihrer Kritik nicht erkenne, heißt es, ich würde Rassismus etwas abgewinnen. Und nachdem ich mit der Frage ringe, wie ich mich zur Bahamas dann aber verhalte, wenn sie körperlich angegriffen wird, heißt es dann, Entsolidarisierung wäre ja auch noch schöner.

    Das meine ich im Antext mit Unterstellung.

  10. Xenu's Pasta Says:

    hach, neurechts und neokonservativ ist auch nicht mehr das, was es mal war…

  11. skp Says:

    geschwurbel…”Auf diese Weise lässt sich kein Friede mit dem Kapitalismus erzielen.”..geschwurbel

    wieso sollte man den erzielen wollen?

  12. Qaumaneq Says:

    Yin
    Yang (o. u.)

  13. lasterfahrerei Says:

    skp: genau kapitalismus ist nicht gleich frieden, daher lässt sich ja auch mit dem kapitalismus kein frieden erzielen.

    classless: die aufhebung ist das wahre gleichgewicht. so wie sich total gegensätzliche phasen einer stereoaufnahme in mono umgerechnet in stille aufheben, hebt sich das ying & yang in der balance auf. also +1 + -1 = 0.
    jetztmal nur so als gedankenflirt ohne daraus eine ideologie zu hämmern und sich das gleich auf den oberarm in tatoo form zu bringen.

  14. classless Says:

    Das ist doch aber nur vorübergehend – es erscheint so in der Momentaufnahme, und dieser Moment gilt als Essenz, wenn das falsche Bewußtsein die Dynamik der sich ständig bewegenden und verändernden Materie stillstellt und Vorbedingungen und Zustandekommen ausblendet.

  15. spiegelschrift Says:

    +1 + -1 = 0 klingt aber eher nach Auslöschung, sprich: Vernachlässigt die andere Seite der Wortbedeutung von Aufheben. Oder anders: +1 + -1=0/yin&yang klingt eher nach Kreis als nach Spirale.

  16. pressluftpinocchio Says:

    daniel, du bringst es mal wieder auf den punkt. super artikel!

  17. lasterfahrerei Says:

    Die Dynamik lässt sich aber nicht stillstellen. Daher muss ja auch verfolgt werden, und ja das lässt sich am besten an den Vorbedingungen und Zustandekommen. Das Aufheben kann abgekürtzt werden, wenn ich den Fall sehen und die Richtung erkenne. Bilde ich mir zumindest ein.

    Naja an dem Ding mit dem Bewußtsein hab ich ja eh meine zweifel.

    spiegelschrift: welche andere wortbedeutung von Aufheben? und was war die erste? bei der +1 + -1 = 0 denke ich eher nach Aufheben. Wer löscht den da was aus? Die -1 die +1 oder andersrum? ist 0 auslöschung?

  18. Nickel Says:

    “Dialektisches Denken geht von realen Widersprüchen und Gegensätzen aus und betrachtet ihre Auseinandersetzung als den natürlichen bzw. historischen Prozeß – jede Denkweise, die diesen Prozeß (gedanklich) stillzustellen versucht, muß dafür die Dialektik suspendieren.”

    Das find ich ja banal und tautologisch bis falsch. Ich interessiere mich vielleicht zurecht nicht so für Dialektik.
    Wie kann ich denn in einem natürlichen Prozess Widersprüche und Gegensätze finden? Wenn ein Wolf ein Reh frisst? Zwischen Materie und Antimaterie? Komisch.
    Und wenn sich jetzt Antifas gegen Nazis vorgehen, dann ist das ein historischer Prozeß? Oder auch natürlich?
    Naja, und tautologisch ist die Feststellung, das wer nicht dialektisch denken will, die Dialektik “suspendieren” muss.

  19. skizza Says:

    der kulla ist beleidigt!
    die bahamas ist oll. sie ist rechts: huiiiii…das ist immer sehr böse und gefährlich. dazu noch neokonservativ….huiiii…vorsicht jungens: aufgepasst!!! das ein deutscher neokonservatismus (evtl: bionade-biedermeier a la p.berg) mit dem amerikanischen neocon so nahezu garnichts zu tun hat dürften wohl auch nur 2 von 40 classless.org lesern schnallen. aber kein problem, der beleidigte kulla brauch das nicht erwähnen.
    das die bahamas pro deutsch ist, so als wäre sie der publizistische ableger von pro-deutschland wird auch erstmal kommentarlos hingenommen. wer beleidigt ist hat nunmal andere sorgen.
    das aus sicht der bahamas deutschlandfans (mit malloze-mütze, fähnchen und molle) nicht grundsätzlich die speerspitze der regression sein müssen lässt sich hier wohl auch weder vermitteln noch begreifen. über ästhetik lässt sich streiten, über politik nicht. man pflegt eine anti-deutsche politik die sich ohne wenn und aber and mölln und solingen orientiert, als hätte sich in den letzten 20 jahren nicht doch vieles grundsätzlich gewandelt.
    und da wo die bahamas dann tatsächlich anti-deutsch ist, nämlich ein klares statement zur bewaffneten problemlösung abgibt, da werden die ganzen kleinen, großen und mittelprächtigen linken schnell zur vorhut der volksgemeinschaft: krieg, neee, tut doch den menschen weh.

    herr kulla ist beleidigt! weil der kommende aufstand als mentale wichsvorlage einer zu errichtenden marxistischen gegen-gesellschaft benutzt wird ist herr kulla sehr traurig darüber, dass hier nicht jeder mitzieht.
    die olle bahamas hat den kommenden aufstand nämlich als genau das bezeichnet, was er schon ist: der gegenwärtige aufstand des pöbels in seiner widerlichsten fassung. der mob, dem zerstörung selbstzweck, dem luxus abscheu und dem askese lebensphilosophie ist. egal ob in clichy-sur-bois (?), tottenham oder in nahezu ganz berlin anhand brennender autos. der aufstand ist schon lange da, doch was da kommt … darin auch nur ein bisschen linkes (und denkt dran: links ist immer supi-gut) potential zu erkennen ist das dermaßen enorme versagen an erkenntnis, das nur wahre linke aufbringen können und sich dann immernoch hinstellen und sagen: auf auf zur revolution.

    “rechte Theorien in linken Kreisen unterzubringen”
    wer so einen unglaublichen mist posten kann, ohne sich selbst aufzuhängen, dem wohl kaum irgendwie geholfen werden.
    das du, beleidigter kulla, nicht sturm läufst wenn pfosten so n quark posten spricht dann wohl eher dafür, dass du auch nicht gerade viel begriffen hast. ansonsten würdest du wohl auch augenkräze bekommen wenn du so n mist lesen müsstest.

    viel glück mitm kommunismus, du wirst es brauchen.

  20. classless Says:

    Wenn ich nicht jede Unterstellung unter meinen Richtigstellungen sofort und vollständig richtigstelle, bekomme ich dafür umgehend den nächsten Haufen Unterstellungen.

    Nu ja – vielleicht morgen wieder.

  21. Xenu's Pasta Says:

    ist doch lustig: in der fortwährend schwelenden Auseinandersetzung sind die Beissreflexe inzwischen so gut trainiert, dass keiner mehr mit Inhalten kommen muss.

    Person1: BAHAMAS!
    Person2: X ist scheisse weil.
    Person3: Y ist scheisse weil X gesagt wurde.
    Person4: kuck mal, da läuft ne Fliege übern Fernseher.
    Person2: Person3 ist sowieso scheisse.
    Person3: Person1 ist scheisse weil Person2 was gesagt hat.
    Person4: mensch, ist das alles plastisch hier!

  22. Qaumaneq Says:

    @skp – Was willst Du damit sagen? Ich fände es schon besser das kaputte System friedlich zu überführen ohne dass erst noch mehr kaputtgemacht werden muss. Aber obwohl ihnen immer wieder vernünftig erklärt wurde wie die Finanzmärkte zu reparieren sind, geben sich die Damen und Herren beratungsresistent und machen lieber blutige Waffengeschäfte. Wo mit Vernunft nichts zu machen ist, da erst recht nicht indem man diese der Affirmation zum Opfer bringt. Was geht wenn sonst gar nichts mehr geht?

    https://indymedia.org.uk/en/2011/08/483547.html

  23. spiegelschrift Says:

    @lasterfahrerei: Mit erster Bedeutung meinte ich ~ negieren; mit zweiter Bedeutung ~ behalten. Das Ying-Yang klingt für mich zyklisch, zwar in sich in Bewegung, aber insgesamt geschlossen, ebenso wirkt das +1 + -1 Beispiel, da es ebenso gut -1 + +1 heißen koennte. Ich würde Dialektik dagegen schon als Entwicklung verstehen, in der sich nicht zwei Gegensätze negieren, sondern der eine den anderen aufhebt und dann selbst aufgehoben wird – und das, ohne das dann Harmonie erreicht ist, sondern als unabgeschlossene Bewegung (eben als Spirale)

  24. lasterfahrerei Says:

    spiegelschrift: mit der spirale kann ich mich auch mehr anfreunden als mit einer harmonie. harmonie riecht für mich dann zu sehr nach einem ideal, also einem vermeintlichen bis falschen normalzustand.

  25. Hawai Says:

    Bitteschön welcher Kritik soll sich die Bahamasredaktion denn annehmen, wenn sie immer so abläuft, wie hier: Das war Vergewaltigung Punkt! Warum, wieso, öhm egal. Basta! Die Bahams kehrt den Rassismus linker Kollektive einfach um. Ausführung? Null! Dann verlassen wir uns eben auf dein Bauchgefühl.

    Statt hier ellenlang zu beheulen, die Bahamas wäre kritikresitent, formuliere doch erstmal eine. Nirgends führst du aus, was an besagten Theorien falsch wäre. Das soll mitnichten bedeuten, dass du nun krampfhaft eine Kritik zusammenbiegen sollst. Nur offensichtlich fällt dir nichts nennenswertes ein. Ich gehöre nun nicht zur Bahamasredaktion, aber ich unterstelle den Redakteuren, dass sie es eingestehen könnten, wenn man ihnen Fehler im Denken nachweisen kann. Allein: Da kommt nichts, als Gestammel.

    Wie wenig die Bahams an Bedetung verliert, kann recht gut abgelesen werden an der Zunahme von Reaktionen auf die Zeitschrift (Hörsäle werden gestürmt und Artikel ihrem Wirken gewidmet), an gefüllten Hörsälen bei Vorträgen ihrer Autoren und an gestiegenen Verkaufszahlen. Bedeutung verliert sie lediglich bei dir, da dich dein Bauchgefühl nach einem Techtelmechtel mit antideutschen Positionen nun doch zurückdrängt zu den linken Läden, in denen du dir so gerne deinen Beifall abholst. Und das versuchst du nun zu rationalisieren.

  26. classless Says:

    @Hawai

    “Das war Vergewaltigung Punkt!”

    Mir geht es um das umgekehrte Dekret, das die Bahamas seither verkündet: Das war keine Vergewaltigung Punkt. Und das betrifft nach dem, was sie bezüglich des Hergangs selbst schildern, einen Fall von Sex gegen den erklärten Willen einer Beteiligten.

    “Nirgends führst du aus, was an besagten Theorien falsch wäre.”

    Ich denke, ich habe erste Kritikpunkte formuliert, bin aber auch noch gar nicht fertig mit dem Thema. Mindestens werde ich mir die Positionierung zu den Banlieue-Riots und zu “Der kommende Aufstand” noch mal gesondert vornehmen. Weiterhin habe ich aber nicht vor, eine andere Generallinie anzubieten, falls es das ist, was du in meinem Gestammel vermißt. Es wird je nach Lage der Dinge und Stand der Diskussion immer wieder andere Kritik notwendig werden.

    “Wie wenig die Bahams an Bedetung verliert”

    Wieviele Leute sich auf das Lagergezänk einlassen, ist nicht das Kriterium, an dem ich die Wirksamkeit von Kritik festmachen würde.

    “nach einem Techtelmechtel mit antideutschen Positionen nun doch zurückdrängt zu den linken Läden”

    Ich bin überhaupt nicht mehr real, ich weiß.

    Aber gelesen hast du’s? (“…so mancher Bahamas-Anhänger wiederum wird darin wohl nur die Unterminierung lange verteidigter Positionen sehen und davon ausgehen, daß ich schwuppdiwupp bei “den anderen” landen muß…” und so)

  27. Xenu's Pasta Says:

    @Hawai

    Die Leier ist ermüdend. Benutz ne Suchmaschine Deiner Wahl, gib “Bahamas Infantile Inqusition Reaktion” ein, und lies Dich in die Debatte ein. Es ist auch “echte” Kritik dabei. Die Debatte ist so breit geführt worden (die Bahamas ist da sogar vergleichsweise spät und wenig originell eingestiegen), dass IMHO auf die Kritik darin referenziert werden kann, ohne dass sie wiedergekäut werden muss.

    Ich persönlich hätte Kritik sowohl an Bahamas’ Reaktion auf einen konkreten Vergewaltigungsvorwurf als auch am Standpunkt zur Definitionsmacht. Ne echte Diskussion hat Bahamas aber selbst verunmöglicht indem sie beides gekoppelt hat und dann rhetorisch-infantil (jaja) sich wundert, dass keine rationale Diskussion drin ist.

  28. h Says:

    skizza,

    zumindest dem mob in hackney ist luxus gewiss kein abscheu und mit askese haben die lads aus meinem council estate um die ecke auch nix am hut. eher mal mit gettin pissed und swag. das letzte mal als ich nachschaute plünderten die noch juweliere und jd sports. und weißt du wer sich gegen die plünderer und schützend vor die bürgerliche eigentumsordnung gestellt hat? die jungs aus der moschee. ist schon echt kompliziert mit der empirie, wa? cheers, man.

  29. knecht Says:

    ohne one häd
    st du net amoal oan oanser?!

  30. Lando Calrissian Says:

    “Auch scheint sich die Auffassung durchgesetzt zu haben, Antirassismus wäre das größere Problem in Deutschland als Rassismus”
    Man was sind Sie ein scharfer Kritiker. Wie bewerten Sie denn die Größe eines Problems? Allein an der Quantität der Meinungen oder an deren Wirkungsgrad? Sind sie jetzt ein extrem guter Statistiker oder eine Mischung aus Hellseher und Kommunikationstheoretiker? Ihr kleines Kladderadatsch ist totaler Mist.
    “Die Kritik wird verwaltet und hört auf zu wirken; sie bestärkt vielmehr die sich nun gegenüberstehenden Lager, anstatt alle vor sich herzutreiben.”
    Kritik wird nicht verwaltet, sondern entfaltet. Sollte etwas anderes der Fall sein, könnten Sie das ja bitte einmal genauer nachweisen. Irgendwelche Erscheinungsblitze sind für eine Kritik an der Bahamas nicht zu gebrauchen.
    conséquence: “Alle vor sich herzutreiben” um alle zu vereinen oder wie dünkt es?
    Ekelhaft.

  31. classless Says:

    ““Alle vor sich herzutreiben” um alle zu vereinen”

    Das wäre so ziemlich die krasseste Fehlinterpretation von Discordian Communism, die ich mir gerade vorstellen kann.

  32. Ich Says:

    @classless

    “Mir geht es um das umgekehrte Dekret, das die Bahamas seither verkündet: Das war keine Vergewaltigung Punkt. Und das betrifft nach dem, was sie bezüglich des Hergangs selbst schildern, einen Fall von Sex gegen den erklärten Willen einer Beteiligten.”

    Du hast recht, der Fall wäre so einfach, gäbe es nicht diesen ganzen Definitionsmacht-Quatsch.
    Legt man nämlich die Definitionsmacht-Theorie zu Grunde, kann das Ganze sich ja durchaus so abgespielt haben, wie die Bahamas-Redakteure vermuten (“nur schlechter Sex”, “aus Nein wird später ein Ja”) und trotzdem können “Antisexist_Innen” von einer Vergewaltigung reden, da das Opfer es so definiert und irgendwann früher einmal nein gesagt hat.
    Der ganze Definitionsmacht-Unsinn hat nur dazu geführt, dass nicht mehr völlig klar ist, was gemeint ist, wenn jemand sagt: “Ich wurde vergewaltigt”. Nach der Definitionsmacht-these kann das nun alles und nichts bedeuten. Nur deshalb wurde der (in Teilen durchaus kritikwürdige) Artikel “Infantile Inquisition” überhaupt erst möglich und nötig.

  33. wertmullah Says:

    Das die Bahamas keine Selbstreflexion oder -kritik übt ist nicht ganz korrekt, siehe zum Beispiel den Artikel “Germanisierung des Westens” von Sören Pünjer in der Ausgabe 55. In diesem Text überprüft er durchaus “dialektisch” die antideutschen Thesen und Meinungen zum Jugoslawienkrieg und der Rolle der deutschen Journaille. Zu diesen antideutschen Meinungen zählt er auch explizit die Bahamas und kommt zum Schluß, dass die Bundesregierung scheinbar doch nicht auf Geheiß von Faz- und taz-Redakteuren agierte. Weiterhin merkt er an, dass die Annahme antideutscher Kritik, “dass das neue voll souveräne Deutschland die Politik des 1918 und 1945 untergegangenen alten wiederholen müsse”, im Rückblick, trotz manchem Anschein nach, nicht korrekt sei. An anderer Stelle kritisiert er Jürgen Elsässer, ohne allerdings zu verschweigen das in früheren Ausgaben der Bahamas ähnlich argumentiert wurde.

  34. Sirup Says:

    “Solidaritätsfähigkeit”? – dieser Ausdruck erinnert fatal an den aktuellen Sozpäd-Jargon und setzt m.E. ein falsches Verständnis von Solidarität voraus. Die ausschlaggebende Bedingung für wechselseitige Solidarität bleibt ja doch, dass die Betreffenden eine gemeinsame Sache betreiben, die einen eindeutig politischen Charakter besitzt. Ich denke, dass Kulla hier tatsächlich strukturell sozialpädagogisch argumentiert, d.h. entpolitisierend.

    “Passive Entsoldiarisierung” – sehr treffend – auf den ersten Blick; auf den zweiten: tautologisch. Denn worin besteht Entsolidarisierung anders als in einer Unterlassung (etwas Passivem also). Was man sich dann noch unter einer “aktiven” Entsolidarisierung vorzustellen hätte, bleibt Euch überlassen.

    Im übrigen stimmt das auch nicht so ganz mit der Entsolidarisierung. Denn was der Bahamas-Redaktion von einem großen Teil des “israelsolidarischen” Spektrums begegnet, geht weit darüber hinaus: wo die “Containment-Politik” gegenüber der Redaktion endet, beginnt meist offene oder heimliche Gegnerschaft. Das Hervorkramen der alten Debatte über den Artikel “Infantile Inquisition” , an die vor zwei Jahren niemand mehr so recht dachte und die Leute unter 30 bestimmt nicht einmal kannten, könnte ein Indiz sein für etwas, was als Resultat einer einfachen Überlegung immerhin eine sehr große Wahrscheinlichkeit beanspruchen darf: dass die Angriffe auf die Bahamas-Veranstaltungen so nicht stattfinden könnten, würden sie nicht von vielen Personen des vermeintlich befreundeten Spektrums gebilligt oder wie das Hausverbot in Leipzig vermutlich sogar gefördert, wahrscheinlich in der Form “aktiver” Entsolidarisierung.

    Ach, ehe ich das vergesse: Die Bahamas ist mir so herzlich egal, wie mir die Heuchelei zuwider ist.

  35. Qaumaneq Says:

    Also die “Infantile Inquisition”… in dem konkreten Fall total daneben und an den Haaren herbeigezogen, hat es aber später wirklich gegeben, siehe etwa Kachelmann oder Assange. Hier sollten auch die Verhältnismäßigkeiten gesehen werden, bei aller Kritik bleiben die Linken gegenüber der Kleptokratie das kleinere Übel, mehr noch die größere Chance mit dem Übel fertigzuwerden. Und das Gefangenendilemma erfordert, bei aller Verbitterung gelegentlich auch mal einem der schon alle Chancen verspielt hat doch noch eine solche zu geben. Ein Erwachsenwerden der Bahamas oder auch Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit – denn nichts anderes als eine solche ist es wenn im politischen Welt- und Selbstbild die emanzipatorische Perspektive der regressiven Schadensbegrenzung weicht – wäre wünschenswert, nicht zuletzt weil ideologiekritische Begleitung dem Aufstand gerade dort wo der Antisemitismus besonders tief in der Staatsideologie verankert ist nur zuträglich sein kann. Vielleicht sollte die Redaktion sich mal weiterbilden:

    http://www.freie-radios.net/41276

  36. bigmouth Says:

    bitte? wo ist Assange das Opfer infantiler Inquisition? Die beiden Frauen sind zur Polizei gegangen um zu erfahren, ob sie Assange zu einem HIV-Test zwingen können, damit sie Sicherheit haben, nicht von ihm angesteckt worden zu sein bei seinen absichtlichen Kondom-Sabotagen, die ja offenbar zu seinen alltäglichen Gewohnheiten gehören, sie also gute Gründe hatten, Angst zu haben. Die Polizei stellte fest, dass ihre Schilderungen Vergewaltigung nachelegen, ein Offizialdelikt. Assange wird angezeigt, und alles weitere kommt ins rollen. Das hat alles 0 mit Definitionsmacht zu tun

  37. Qaumaneq Says:

    @bigmouth – Selbst wenn er von ihr ein solches entgegengenommen aber nicht die Verantwortung dafür übernommen hat, handelt es sich aufgrund des politisch motivierten Austauschs des Staatsanwalts bei dem staatlichen Verfahren um einen Stellvertreterkonflikt gegen die politischen Aktivitäten von Wikileaks. Infantil waren bspw. die Morddrohungen amerikanischer Politiker_innen, und Inquisition sind die Haftbedingungen für Leak-Beschuldigte. Der Fall “Geronimo” zeigt doch dass die Todesschwadronen des Regimes ungebremst weitermorden wenn die Liveübertragung mal einer technischen Störung erliegt, egal ob die politisch Verantwortlichen dann blutige Ansagen oder lange Gesichter machen.

  38. Anti-antideutsches Marburg? « Marburger Umstände Says:

    […] aufschlussreiche Texte, wie z.B.: “Wie ich bei den Antideutschen landete” oder seine solidarische Kritik an der Bahamas. Solche Texte sollten Anti-Antideutsche vielleicht mal lesen, oder wenigstens eingeladene […]

  39. NachtiDrohKotz: Drama in drei Akten – Ferne Welten Says:

    […] zog sich das Blatt den Hass derer zu, die völlig zurecht “mit Kritik und Spott überzogen” wurden. Dass der Vordenker des Blattes “Polemik, die in Wahrheit ein Florett ist, gerne mit einer […]

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